Wir sind mit dem Schiff hingefahren. Also gut, wir haben uns hinfahren lassen. Von der Touristenfähre. Das kostet pro Person 9€ für die Rückfahrkarte und ist damit gar nicht mal so teuer. Den Garten mit den exotischen Pflanzen wollte ich mir für 6€ nicht anschauen. Dort läuft man zu Fuß von der Marina in Roscoff in 10 Minuten hin. Weil wir mit dem Schiff gefahren sind, bekommt diese Blog-Seite einen mit Roscoff gleich berechtigten Menüeintrag.
Am Morgen des 19. August sah unser Großsegel noch aus, wie auf dem Foto links. Es ist gerissen, als wir versuchten, bei acht Windstärken nach Camaret-sur-mer zu gelangen. Zunächst hatten wir die Hoffnung, dass der Segelmacher die Reparatur in zwei oder drei Stunden hinbekommt. Wir sollten gegen Abend oder am nächsten Mittag noch einmal wieder kommen, hieß es. Also mussten wir uns eine Beschäftigung für den Tag suchen. Die Wahl fiel auf eine Tour mit dem Touristenboot auf die Île de Batz. In den vergangenen Tagen hatten wir schon gelernt, dass jede Menge Touristen aus dem Umland eine Tour nach Roscoff machen, nur um auf diese Insel über zu setzen.
Von der Abfahrt habe ich keine Fotos gemacht. Es ist ja nichts Besonderes, wenn eine Personenfähre den Hafen verlässt. Nach der Ankunft auf der Insel hat es mir aber sofort gefallen. Der Hauptort liegt an einer malerischen Bucht, in der jede Menge Boote liegen. Liegen ist hier übrigens wörtlich zu nehmen, denn die Bucht fällt komplett trocken und dann liegen die Boote im Schlamm.
Die Wanderkarte gab es nicht zum Mitnehmen, also habe ich sie fotografiert. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, denn an allen wesentlichen Wegkreuzungen sind die Sehenswürdigkeiten ausgeschildert. Batz ist zwar keine autofreie Insel, es ist eine autoarme Insel. Wir haben nur ein paar Traktoren fahren sehen, ansonsten bewegen sich die Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Motorroller fort. Sehr angenehm. Wer die Wanderung um die Insel nicht schafft, kann sich mit einem Kleinbus fahren lassen.
An einigen Restaurants vorbei führt die Hafenpromenade auf die Kirche zu. In den Gärten gibt es überall Palmen und andere südliche Gewächse, deren Namen ich nicht kenne. Das liegt am Golfstrom und wird sich hoffentlich nicht ändern, wenn sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten ändert. Es wäre schade darum.
Im Vergleich zur Größe der Insel und zu den wenigen Häusern im Ort erscheint mir die Kirche sehr, sehr groß. Da passen alle Inselbewohner hinein, die Gäste auch.
Normalerweise gehe ich nicht mehr in Kirchen, seit ich aus der Kirche ausgetreten bin. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht. Überraschenderweise sieht die Kirche innen genau so aus, wie ich Kirchen in Erinnerung habe.
Auch die Marienstatue mit Kerzen darf nicht fehlen, ein Taufbecken gehört zur Vollausstattung einer Kirche und der Beichtstuhl ebenso. Jetzt habe ich mal wieder eine Kirche von innen gesehen, in ein paar Jahren wiederhole ich das. Das Bild von der Orgel habe ich aufgenommen, aber nichts ins Blog gestellt. Die Orgel war relativ klein und unansehnlich. Vielleicht klingt sie besser, als sie aussieht.
Spannender finde ich es vor der Kirche, wo ich auch Menschen fotografieren kann. Einerseits die Touristen mit ihren Leihfahrrädern, andererseits die alte Frau, die eben noch in der Kirche war und sich jetzt in der Sonne wieder ein wenig aufwärmt. In den alten Kirchen ist es auch an Sommertagen nicht warm.
Von Roscoff aus habe ich ein Foto der Île de Batz gemacht, jetzt habe ich auch ein Foto in der Gegenrichtung. Während der Aufnahme habe ich mich über unsere goldrichtige Entscheidung, hierher über zu setzen, gefreut. Im Laufe des Tages gingen mehrere Regenschauer über dem Festland herunter, die Insel blieb verschont. Jeder weiß, dass Regen wichtig für die Natur ist, aber keiner will im Regen herumlaufen. Ich auch nicht.
Weiter und weiter spazierten wir um die Bucht. Diese Perspektive lud mich zu einem Foto ein. Jens und Christoph fühlten sich darauf hin ebenfalls eingeladen.
Wir sahen einen Wegweiser zu einer Alimentation, also einem Lebensmittelladen. Durch die kleine, malerische Gasse führte uns der Weg. Hier hätte ich auch gerne Menschen auf dem Bild gehabt, doch die einzigen Menschen, die wir sahen, waren andere Touristen, die uns nicht durch das Foto laufen wollten. Schade.
Wir fanden in den Regalen des kleinen Geschäfts Baguette, Camembert, Schinken und Oliven, die wir für ein Pique-Nique in unsere Rucksäcke luden. Außerdem gab es dort Kouign Amann, das Florian uns in seinem Kommentar zum Blog ans Herz gelegt hat. Ein leckerer Butterkuchen mit jeder Menge Kalorien. Nun brauchten wir nur noch einen schönen Platz. Erst einmal verließen wir den Hauptort und gingen an Feldern vorbei.
Die Fahnen auf dem abgeernteten Acker sahen ein wenig aus, als gehörten sie zu einem Golfplatz. Deswegen musste dieses Foto sein. Weiter führte uns der Weg zum Leuchtturm, vor welchem wir Bänke und einen Tisch fanden. In Frankreich gibt es immer Raum für ein Pique-Nique.
Für 4€ Eintritt hätten wir auf den Leuchtturm klettern können. Das wollte aber keiner von uns. Wir sind nur noch die fünf Treppenstufen auf der Sissi gewohnt. Die Franzosen bauen sehr hohe Leuchttürme. Auch dieses Exemplar ist gigantisch.
Ein kleiner Teich auf der Insel wird als “Mare de canard” bezeichnet. Hier schwimmen ein paar Enten herum. Als sie ihre Köpfchen unters Wasser tauchten, ging uns allen das Kinderlied durch den Kopf.
Wir haben ein Bild von der Fenchelernte geschossen. Außer Fenchel wachsen noch Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und Artischocken auf der Insel. Die Kartoffeln zum Beispiel haben wir im Supermarkt in Roscoff kaufen können.
Mitten auf der Insel steht an der höchsten Stelle ein zweiter Turm. Wir haben ihn zunächst für einen weiteren Leuchtturm gehalten. Dann haben wir das Radar gesehen und dachten an eine Leitzentrale für die Kontrolle des Schiffsverkehrs. Letztendlich war es jedoch eine militärische Einrichtung, die man nicht fotografieren darf. Siehe Bild.
Der Ausblick hinunter vom Militärhügel ist aber ganz gut. Wenn einem nicht immer die Kollegen ins Bild laufen würden. Komische Menschen gibt es dort auf Batz.
So ganz ohne Bild der Fähre wollte ich den Tag dann doch nicht beenden. Hier kommt die Fähre gerade angefahren, um uns nach Roscoff zurück zu transportieren. Inzwischen war komplett Niedrigwasser. Die Fähre hat einen laaaangen Anlegesteg, der sehr weit in die Bucht hinein reicht. Deswegen kann sie bei jeder Tide nach Batz fahren.
Die Bucht ist jetzt komplett trocken. Jetzt liegen die Schiffe in der Bucht und auch dem Frachter, der der Versorgung der Insel dient, ist das Wasser komplett ausgegangen.
Auch in Roscoff konnten wir nicht mehr in den Hafen rein, der fällt genau so trocken wie die Bucht der Île de Batz. Für den tideunabhängigen Fährbetrieb wurde hier eine lange Brücke gebaut. Nach knapp 10 Minuten Fußmarsch erreichten wir die Bushaltestelle am Hafen. So lang ist die Brücke. Na gut, die Franzosen schreiben “10 Minuten”. Wenn nicht andauernd irgendwelche Touristen stehen bleiben würden, um Selfies aufzunehmen, könnte man den Weg auch in fünf Minuten laufen.
Zuletzt sinnierten wir im Bus darüber, ob die Chancen auf ein repariertes Segel gestiegen sind. Natürlich waren die Chancen den ganzen Tag gleich. Wir besuchten die Segelmacherei und siehe da, unser Großsegel wartete auf uns. Klasse.
Diese Seite entsteht am 20. August. Wir sind mit dem Großsegel unterwegs nach Camaret-sur-mer. Das Großsegel liegt zusammengefaltet auf dem Baum und der Diesel brüllt. Es gibt keinen, aber auch gar keinen Wind heute. Wie vorhergesagt, aber trotzdem schade.