Islay (Port Ellen)

Nach unserem Versorgungsaufenthalt in Oban ging es weiter in Richtung Port Ellen. Wir mussten die Abfahrtszeit einigermaßen gut planen, denn im Sound of Islay, der sich zwischen den Inseln Islay und Jura befindet, herrscht eine starke Tideströmung von mindestens 5 kn. Würden wir versuchen, gegen diese Strömung anzusegeln, würden wir auf der Stelle stehen oder bei wenig Wind sogar rückwärts fahren.

Unser Weg nach Port Ellen

Anfangs war das Wetter gar nicht so schön, der Wind stand uns auf die Nase und aufgrund der Tide war es auch nicht möglich, gegen den Wind anzukreuzen. Wir hätten sonst unser Zeitfenster für den Sound of Islay verpasst. Dazu kam Nebel mit Sichtweiten von unter einer Meile. Wir nutzten die Gelegenheit, um ein wenig mit dem Radergerät herum zu spielen.

Nebel auf dem Weg nach Port Ellen

Erst nach einigen Stunden kam der von uns erwartete Winddreher und wir konnten die Segel hoch ziehen und den Motor abstellen. Eine herrliche Ruhe ist das, die sofort für Entspannung auf dem Schiff sorgt. Im Sound of Islay segelten wir so mit knapp 12 kn, geschoben von der Tideströmung. An der engsten Stelle zeigte unser AIS plötzlich Gegenverkehr von einer Fähre, der Finlaggan. Wir machten uns zunächst ein paar Gedanken, auf welcher Seite wir segeln sollen, damit die Fähre uns gefahrlos passieren kann, die wurden jedoch hinfällig, als die Fähre in Port Askaig anlegte.

Finlaggan in Port Askaig

So segelten wir weiter und konnten in den ruhigen Gewässern sogar noch Abendessen kochen und essen. Das war wichtig, denn vorher wurden wir ordentlich durchgeschaukelt, konnten nicht kochen und waren hungrig. Es gab den Bord-Klassiker Eier mit Speck. Außerdem waren wir wieder einmal von der Nützlichkeit des AIS überzeugt. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir das früher ohne das Tool gemacht haben. Um 0:30 Uhr Ortszeit liefen wir bei völliger Dunkelheit in den Hafen ein, zwei nette Iren waren noch wach und haben uns beim Festmachen geholfen.

Port Ellen im Sonnenschein

Nach dem Aufstehen sah das Wetter ganz anders aus. Der Nebel hatte sich komplett verzogen und dem echten Sonnenschein Platz gemacht. Ich mag den Blick von der Marina aus in die Bucht. Es ist mein fünfter Besuch auf Islay und es fühlt sich ein wenig an, als würde man nach Hause kommen.

Aufdringliche Hafenschwäne

Früher habe ich immer die Hafenrobbe in Port Ellen gesehen, die scheint aber weggezogen oder gestorben zu sein. Statt dessen lebt hier eine Familie aufdringlicher Schwäne, die die Segler ständig um Futter anbetteln.

Marinadusche

Was eine gute Marina ausmacht, findet man in Port Ellen. Ein freundlicher, hilfsbereiter Hafenmeister und gute Duschen. Die in Port Ellen sind erst wenige Jahre alt und in hervorragendem Zustand. Es gibt sogar eine Regenwalddusche, das haben wir in einer anderen Marina noch nicht gesehen. Ein dickes, fettes Wow!

Busfahrplan auf Islay

Da wir uns auf der Insel bewegen wollten, habe ich gleich den Busfahrplan fotografiert. Das ist praktisch, denn die Busse fahren nicht allzu oft, man kann aber mit ihnen jeden wichtigen Punkt der Insel erreichen.

Berühmte Straßenkreuzung

Beim Anblick der Straßenschilder an der Kreuzung wird jeder Whiskyliebhaber Lust auf einen Dram bekommen. Keine Ahnung, wie oft ich diese Kreuzung schon fotografiert habe. Auch in diesem Jahr musste es wieder sein.

Am Abend nach unserer Ankunft wurden wir Zeugen eines lustigen Spektakels. Plötzlich erschien ein Traktor mit Anhänger, auf dem viele junge Leute lärmten und feierten. Eine Hochzeitsgesellschaft.

Hochzeitsgesellschaft auf dem Anhänger

Nach alter Tradition wird das Hochzeitspaar über die Insel kutschiert und unterwegs mit allerlei Dreck beworfen. Schlamm, Torf, Mist und was sich sonst so auf einer Insel mit 5000 Einwohnern und 50000 Schafen findet. Um das wieder loszuwerden, sind die Leute alle mal ins Wasser gesprungen. Der Atlantik hat ja auch eine prima Badewassertemperatur – sie ist mindestens zweistellig.

Sprünge von der Kaimauer

Die Stimmung war gut und nach einer halben Stunde waren die Leute wohl alle sauber, denn sie sind unter großem Getöse wieder davongefahren.

Wir hatten nur noch einen Programmpunkt – den Besuch des örtlichen Pubs. Er heißt hier Ardview Inn und wird von den Einheimischen auch „The Gluepot“ genannt, der Topf voll Kleber. Hier haben wir einen der Mitarbeiter von Laphroaig getroffen, der uns eine schöne Geschichte erzählt hat. Die Menschen arbeiten hart auf der Insel und schuften tagein und tagaus. Dann drehen sie die Jacke auf Links und drehen ihre Kappe um, gehen für 15 Minuten oder einen Drink in den Pub. Wenn sie wieder heraus kommen, stellen sie fest, dass 200 Jahre vergangen sind.

Ardview Inn

So ähnlich ging es uns auch. Wir betraten den Pub, er war schon ziemlich voll. Schnell fanden wir zwei Plätze an einem Tisch, an dem schon eine Reisegruppe aus Finnland saß. Wir kamen ins Gespräch.

Trinken und Reden mit den Finnen

Es entspann sich eine Diskussion über Whisky, die Insel Islay und die Anreise der Finnen, die an dem Nebeltag anreisen wollten, an dem Jens und ich angekommen sind. Das Flugzeug drehte ein paar Runden über die Insel, konnte nicht landen und flog zurück nach Glasgow. So kann es gehen. Dadurch haben die Finnen einen Islay-Tag verloren, am nächsten Tag erst landete ihr Flieger.

Der Pub ist gut voll

Eine Jukebox befindet sich an der Wand, die wird von fast allen Besuchern mit Pfundmünzen gefüttert. Dadurch entsteht eine lustige Musikmischung und alle haben Spaß dabei.

Hinter der Bar sind alle Islay-Distillerien vertreten

Wer möchte, kann im Ardview Inn von jeder Brennerei Whisky verkosten. Die wenigesten machen es aber. Die Schotten trinken am liebsten billige Blends, denn damit kann man sich viel günstiger vollaufen lassen.

Gegen halb Zehn haben wir den Pub betreten, weit nach Mitternacht versuchten wir, unser Boot in der Marina wieder zu finden. Die Bezeichnung „Glue Pot“ passt schon sehr gut.

Kater nach dem Pubbesuch

Ein dicker Kater mit samtweichem Fell stellte sich uns in den Weg und wollte gestreichelt werden. Er genoss es auch, auf den Arm genommen zu werden. Ich mache das nie wieder, denn – nomen est omen – am nächsten Tag hatte ich einen dicken Kater. Jens auch. Das muss an dem Katzenvieh gelegen haben, denn normalerweise passiert uns das nicht, wenn wir auf ein Bier in den Pub gehen.

Es gilt jedenfalls weiterhin die Regel: Wenn du nicht im Pub warst, warst du nicht da.