Wicklow

Nach einem heißen Ritt entlang der Ostküste Irlands sind wir in Wicklow gelandet. Gestartet sind wir erst spät, weil an der Küste eine starke Tideströmung herrscht. Im Prinzip kann man sechs Stunden lang die Strömung nutzen, danach segelt man bei Gegenwind auf der Stelle. Besonders mit Sissi, die einen besch…… Wendewinkel hat.

Unser Weg nach Wicklow – diesmal aus Marinetraffic importiert, ich kann das nicht nachzeichnen.

Am Morgen habe ich in Dublin den Marinaschlüssel zurück gegeben und mich kurz mit dem Barmann des Yachtclubs unterhalten. Er wollte wissen, was unser Ziel ist. So nannte ich ihm Arklow, das ca. 30 Meilen südlich von Dublin liegt. Daraufhin sprach der Barmann von „glatter See“ und „günstigem Wind“. Frohen Mutes starteten wir, meldeten uns bei Dublin VTC an (Verkehrsleitstelle für die Schiffe im Hafen) und durften sofort auslaufen – „bleibt auf der Südseite des Kanals“.

Kurz nach dem Ende des betonnten Kanals war es dann auch so weit, dass wir die Segel hochziehen konnten. Vor der Abfahrt haben wir noch diskutiert, ob aufgrund der Windvorhersage ein Reff nötig sein wird. Wir steckten das erste Reff rein, weil wir auf Nummer sicher gehen wollten. Das war eine gute Wahl, denn der Wind blies uns mit bis zu 34 kn ins Gesicht. Also hieß es aufkreuzen, die spaßigste aber auch anstrengendste Form des Segelns. Hinzu kamen meterhohe Wellen, die immer wieder die Schiffsglocke zum Erklingen brachten.

Von Sissi selbst aufgeräumte Bugkoje

Zugegebenermaßen waren wir etwas schlampig, als wir die Sachen in der Bugkoje gestaut haben. Normalerweise dürfen wir auch so schlampig sein, denn Sissi ist eine brave und aufrechte Seglerin, die uns das bislang immer verziehen hat. Bei Windstärke 6-7 (in Böen) war das ein wenig anders, Sissi hat den Inhalt der Bugkoje neu sortiert. Das müssen wir alles wieder neu stauen.

Dafür war es ein tolles Rennen. Wir hatten bei jeder Wende ein Regattagefühl, auch wenn die Gegner in der Regatta Fähren und Frachtschiffe waren. Mit einem Tanker, der nur mit 9 kn unterwegs war, konnten wir sogar leidlich mithalten, denn unser eigenes Tempo lag bei 8 kn über Grund. Okay, die Tide hat mit 2-3 kn mitgeholfen, es war aber ein tolles Gefühl. Leider stellt sich bei einem solchen Ritt die Entspannung nicht von selbst ein. Bequemes Liegen auf der Couch unter Deck wurde mit fliegenden Bierdosen bestraft, die aus der Vorratslast auf mich einprasselten. Da das alles nicht bequem war, nach sechs Stunden die Tideströmung auch noch gegen uns drehte und wir nicht die halbe Nacht auf der Stelle segeln wollten, entschieden wir uns für einen Besuch in Wicklow.

East Pier in Wicklow

Es gibt nur wenige Plätze für Segelboote in Wicklow, diese befinden sich an der östlichen Hafenmole. Gleich nach uns kam noch die Cameo rein, die bei uns ins Päckchen ging. Das ist kein Problem, denn Sissi kann so einen Segelfloh locker wegstecken.

Mit Sissi haben wir hier auch erstmals in einem richtigen Tidehafen festgemacht. Ein Abenteuer ist es nicht, denn unsere Erfahrung aus vergangenen Jahren in Schottland hat uns gezeigt, wie man das unfallfrei macht – mit langen, langen Leinen. Die freundlichen Nachbarn von der Cameo wollten uns noch erklären, wie das im Tidehafen richtig geht, weil zum Zeitpunkt ihrer Ankunft noch eine Hilfsleine von uns an der Leiter montiert war. Selbstverständlich haben wir diese Leine wieder entfernt, der Tidehub beträgt locker vier Meter.

Hafen im Fluss

Laut Reeds gibt es hier auch Toiletten und Duschen, davon haben wir keine Spur gesehen. Außerdem hätten wir laut Reeds im Fluss festmachen können. Bei Tageslicht betrachtet hätte ich Angst davor gehabt. Wir liegen schon gut der der äußeren Pier.

Wicklow – Hafenstimmung

Keine Toiletten, keine Duschen, keine Hafengebühren und kein anständiger Pub. Es ist alles etwas herunter gekommen in diesem Ort. Wir haben beschlossen, nach nur einem Tag in Wicklow zum ursprünglichen Ziel weiter zu fahren. In Arklow gibt es das alles, bei der Hafengebühr bin ich mir sicher.

Nachtrag: Der Hafengebühr entgeht man offenbar nur in Belfast. Kaum habe ich die obigen Zeilen geschrieben, klopfte ein Bediensteter des Hafens an unsere Tür. Wir müssten noch die Hafengebühr für die Übernachtung bezahlten. Ich wurde auf meinem Weg ins Hafenbüro mit schönstem Sonnenschein belohnt.

Stimmung an der östlichen Mole bei Sonnenschein

Auch im Ort ist es gar nicht mehr so trist und trübe, wenn sich die Sonne aus dem irischen Nebel hervor wagt.

Der Fluss bei Sonnenschein – wunderschön.

Normalerweise beträgt die Übernachtungsgebühr 15 €. Als ich zu der Frau im Hafenbüro sagte, dass wir Hinweisschilder, Duschen und Toiletten gesucht haben und sie nicht betrügen wollten, hat sie den Preis auf 10 € reduziert. Danke!

In den letzten Stunden vor unserer Abfahrt von Wicklow konnten wir den Kindern, die im örtlichen Segelclub segeln, bei ihrem Spaß mit den kleinen Lasern zuschauen. Aufgrund der hohen Temperaturen hatten wir manchmal den Eindruck, sie würden der Erfrischung wegen absichtlich kentern.

Wicklow Sailing Club