Douglas

Die Reise von Belfast nach Douglas war zunächst unspektakulär. Dann wurde sie irgendwann ziemlich heftig, als wir an der Nordspitze der Isle of Man hefte Gegenströmung und krachende Wellen hatten. Anschließend wurde sie langweilig, wenn man die sechs Stunden Wartezeit auf die Möglichkeit zur Einfahrt in den Hafen zur Reise hinzuzählt.

Unser Weg nach Douglas

Nach dem Verlassen des betonnten Kanals stellte sich alsbald ein ordentlicher Segelwind ein, so dass wir den Motor abschalten konnten. Das war für mich die Zeit, ein ausgiebiges Nickerchen zu nehmen, Jens hatte die erste Wache. Die Wellen waren sehr unangenehm und haben uns immer schräg von hinten geschoben, das bei vielleicht zwei Metern Wellenhöhe. So richtig kann ich das nicht abschätzen, es können auch drei oder vier Meter gewesen sein, ich will aber nicht prahlen.

Der Tidestrom half uns ein wenig bei der Geschwindigkeit, doch als ich Jens dann irgendwann am Morgen ablöste, waren wir nicht besonders weit voran gekommen. Das war nicht so gut, denn wir wollten die Nordspitze der Isle of Man noch erreichen, bevor der Strom kippt. Dort ist dann nämlich eine unangenehme und starke Gegenströmung.

Point of Ayre Lighthouse
Point of Ayre Lighthouse

Dann verließ uns auch noch der Wind. Trotz schneller, durch den Strom unterstützter Motorfahrt erreichten wir die Nordspitze etwa eine Stunde zu spät. Onkel Benz wühlte mit seinen 94 Pferdestärken das Wasser auf, dennoch fuhren wir kaum noch mehr als zwei bis drei Knoten über Grund. Die Gegenströmung hatte etwa drei bis vier Knoten und unangenehme Wellen und kreisförmige Ströme verlangten sogar von mir, den Autopiloten auszuschalten und das Schiff von Hand zu steuern. Jens hatte seinen Spaß dabei, in dieser Situation den Leuchtturm an der Nordspitze zu fotografieren.

Nach einer knappen Stunde war der Spuk zum Glück vorbei, Sissi fuhr wieder mit dem Autopiloten und auch der Gegenstrom war auf ein vernünftiges Maß geschrumpft. Nur noch ein bis eineinhalb Knoten strömten uns entgegen. Doch welcher Strom soll zwei Frankfurter auf dem Weg in den nächsten Pub aufhalten?

Noch ein Leuchtturm auf der Isle auf Man

Den nächsten Leuchtturm konnte ich damit selbst fotografieren. Nebenbei versuchten wir noch, ein mehr Informationen über den kommenden Hafen aus dem Internet zu saugen, als der Reeds Nautical Almanach zur Verfügung stellt.

Das Internet verweigerte aber die Mitarbeit. Das Datenvolumen, das wir in Peterhead gekauft haben, ist nur innerhalb des United Kingdom funktionsfähig. Die Isle of Man gehört aber nicht dazu, sie ist Besitz der Krone – wie zum Beispiel auch die Kanalinseln. Dafür meldeten die Handys, dass wir normale EU-Konditionen haben, also kostenloses Roaming. Wir reaktivierten eine alte Datenkarte aus Deutschland und siehe da, das Internet wollte wieder mit uns sprechen.

Einfahrt zur Marina von Douglas

Zum Beispiel kamen wir auf diese Weise an die Information, dass wir nicht in die Marina einlaufen können. Jedenfalls nicht vor 21 Uhr. Wir mussten an den Wartepontoon fahren, an dem nach Angaben des Reeds bis zu 18 Boote Platz finden. Mit viel gutem Willen passen da drei Segelboote hintereinander dran. Da ein größeres englisches Boot schon am Pontoon lag und einige Fischer ihre kleinen Motorboote am anderen Ende festgemacht hatten, musste Jens Sissi in eine ca. 14 Meter lange Parklücke steuern. Zur Erinnerung: Sissi ist vom Anker bis zur Windfahnensteuerung etwa 13 Meter lang. Es klappte hervorragend, der Hafenmeister lobte Jens für das Anlegemanöver. Dann mussten Formulare ausgefüllt werden und wir durften noch gut sechs Stunden darauf warten, dass in der Einfahrt zur Marina genug Wasser ist.

Päckchenbildung am Wartepontoon

In der Zwischenzeit sammelten sich mehr und mehr Segelboote am Wartepontoon. Wenn es nicht hintereinander geht, legt man die Boote halt nebeneinander. Bei uns machte die Steel Pulse fest, ein schönes Segelboot aus Bangor, Nordirland. Es entspann sich ein lockeres Gespräch – wir waren uns sicher, mit den beiden nicht zum letzten Mal gesprochen zu haben.

Endlich ging dann um 21:15 Uhr die Brücke auf, wir konnten in den Hafen fahren. Dort machten wir am Pontoon fest und fielen nach der langen Nacht ziemlich schnell in unsere Betten.

Douglas Marina bei Nacht

Am nächsten Tag ging es dann los, die Insel zu erkunden. Dafür kauften wir uns eine Dreitageskarte für den ÖPNV. Für lediglich 34 Pfund kann man drei Tage lang alle, wirklich alle Öffis auf der Insel benutzen. Die Dampfeisenbahn, die elektrische Eisenbahn, die Bergbahn, die Pferdebahn und natürlich alle Busse. Das ist praktisch und rechnet sich schnell. Und die Öffis sind nicht nur ein Feigenblatt, mit den Bussen kommt man alle Viertelstunde praktisch überall auf der Insel hin. Leider war die Pferdebahn wegen Bauarbeiten außer Betrieb, ich bin noch nie mit einer 1-PS-Straßenbahn unterwegs gewesen.

In der Manx Electric Railway

Die im 19. Jahrhundert eröffnete elektrische Eisenbahn fährt noch mit alten Fahrzeugen aus der Gründerzeit und ist damit sehr gut anzusehen. Die alten Wagen mit ihren Holzaufbauten verwinden sich deutlich, wenn die Züge über die ausgeleierten Gleise schaukeln. Es knarzt und knackt im Gebälk, dafür trötet der Fahrer mit seiner Presslufthupe an jeder Kreuzung noch sein Liedchen dazu.

Wagen 32 in Fairy Cottage

Es gibt geschlossene und offene Triebwagen, die mitgeführten Anhänger waren allesamt offene Sommerwagen.

Laxey Station

Laxey ist so etwas wie eine „zentrale“ Umsteigestation. Hier kann man von der normalen Eisenbahn (rechts im Bild) auf die Bergbahn, die Snaefell Mountain Tramway, umsteigen (links im Bild) und auf den höchsten Berg der Insel fahren. Das haben wir natürlich gemacht.

Auf 2000 Fuß Höhe – die Bergstation

Kaum zu glauben, das sich bislang von der Isle of Man nur das Motorradrennen kannte. Ich habe ein paar Videos der Bahnen gemacht und noch einige Fotos auf Lager. Die Videos wollen noch geschnitten werden, dafür brauche ich einen oder zwei Seetage. und hinterher anständiges Internet für den Upload.

Dampfzug in Ballasalla

Neben der elektrischen Bahn gibt es noch eine Dampfeisenbahn auf der Isle of Man. Wir sind am dritten Tag damit gefahren, fanden es aber eher langweilig, wenn man es mit der elektrischen Bahn vergleicht. Natürlich schnauft und stinkt die Dampflok, das tun Dampflokomotiven aber überall auf der Welt.

Jetzt geht es weiter… der Dampf ist natürlich spektakulär. Wie immer bei Dampfloks.

Die Waggons waren gestopft voll mit Touristen. Während wir bei der elektrischen Bahn sogar Einheimische beobachten konnten, die unterwegs an den kleinen Bedarfshaltestellen ein- und ausgestiegen sind, gibt es das bei der Dampfbahn nicht. Hier fahren die Touristen von einem zum anderen Ende. Die beiden Aufnahmen aus Ballasalla konnten nur entstehen, weil Jens und ich mit dem Bus nach Ballasalla gefahren sind und auf den Zug gewartet. Mit dem Gegenzug fuhren wir dann nach Douglas zurück, der Schaffner war über die beiden Touristen am Bahnsteig etwas erstaunt.

Turm vor der Hafeneinfahrt

Die Pferdebahn war leider wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Gegen Abend wurde das Wetter noch einmal richtig schön und wir lichteten den Turm ab, der direkt vor der Hafeneinfahrt von Douglas steht und einerseits als Navigationshilfe, andererseits als Hindernis in der Seekarte verzeichnet ist.