Auf Islay hatten wir viele Sonnentage mit flüssigem Sonnenschein. An einem dieser Tage beschlossen wir, einen Ausflug mit Bus und Fähre nach Jura zu machen. Deswegen mussten wir früh aufstehen, weil der einzige brauchbare Bus mit Busanschluss auf Jura schon um 9:40 Uhr in der Frühe fährt.
Wenige Einheimische fahren mit dem Bus, dafür um so mehr Touristen. Die Einheimischen sind entweder zu alt, um selbst Auto fahren zu können oder zu betrunken.
Während Islay mit ca. 5000 Einwohnern noch richtig dicht besiedelt ist, wohnen auf Jura nur ca. 215 Menschen. Dementsprechend ist auch die Infrastruktur ausgelegt. Die Fähre ist einigermaßen klein.
Auch die Busverbindungen auf Jura sind selten. Wir fuhren mit dem ersten Bus des Tages von der Fähre zum Hauptort. Mit dem letzten Bus fuhren wir später wieder zurück. Das reichte für drei Stunden Aufenthalt und ein Mittagessen im Jura Hotel.
Jens und ich machten einen kleinen Spaziergang, immer die einzige Straße entlang. Die Natur auf Jura ist noch ein wenig beeindruckender als auf Islay. Der Regen allerdings auch.
Meine Erinnerungen an die Insel Jura sind ziemlich gemischter Natur, denn mein erster Kontakt war einigermaßen hart. Dazu aber gleich mehr. In der Craighouse Bay kann man gut mit dem Segelboot ankern, außerdem sind viele Bojen ausgelegt, an denen Segelboote festmachen können.
Im Jahr 2012 war ich zum ersten Mal in Schottland segeln. Wir hatten ein Segelboot gechartert und unser Skipper war nach eigenen Angaben ein erfahrener Segler. Wir kannten ihn schon einige Jahre und waren oft mit ihm in Kroatien segeln. Am ersten Tag unseres Törns erreichten wir Jura und wollten in der Craighouse Bay an eine Boje gehen. Dabei knallten wir in der mindestens 100 Meter breiten Einfahrt mit voller Fahrt auf ein Riff. Ein echt harter Kontakt mit der Insel und ein navigatorischer Patzer des Skippers, der für zwei Wochen schlechte Stimmung an Bord sorgen sollte.
Bislang habe ich auch noch keinen Jura-Whisky gefunden, der mir geschmeckt hätte. Ob das an dem damaligen Grounding lag oder vielleicht doch an der Destille – geschenkt. Inzwischen war ich noch zweimal in der Craighouse Bay und wir sind nie wieder auf dieses gut bezeichnete Riff geknallt.
Zumindest haben wir damals aus dem Charterboot kein Bootswrack gemacht. Und der Gin, den sie ebenfalls auf Jura herstellen, schmeckt mir heute hervorragend.
Da der flüssige Sonnenschein immer stärker wurde, haben wir uns in die Bar des Jura Hotels verzogen. Dort gibt es das übliche Mittagessen (Fish & Chips mit Erbsen aus der Dose) und natürlich auch geistige Getränke.
Die Gestaltung des Innenraums ist so individuell wie hässlich, aber da es die einzige Bar im Ort (oder gar auf der Insel) ist, fühlten wir uns dort sehr wohl.
So kann man die Wartezeit auf den Bus verbringen. Am Ende standen wir dann wieder im Regen vor der Brennerei. Der Bus kam pünktlich und der Busfahrer hat uns auch im Bus sitzen lassen, bis die Fähre ankam.
Es gibt auf Jura keine Haltestellenschilder, aber wir wussten ja, wo uns der Bus raus gelassen hat. Dort hat er uns auch wieder eingesammelt. Ich habe kein Foto vom Bus, das mögen sie dort nicht so gerne. Auf Islay ist es auch nicht erlaubt, im Bus zu fotografieren. Manchmal halte ich mich an solche Verbote.
Der starke Regen lies uns die Wartehalle in Port Askaig aufsuchen. Nach einer knappen Stunde Wartezeit kam unser Bus nach Port Ellen und wir landeten bald wieder wohlbehalten auf Sissi.