Caldeira

Wir sind den zweiten Tag mit dem Mietwagen unterwegs und besuchen wieder die Caldeira. Diesmal ist der Parkplatz komplett gefüllt und die Wagen stehen noch entlang der Zufahrtsstraße. Ich werde nicht so viel schreiben und mehr die Bilder für sich sprechen lassen.

Wegweiser zur Caldeira

Alle Wolken haben sich verzogen und die Sonne lacht vom Himmel. Zum ersten Mal seit über einem Jahr nehme ich nicht die Kamera von meinem Telefon, sondern die richtige Kamera mit dem richtigen Objektiv. Der Unterschied in der Bildqualität ist spürbar. Wobei – was Google da mit den Bildern aus der Plastiklinse macht, kann sich durchaus sehen lassen.

Das Innere des Kraters (mit der echten Kamera aufgenommen)

Die Farben der Kamera sind nicht so knallig. Das Telefon interpretiert da wesentlich mehr Farbe hinein, als es in Wirklichkeit gibt. Oder zeigt die Kamera zu wenige Farben?

Das gleiche Motiv mit dem Telefon geknipst.

Auf jeden Fall hat das Telefon einen weiteren Blickwinkel. Dafür kann ich mit der Kamera besser zoomen, bei Teleaufnahmen versagt die Software gnadenlos.

Rundwanderweg von angeblich 2,5 Stunden Länge. Ich bin in Guadeloupe mal auf eine solche Beschilderung hereingefallen und brauchte gemeinsam mit Eike für die einstündige Wanderung etwa 2,5 Stunden Zeit.

Leider fehlt auf dem Wegweiser die schönste Stadt Europas, Frankfurt am Main. Auch an der Caldeira werde ich wieder wegen des Eintracht-T-Shirts angesprochen.

Wegweiser

Ich bin schon auf dem Wanderweg, Jens noch auf dem vom Parkplatz aus barrierefrei zu erreichenden Aussichtspunkt.

Dort wo Jens steht, habe ich gestern das Foto im Nebel gemacht.

Es gibt zwei Straßen, über die man die Caldeira erreichen kann. Einmal die Straße zum Aussichtspunkt und dann noch die Straße zum höchsten Punkt von Faial.

Auf dem Weg von einem zum anderen Aussichtspunkt

Unterwegs müssen wir natürlich wieder einen Fotohalt nach dem anderen machen. Die Kühe schauen uns dabei zu, wie wir die Objektive auf ihre Hörner richten.

An seinem Gesicht sehe ich Jens an, dass er mit seinem Foto zufrieden ist.

Ganz oben stehen einige Antennen, deswegen wurde sie überhaupt nur gebaut. Die Antennen interessieren mich nicht. Der Ausblick ändert sich, die andere Perspektive macht es wieder interessant.

Der Parkplatz von den Antennen aus gesehen.

Außerhalb des Kraters ziehen noch einige Wolken durch, wir sind über den Wolken. Dabei muss ich an das Lied von Reinhard Mey denken, das die nächste Stunde in meinem Kopf Kreise dreht, so lange wir über den Wolken sind.

Horta

Den ganzen Tag sehen wir den Gipfel der Nachbarinsel Pico, der sich andauernd verändert. Mal ist die Spitze in den Wolken, mal kann man sie gut sehen, mal bilden die Wolken einen Ring auf halber Höhe.

Portugals höchster Berggipfel von Faials höchstem Berggipfel aus aufgenommen.

Natürlich habe ich nicht vergessen, auch einen Schuss in den Krater zu machen. Dafür sind wir schließlich hier herauf gefahren.

Anderer Blickwinkel auf den Krater

Die Wanderer sind da natürlich klar im Vorteil. Sie können den Krater aus jedem Blickwinkel fotografieren. Dafür ist es im Auto nicht so anstrengend.

Wanderer auf dem Rundwanderweg

Dieser Wanderweg ist jedenfalls ganz einfach zu finden. Oft bin ich schon an der Beschilderung von solchen Wegen verzweifelt, hier ist sie überhaupt nicht notwendig.

Das wird eine schöne Erinnerung werden.

Die rastenden Wanderer haben jedenfalls für ihr Picknick einen ganz tollen Blick in den Krater.

Wer rastet der rostet nicht, rosten tut nur alles auf dem Boot.

Ich habe heute schon viele Aufnahmen gemacht, möchte aber nicht wissen, wie viele Fotos Jens gemacht hat. Ich komme aus der analogen Welt der Fotografie, Diafilme waren damals richtig teuer. Normalerweise löse ich nur einmal pro Motiv aus.

Nach dem Foto ist vor dem Foto.

Auf dem Weg nach unten nehme ich noch ein paar Blümchen mit. Zumindest virtuell, ausreißen und mir aufs Boot stellen möchte ich die Blumen nicht.

Blumen mit Meer im Hintergrund

Die Haltung der Kühe ist sehr unterschiedlich. Vielleicht die Hälfte der Kühe steht als Herde auf einer richtigen Weide. Die andere Hälfte der Kühe steht einzeln in den unterschiedlichsten Ecken der Insel und ist mit einem Seil angebunden. Das finde ich ein wenig traurig, denn Kühe sind doch Herdentiere.

Angebundene Kuh

Andererseits kenne ich die Kuhhaltung so auch aus der Karibik, etwa in Guadeloupe oder Martinique. Es ist wohl in der EU nicht verboten. Und die Kühe haben immer noch eine bessere Umgebung als die Kühe, die bei uns in künstlich beleuchteten, engen Ställen stehen müssen.

Fotostopp. Raus aus dem Wagen und die Kamera vors Gesicht!

Berg und Tal

Für zwei Tage haben wir unseren Mietwagen, also kommen zwei harte Tage auf uns zu. Wir müssen früh aufstehen, damit sich das Auto auch lohnt. Am ersten Tag sind wir schon früh um 11 Uhr auf der Straße. Im Supermarkt holen wir uns einen Snack, die Brötchenverkäuferin begrüßt mich mit Boa Tarde. Ich antworte mit Bom Dia und die Frau schaut ungläubig auf die Uhr. Das muss wohl daran liegen, dass sie mich noch nie vor 12 Uhr mittags gesehen hat. Dann fahren wir zur Caldeira.

Unser Mietwagen auf dem Parkplatz der Caldeira

Die Caldeira ist ein erloschener Vulkan, der keine Spitze mehr hat und durch eine Explosion einen Krater gebildet hat. Schon bei der Fahrt nach oben wird uns klar, dass wir nicht viel sehen werden. Das bestätigt sich. Unser Wagen ist der einzige auf dem Parkplatz.

Blick in die Caldeira

Es gibt nichts zu sehen. Also fahren wir wieder runter und hoffen auf den morgigen Tag. Es soll angeblich schöner werden. Jens muss fahren, wir haben nicht das Geld für einen zweiten Fahrer investiert. So ist es mir lieber, dann kann ich nämlich besser schauen, während Jens auf die Straße achten muss.

Gegenverkehr. Auf dem Jeep steht in großen Lettern “Whale watching”. Was will er dann im Gebirge?

Wenn ich ein mögliches Motiv sehe, rufe ich Jens das Wort “Fotohalt” zu. Oder das Motiv ist direkt vor der Motorhaube, dann stoppt Jens ganz von selbst.

Sattes Grün im Nebel

Manchmal kommen wir zwischen zwei Fotos nur wenige hundert Meter weit. Das ist uns egal. Wir schießen aus allen Rohren.

Unter den Wolken öffnet sich der Blick bis aufs Meer

Irgendwann kommen wir aus den Wolken heraus. Dann öffnet sich der Blick wieder in die Ferne, hier sogar bis aufs Meer. Wir fahren an die Nordwestspitze von Faial, hier steht ein bekannter Leuchtturm.

Ehemaliger Leuchtturm

Für den horrenden Betrag von 1€ pro Person gönnen wir uns den Aufstieg auf den Turm. Ich merke wieder, dass ich nicht für große Höhen gemacht bin. Auf der Treppe wird es mir flau um Magen. Trotzdem schaffe ich es sogar, oben auf die Galerie heraus zu treten und ein paar Bilder zu machen.

Blick von oben auf den Atlantik

Aus der Richtung, in die ich das Bild aufgenommen habe, sind wir in der Nacht angekommen. Zuerst denke ich, dass ich diesen Leuchtturm habe leuchten gesehen, doch dem war nicht so. Dieser Leuchtturm leuchtet niemandem mehr, ein paar Lampen können noch zu Dekorationszwecken eingeschaltet werden.

Reine Dekoration

Wir spazieren noch ein wenig über das Gelände, unter der Erde hat man ein Museum eingerichtet. Das schenken wir uns jedoch, wir wollen lieber mehr von der Insel sehen. Einen Bauarbeiter, der garantiert bei der Arbeit nicht schwitzt, kann ich am Parkplatz noch fotografieren. Er bringt gemächlichen Schrittes eine Ladung Dreck von einer auf die andere Seite.

Eine Schubkarre voll Dreck

Wir fahren weiter. Immer an der Küste entlang. Dabei vermeiden wir so gut es geht die Hauptstraßen. Auf den Nebenstraßen gibt es einfach mehr zu sehen.

Es blüht an allen Ecken der Insel
Gelb und wunderschön

Wir genießen den Sonnenschein an der Küste und schauen hin und wieder in Richtung Caldera, vielleicht lichtet sich die Wolkendecke irgendwann. Bisher ist das nicht der Fall.

Erhöhte Fotoposition. So ein Pickup ist praktisch.

Immer wieder gibt es rund um die Insel kleine Häfen, so etwa den Porto do Varadouro, in dem ich den Angler fotografieren konnte. Die Häfen sind alle mit einer Slipanlage ausgerüstet und in vielen gibt es einen Kran. So können die Einheimischen ihre Boote direkt vor der Haustür ins Wasser bringen.

Porto do Varadouro

Fast wieder zurück in Horta kommen wir am Morro de Castelo Branco vorbei. Wir warten ein paar Minuten, dann ist die Fotowolke weiter gezogen und bekommen unser Motiv im schönsten Sonnenlicht. Die Wolke wird zur Dekoration.

Morro de Castelo Branco

Zuletzt finden wir hinter dem Flughafen noch ein öffentliches Schwimmbad. Man kann den kleinen Fehler auf dem Foto gut sehen, die Becken haben allesamt kein Wasser.

Das Schwimmbad ist trocken, die Frau springt also in den Atlantik

Es gibt auf Faial praktisch keine Badestrände. Doch immer wieder gibt es diese kleinen Häfen, an denen die Menschen auch baden gehen. Oder eben dieses Schwimmbad, bei dem auch eine Leiter ins Meer gebaut worden ist.

Eine von ganz vielen Kühen auf der Insel

Ich habe wirklich gehofft, dass mir irgendwann irgendwo ein Esel vor das Objektiv laufen wird. Esel gibt es in Faial offenbar nicht, doch wir sehen an jeder Ecke Kühe. Die sind nicht besonders an Menschen gewöhnt. Als ich diesem Exemplar die Stirn kraule, erschreckt sie sich, will zurückweichen und bleibt erst einmal mit den Hörnern in den Stangen hängen. Dann schüttelt sie routiniert ihren Kopf, parkt aus und betrachtet mich aus sicherer Entfernung.

Blick auf Horta, im Hintergrund sieht man die Nachbarinsel Pico

Noch einmal nehmen wir den Anstieg zur Caldera in Angriff. Wir hoffen, dass sich der Nebel inzwischen verzogen hat. Das ist nicht der Fall, also beenden wir unseren heutigen Ausflug und kehren zu Sissi zurück. Dabei erhaschen wir einen schönen Ausblick über den Hafen.

Hafen von Horta. Im Vordergrund der Fähranleger, hinten liegen die Jachten.

Für unser Abendessen besuchen wir noch einen Supermarkt. Dabei fällt uns eine Spezialität aus unserer Heimat auf: Frankfurter Würstchen. Enttäuschend ist der anschließende Blick auf das Etikett, denn sie sind in Portugal hergestellt. Da sollte sich die EU einmal drum kümmern, es kann doch nicht jeder seine Würstchen Frankfurter nennen.

Betrug am Kunden. Frankfurter aus Portugal.

Platt

Der Wind weht. Seit ein paar Tagen liegen wir im Dreierpäckchen mit der Samai außen, der Sissi in der Mitte und der Aventurine innen an der Betonpier. Insgesamt handelt es sich um 36 Tonnen Gewicht, die letztendlich alle auf der Aventurine liegen. Der Wind weht auflandig, also drückt er die Boote an die Pier. So manche Landratte stellt sich unter einem Fender eher eine Gitarre vor, doch die Boote werden durch die Fender vor Schäden geschützt.

Fender zwischen der Samai und der Sissi. Hier liegen die 12 Tonnen von der Samai drauf.

Die Geräusche im Bootsinneren sind fürchterlich. Die Boote schaukeln im Schwell auf und ab. Natürlich nicht gemeinsam, sondern immer brav gegeneinander. Dabei werden die Fender ein wenig eingequetscht und das Material quietscht auf den Rümpfen. In der Nacht schlafen glaube ich alle nicht besonders gut. Dazu ist es zu laut, die Boote bewegen sich außerdem fast mehr als auf dem Ozean. Unangenehm.

Fender zwischen Sissi und Aventurine. Hier liegen die 24 Tonnen von Samai und Sissi drauf.

Robert, der auf der Aventurine wohnt und sich vor einigen Tagen den Fuß angebrochen hat, wird in der Nacht durch einen Höllenlärm geweckt. Durch die Bootsbewegungen haben ihm die Fender seine Reling abgerissen, an der die Fender befestigt waren. Dabei hat er alle Fender verloren. Durch den kaputten Fuß war es ihm auch nicht möglich, in der Nacht großartig etwas zu tun. Der Rumpf der Aventurine wurde ziemlich verkratzt. Robert nimmt es jedoch gelassen, es ist schließlich nicht sein Boot. Der Hafenkapitän hat ihm neue, größere Fender besorgt.

Autoreifen taugen sehr gut als Ersatzfender.

Ich spaziere am nächsten Morgen den Steg entlang und schaue mir an, wie es den anderen Booten ergangen ist. Bei uns hat lediglich einer unserer acht Fender seine Luft verloren und möchte wieder aufgepumpt werden. Dummerweise kann ich gerade die Luftpumpe nicht finden. Die Aventurine hat alle verloren. Bei einem Nachbarn sind die Fender in der Nacht auf den Steg gehüpft, auch bei diesem schönen Boot wurde der Alurumpf ordentlich verkratzt. Einige Katamarane haben ebenfalls unschöne Kratzer erhalten. Was für ein Glück, dass wir nicht innen an der Mauer liegen. Ein Mann spaziert durch die Marina und spricht die Leute an, ob sie Autoreifen kaufen möchten. Er kann alle Reifen verkaufen. So werden alte Autoreifen noch einmal zu ordentlichem Geld.

Fährterminal

Wir verlassen das Boot. Sissi können wir getrost alleine vor sich hin quietschen lassen. Wir wollen uns ein Auto mieten und suchen nach einem Autovermieter, der am Sonntag geöffnet hat. Google schickt uns zum Fährterminal. Klar, natürlich haben die an der Fähre geöffnet, dort kommen schließlich die Leute von den Nachbarinseln an und brauchen ein Auto. Im Fährterminal herrscht gähnende Leere.

Autovermieter im leeren Fährterminal

Doch der Autovermieter hat geöffnet. Vor uns steht ein Pärchen am Schalter. Die beiden bekommen einen Autoschlüssel überreicht und der Angestellte bringt sie zu ihrem Wagen. Dann kommt er zurück und wir bekommen keinen Autoschlüssel. Dem Mann sind nämlich die Autos ausgegangen. Er macht uns keine Hoffnungen, dass wir in den kommenden beiden Wochen einen Wagen haben können und schickt uns zu einer Rollervermietung in der Nähe.

Briefkasten außer Betrieb. Wie geht denn das?

Auf dem Weg zu den Motorrollern muss ich noch den Horta-Schriftzug aufnehmen, der an den verschiedensten Stellen der Insel prangt. Zum Beispiel auch auf dem Marinabüro. Jeder Besucher, der mit der Fähre ankommt, muss an diesen Buchstaben vorbeilaufen.

Horta

Natürlich hat der laut Google am Sonntag geöffnete Rollervermieter nicht geöffnet. Immer wieder auf meiner Reise wurde ich schon darüber belehrt, dass Google nicht alles weiß, sondern oftmals nur vorgibt, alles zu wissen. Wir laufen die Straße weiter entlang und kommen an einer Autovermietung vorbei, die laut Google sonntags geschlossen ist.

Autovermietung

Ist sie aber nicht. Die junge Dame kann uns sogar für den nächsten Tag einen Wagen reservieren. Wir haben echt Glück, es ist der letzte. Ein Zweisitzer reicht für uns, es ist sogar ein Pickup-Truck mit Allradantrieb und er kostet nur 70€ pro Tag. Anschließend laufen wir noch zum Supermarkt und werden von einem laut hupenden Hochzeitskonvoi überholt. Den Wagen des Brautpaars sehen wir zwei Tage später im Hof unserer Autovermietung stehen.

Hochzeitskutsche