Von Corpach am Ende des Caledonian Canals sind wir nach Oban weitergefahren. Oban ist die größte Stadt an der Nordwestküste Schottlands und hat zwei Marinas. Wir wählten die Oban Transit Marina, die sich innenstadtnah befindet. Hier wollten wir unsere Vorräte ergänzen.
Wir erwarteten nur wenig Wind und befürchteten, den größten Teil des Wegs mit der Maschine zurücklegen zu müssen, das Wetter spielte uns aber in die Hände. Es waren fast immer vier bis fünf Windstärken, in Böen ging das teilweise sogar bis zu sieben Windstärken rauf. Das liegt an den hohen Bergen, die die Lochs in Schottland säumen. Es wurde also eine rasante Fahrt, die uns beiden einen großen Spaß gemacht hat.
Unterwegs ist eine Engstelle, Corran Ferry, wo es ordentliche Verwirbelungen des Tidestroms gibt.
Diese Wirbel reißen wild am Ruder und das Schiff neigt dazu, unkontrolliert Kreise zu fahren. So etwas können wir natürlich nicht mit dem Autopiloten fahren, statt dessen stand Jens am Ruder, der das noch nie erleben durfte. Ich habe ihn bei jeder Drehung kräftig aufgezogen und gefragt, ob er noch besoffen vom gestrigen Abend ist, weil er nicht geradeaus fahren kann.
Dann konnten wir wieder entspannt die Insel Lismore entlang segeln und nach einigen Stunden segelten wir auf den Leuchtturm an der südlichen Spitze von Lismore zu.
Zwischen dem Leuchtturm von Lismore und dem Leuchtturm auf Ladys Rock befindet sich eine mehrere hundert Meter breite Durchfahrt, die nur 12 Meter tief ist. Dort gibt es ebenfalls heftige Tideströmung und Verwirbelungen. Während die Tide jedoch bei Corran noch in unsere Richtung strömte, hatten wir vor Lismore schon Gegenstrom. Der war ganz ordentlich, durchs Wasser haben wir knapp sechs Knoten Fahrt gemacht, über Grund waren es nur zwei – also hatten wir vier Knoten Gegenstrom.
Von rechts kam ein Motorsegler ohne Segel angefahren. Damit dachte ich, die Situation ist vollkommen klar. Wir unter Segeln sind kurshaltepflichtig und der andere muss ausweichen. So habe ich es in meiner Ausbildung gelernt. Jens auch. Nur der Engländer war da irgendwie anderer Meinung. Eine Viertelstunde lang befanden sich beide Boote auf Kollisionskurs. Ich überlegte gerade, wann ich ihn mit meinem Nebelhorn aufwecken soll, als er endlich doch das Gas herausnahm und hinter unserem Heck passierte. Es war so etwa der IJsselmeer-am-Samstagnachmittag-Abstand, nur dass das IJsselmeer keine Strömungen hat. Einen Stein hätte ich problemlos rüberwerfen können, eine ambitionierte Katze hätte den Sprung auch geschafft.
Für Jens war es ein gefundenes Fressen. Er hat die Wellengang vor dem Leuchtturm im Bild dokumentiert und dabei gleich noch den Übeltäter mit abgelichtet. Die Wellen an dieser Stelle kommen nur durch die Tideströmung zustande.
Eine knappe Stunde später lagen wir in der Marina und es ging uns gut. Ich bestellte einen Tisch im Fischrestaurant und dort hatten wir leckeren Hummer. Wow! Ich hatte noch nie einen Hummer, habe mir aber vorgenommen, demnächst wieder einen zu essen. Die Viecher sind echt lecker.
Der Plan mit der Bevorratung ging auf. Von früheren Besuchen hier wussten wir, dass eine Viertelstunde Fußweg zwischen dem Steg und dem nächsten Tesco liegen. Wir schnappten uns einen Gepäckkarren, den wir durch den Tesco schoben. Jetzt haben wir Vorräte für mehrere Wochen, Konserven sogar bis über den Atlantik. Wahrscheinlich.
Nach getaner Arbeit suchten wir noch die besten Duschen an der Westküste von Schottland auf, die hat diese Marina nämlich. Ca. neun Quadratmeter pro Duschkabine, sauber, mit Fußbodenheizung und Haartrockner ausgestattet. Das Wasser läuft so lange man möchte und die Temperatur lässt sich von eiskalt bis kurz vor dem Siedepunkt regeln. Eine perfekte Dusche.
Anschließend blieben wir selbstverständlich unserem Motto treu und besuchten The Lorne. Diesen Pub habe ich vor 12 Jahren kennen gelernt, als ich mit dem Motorrad in Oban war. Ich konnte mich noch an das Essen erinnern, das für einen schottischen Pub gar nicht so schlecht war. Wir hatten beide Fish & Chips. Muss auch mal sein. Natürlich nicht mit dem Hummer vergleichbar, dafür kosteten Speisen und Getränke für zwei Personen auch nur so viel wie ein halber Hummer im Restaurant. Ohne Getränke.
Am abendlichen Pubquiz haben wir nicht teilgenommen. Es war auch gut so, denn der Chef hat so genuschelt, dass wir die Fragen nicht einmal richtig verstanden haben.
Oban ist ein super Platz, um das Boot mal wieder richtig auf Vordermann zu bringen und die Vorräte zu ergänzen. Wir wissen das zu schätzen.