Arklow

Lediglich 10 Meilen südlich von Wicklow liegt Arklow. Wir wussten vorher, dass in Arklow eine richtige Marina ist – mit Duschen und so. Deswegen haben wir gerne ein paar Liter Diesel verbrannt, denn nach dem heißen Ritt nach Wicklow und dem darauf folgenden heißen Sommertag wollten wir beide eine Dusche haben.

Unser Weg nach Arklow

Wir fuhren spät ab, ließen uns vom Tidestrom helfen und waren schon nach zwei Stunden Fahrt in Arklow. Uns wurde geraten, vorher mit dem Hafenmeister zu telefonieren, was wir auch getan haben. Er hat uns dann am Telefon einen Liegeplatz zugewiesen.

Zuerst war ich verblüfft. Ich stand am Ruder und fuhrt den Fluss nach Arklow hinauf, doch es war nirgendwo eine Einfahrt in die Marina zu sehen. Lediglich einige Mastspitzen zwischen Wohnhäusern deuteten darauf hin, dass hier irgendwo eine Einfahrt sein muss. Und bald öffnete sich in der Kaimauer eine schmale Durchfahrt mit einem winzigen Hinweisschild, dass hier die Marina sei.

Einfahrt in die Marina Arklow vom gegenüberliegenden Flussufer aus fotografiert.

Nicht nur die Einfahrt ist eng, die ganze Marina ist es. Wir haben inzwischen schon einige enge Marinas angesteuert, diese hier verleiht dem Wort „eng“ eine neue Bedeutung. Nur knapp reichte der Platz, um Sissi zu wenden und an den uns zugewiesenen Steg zu fahren.

Sissi in der Arklow Marina

Bei unserem Wendemanöver wurden wir interessiert von einem Pärchen auf einem Motorboot betrachtet. Später meinten sie zu mir, dass das Manöver sehr gut ausgesehen hätte. Geschwitzt habe ich, das lag aber am brennenden Sonnenschein. Mit 25°C war es für irische Verhältnisse sehr warm. Im Radio erzählten sie, dass Hunde bei diesem Wetter überhitzen können und dass man sie nicht so anstrengen soll.

Die Marina bietet nicht viel Raum für Manöver

Nach der erfrischenden Dusche waren wir bereit, unser Anlegerbier vollumfänglich zu genießen. Der Hafenmeister kam auch noch ans Boot, wollte aber nur wissen, ob wir gleich am nächsten Tag wieder auslaufen wollen. Da wir das nicht wollten, hatten die Formalitäten auch bis zum Folgetag zeit.

Am nächsten Tag war ich dann beim Hafenmeister im Büro. Die Marina ist mit 25€ ziemlich günstig, dabei sind Strom und Duschen im Preis mit drin. Der Hafenmeister wollte wissen, wohin wir von Arklow aus fahren, dann druckte er mir gleich die Windvorhersage für Arklow und Milford Haven für die kommenden Tage aus. Ich brachte es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass das gar nicht nötig ist, weil das Internet bei uns an Bord prima funktioniert. Statt dessen konnte ich ihm Grüße von zwei Hamburgern ausrichten, die wir in Dublin getroffen haben und die uns von dem total freundlichen Hafenmeister in Arklow berichtet haben. Stimmt! Der ist total freundlich.

Marinapontoon im Fluss

Für alle, deren Boote nicht in die enge Marina rein können oder deren Skipper sich nicht hinein trauen, gibt es im Fluss noch einen weiteren Anlegesteg. Der gehört auch zur Marina, ist genau so teuer wie der Steg im Hafen und hat dafür einen recht weiten Weg zur Dusche. Es gibt nämlich nur die Duschen im Hafengebäude. Einen weiteren Steg gibt es im Fischereihafen auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses – von dort aus ist der Weg zu den Duschen so weit, dass die Leute wahrscheinlich auf ein Taxi angewiesen sind, wenn der Hafenmeister sie nicht fährt. Die Hamburger waren im Fischereihafen und bekamen den Taxidienst vom Hafenmeister mit dessen Privatwagen.

Geht man dann über die Brücke und muss nicht duschen, findet man in Arklow einen recht belebten Ort mit einer Durchgangsstraße. Es gibt dort einige Pubs und viele Familienbetriebe. Nur wenige der größeren Ketten, die wir auch aus Deutschland kennen, haben sich nach Arklow vorgewagt.

Main Street in Arklow

Wir konnten gleich zwei Fleischer finden, die jeweils unter „Family Butcher“ firmieren. In der Auslage eines der beiden Fleischer haben wir leckere Leiterchen gefunden. Die mussten mit, wurden gleich mariniert und kamen in den Kühlschrank.

Arklow Hauptbahnhof – äh – der einzige Bahnhof

Bei unserem Spaziergang am nächsten Tag kamen wir „zufällig“ zu der Zeit am Bahnhof vorbei, als einer der fünf werktäglichen Züge nach Dublin abfuhr. Der Bahnsteig war gut gefüllt und die Verladung des Rollstuhls, der am Bahnsteig hinter dem Bahnmitarbeiter zu sehen ist, verzögerte die Abfahrt nicht. Das kenne ich von der Deutschen Bahn anders. Bis dort die Rollstuhlrampe montiert und der Rollstuhl verladen ist, vergehen oft mehrere Minuten.

Anschließend spazierten wir noch den Fluss entlang und fotografierten die örtliche Fauna auf ihren Vogelinseln. Der Fluss wird hinter der Brücke echt flach und ist selbst für Schlauchboote nicht mehr befahrbar – Enten und Gänse stehen im Wasser.

Vögel im Fluss

Der ausgedehnte Spaziergang machte uns durstig, so dass wir den nahe gelegenen Pub mit Biergarten und Blick auf die Vogelinsel aufsuchten. Erwartungsfroh waren wir, schließlich sollte am Abend die Eintracht ihr erstes Europaleague-Qualifikationsspiel in Tallinn austragen.

Christi’s Bulmers Garden – Bulmers ist ein Cider, also ein entfernter Verwandter von Äppler

Vor dem Genuss des Eintracht-Spiels gab es gegrillte Leiterchen und einen frischen Äppler. Jens rettete einen Fernseher vor dem Absaufen. Wir konnten es kaum glauben, als wir ihn in die Hafeneinfahrt haben treiben sehen. Neben dem Fernseher treiben noch Fußbälle im Hafenbecken, volle Mülltüten, Plastiktüten in allen Farben und Formen sowie Plastik- und Glasflaschen und lange Äste von Bäumen, die am Fluss oberhalb der Marina stehen. Irgendwie ist die Marina so gelegen, dass sie Treibgut jeder Art anzieht. Leider sieht man das in dieser Form nicht überall, sonst würden die Menschen wohl mehr darauf achten, was sie wie oder wo entsorgen. Ich finde es schrecklich. Bei uns geht nur Biologisches über Bord. Was in der Natur wächst, darf auch dahin zurück. Der Rest wird gesammelt und fachgerecht entsorgt.

Der Sanyo-Röhrenfernseher wird aus dem Wasser gezogen

Trotzdem konnten wir unsere Leiterchen genießen, danach das Eintracht-Spiel. Der Genuss vervollständigte sich durch den Auswärtssieg. Die neue Mannschaft unserer Eintracht kontrollierte fast das ganze Spiel und wir freuten uns am 1:2 Auswärtssieg.

Gastlandflagge mit Eintracht-Schal – so soll es sein!

Ich kann zwar noch nicht sagen, wo wir das Rückspiel sehen, ich bin mir aber sicher, dass wir das Rückspiel sehen werden. Arklow ist einen Besuch wert, wir wollen morgen aber endlich abfahren. Derzeit ist draußen jede Menge Wind aus der falschen Richtung, das soll sich aber morgen Nachmittag ändern. Wir wollen nicht wieder so einen Ritt, wie von Dublin nach Wicklow. Immerhin ist die Bugkabine wieder aufgeräumt.