Kaputt machen

Es gibt Kleinigkeiten im Leben, an denen ich meine deutsche Herkunft immer wieder vor Augen geführt bekomme. Die deutsche Tugend der Pünktlichkeit halte ich sehr hoch. Damit bin ich einer unter wenigen in Aruba. Mit Anneke kann ich mich zu einer bestimmten Uhrzeit verabreden. Bei ihr weiß ich sicher, dass sie pünktlich sein wird, meistens ist sie sogar vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. So stehe ich um acht Uhr morgens vor dem Animal Shelter und bin mal wieder der Erste.

Eine der Katzen, die vor dem Tierheim wohnen

Neben den Katzen, die im Tierheim wohnen, gibt es auch noch ein paar vor der Tür. Eine besonders schöne Dame wartet gemeinsam mit mir auf den Schlüssel zur Eingangstür. Nach und nach kommen die anderen Helfer, irgendwann erscheint auch die Dame mit dem Schlüssel. So weit, so gut. Dann können die Katzen vor der Tür ja ihr Futter und Wasser bekommen.

Elvis

Das ist Elvis. Er ist fünf Jahre alt und hat sein gesamtes Leben im Animal Shelter verbracht. Der wunderschöne Kater ist einigermaßen scheu den Menschen gegenüber. Wahrscheinlich hat ihn deswegen niemand adoptiert.

Holzdecke mit Wasserschaden

An Bord treibe ich meine Sanierung weiter voran. Die Holzdecke im Salon muss herunter. Schön ist sie sowieso nicht mehr. Man sieht deutlich verschiedene Stellen, an denen sie einen heftigen Wasserschaden erlitten hat. Außerdem müssen Stromkabel ersetzt werden, die unter der Decke verlegt sind.

Kaputt machen – erster Teil. Es fängt über der Navigationsecke an.

Schraube um Schraube, Brett um Brett. Nach und nach wandert die Holzdecke ins Cockpit. Nach und nach finde ich die Baustellen der kommenden Wochen. Die meisten davon habe ich erwartet.

Kaputt machen – zweiter Teil. Jetzt sind alle Bretter runter.

Ich habe an einigen Stellen vor vier Jahren bei der Elektrik etwas gepfuscht. Das ist mir dann nach dem Wassereinbruch auf die Füße gefallen. Anstatt die vorhandenen Kabel nur neu anzuschließen hätte ich sie besser gegen verzinnte Kabel getauscht. Dann hätte ich auf der Backbordseite an den Lampen wohl auch mehr als 7V Spannung. Diesmal mache ich es richtig.

Die Holzdecke ist Geschichte

Nur noch die Bretter zum Müllcontainer fahren, dann ist wieder ein wichtiger Schritt vollbracht. Meine Bauarbeiten gehen langsam voran aber sie gehen voran. Ich habe einige Arbeiten an Deck zu erledigen, die ich morgens vor 9 Uhr durchführen muss – danach brennt die Sonne zu heiß. Die Arbeiten unter Deck kann ich zu jeder Tageszeit erledigen, ins Schwitzen komme ich immer.

Drei neue Esel im Donkey Sanctuary

Im Donkey Sanctuary sind drei neue Esel eingetroffen. Sie sind sehr schön, nicht zu dick und noch etwas menschenscheu. Meine Karotten mögen sie. Wenn sie kastriert sind, können sie zu den anderen Eseln in die große Gruppe.

Außerdem ist Kerstin diese Woche im Donkey Sanctuary eingetroffen. Das ist für mich insofern von Bedeutung als dass Kerstin sehr nett ist, sie war im vergangenen Jahr schon einmal hier. Weil sie so freundlich ist, hat sie für mich einige Dinge in den Koffer gelegt, die ich in Aruba nicht kaufen kann. Nein, keinen Apfelwein, der wäre viel zu schwer gewesen. Ich habe nun ein neues Telefon.

Fast geplatzt

Das alte Telefon hat sich beinahe seiner Rückseite entledigt und ist auf doppelte Dicke angewachsen. Ich bin froh, dass mir der Akku beim Laden nicht abgebrannt ist. So sitze ich im unwirtlichen Salon und übertrage die Daten vom alten auf das neue Gerät als es draußen heftig zu regnen beginnt. Der Hurrikan Elsa ist weitergezogen, wir haben wieder Wind und die typischen Starkregenereignisse. Es tropft auf den Salontisch. Es tropft an einer Stelle, an der ich es zuletzt erwartet hätte.

Undichte Stelle

Ich glaube, der Vorbesitzer hat sich da schon einmal daran versucht. Leider kommt hier Wasser durch und das schon bei einem handelsüblichen arubanischen Starkregen. Eine Baustelle, die ich nicht erwartet habe. Natürlich wieder an einer ausgesprochen gut zugänglichen Stelle.

So sieht es von oben aus. Das Wasser kommt nicht durch dieses Loch ins Boot, die undichte Stelle befindet sich ziemlich genau unter der Spitze des grünen Pfeils. Im Inneren des Sockels für den Lüfter.

Einen Tag später meldet sich mein rechter Ellenbogen. Der bringt mir in Erinnerung, dass mir das ständige Benutzen der Computermaus vor Jahren einen Golferellenbogen beschert hat. Ach wie ist das fein, selbst das Heben der vollen Kaffeetasse verursacht mir Schmerzen. Jetzt muss ich den auch noch ruhig halten.

Heavy Metal

Vor einigen Tagen habe ich von der Zerstörung des Wandschranks und dem Ausbau des Beschlags geschrieben. Den gebrochenen Beschlag habe ich dann zu einem Fachmann gebracht und besprochen, wie das Ersatzteil aussehen soll. Anschließend ging eine Woche ins Land, ich habe nichts von dem guten Mann gehört. Selbst für Aruba ist das ungewöhnlich. Also rufe ich in der folgenden Woche an und siehe da, mir wird das Teil noch für Donnerstag oder Freitag versprochen. Am Freitagvormittag erreicht mich die Nachricht, dass der Beschlag nun abgeholt werden kann. Sehr schön.

Alt und neu nebeneinander im Vergleich

Der Samstag ist allerdings erst einmal dem Spiel der deutschen Mannschaft gewidmet. Soraida und ich fiebern dem Ergebnis entgegen. Diesmal profitieren wir von den Eigentoren und letztendlich ist es egal, wer sie für uns schießt. Ich erinnere mich gerne an ein Spiel unserer Eintracht gegen Mainz, in dem bei einem 2:2 Endstand die Eintracht nicht ein einziges Tor geschossen hat. Warum nicht auch bei der EM?

Am Sonntag fällt mir auf, dass ich keine vernünftige Dichtmasse für die Beschläge habe, am Montag bin ich im Tierheim und kaufe anschließend die Dichtmasse, so dass es bis zum Dienstag dauert, bis ich mit dem Einbau beginnen kann.

Morgendlicher Besucher auf Sissi

Ich stehe mit der Sonne auf. Die Arbeiten an Deck will ich so früh wie möglich erledigen. Während ich noch meinen Morgenkaffee genieße, bemerke ich einen vierbeinigen Besucher an Bord. Wie süß! Ich gebe ihm ein paar Naschereien. Dann mache ich mich an die Arbeit und schon nach einer knappen Stunde sitzt der Beschlag auf der Steuerbordseite an Ort und Stelle. Das ist richtiges Heavy Metal.

Steuerbordseite

Jetzt darf ich den Wandschrank wieder zusammensetzen. Zuvor wird noch der Geber des Autopiloten ordentlich angeschraubt. Selbstverständlich sind die längsten an Bord verfügbaren Schrauben ein paar Zentimeter zu kurz. Das bedeutet – natürlich – einen Abstecher in den nächsten Baumarkt. Auch eine Stromleitung verlege ich noch, dann kann ich endlich die Lampe an meinem Kopfkissen wieder leuchten lassen.

Der Geber es Autopiloten und die neue Lichtleitung

Das Schrankpuzzle geht nicht ganz korrekt wieder in den ursprünglichen Zustand. Ein paar Bretter, die ich mit zu grober Gewalt aus ihrer Verklebung befreit habe, weigern sich leider, mit mir zusammenzuarbeiten. Über kurz oder lang gewinne jedoch ich und nicht der Schrank. Es sieht fast wieder so aus, als wäre nichts gewesen. Falls ich noch einmal an diese Bolzen heran will, kann ich in fünf Minuten zu ihnen gelangen. Vielleicht 10 Minuten, weil der Geber des Autopiloten vorher zerstörungsfrei entfernt werden muss.

Fast fertig, es fehlt nur noch eine Leiste an der Decke

Auf der Tube der Dichtmasse steht gedruckt, dass man diese nach dem Öffnen innerhalb von 24 Stunden verbrauchen muss. Eigentlich wollte ich mir nun einen Tag Zeit lassen, um die Klamotten wieder in den Schrank zu räumen und den Schrank auf der Backbordseite zu demontieren. Dann müsste ich mir aber eine neue Tube von dem Zeug kaufen, es wären gleich wieder 30 Florin weg gewesen. Lieber mache ich mir die Arbeit und erledige alles an einem Tag. Ich bin ja früh aufgestanden, es ist noch nicht einmal 10 Uhr.

Um 10:30 Uhr sind meine Sachen alle wieder in ihren Schränken. Dann mache ich einen Plan, denn wenn ich wieder zwei Tage am Schrank herumfummele, trocknet die Dichtmasse auch ein. Ich muss nur ein einziges Brett aus der Schrankkonstruktion herausbrechen, dann kann ich die beiden Bolzen erreichen, an die ich kommen muss.

Neuer Beschlag auf der Backbordseite. Heavy Metal.

Die Stelle erst von alter Dichtmasse befreien, die Oberfläche gründlich reinigen und anschließend die neue Dichtmasse auftragen. Die beiden Bolzen gleiten ohne zu murren an ihren Platz. Dann kann ich von unten die Muttern anziehen. Mit ein paar Tropfen Holzleim und einer Schraubzwinge bringe ich den Schrank wieder auf Vordermann. Was ich nicht zu glauben gewagt hätte ist, dass mir der Austausch der Beschläge an beiden Seiten innerhalb eines Tages gelingt.

Der Backbord-Wandschrank. Das Brett habe ich mit einer Schraubzwinge und einem Pfeil markiert.

Was bleibt noch übrig? Nach dem Projekt ist vor dem Projekt. Das Achterstag ist wieder an Ort und Stelle. Für das Feintuning und die richtige Wantenspannung werde ich den Rigger noch einmal kommen lassen. Der darf dann auch gleich prüfen, ob das Rigg den Bruch des Beschlags überlebt hat. Das nächste Projekt ist der Wassereinbruch in der vorderen Kabine, der sich insbesondere auf dem Steuerbordbug bemerkbar macht. Die Ursache will gefunden und behoben werden.

Also räume ich die Bugkabine aus und schaffe alles auf die Matratze von Jens. Genua, Großsegel, dutzende Kissen und Decken. Was man nicht alles auf seinem Schiff so herumliegen hat. Jens’ Koje ist voll, bevor ich vorne auch nur zur Hälfte leeren kann. Auch den stählernen Teil der Kuchenbude kann ich hier noch unterbringen.

Segel- und Deckenlager

Die Arbeiten gehen in den nächsten Abschnitt. Ich kann mich aber nicht den ganzen Tag an Bord vergnügen, sondern möchte noch etwas mit Tieren machen. Wieder bei den Eseln anfangen ist leider ein Ding der Unmöglichkeit. Desiree wird mich wahrscheinlich ihr Leben lang hassen. Also sehe ich mir eines der örtlichen Tierheime an, das Aruba Animal Shelter. Die Esel sind ja schon ziemlich niedlich, die Katzen sind es aber auch. Nicht nur der kleine Jip wird es ins Blog schaffen.

Ach ja, da ist ja noch die Wahl. Am Freitag findet in Aruba die Parlamentswahl statt. Der Wahlkampf läuft immer noch sehr laut und ist auf der Straße präsent. Heute kam im Radio ein Beitrag zum Thema, denn am Donnerstag und Freitag darf wegen der Wahlen auf der Insel kein Alkohol verkauft werden. Weder in Supermärkten noch in den Bars und Restaurants, welche von den Einheimischen besucht werden. Lediglich die Hotels dürfen aus ausländische Touristen ausschenken, denn schließlich soll diesen der Urlaub nicht vermiest werden.

Der Fußball rollt – EM in Aruba

Auch in Aruba spricht man über die Fußball EM. Aruba ist keine große Fußballnation, die eigenen Kicker sind gerade dabei, an der WM-Qualifikation zu scheitern. Einige Fans in Aruba hat der Fußball jedoch, einer davon ist Soraida. Vor unseren Versuchen zur Abreise aus Aruba, haben Jens und ich ihr einige Fan-Artikel zur Verfügung gestellt, damit sie Bus und Haus dekorieren kann, denn sie ist erklärter Fan der deutschen Nationalmannschaft. Da wir genug Deutschland-Flaggen an Bord haben, wanderte eine davon in Soraidas Haus. Ebenso ein Schal in Schwarz-Rot-Gold.

Deutsche Flagge bei Soraida, die MEP-Wahlwerbung bei den Nachbarn.

Der Germane sieht viel dekorativer aus als die Wahlwerbung des Nachbarn. Das ist auch ein Gruß an die Nachbarn von der anderen Straßenseite, die das holländische Team unterstützen. Man beachte die Palme rechts unten im Bild. Der Fernseher wird eingeschaltet, von dem Greenpeace-Stunt bekommen wir nichts zu sehen. Das Spiel beginnt… wie es ausgegangen ist wisst ihr ja.

Ich möchte jetzt lieber über Verkehrsampeln schreiben. Das macht viel mehr Spaß. In Oranjestad gibt es mindestens fünf oder sechs spannende Kreuzungen, an denen Ampelanlagen aufgestellt sind. Wie man sieht, sieht man nichts. Die Ampeln sind aus.

Ampelkreuzung mit abgeschalteten Ampeln

Diese Kreuzung ist je nach Richtung sehr schlecht einsehbar und hat ihre Ampelanlage verdient. Es ist mir schleierhaft, warum sie ausgeschaltet ist. Das ist aber nicht nur an dieser Kreuzung so, es ist an beinahe allen Ampelkreuzungen in Aruba der Fall.

Ebenfalls abgeschaltet – die Ampeln an dieser Kreuzung

Ebenfalls schlecht einsehbar ist diese Kreuzung, die Ampeln sind auch abgeschaltet. Ich habe Ampeln in Noord gesehen, die nur schwarz leuchten., auch in San Nicolas. Wo auch immer auf dieser Insel eine Ampel steht – sie ist aus.

Wirklich? Nein! Es gibt eine einzige Kreuzung in Oranjestad, an der nicht Schwarz die dominierende Ampelfarbe ist. Warum? Sie ist auch nicht schlimmer oder gefährlicher als die anderen Kreuzungen. Nicht jedes Rätsel auf dieser Erde kann gelöst werden.

Einzige funktionierende Ampelkreuzung in Aruba. Rechts oben das Logo der größten Tankstellenkette.

Nur ein paar Schritte weg von dieser Kreuzung befindet sich eine Tankstelle. Kein Vergleich mit unseren Tankstellen, bei denen man sich die Hände schmutzig macht und dem Fahrzeug selbst den Kraftstoff in den Tank füllen muss. Hier hat man die Wahl. Ein bei uns längst ausgestorbener Beruf macht es möglich, der Tankwart.

Die wenigsten fahren hier an die Selbstbedienungs-Zapfsäulen, denn das ist maximal umständlich gelöst. Man geht zur Kasse, bezahlt das Benzin, dann geht man zur Zapfsäule und tankt. Will man volltanken, möchte der Kassenwart gerne ein Pfand haben. Dann schaltet er die Zapfsäule frei. Anschießend ein zweiter Gang zur Kasse und bezahlen. Nein danke.

Tankwarte bei der Arbeit

Die Tankwarte füllen den Tank und kassieren. Man muss das Fahrzeug nicht verlassen. Sehr praktisch, komfortabel und es schafft Arbeitsplätze, die nicht oder nur wenig vom Tourismus abhängig sind. Solche Arbeitsplätze sind in Aruba eher die Ausnahme, der größte Teil der Wirtschaft ist hier der Tourismus.

Nochmal ganz kurz zurück zum Fußball. Am Samstag ist der Anpfiff hier um 12 Uhr mittags. Das werden einige Fahrgäste zu spüren bekommen, denn auf der Strecke ist dann ein Bus weniger unterwegs.

Dekoration am Gartentor und im Bus. Traurig, das Ergebnis.

Am Tag nach dem ersten Fußballspiel arbeiten wir uns ein wenig im Garten ab. Der braucht dringend eine Verschönerung. Insbesondere die beiden Palmen, die links und rechts der Eingangstreppe stehen, sind maximal störend. Sie versperren den Zugang zur Treppe und breiten sich immer mehr aus. Ich kürze die Palmen, dünne die Palmwedel etwas aus und fülle damit den Kofferraum meines Autos.

Esel mit Delikatessen

Der Grünschnitt wird der Weiterverwertung zugeführt. So werden dann alle doch noch zum Gewinner. Soraida gewinnt schön zurecht gestutzte Palmen und die Esel gewinnen eine leckere Zusatzmahlzeit. Zumindest die, die am Eingangszaun stehen. So viel Grünschnitt ist es ja auch nicht.

So sehen Sieger aus!