Seit Den Oever ist Roscoff unser erster Hafen auf dem Kontinent. Wir waren nun eine ganze Weile im mehr oder minder Englisch sprechenden Ausland und freuten uns auf die französische Küche. Roscoff haben wir ausgewählt, weil der Hafen im Gegensatz zu den meisten anderen Häfen in der Bretagne 24 Stunden am Tag zugänglich ist. So mussten wir uns keine Gedanken über die Ankunftszeit machen.
Die Marina in Roscoff ist riesengroß. Vor der Einfahrt muss man sich auf Kanal 9 beim Hafenmeister melden, dafür wird man dann von einem Schlauchboot begrüßt und bekommt einen Platz zugewiesen. Die Hafenmeister machen dann wie auf dem Flughafen das Follow-Me-Boot und helfen auch beim Anlegen. Das ist bei der starken Strömung in diesem Hafen oft eine gute Sache. Außerdem spielen sie mit dem Schlauchboot Fender und schützen das jeweilige Nachbarboot vor Skippern, die ihr eigenes Boot nicht im Griff haben. Natürlich haben wir Sissi im Griff und Jens hat uns souverän an den Steg gefahren.
Nach dem Ausschlafen machten wir den ersten Erkundungsgang in der Stadt. Wir wollten ja nicht allzu lange bleiben, waren außerdem auf der Suche nach einem Restaurant und einem Supermarkt. Eine SIM-Karte für unseren mobilen Router wäre auch nicht schlecht, denn das Hafen-WLAN ist wie in fast allen anderen Häfen grottenlahm und instabil.
In den Monaten Juli und August gibt es in Roscoff den Rosko Bus, der im Viertelstundentakt eine ringförmige Linie bedient und an der Marina, in der Altstadt sowie am Supermarkt eine Haltestelle hat. Dieses Angebot haben wir gerne und häufig genutzt.
Die Altstadt von Roscoff ist sehr schön, aber als einschlägiges Touristenziel komplett überlaufen. Der Rosko Bus ist auch dafür da, die Touristen von den vielen Parkplätzen vor der Altstadt in dieselbe zu bringen. Eine gute Idee in den französischen Schulferien und der Bus wird auch gut angenommen. Teilweise mussten wir einen Bus auslassen und mit dem nächsten fahren, weil der Bus überfüllt war und keine Fahrgäste mehr mitgenommen hat.
Im Zentrum der Stadt ist der alte Hafen. Hier hätten wir nicht einlaufen können, denn der Hafen fällt bei Ebbe komplett trocken. Sissi hat kein Kielschwert zum Hochziehen und keinen Kimmkiel, auf dem man sie parken könnte. Also sind wir in der Marina gut aufgehoben.
Andere können bei Niedrigwasser ihr Boot einfach auf dem Grund liegen lassen. Dieser Segler hier hat die Zeit genutzt, um an seinem Boot ein paar Arbeiten zu verrichten.
Bei unserem Spaziergang um das leere Hafenbecken sind uns dann noch ein paar Vögelchen aufgefallen, die munter gezwitschert haben. Mit dem Teleobjektiv erwischten wir sie bei ihrem Bad.
Mit der richtigen Ausrüstung wiederum ist es kein Problem, im Zentrum des Geschehens die Nacht zu verbringen. Dieses Segelboot hat Wattstützen, mit denen es vor unangenehmer Schräglage bewahrt wird. Mein Ding wäre es nicht, mitten vor allen Leuten auf dem Boot im Hafenbecken fest zu sitzen.
Im Hafen kann man von den Fischern auch ihren frischen Fang kaufen. So erwarben wir an einem der Abende ein Kilo Krebsscheren, aus denen wir eine leckere Vorspeise gezaubert haben. Davon haben wir keine Fotos, denn wir waren alle hungrig und hatten das Fotografieren vergessen.
Vor Roscoff liegt die Île de Batz, eine kleine Insel mit großem Naturschutzgebiet. Alle halbe Stunde kann man aus dem alten Hafen mit der Fähre übersetzen. Ich habe noch nicht herausbekommen, ob auf der Île de Batz Autos fahren oder nicht. Eine Autofähre konnten wir jedoch nicht sehen.
In der Altstadt selbst wühlten wir uns durch die Touristenmassen. Was für ein Glück, dass hier nicht noch Kreuzfahrtschiffe vor der Stadt parken. Es sind auch so schon genug Touristen unterwegs. Darüber dürfen wir uns jedoch nicht beklagen, wir wussten vorher, dass es in Frankreich in den Sommerferien überall an der Küste voll ist.
Am ersten Abend haben wir im Restaurant “Le Surcouf” ein sehr leckeres Menü genossen. Nach dem Abendessen fühlten wir, dass wir in Frankreich angekommen sind.
Und selbst in einem dermaßen überlaufenen Ort ist es möglich, eine ruhige Seitenstraße zu finden. Die Touristen laufen nämlich nur eine einzige Straße entlang. Nur unsere Suche nach einer SIM-Karte war bislang nicht von Erfolg gekrönt. In Roscoff gibt es keinen Laden, der Telefonkarten vertreibt.
Wie an so vielen Orten ist es auch in Roscoff wichtig, den Blick einmal nach oben zu richten. Manche Häuser sind mit Details versehen, wie dieses hier mit der Madonna irgendwo im ersten Obergeschoss.
Mitten in der Altstadt, also genau da wo sie hingehört, ist die große Kirche. Sie dominiert mit ihrem Turm das gesamte Ensemble. Insgesamt also ein schöner Fleck, an dem wir hier gelandet sind.
An vielen Ecken tun sich schmale Gassen auf, durch die man nicht mit dem Auto fahren kann. Auch hier gilt, dass man sich nur wenige Schritte von den Hauptschlagadern des Tourismus entfernen braucht, schon findet man idyllische Ecken und malerische Fotomotive.
Ebenfalls im alten Zentrum des Orts ist ein Kriegsgräberfriedhof. Im Hintergrund sieht man wieder die Île de Batz. Leider war dieser Friedhof abgeschlossen, wir konnten ihn nicht betreten. Vielleicht aber auch aus gutem Grund, zu viele Touristen täten ihm sicher nicht gut. Obwohl es hier viele Mülltonnen an jeder Straßenecke gibt, findet man noch genug Abfall, der einfach achtlos auf den Boden geworfen wird.
Noch die Ansicht einer typischen Straße im Ort. So weit man Autos abstellen kann, ist alles zugeparkt. Hinsichtlich der Anwohner kann ich das verstehen, denn der öffentliche Nahverkehr beschränkt sich auf den Stadtbus, der nur zwei Monate im Jahr fährt und einer Buslinie nach Morlaix. In Morlaix gibt es dann Anschluss an die Bahn. Den örtlichen Bahnhof brauchte ich mir gar nicht ansehen, denn wie in vielen anderen malerischen Ecken Frankreichs hat die SNCF auch in Roscoff den Schienenverkehr eingestellt.
Wenigstens in den beiden Ferienmonaten könnte man hier einen Zugverkehr anbieten. Macht man aber nicht.
Auch wir haben den Bus nach Morlaix genutzt, denn dort konnten wir eine SIM-Karte für unseren Router erwerben. Unsere in Schottland gekaufte SIM-Karte war nur innerhalb des United Kingdom günstig, Roaming in Frankreich hätte ein Heidengeld gekostet. Die in Irland im Tesco gekaufte SIM-Karte erlaubt kein Roaming. Schade, da sind noch sechs oder sieben Gigabyte drauf. Diese Karte war jedoch sehr, sehr billig. Und die auf Guernsey gekaufte Karte funktioniert nur auf Guernsey. Aber auch diese Karte hat lediglich ein paar Pfund gekostet. Jetzt haben wir eine Karte, die internationales Roaming erlaubt und im Vergleich zu deutschen Tarifen absolut billig war. Ein Euro für das Gigabyte ist in Deutschland noch nicht üblich. Wenn alles gut läuft, werden wir mit dieser Karte bis zu den Kanaren Internet haben.