Laphroaig Distillery

Zu einem anständigen Besuch auf Islay gehört selbstverständlich der Besuch einer der acht Whisky-Destillen. Jens und ich haben uns für den Besuch der Laphroaig Distillery entschieden, weil Jens sie noch nicht von innen gesehen hat. Für mich war es der dritte Besuch der “Prinz-Charles-Distillery”. Stolz haben sie das Wappen der Princes of Wales an der Wand angebracht, es ziert auch jede Whiskyflasche.

Ich dien – das Motto aller Princes of Wales

Bei schönstem Wetter spazierten wir die knapp eineinhalb Meilen von Port Ellen über den Three-Distilleries-Path bis zu Laphi. Dort hatten wir Glück, denn wir mussten nicht lange auf die nächste Führung warten. Ich könnte es auch als Pech bezeichnen, denn wir hatten kaum Zeit, den Begrüßungswhisky zu trinken und hätten sicherlich noch einen weiteren bekommen.

Das Getreide wird gemälzt und gewendet – hier darf ein Tourteilnehmer für die Fotos der anderen posieren.

Laphroaig und Bowmore sind die beiden einzigen Destillen, die einen Teil ihres Malzes selber machen (bis zu 20%), der Rest wird in Port Ellen eingekauft. Dort kaufen auch die anderen Brennereien ihr Getreide. Es wird nach den jeweiligen Spezifikationen der Destillen hergestellt, dazu gehört zum Beispiel, dass es mit mehr oder weniger Torfanteil geröstet wird.

Ablaufendes Prozesswasser erzeugt Wasserdampf

Ein schöner Teil der Führung fand auf der Rückseite der Destille statt. Hier sieht man ablaufendes, warmes Prozesswasser, das in der Bucht für einen tollen Nebel sorgt. Die Führerin erzählte, dass die Bucht sehr fischreich ist und das glaube ich ihr aufs Wort, denn ich konnte einen Reiher bei seiner Jagd auf Beute beobachten.

Reiher im Ansitz

Anschließend ging es wieder rein, obwohl wir gerne noch ein paar Minuten in der Sonne geblieben wären. Vielleicht hätten wir den Reiher dann beim Abflug oder mit einem Fisch fotografieren können. So blieb es bei diesem schönen Bild.

Ein Mitarbeiter beobachtet die Kontrollinstrumente

Keine Fotos habe ich aufgenommen von den Edelstahl-Maischebehältern, in denen eine Art Bier gebraut wird. Wir durften es kosten, es schmeckte leicht säuerlich und mächtig nach Torf. Ganz klar, dass hier ein getorfter Whisky destilliert wird. Ich durfte auch keine Fotos von unserer Führerin machen. Nicht alle haben sich daran gehalten, ich schon – das gebietet die Höflichkeit.

Der Brennmeister hat eine der “Stills” geöffnet

Nach dem Brauen des Bieres (mit ca. 8% Alkohol) wandert es in die erste Brennblase, die sogenannte Wash-Still. Das Bier wird destilliert und man kommt so auf einen Alkoholgehalt von ca. 25%. Das ist in jeder Destille mehr oder weniger der gleiche Wert, die physikalischen Eigenschaften des Bieres sind ja in etwa gleich. Auf das eine oder andere Prozentchen Alkohol kommt es nicht an.

Der Brennmeister verschraubt den Verschluss wieder sorgfältig

Anschließend folgt eine zweite Reihe Brennblasen, in denen dann der neue Spirit gebrannt wird – der kommt mit etwa 70% Alkohol heraus und fließt anschließend in große Tanks, bevor er zur Lagerung in verschiedene Fässer abgefüllt wird. Wer noch mehr über den Prozess wissen möchte, wird sicherlich bei Wikipedia fündig.

Frischer Sprit im Spirit-Safe

Frisch gebrannt ist der Whisky farblos. Es ist übrigens eine Seltenheit, dass man diesen Vorgang fotografieren darf. Die meisten Brennereien machen ein Riesenbohei daraus und verbieten die Fotografie mit der Begründung, dass Explosionsgefahr bestehen würde. Ich habe nicht den Endruck, dass Laphroaig sich in der Explosionsgefahr von den anderen Destillen unterscheidet, das Unterscheidungsmerkmal ist die Lockerheit. Man darf dort wirklich alles fotografieren. Insofern war diese Führung auch für mich ein Gewinn, denn ich wusste das vorher und habe die Kamera mitgenommen. Beim vorherigen Besuch hatte ich sie nicht dabei, denn ich habe nicht damit gerechnet, die interessanten Dinge fotografieren zu dürfen. Danke, Laphi!

Warehaus No. 1

Fertig abgefüllt in gebrauchte Fässer lagert der gute Stoff nun mehrere Jahre lang, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Die Schotten sind clever. Sie kaufen bei den Amerikanern ganz viele gebrauchte Bourbon-Fässer, denn der Bourbon-Whiskey muss immer in nigelnagelneue Fässer abgefüllt werden. Dazu kommen noch Weinfässer (Cherry und andere). Darin nimmt der Whisky über die Jahre einen Teil des Geschmacks von Bourbon, Cherry und den anderen vorher in diesen Fässern gelagerten Getränken an. Der Geruch in diesem Lagerhaus ist unbeschreiblich. Es riecht einfach sehr gut nach Whisky.

In Schottland sind die Engel immer besoffen. Durch die unterschiedlichen Temperaturen im Sommer und im Winter dehnt sich die Flüssigkeit in den Fässern aus und zieht sich wieder zusammen, außerdem sind die Holzfässer sowieso ein wenig undicht, es verdunstet Flüssigkeit. Die Schotten nennen es den Angels Share, den Anteil der Engel.

Typisch für Destillerien sind die Schornsteine

Nach der Führung gab es wie immer eine Verkostung verschiedener Sorten. Es hat Spaß gemacht und wir haben von der Führerin noch erfahren, dass es auf Islay eine Brauerei gibt, die wir gleich am folgenden Tag besucht haben.