St. Peter Port ist nicht nur die Hauptstadt der Insel Guernsey, sondern hat auch die einzige Marina auf der Insel, in die man als Besucher einlaufen darf. Alle anderen sind nur für Einheimische, außer man hat eine besondere Vereinbarung getroffen.
Die Reise nach Guernsey hatte zwei komplett unterschiedliche Teile. Zuerst der Weg von Milford Haven in Richtung Süden. Hier war uns in den ersten Stunden der Wind gewogen, wir konnten geradeaus nach Süden segeln. Dann drehte er mehr und mehr, wir folgten ihm und mussten dann zurück kreuzen, als wir mitten in der Nacht auf die Route der großen Frachtschiffe gelangten. Außerdem wollten wir nicht wieder nach Irland zurück fahren. Zuletzt warfen wir den Diesel an, weil uns der wenige Wind weiterhin entgegen kam und ein von uns erwarteter Winddreher nicht geschah. So weit der erste Teil. Der zweite Teil war dann komplett unterschiedlich. Wir hatten perfekten Halbwind zwischen Windstärke fünf und Windstärke sieben.
Wir fuhren mit Sissi mitten durch das Regattafeld des Fastnet Race. Auch die Regattaboote hatten einen perfekten Wind und zogen mit bis zu 30 Knoten Kreise um Sissi.
Auch in der Nacht hatten wir einen feinen Halbwind, so dass wir nach gut 48 Stunden und ca. 250 Meilen die Insel Guernsey erreichten.
Bei der Einfahrt in den Hafen, es war um ziemlich genau 12 Uhr Mittags krachte plötzlich ein Kanonenschuss über das Wasser. Wir wussten noch nicht, dass jeden Mittag um 12 Uhr eine Wachablösung auf Cornet Castle statt findet und der Kanonenschuss der tägliche Höhepunkt ist.
Wir kamen gerade noch bei Hochwasser in den Hafen herein, viel später hätten wir nicht ankommen dürfen. Sonst hätten wir die folgenden Stunden am Wartepontoon verbringen dürfen, wie die Segler auf dem folgenden Bild.
Ist es dann so weit und steht genug Wasser über der Kante vor dem Hafenbecken, kommt der Hafenmeister mit seinem Motorboot rausgefahren und dirigiert Boot für Boot an seinen Liegeplatz.
Die Liegeplätze reichen nicht für alle Boote aus, deswegen bekamen wir alsbald noch zwei Nachbarn. Auch die Liegeplätze in zweiter und dritter Reihe werden vom Hafenmeister verteilt.
So sieht der Hafen dann bei Niedrigwasser aus. Innerhalb des Hafenbeckens sind es hier etwa vier Meter Unterschied zwischen Ebbe und Flut, draußen ist es noch mehr. Nur eine Betonbarriere, das sogenannte Sill, verhindert, dass der Hafen bei Niedrigwasser leer läuft. Einer der wesentlichen Gründe für unseren Umweg über Guernsey war, dass unsere Schwester Christine mit ihrem Sohn Benedikt hier im Urlaub war.
So kam es zu einem kleinen Familientreffen im Kanal. Wir haben einige gemeinsame Mahlzeiten genossen und uns gegenseitig besucht.
Christine und Benedikt waren in einer Ferienwohnung am nördlichen und am dünnsten besiedelten Eck der Insel. Dort konnten wir einen schönen gemeinsamen Strandspaziergang unternehmen und uns wohl fühlen.
Es gibt auf Guernsey wenige Ecken, an denen einigermaßen unberührte Natur zu genießen ist. Die ganze Insel ist fast wie ein britisches Dorf mit kleinen Häuschen, Gärten davor und Mauern drumherum. Lediglich an wenigen Ecken findet man kleinere Wälder oder andere naturbelassene Ecken. Alles andere ist Kulturlandschaft.
Deswegen ist es auch nicht meine Insel geworden. Mir gefallen die Inseln besser, auf denen die Natur weiter und unberührter ist. Die wenigen schönen Ecken sind jedoch ein voller Genuss.
Der Genuss hört dann auf, wenn wieder mal ein Kreuzfahrer vor der Insel liegt. In den Hafen kommen die fetten Pötte gar nicht rein, deswegen werfen sie vor der Insel den Anker und die Fahrgäste werden mit den Rettungsbooten an Land gefahren. Dann fluten plötzlich mehrere tausend Menschen, alle mit einem Etikett an den Klamotten, die Insel, verstopfen die Straßen und stehen im Weg herum. Ich habe schon an mehreren Stellen solche Kreuzfahrer gesehen, sie kamen mir immer vor wie die Pest.
Nicht auf allen Kreuzfahrtschiffen gibt es die Getränke inklusive. So musste ich im örtlichen Coop hinter einer Schlange Bier transportierender Kreuzfahrer warten, bis ich mein Gulasch bezahlen konnte. Weder an der Selbstbedienungskasse noch an der normalen Kasse haben es diese Menschen auf die Reihe bekommen. Deswegen tragen sie wohl auch alle ein Etikett, damit der Finder sie zurück bringen kann.
Der Ort St. Peter Port ist aber ansonsten ganz nett und wer gerne Städteurlaub macht, der wird sich auf Guernsey sehr wohl fühlen.