Vigo

Fans des Films „Das Boot“ kennen Vigo. Das U-Boot U96 kommt hierher, um sich vor der Durchfahrt durch die Meerenge von Gibraltar versorgen zu lassen mit Lebensmitteln und mit Torpedos. Beeindruckt hat mich im Film die nächtliche Einfahrt in den Hafen. Deswegen haben wir das auch gleich nachgemacht, unsere Ankunft in Vigo war in stockfinsterer Nacht um 2 Uhr in der Frühe.

Unser Weg nach Vigo

Die Reise war sehr angenehm. Kurz hinter Camarinas fanden wir raumen Wind, den wir mit Hilfe von Genua und Windfahnensteuerung ausgenutzt haben. Die See war ruhig, nur eine weite, angenehme Dünung sorgte für regelmäßiges Auf und Ab von Sissi. Sechs Stunden vor Vigo verließ uns dann der Wind, wir mussten die eiserne Genua anwerfen. Schade, aber diesmal hat sich der Wind genau an die Wettervorhersage gehalten. Das muss auch einmal sein.

Real Club Nautico Vigo

Es gibt mehrere Marinas in Vigo, wir haben uns für den Real Club Nautico entschieden. Der Grund für diese Entscheidung war einfach: Diese Marina liegt den Bahnhöfen der Stadt am nächsten und Vigo sollte der Startpunkt für einen Ausflug mit der Bahn nach Santiago de Compostela sein.

Marina in Vigo

Das Foto ist vom Dach des Club Nautico aus aufgenommen, genau wie das folgende Bild. Man kann sehr schön sehen, wie sich die Hafenanlagen kilometerweit die Küste entlang ziehen. In dem Gebäude des Club sind auch die Duschen untergebracht. Das bedeutet, dass man von unserem Liegeplatz den Hafen einmal ganz umrunden muss. Es dauert schon eine Viertelstunde, bis man von Sissi zur Dusche gelaufen ist. Und etwas mehr für den Rückweg, denn man möchte ja nicht sofort wieder ins Schwitzen geraten.

Sissi in der Marina, daneben der Pott „Scot München“

Fast schon kürzer als der Weg zur Marinadusche ist der Weg zum Media Markt. Dort war ich am Ankunftstag gleich drei Mal, weil ich uns ein Mittel gegen das schwächelnde Marina-Wifi besorgen wollte. Zuerst einen der üblichen Wlan-Repeater, der uns aber nichts genutzt hat, weil wir nur ein einziges Gerät über den Repeater mit dem Wlan der Marina verbinden konnten. Weitere Verbindungsversuche hat die Konfiguration der Marina abgewehrt. Daraufhin habe ich den Repeater gegen eine USB-Wlan-Antenne umgetauscht, die aber leider nur mit Windows laufen wollte.

Einkaufszentrum mit Media Markt

Nach dem dritten Spaziergang zum Media Markt hatten wir dann eine andere USB-Wlan-Antenne, mit welcher der Empfang super war. Leider ist es uns bislang noch nicht gelungen, den Bord-PC als Router zu nutzen und die anderen Geräte über diese Antenne ins Netz zu bringen. Aber das wird uns sicher noch gelingen.

Typischer Straßenzug in Vigo

Vigo selbst ist eine kleinere Großstadt, nervt uns aber nicht so sehr wie zum Beispiel Belfast. Da mag an der südlichen Sonne liegen oder daran, dass es hier einfach nicht so nach Industrie stinkt.

Straßenszene in Vigo

Die Straßen sind steil, wenn man sich auch nur hundert Meter von der Hafenpromenade (sehr hässlich) entfernt. Wir haben einen kleinen Lebensmittelladen gefunden und ein Restaurant, in welchem wir den Geburtstag von Christoph bei anständigem Essen feiern konnten.

Einigermaßen hässliche Hafenpromenade

Auch der Ausflug nach Santiago de Compostela war ein voller Erfolg, die Bahn war auf die Sekunde pünktlich und darüber schreibe ich an einem anderen Tag.

Bye bye

Christoph hat uns in Vigo verlassen, ab sofort segeln wir wieder zu zweit weiter. Wir freuen uns auf ein paar Nächte vor Anker in einer der Rias nördlich von Vigo und auf Portugal, an das wir beide nur gute Erinnerungen haben.

Starker Wind in der Bucht von Vigo

Den folgenden Tag haben wir uns dafür entschieden, die Versorgung in Vigo fortzusetzen. Wir werden in den nächsten Wochen kaum noch Gelegenheit haben, in einer so großen Stadt unsere Einkäufe zu erledigen.

Windvorhersage für Mittwoch, 4. September 2019

Außerdem verspricht die Wettervorhersage für die kommenden Tage sehr starken Wind, insbesondere für den 4. September. Das wäre unkomfortabel zu segeln und wir beide legen schon etwas Wert auf Komfort.

Im Matratzenladen

Nach gar nicht so langer Suche fanden wir einen Matratzenladen, in welchem wir uns schöne neue Matratzen kauften und ans Schiff liefern ließen. Guter Service! Der Preis war auch in Ordnung und wir haben schon in der ersten Nacht viel besser geschlafen.

Für den Transport von Lebensmitteln und Getränken vom Supermarkt zu Sissi sowie für den Transport von Wäsche zum Waschsalon und zurück haben wir uns einen Hackenporsche geleistet. Die Schlepperei von den Sachen war in Ordnung, so lange wir uns in kühleren Gefilden aufgehalten haben. Hier ist jedes Kilogramm auf dem Rücken ein Kilogramm zu viel.

Der neue Hackenporsche

Zu guter Letzt haben wir das neue Transportfahrzeug ausprobiert und Wäsche gewaschen. Wir hatten Bettwäsche zu waschen, weil wir ja die neuen Matratzen frisch bezogen haben. Wir hatten natürlich auch noch den normalen T-Shirt-Unterhosen-Geschirrtücher-Wahnsinn und das alles ließ sich prima fahren. Eine gute Entscheidung, in Vigo geblieben zu sein. Eine gute Entscheidung, die fehlende Hardware für Sissi hier einzukaufen.

Chinesisches Wäschereiboot Sissi

Unseren letzten Tag in Vigo verbrachten wir wieder mit Touristenprogramm. Wir haben von dem Kastell über der Stadt gelesen und von einer vorrömischen Siedlung unterhalb des Kastells. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die frühesten Spuren der Besiedelung von Vigo.

Blick auf die Bucht (mit Kreuzfahrer)

Der Aufstieg zum Kastell geht durch schmale Gassen und über Treppen, während man hoch und höher über die Stadt steigt. Das ist natürlich in der Hitze Galiciens ein wenig anstrengend. Dafür ist der Ausblick von oben Belohnung genug.

Wanderer im Schatten vor dem Kastell

Das Kastell ist definitiv sehenswert. Es stehen zwar nur noch die alten Mauern, Gebäude kann man nicht mehr betreten, doch ist alles schön hergerichtet und der Rundgang macht Freude. Innerhalb der Mauern befindet sich heute ein Park.

Park über den Dächern von Vigo

Hier ist der höchstgelegene Park in Vigo und meiner Meinung auch der schönste. Im Hintergrund sieht man noch den Ria de Vigo, den Fjord, an dem die Stadt liegt. Vigo ist der wichtigste Fischereihafen Spaniens und spätestens von hier aus kann man das auch gut erkennen. Vor der Stadt befindet sich ein riesiges Hafengelände für die Fischerei. Wir waren oben sehr froh, dass wir uns nicht für die dort gelegene Marina entschieden haben. Die Fußwege in die Stadt wären sehr lang geworden.

Fischereihafen und Marina

So manches Foto haben wir hier oben gemacht, leider schaffen es nur die wenigsten in den Blog. Man muss sortieren, selektieren und löschen können.

Jens nach einem Foto

Da sie bei unseren Verwandten so gut ankommen, machen wir mehr Selfies. Ich sehe da zwar immer grenzwertig bekloppt aus (und Jens auch), aber die Verwandtschaft mag diese Bilder halt sehr.

Selfie vor Kanone

Unterhalb des Kastells befinden sich die Reste einer vorrömischen Siedlung. Im Touristenprospekt sah es so aus, als wären dort jede Menge alter Bauten zu sehen, aber letztendlich gab es nur ein paar Hütten, die wieder aufgebaut worden sind und die Grundmauern der alten Siedlung. Man kann es ein wenig mit den Spuren der Römer auf dem Frankfurter Römerberg vergleichen und eine Prise Saalburg dazu tun.

Castro

Die Öffnungszeiten des Geländes sind sehr begrenzt. Wir haben es natürlich nicht mehr vor der mittäglichen Siesta geschafft, am Nachmittag haben die Hütten jedoch geschlossen. So konnten wir sie leider nicht von innen besichtigen. Laut den Schautafeln war der ganze Hügel von Vigo früher mit solchen Hütten bedeckt.

Nächtliche Stimmung in Vigo

Insgesamt war unser Aufenthalt in Vigo ein voller Erfolg. Auf dem abendlichen Weg zur Dusche habe ich noch die Nachtaufnahme gemacht, am nächsten Morgen ging es dann zur Schifsstankstelle und weiter in Richtung Portugal.