Muirtown Flight

Als ich im Jahr 2018 das erste Mal mit Sissi durch den Caledonian Canal gefahren bin, hatte ich absolut keine Ahnung. Natürlich bin ich bis dato schon durch viele Schleusen hindurch gefahren, doch die waren in den Niederlanden. Wie der Name schon sagt, sind die Niederlande niedrig. Die Höhendifferenz in den Schleusen ist meist nur 30 bis 40 cm. Ganz anders ist es in Schottland. Die Landschaft nennt sich die Highlands und der Name ist Programm. Die Höhendifferenz in einer Schleuse kann gerne einmal drei bis vier Meter betragen. Manchmal hat man zwei Schleusen hintereinander, das wird dann Double-Lock genannt. Dann gibt es noch die Schleusentreppen mit vier, fünf und neun Schleusen. Die werden “Flight” genannt. Wer von Osten kommend in den Kanal einfährt, trifft zuerst auf den vierstufigen Muirtown Flight in Inverness. Direkt davor liegt die Muirtown Bridge. Brücke und Schleusen werden von demselben Team bedient und arbeiten quasi im Verbund.

Muirtown Bridge am Fuße der Schleusentreppe

Blöderweise (aus Sicht des Seglers) gibt es Restriktionen bei den Öffnungszeiten der Brücke. Diese Brücke ist auch die einzige, die nicht auf verspätete Segelboote wartet. Wenn sie einmal geöffnet ist, muss man zügig mit Höchstgeschwindigkeit hindurch. Eine Hauptstraße führt über die Brücke und deswegen wird sie nicht im morgendlichen Berufsverkehr geöffnet, nicht um die Mittagszeit und am Nachmittag im Berufsverkehr auch nicht. Am besten plant man nach der Einfahrt in den Kanal eine Nacht in der Seaport Marina ein. Die liegt direkt vor der Brücke. Dann meldet man sich morgens über Funk beim Brückenwärter und kann zumeist bei der ersten Brückenöffnung um 9:30 Uhr durchfahren.

Rückstau in den frühen Nachmittagsstunden

Maximal sechs Segelboote passen in die Schleusenkammer. Wenn ein Hotelschiff dabei ist, passen nur noch drei Boote hinein. Dementsprechend bekommt man seine Durchfahrtsnummer und die Ansage, ob man für die Schleusen die Fender Backbord oder Steuerbord vorbereiten soll. Wenn wenig Betrieb ist, ist es bei der Bergfahrt in Inverness immer die Steuerbordseite, denn die Bedienkästen für die Schleuse befinden sich dort. Also befinden sich auch die Schleusenwärter auf dieser Seite.

Einfahrt in die erste Schleuse, Fender Steuerbord

In der ersten Schleuse müssen erst einmal die Leinen nach oben geworfen werden. Ich bereite immer ordentlich lange Leinen vor, die sich leicht werfen lassen. Der Schleusenwärter nimmt sie oben entgegen und legt sie auf einen Haken. Dann gibt er sie normalerweise wieder zurück nach unten.

Festgemacht in der ersten Schleuse

Ich kann nur dringend empfehlen, als erste Leine die Achterleine nach oben zu geben. Nur dann wird das Manöver ein Erfolg. Dem Schleusenwärter ist das egal, wenn er zuerst die Vorleine bekommt, wird er zuerst die Vorleine festmachen. Dann wird das Boot aber lustig in der Schleusenkammer tanzen, das ist garantiert. Wer das Schleusen gewöhnt ist, mag diesen Tipp jetzt unnötig finden. Ich habe bei meinen vier Durchfahrten durch den Caledonian Canal jedoch schon viele Seebären gesehen, die diese einfache Regel nicht kannten und nicht berücksichtigt haben.

Kurze Verschnaufpause, das Schleusentor schließt sich

Jetzt sind erst einmal ein paar Sekunden oder Minuten Verschnaufpause angesagt, bis alle anderen Boote in der Schleuse festgemacht sind. Ich nutze die Zeit gerne für einen Schluck Wasser oder den Toilettenbesuch. Nachdem das letzte Boot fest ist, wird das Schleusentor zügig geschlossen.

Wasser strömt in die Schleusenkammer

Jetzt wird geschleust, das Wasser strömt ein. Je weiter man vorne in der Schleuse ist, desto mehr bekommt man den Strudel des einströmenden Wasser ab. Je weiter man vorne ist, desto mehr Arbeit hat man an den Leinen, desto mehr Kraft muss man aufwenden. Deswegen kann ich bei kleiner Crew die Position ganz hinten wirklich nur empfehlen. Es ist nicht immer gut, in der ersten Reihe zu sein.

Das Tor zur zweiten Schleuse öffnet sich

Wenn das Niveau zwischen den Schleusenkammern ausgeglichen ist, öffnet sich das Tor zur nächsten Schleuse. Je nach Anzahl der Boote sollte man seine Leinen nicht zu früh loswerfen. Erst wenn der Vordermann sicher fest gemacht hat, kann man ihm guten Gewissens folgen. Wenn beim Vordermann irgendwelche Probleme auftreten und er sich in der Schleuse dreht, ist man sonst sehr schnell ebenfalls in Schwierigkeiten.

Es geht los in die zweite Kammer

Auf dem Weg in die nächste Schleusenkammer muss man seine Leinen nicht mehr nach oben werfen, schließlich sind sie schon oben. Je nach Größe der Crew stellt man einfach ein oder zwei Crewmitglieder an Land, die die Leinen in die nächste Kammer tragen. Wer einhändig unterwegs ist, kann erwarten, dass der Schleusenwärter die Leinen trägt. Man kann aber auch ein anderes Boot mit großer Crew bitten, ein Crewmitglied abzustellen. Ich habe bei der ersten Durchfahrt mit einer 5-Mann-Crew selbst schon ein Crewmitglied verliehen.

Leinen werden getragen

Vorsicht ist angesagt beim Tragen der Leinen. Man darf sich nicht vom eigenen Boot ins Wasser ziehen lassen, muss auf die Stolperfallen am Boden achten und darf auch nicht an den Schleusentoren hängen bleiben.

Die zweite Kammer schließt sich

Dann geht das Spiel wieder von vorne los. Das Schleusentor schließt sich, Wasser strömt ein und die Boote schwimmen nach oben. An der letzten Schleuse steigt das Crewmitglied wieder ein. Fertig.

Zwei Brücken

In diesem Beitrag geht es nicht um Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. Es geht um zwei Brücken in Schottland. Ich habe ja vor ein paar Tagen erfahren müssen, dass über den Kanal eine neue Brücke gebaut wurde. Wenige hundert Meter neben der Tomnahurich Bridge hat man in den vergangenen drei Jahren die Torvean Bridge errichtet. Die beiden Brücken sind nur etwa zwei Kilometer von der Seaport Marina entfernt, also bietet sich ein Spaziergang bei allerbestem Wetter an.

Dickes Fischerboot fährt in die Schleusentreppe

Als professioneller Kanal-Stalker und Boote-Stalker habe ich auch in der Marina das Funkgerät weiterhin auf Kanal 74 laufen, denn ich möchte informiert bleiben. Vielleicht kommt ja ein Boot vorbei, dem ich schon einmal begegnet bin. Oder es ist wie heute, ich möchte die Brücken besuchen und natürlich sollen diese auch öffnen. Da kommt mir der Fischer gerade recht, der bei meinem Morgenkaffee durch die Seeschleuse einfährt und in Richtung Schleusentreppe weiter dampft. Den will ich in einer der beiden Brücken aufnehmen. Also spaziere ich gemütlich los. Während der Fischer in den Schleusenkammern hängt, kann ich die zwei Kilometer problemlos zurücklegen.

Caley Cruisers in ihrem Heimathafen

Gleich oberhalb der Schleusen befindet sich die Caley Marina. Als wir vom Loch Ness gekommen sind, war die Basis der Caley Cruisers komplett leer. Jetzt sind sie alle zu Hause.

Bootsübergabe an neue Kunden

Ich kann beobachten, wie ein Mitarbeiter neue Kunden in die Bedienung ihres Charterboots einweist. Außerdem müssen die frisch gebackenen Kapitäne noch ein paar Videos zum Thema An- und Ablegen, Schleusen, Brücken und Schiffsverkehr im Allgemeinen anschauen.

Frisch gewaschen stehen die Boote für neue Kunden bereit.

Derzeit muss es sehr ruhig in den Kanalschleusen sein, denn die Heimatbasis ist voll. Heute ist Samstag, also werden sicherlich bald noch mehr von ihnen auf die Reise geschickt. Neben der Heimatbasis der Charterboote gibt es auch eine richtige Marina mit Dauerliegeplätzen und einem Boatyard. Ich könnte Sissi ja über den Winter hier lassen und reparieren lassen. Wenn ich in den nächsten Wochen keinen Wind bekomme, mache ich das vielleicht sogar.

Blick über die Marina

Ich spaziere weiter in Richtung der Brücken, zu viel Zeit darf ich mir nicht lassen. Der Fischer ist ein Profi und Profis schleusen normalerweise schnell. Profis können schließlich mit ihren Schiffen ordentlich umgehen. Also schreite ich aus. In meinem Rucksack habe ich neben einem Snack und der Wasserflasche auch das Handfunkgerät, schließlich möchte ich weiterhin wissen, was bei den Brücken los ist.

Tomnahurich Bridge mit Kontrollturm

Ich ziehe sozusagen den Hauptgewinn. Vom Loch Ness her kommend meldet sich ein Segelboot beim Kontrollturm an. Ich werde es nicht mehr zur Torvean Bridge schaffen, denn die ist schon für das Boot geöffnet. Aber ich kann die Öffnung der Tomnahurich Bridge fotografieren.

Tomnahurich Bridge wird aufgedreht

Der Skipper des Segelboots hält dieses wesentlich professioneller in der Mitte des Kanals, als ich das mit Sissi nach der Vollbremsung gemacht habe. Allerdings hat der Skipper wohl seine Kanal-Unterlagen gelesen oder ist ortskundig. Letzteres bestätigt sich, denn der Kontrollturm fragt ihn, ob er auch die Muirtown Schleusentreppe herunter möchte. Das wird verneint, er fährt nur bis zur Caley Marina.

Schotte fährt durch die alte Brücke

Geistige Notiz für die nächste Durchfahrt durch den Kanal, wann auch immer sie stattfinden wird: Die Unterlagen genau lesen, vielleicht ändert sich ja doch noch etwas! Selbst wenn man glaubt, dass man bei der vierten Durchfahrt alles genau kennt, kann eine Neuerung installiert sein. Wie eben die Torvean Bridge, im Hintergrund und geschlossen. Das dicke Fischerboot lässt jedenfalls auf sich warten.

Torvean Bridge

Die wenigen Meter zur Torvean Bridge sind schnell zurückgelegt. Das Funkgerät schweigt. Während ich die Muirtown Schleusen herunter geschleust wurde, habe ich den Schleusenwärter gefragt, seit wann es diese Brücke gibt. Sie ist wirklich brandneu und erst seit diesem Jahr “fully operationable”. Vorher hatte sie jede Menge Kinderkrankheiten. Der Schleusenwärter hat sie als “overengineered” bezeichnet. Man hätte alle möglichen Sensoren und technische Spielereien eingebaut, die überhaupt nicht nötig wären. Die alte Brücke sei viel besser. Man müsse nur zwei Bolzen entriegeln und schon kann man sie drehen.

Kontrollturm in der Mitte zwischen den beiden Brücken

Bei der neuen Brücke würden Computer vor dem Drehen alle möglichen Checks machen und im Zweifel könne die Brücke dann nicht gedreht werden. Außerdem hätte man aus Kostengründen die eigentlich geplanten Lasersensoren durch irgendwelche billigeren Sensoren ersetzt. Dafür würde man jetzt die Rechnung bezahlen.

Torvean Bridge mit Kontrollturm

Mein Funkgerät schweigt. Der Fischer hat sicherlich oberhalb der Schleusentreppe festgemacht. Ich prüfe das mit Marinetraffic und ja – er liegt dort, wo wir ein paar Tage vorher mit Sissi waren. Pech. Also muss ich auf ein weiteres Segelboot hoffen. Oder auf den Cruiser, dessen Übernahme ich vor einer halben Stunde fotografiert habe. Oder ich belasse es bei diesen Fotos.

Kreisverkehr. Hier gibt es elektronische Anzeigen für die Brückenöffnung

Ein Grund für den Brückenneubau ist der Verkehrsfluss auf der Hauptstraße. Der Autoverkehr soll nicht ausgebremst werden. Deswegen wird auch immer nur eine der beiden Brücken geöffnet. Über die andere Brücke soll der Verkehr fließen. Dazu hatte der Schleusenwärter auch eine ganz dezidierte Meinung. Die Autofahrer seien zu blöd, sich nach den Anzeigen zu richten. Deswegen wären die Kreisverkehre immer schnell blockiert und es würde schnell ein langer Stau entstehen. Ich habe keine Lust mehr zu warten. Doch vor der Tomnahurich Bridge sehe ich einen Cruiser am Wartepontoon liegen. Ich frage ihn, ob er sich beim Kontrollturm angemeldet hat. Ja, das hätte das Charterunternehmen für ihn gemacht. Fein, denke ich mir. Dann werden die Brücken doch gleich wieder geöffnet. Und siehe da, ein zweites Charterboot kommt aus Inverness den Kanal entlang gefahren. Der Alarm klingelt und die erste Brücke öffnet sich.

Tomnahurich Bridge öffnet. Autofahrerperspektive.

Ich gehe davon aus, dass der Wegweiser am Kreisverkehr funktioniert. Tatsächlich hat der Schleusenwärter recht gehabt. Trotzdem reiht sich noch ein Auto nach dem anderen in der Schlange ein. Ich gehe weiter zur Torvean Bridge.

Cruiser haben es durch die erste Brücke geschafft.

Die beiden Motorboote haben es unfallfrei durch die erste Brücke hindurch geschafft. Jetzt müssen sie auf die Öffnung der zweiten Brücke warten. Eigentlich keine große Sache, denn sie sind mit Bugstrahlruder und Heckstrahlruder ausgestattet, können also auch seitwärts fahren. Das habe ich auf der Webseite des Charterunternehmens herausfinden können.

Cruiser möchte anlegen.

Ich habe mir auch den Lehrfilm zum Thema “Brücken” angesehen, den das Charterunternehmen auf seiner Webseite anbietet. Dort wird gesagt, dass man bei geschlossener Brücke am Wartepontoon festmachen soll. Das erste Motorboot stürzt sich auf den Pontoon wie ein Raubvogel auf seine Beute. Derweil beginnt schon der Alarm der Brücke mit dem Läuten.

Geschafft!

Neben mir macht ein Radfahrer eine Vollbremsung und springt von seinem Rad. Ich höre die deutschen Worte “ich muss mich beeilen” und dann steht er mit seinem Telefon vor der Ampel. Die wird beim Blinken gefilmt.

Brückenschrat

Immer wieder dringen deutsche Wortfetzen in meine Ohren. Es ist definitiv ein deutscher Brückenfan, der es gerade noch so zur Brückenöffnung hierher geschafft hat. Außer Atem kommentiert er die Geschehnisse für sein Video. Nach dem Schließen der Schranken passiert erst einmal nicht viel. Lediglich der Brückenfan springt vor den Schranken hin und her.

Zuerst wird die Brücke gekippt.
Die gekippte Brücke wird anschließend gedreht.

Mit einem Mal wird mir klar, warum der Schleusenwärter die Brücke als “overengineered” bezeichnet hat. Die Fahrbahn wird zuerst einmal gekippt. Der Brückenfan hat diesen Vorgang in allergrößter Extase gefilmt. Hätte ich vielleicht auch gemacht, ich hatte es nicht erwartet.

Halb offene Brücke

Der anschließende Swing dieser Swing-Bridge ist genau so unspektakulär wie bei allen anderen Brücken. Das Ablegemanöver des ersten Kreuzers wiederum verspricht für die nächsten Schleusen allerbestes Schleusenkino. Schade, dass ich denen nicht in Fort Augustus zusehen kann.

Cruiser legt ab.

In einem krassen Bogen legt da Boot ab und nimmt Kurs auf die andere Kanalseite. Es kommt mir vor, als ob der frisch gebackene Skipper sein Gefährt quer durch die Brücke fahren möchte. Kurz vor der Betonmauer gelingt ihm die Kurskorrektur. Jetzt nimmt er erst Kurs auf die andere Seite des Kanals, doch in immer kleiner werdendem Zickzack stabilisiert sich letztendlich sein Kurs. Ein Leckerbissen.

Hart Backbord, will er etwa quer durch die Brücke fahren?

Ich sehe der Brücke noch beim Schließen zu. Dann mache ich mich wieder auf den Weg zurück zu Sissi. Ich habe Hunger. Außerdem will ich noch die Wettervorhersage der kommenden Tage studieren, vielleicht hat sich ja etwas ergeben. Bisher sieht es jedenfalls nicht so aus, als würde ich hier in Kürze abfahren können. Spätestens am Montag muss ich aus dem Kanal raus.

Kurskorrektur ist im letzten Moment gelungen!

Cash

Ich muss endlich Wäsche waschen. Ich habe kaum noch frische Sachen zum Anziehen. Die letzte Waschmaschinenladung habe ich in Cork gewaschen. Cork liegt in Irland und ist damit in der Eurozone. Ein paar Euromünzen hatte ich noch, also war das Waschen kein Problem. Auf der Isle of Man habe ich praktisch alles mit der Kreditkarte bezahlt. Dort habe ich kein Bargeld aus dem Automaten ziehen müssen. Ein paar Pfund Bargeld waren noch in den Bordbeständen, die habe ich mir für den schlimmsten Fall ins Portemonnaie gepackt.

Waschmaschinen und Trockner in der Seaport Marina

Auf Islay musste ich dann doch an den Geldautomaten, denn die Marina in Port Ellen kann man nicht mit der Karte bezahlen. Ansonsten habe ich auf Islay aber doch fast alles bargeldlos bezahlt. Es ist so einfach. Selbst die Busfahrer wollten kein Bargeld, man legt die Kreditkarte auf den Fahrkartendrucker und der Käse ist gegessen. Die Waschmaschine in Port Ellen läuft nur mit Münzen, doch ich hatte keine passenden Münzen. Außerdem war die Wäsche dort sehr teuer, deswegen habe ich das Thema in die Zukunft vertagt. Im Caledonian Canal gibt es an verschiedenen Stellen Waschmaschinen, doch auch die laufen nur mit Münzen. Münzen, die ich nicht hatte. Ich war hocherfreut, als ich in der Seaport Marina die Waschmaschinen gesehen habe, denn es gibt dort nur bargeldlose Bezahlung.

Kartenterminal für die Waschmaschinen

Während die Waschmaschine ihre Arbeit tut, suche ich an Bord die Pfundmünzen zusammen, die ich noch habe. Es kommen doch fast 10 Pfund zusammen. Die werde ich heute Abend in den Pub tragen, denn ich habe noch keinen Wirt gesehen, der Bargeld ablehnt.

Fast 10 Pfund Bargeld

Ich sortiere die saubere Wäsche in den Schrank, dann spielt mein Radio eine Live-Übertragung aus dem Frankfurter Waldstadion. Das ist nicht ausverkauft, denn der Verein aus Leipzig hat einfach nicht genug Fans mitgebracht. Das 4:0 stimmt mich euphorisch. Nach dem Abendessen gehe ich los und gerate in einen Darts-Wettbewerb.

Jährliche Clachnaharry Inn Darts Meisterschaft

Viele schöne Stunden habe ich mit den Pfeilen im Speak Easy in Sachsenhausen zugebracht. Dort zählt der elektronische Automat automatisch die Punkte herunter. Manchmal zählt er diese auch nicht. In Schottland habe ich schon viele Dartscheiben gesehen, doch in keinem Pub war ein elektronischer Automat. Die Punkte werden hier noch von Menschen gezählt. Die Stimmung ist ausgelassen und die ganze Veranstaltung ist für einen guten Zweck.

Punkte werden aufgeschrieben.

Wie hierzulande üblich muss ich mein Bier sofort bezahlen. Ich gebe dem Wirt ein paar Münzen und sage ihm, dass er den Rest behalten soll. Da sind wir doch schon beim ersten Problem mit der bargeldlosen Lebensweise. In den Wochen im United Kingdom habe ich kaum Trinkgeld gegeben. Es war einfach nicht möglich. Von der Kreditkarte wird nur das abgebucht, was die elektronische Kasse berechnet. Außerdem käme es mir komisch vor, ich weiß nicht, in welcher Tasche das Geld dann landen wird.

RNLI Spendenschiff

Jeder kennt bei uns die Spendenschiffchen der DGzRS. Die Gesellschaft heißt hier RNLI und ist ebenfalls auf Spenden aufgebaut. Auch hier finden sich diese Schiffchen überall. Ich stelle mir die Frage, ob die fast ausschließlich bargeldlose Lebensweise Auswirkungen auf das Spendenaufkommen hat. Man kann nicht eben mal das Wechselgeld in das Schiffchen stecken, wenn man mit der Karte bezahlt hat. Kartenzahlung ist hierzulande die Regel und nicht die Ausnahme. Selbst die 0,99 Pfund für die SIM-Karte habe ich bargeldlos bezahlt, ohne dass der Kassierer mit der Wimper gezuckt hätte. Kommt überhaupt noch Geld in diesen Schiffchen an? Spontan ein paar Pfund zu spenden ist eine Sache, doch wer setzt sich an den Computer und überweist seine Spende statt dessen? Meine übrigen Münzen wandern in das Schiffchen, das nächste Bier zahle ich mit Karte. Am folgenden Morgen stehe ich vor dem Coop und habe kein Pfund mehr für den Einkaufswagen.