Peterhead

Unser Weg von Holland nach Schottland

Nach dem Verlassen des IJsselmeers und der ungeplanten Übernachtung in Den Oever blies uns der Wind mehr oder weniger direkt in Richtung Schottland. Am liebsten wären wir gleich bis Inverness weiter gefahren, doch der Wind machte uns kurz vor der schottischen Küste einen Strich durch die Rechnung – er schlief einfach ein. Also wählten wir als ersten Einlaufhafen in Schottland Peterhead.

Ansteuerung von Peterhead – die Marina ist links

In allen Lehrbüchern steht, dass man es vermeiden soll, bei Dunkelheit einen unbekannten Hafen anzulaufen. Weder Jens noch ich waren schon einmal in Peterhead. Also liefen wir um kurz vor 2 Uhr Ortszeit in den Hafen ein., bei völliger Dunkelheit. Vor der Einfahrt in die Peterhead Bay muss man sich auf Kanal 14 bei der Hafenbehörde melden. Die funken sogar zu dieser frühen Stunde und begrüßten uns in einem gut verständlichen, stark schottisch gefärbten Englisch.

Dann waren es nur noch wenige Meter bis zur Marina und wir konnten endlich einmal wieder ausschlafen. Das ist so ziemlich das einzige, was einen bei einer mehrtägigen Passage nervt – man bekommt einfach nicht genug Schlaf. Ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb mit nur zwei Mann Personal ist trotz der ganzen Automatisierung ganz schön anstrengend.

Peterhead hat neben der Marina auch ein Öl und ein Gasterminal, hier ist viel Industrie. Deswegen ist es nicht besonders lauschig.

Peterhead Marina mit Industrie im Hintergrund

Trotzdem ist der Hafen sehr beliebt. Segler, die die Nordsee überquert haben oder das gerade machen wollen, nutzen Peterhead gerne als Zwischenstation. Ich kann nicht klagen, die Übernachtung hat 19 Pfund gekostet, es gibt ordentliche Duschen und auch eine Waschmaschine.

Sissi in Peterhead

Wie man sieht, habe ich in der Nacht keine lange Zeit auf die Suche nach einem Liegeplatz verschwendet. Wir sind auch bei absolutem Niedrigwasser eingelaufen und der Tiefenmesser zeigte gelegentlich 1,60 m Wassertiefe. Da ist bei 1,70 m Tiefgang von Sissi (vollbeladen) nur noch die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel übrig.

Blick von der Marina in Richtung Ort über die Peterhead Bay

Peterhead begrüßte uns am Morgen mit der schottischen Sonne, die in Strömen schien. Die Wettervorhersage für Frankfurt am Main sagt heute irgendwas um die 40°C. Da finde ich den schottischen Sonnenschein ganz toll!

Den Tag verbrachten wir mit Einkaufen, Wäsche waschen und Reinigung sowohl unserer Körper als auch von Sissi. Danach waren wir reif für den Pub. Jens hat eine Craft-Bier-Brauerei gefunden, die wir dann natürlich sofort aufsuchen mussten. Das Brewdog. Nein, es werden dort weder Hunde gebraut noch brauen da Hunde, aber das Bier ist lecker. Sie haben ca. 18 Sorten am Hahn.

Brewdog Peterhead

Natürlich ist auch in Schottland in einem Pub am Montagabend nicht die Hölle los. Die sehr freundliche Zapferin hat uns erst einmal ein paar Schluck zur Probe gezapft, weil wir uns aufgrund des üppigen Angebots nicht recht entscheiden konnten. Es kam aber alsbald zur Bestellung eines leckeren Lagerbieres.

Jens bestellt Bier

Ich persönlich finde das System in Großbritannien extrem trinkgeldfeindlich. Man bezahlt jedes Bier direkt bei der Abholung, die Zapferin mag noch so nett sein – von den meisten Kunden bekommt sie kein Trinkgeld. Das habe ich an ihren Augen gesehen, als ich die 9,40 Pfund auf 10 Pfund aufgerundet habe.

Aus einer langen Reihe von Zapfhähnen wird das richtige Bier gezapft

Die Preise liegen für alle Sorten bei knapp 5 Pfund pro Pint, nur die Starkbiere werden in kleineren Gläsern ausgeschenkt, damit man den Preis halten kann. Irgendwie hängt der Preis direkt vom Alkoholgehalt ab.

Das erste Bier in Schottland

Das erste Bier hat besonders gut geschmeckt. Irgendwo hat mal einer gesagt, dass man nicht da war, wenn man keinen Pub besucht hat. Das stimmt wirklich. Wir waren da, denn wir haben drei Stunden im Pub gesessen und genossen. Herrlich. So schön kann das sein.

Nach dem letzten Bier

Am folgenden Tag wollten wir nach Inverness weiterfahren, also machten wir schon um 23 Uhr Feierabend und spazierten gemütlich zur Marina zurück. Dabei konnten wir auf dem Parkplatz vor der Marina mehrere Dutzend Jugendliche Menschen in Autos beobachten, die in Zweier- oder Dreiergruppen nebeneinander standen, schwätzten und wahrscheinlich auch irgendwann die Autos zum Schaukeln brachten. Landleben in Schottland.

Es wird hier ja nicht so richtig dunkel, deswegen sieht die Marina in der Abenddämmerung kurz vor Mitternacht so aus:

Abenddämmerung in Peterhead

Über die Fahrt nach Inverness schreibe ich ein anderes Mal. Von Den Oever nach Peterhead haben wir 409 nm zurückgelegt.