Viele Segler fahren nach A Coruna, wenn sie die Biskaya in Richtung Süden überqueren. Das haben wir nicht gemacht, denn wir bekamen einen Tipp von unseren Stegnachbarn in Stavoren. Fahrt nach Camarinas, haben sie zu uns gesagt. Dann müsst ihr nicht damit rechnen, dass ihr tagelang bei starkem Gegenwind in A Coruna festsitzt. Und sie hatten recht, der Wind bläst hier an der nordwestlichen Ecke Spaniens immer heftig. In unserem Fall gab es Rückenwind.
Diesmal habe ich das Bild von unserer Reiseroute vom Kartenplotter abfotografiert. Es zeigt die Bögen, die wir aufgrund der verschiedenen Winddreher gefahren sind ganz gut. Den Fettfleck an der Stelle, an der wir die einzige Wende der viertägigen Reise gefahren sind, hätte ich noch wegwischen können, war aber zu faul.
Camarinas hat eine kleine Marina mit drei Stegen, an denen immer viel Platz ist. Das wissen wir jetzt. Als wir in der Nacht reinkamen, haben wir erst spät die vielen freien Plätze gesehen und uns neben die Milena Bonetti gelegt.
Wir hatten noch nicht einmal richtig ausgeschlafen, da klopfte der Hafenmeister an unser Boot und wollte die Liegegebühr kassieren. Da wir erst nach Mitternacht festgemacht hatten, haben wir mal wieder eine Nacht gespart. Ankunftsdatum war eben der 26. August. Die Marina ist jedoch vergleichsweise günstig, eine Nacht kostet nur 24 €.
Im Vordergrund des Bildes sieht man die beschauliche Marina mit übrigens hervorragenden Duschen, die sehr sauber sind, im Hintergrund ist der Ort mit einer – ähm – extravaganten Architektur.
Überall im Hafenbecken schwimmen fette Fische, die aber niemand angelt. Wir haben versucht, sie zu identifizieren, und sind auf Meeräschen gekommen. An der Ostsee werden sie als leckerer Speisefisch hoch gehandelt, hier angelt sie niemand, weil sie nicht schmecken und weil sie sich ungesund ernähren. Das Bild zeigt zwei Ausflüsse der Kanalisation, an denen sich die Fische um Futter balgen, im Hafen knabbern sie unten am Algenbewuchs der Schiffe und bekommen dabei auch viel vom Antifouling mit, also von der Giftfarbe, mit denen man Boote streicht, damit nicht so viele Algen darauf wachsen. Lieber gehen wir ins Fischrestaurant.
Schaut man sich das Foto näher an, kann man schon erahnen, wie bunt gemischt die Architektur der Häuser im Ort ist. Erfreulicherweise gibt es hier keine Bettenburgen-Hotels, sondern nur ein paar kleinere Häuser. Auch die Touristennepp-Souvenirläden haben es noch nicht hierher geschafft.
Der einzige Laden, der so einem Souvenierladen nahe kommt, ist der Klöppelladen an der Uferpromenade. Klöppeln gehört hier zur Tradition und drinnen verkaufen sie ganz schöne Deckchen. Natürlich kaufen wir keine, für diese DInge haben wir auf Sissi keinen Platz. Lieber nehmen wir noch einen leckeren Schinken mit.
Um kurz vor 12 Uhr am Mittag waren wir noch im Supermarkt einkaufen. Da war die Hölle los. Beide Kassen waren geöffnet und es standen jeweils 10 Kunden in der Warteschlange. Das habe ich hier noch nicht erlebt. Um 14 Uhr dann machte ich meinen Fotospaziergang durch den Ort und die Straßen waren alle wie leer gefegt.
Die wenigen Menschen, die es länger auf der Straße ausgehalten haben, haben sich in den Schatten gedrückt. Hier sieht man zwei ältere Damen, die sich im Schatten der Gartenmauer angeregt unterhalten.
Ich habe lange gesucht, dann aber doch die örtliche Kirche gefunden. Vorher allerdings noch den Pub, der gegenüber der Kirche am Kirchplatz ist. Das scheint in Spanien nicht anders zu sein als bei uns, gegenüber der Kirche muss ein Lokal sein.
Die Kirche selbst steht in einem von Bäumen gesäumten Kirchhof. Ein paar Jugendliche nutzen den Schatten der Bäume als Treffpunkt, sitzen herum, entspannen sich und hören dabei Musik.
Leider war hinter der geöffneten Kirchenpforte ein geschlossenes Scherengitter. Ich habe inzwischen Spaß daran gefunden, auch mal ein oder zwei Innenaufnahmen der Kirchen zu machen, die auf unserer Reiseroute liegen. So musste ich durch das Scherengitter hindurch fotografieren. Die Spanier geben sich jedenfalls jede Menge Mühe mit der Innendekoration ihrer Gotteshäuser.
Ich habe dann den Kirchenhügel verlassen und bin wieder herunter zum Hafen gelaufen. Camarinas ist immer noch ein wichtiger Fischereiort, wir sehen von der Marina aus die Fischerboote ein- und ausfahren. Das Leben spielt sich also am Hafen ab. Auf dem Weg zum Hafen begegnete mir dann aber noch eine örtliche Besonderheit, einer von vielen rattensicher angelegten Kornspeichern. Einfach so, mitten im Ort.
Ich glaube, dieses Foto transportiert am besten, was die Architektur in Camarinas ausmacht. Einerseits stehen dort hunderte Jahre alte Steingebäude, oftmals liebevoll restauriert. Andererseits stehen dort jede Menge moderne Betongebäude, alle individuell gestaltet, bunt gestrichen oder mit einer gekachelten Fassade ausgestattet. Und dazwischen finden sich noch Brachen und Bauruinen.
Mir gefällt das. Keine deutsche Baubehörde würde das durchgehen lassen. Kein Denkmalschutzamt würde die wärmegedämmten Fenster mit Rollläden an historischen Steingebäuden erlauben. Kein Architekt würde seinen Namen auf dem Bauschild sehen wollen, wenn wieder ein windschiefes Gebäude errichtet wird. Und diese ganze Mischung aus einzelnen Hässlichkeiten ist in der Gesamtheit wunderschön.
Am ersten Abend haben wir im Marina Restaurant gegessen. Es war nicht schlecht, es war auch nicht besonders gut. Der Tintenfisch dort ist jedenfalls lecker. Lustig war die Vorspeise von Christoph und Jens: Chorizo el inferno. Wir erwarteten eine besonders scharfe Wurst. Dass die Wurst dann am Tisch flambiert wurde, hatten wir nicht erwartet.