Von Roscoff aus segelten wir mit viel Dieselwind in totaler Flaute nach Camaret-Sur-Mer. Mal wieder ein typisch französischer Touristenort mit einer Hafenpromenade, an der sich Restaurant an Restaurant an Souvenirläden und Galerien reihen. Schön ist es hier trotzdem. In der Flaute brennt die Sonne besonders stark vom Himmel und es fühlt sich an, als wären wir nicht am Atlantik, sondern am Mittelmeer.
Der große Vorteil unseres jetzigen Hafens gegenüber Roscoff ist, dass wir diesen Hafen noch nicht kennen, den Ort noch kennenlernen müssen und vor allem, dass wir uns nicht weiter nach Westen vorkämpfen müssen. Die in den kommenden Tagen erwarteten Winde aus nördlichen Richtungen werden wir nutzen können, um die Biskaya zu überqueren und nach Spanien zu kommen.
Da für heute (21.8.) noch Flaute vorhergesagt war, haben wir uns für zwei Übernachtungen entschieden und fahren erst am Donnerstag los. Also gab es den obligatorischen Rundgang durch den Ort. Von der Touristenmeile am Ufer habe ich keine Bilder gemacht.
Direkt neben der Marina befindet sich der Tour Vouban. In einem Nebengebäude im Keller sind übrigens die Marinaduschen untergebracht. Außerdem haben viele Touristen neben der Kaimauer Steine zu Türmen geschichtet.
Diese Instagram-Mode kann ich nicht gutheißen, es werden dadurch Lebensräume von Tieren zerstört. Das Foto kann ich natürlich trotzdem machen und äußere hierbei die Bitte an alle Leser, solche Steintürme nicht zu bauen.
Auch Jens hat sich mit seiner Kamera in die Instagram-Türme gestürzt. Zugegebenermaßen sieht das auf den Fotos ja gar nicht so schlecht aus. Neben den Problemen mit dem Naturschutz wäre es mir auch viel zu anstrengend, solche Türme zu bauen.
Im letzten Bericht über die Île de Batz habe ich hinsichtlich der Kirche geschrieben, dass ich so schnell keine Kirche mehr von innen sehen möchte. Also habe ich die Kapelle am Hafen erst einmal von außen aufgenommen – selbstverständlich mit Steintürmen.
Bei dieser Kapelle hatte ich im Hinterkopf, dass mir andere Segler davon erzählt haben. Ich müsse da unbedingt hinein gehen. Warum, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Angesichts der Schiffsdekoration erinnerte ich mich wieder. Es ist eine Seefahrer-Kapelle. Sissi schwimmt auch sehr gut ohne Weihwasser.
Lässt man die Steintürme weg, bleibt eine normale Kapelle übrig. Das ist vollkommen in Ordnung. Auf nur wenigen hundert Metern hatten wir schon zwei Touristenattraktionen. Wenn man die Türmchen dazu zählt, sind es drei. Doch bevor wir auch nur einen Fuß in den Ort gesetzt haben, stolperten wir gleich über die nächste Touristenattraktion, den Schiffsfriedhof.
Notre Dame de Rocamadourt hat zwar keinen Friedhof, es ist jedoch ein Schiffsfriedhof mit einem halben Dutzend Fischerbooten daneben. Wir reihten uns ein in die lange Schlange der Touristen, die die toten Schiffe fotografierten.
Im Hintergrund sind der zweite Jachthafen und die Uferpromenade zu sehen. Ein paar Schritte sind wir die Uferpromenade auch entlang gelaufen, haben uns von anderen Touristen auf den Füßen herumtrampeln und uns anrempeln lassen, sind anderen Touristen auf den Füßen herumgetrampelt und haben sie angerempelt, dann wurde es und zu viel. Ein paar Meter sind wir nur in die Seitenstraßen abgebogen und schon waren wir fast alleine.
Hier zeigt sich Camaret-sur-Mer im August trotz der französischen Schulferien von seiner ruhigen und schönen Seite. Jeden Dienstag ist übrigens Markt.
Die Kapelle ist nicht die einzige Kirche in Camaret. Wenn man die Augen aufmacht, kann man von der Promenade aus die ca. 500 Meter entfernte Église St. Remi sehen. Der Weg dorthin führt leicht bergauf, das hält die meisten Touristen fern. Innen ist sie nicht besonders spektakulär, sondern eher einfach.
Was mir hier jedoch sehr gefallen hat (in der dritten Kirche innerhalb von drei Tagen) sind die Kirchenfenster. Die sind alle sehr fein gestaltet.
Nicht weit weg von der Kirche ist der Supermarkt. Dort haben wir für die Biskaya-Überfahrt noch frisches Fleisch, Obst und Gemüse eingekauft. Dann sind wir zu Sissi zurück, denn hier wollte noch aufgeräumt und geputzt werden. An der Windsteueranlage mussten einige Schrauben nachgezogen werden und wir wollten noch ein paar Liter Wasser herstellen. Vorbereitungen zur nächsten großen Überfahrt.