Heavy Metal

Vor einigen Tagen habe ich von der Zerstörung des Wandschranks und dem Ausbau des Beschlags geschrieben. Den gebrochenen Beschlag habe ich dann zu einem Fachmann gebracht und besprochen, wie das Ersatzteil aussehen soll. Anschließend ging eine Woche ins Land, ich habe nichts von dem guten Mann gehört. Selbst für Aruba ist das ungewöhnlich. Also rufe ich in der folgenden Woche an und siehe da, mir wird das Teil noch für Donnerstag oder Freitag versprochen. Am Freitagvormittag erreicht mich die Nachricht, dass der Beschlag nun abgeholt werden kann. Sehr schön.

Alt und neu nebeneinander im Vergleich

Der Samstag ist allerdings erst einmal dem Spiel der deutschen Mannschaft gewidmet. Soraida und ich fiebern dem Ergebnis entgegen. Diesmal profitieren wir von den Eigentoren und letztendlich ist es egal, wer sie für uns schießt. Ich erinnere mich gerne an ein Spiel unserer Eintracht gegen Mainz, in dem bei einem 2:2 Endstand die Eintracht nicht ein einziges Tor geschossen hat. Warum nicht auch bei der EM?

Am Sonntag fällt mir auf, dass ich keine vernünftige Dichtmasse für die Beschläge habe, am Montag bin ich im Tierheim und kaufe anschließend die Dichtmasse, so dass es bis zum Dienstag dauert, bis ich mit dem Einbau beginnen kann.

Morgendlicher Besucher auf Sissi

Ich stehe mit der Sonne auf. Die Arbeiten an Deck will ich so früh wie möglich erledigen. Während ich noch meinen Morgenkaffee genieße, bemerke ich einen vierbeinigen Besucher an Bord. Wie süß! Ich gebe ihm ein paar Naschereien. Dann mache ich mich an die Arbeit und schon nach einer knappen Stunde sitzt der Beschlag auf der Steuerbordseite an Ort und Stelle. Das ist richtiges Heavy Metal.

Steuerbordseite

Jetzt darf ich den Wandschrank wieder zusammensetzen. Zuvor wird noch der Geber des Autopiloten ordentlich angeschraubt. Selbstverständlich sind die längsten an Bord verfügbaren Schrauben ein paar Zentimeter zu kurz. Das bedeutet – natürlich – einen Abstecher in den nächsten Baumarkt. Auch eine Stromleitung verlege ich noch, dann kann ich endlich die Lampe an meinem Kopfkissen wieder leuchten lassen.

Der Geber es Autopiloten und die neue Lichtleitung

Das Schrankpuzzle geht nicht ganz korrekt wieder in den ursprünglichen Zustand. Ein paar Bretter, die ich mit zu grober Gewalt aus ihrer Verklebung befreit habe, weigern sich leider, mit mir zusammenzuarbeiten. Über kurz oder lang gewinne jedoch ich und nicht der Schrank. Es sieht fast wieder so aus, als wäre nichts gewesen. Falls ich noch einmal an diese Bolzen heran will, kann ich in fünf Minuten zu ihnen gelangen. Vielleicht 10 Minuten, weil der Geber des Autopiloten vorher zerstörungsfrei entfernt werden muss.

Fast fertig, es fehlt nur noch eine Leiste an der Decke

Auf der Tube der Dichtmasse steht gedruckt, dass man diese nach dem Öffnen innerhalb von 24 Stunden verbrauchen muss. Eigentlich wollte ich mir nun einen Tag Zeit lassen, um die Klamotten wieder in den Schrank zu räumen und den Schrank auf der Backbordseite zu demontieren. Dann müsste ich mir aber eine neue Tube von dem Zeug kaufen, es wären gleich wieder 30 Florin weg gewesen. Lieber mache ich mir die Arbeit und erledige alles an einem Tag. Ich bin ja früh aufgestanden, es ist noch nicht einmal 10 Uhr.

Um 10:30 Uhr sind meine Sachen alle wieder in ihren Schränken. Dann mache ich einen Plan, denn wenn ich wieder zwei Tage am Schrank herumfummele, trocknet die Dichtmasse auch ein. Ich muss nur ein einziges Brett aus der Schrankkonstruktion herausbrechen, dann kann ich die beiden Bolzen erreichen, an die ich kommen muss.

Neuer Beschlag auf der Backbordseite. Heavy Metal.

Die Stelle erst von alter Dichtmasse befreien, die Oberfläche gründlich reinigen und anschließend die neue Dichtmasse auftragen. Die beiden Bolzen gleiten ohne zu murren an ihren Platz. Dann kann ich von unten die Muttern anziehen. Mit ein paar Tropfen Holzleim und einer Schraubzwinge bringe ich den Schrank wieder auf Vordermann. Was ich nicht zu glauben gewagt hätte ist, dass mir der Austausch der Beschläge an beiden Seiten innerhalb eines Tages gelingt.

Der Backbord-Wandschrank. Das Brett habe ich mit einer Schraubzwinge und einem Pfeil markiert.

Was bleibt noch übrig? Nach dem Projekt ist vor dem Projekt. Das Achterstag ist wieder an Ort und Stelle. Für das Feintuning und die richtige Wantenspannung werde ich den Rigger noch einmal kommen lassen. Der darf dann auch gleich prüfen, ob das Rigg den Bruch des Beschlags überlebt hat. Das nächste Projekt ist der Wassereinbruch in der vorderen Kabine, der sich insbesondere auf dem Steuerbordbug bemerkbar macht. Die Ursache will gefunden und behoben werden.

Also räume ich die Bugkabine aus und schaffe alles auf die Matratze von Jens. Genua, Großsegel, dutzende Kissen und Decken. Was man nicht alles auf seinem Schiff so herumliegen hat. Jens’ Koje ist voll, bevor ich vorne auch nur zur Hälfte leeren kann. Auch den stählernen Teil der Kuchenbude kann ich hier noch unterbringen.

Segel- und Deckenlager

Die Arbeiten gehen in den nächsten Abschnitt. Ich kann mich aber nicht den ganzen Tag an Bord vergnügen, sondern möchte noch etwas mit Tieren machen. Wieder bei den Eseln anfangen ist leider ein Ding der Unmöglichkeit. Desiree wird mich wahrscheinlich ihr Leben lang hassen. Also sehe ich mir eines der örtlichen Tierheime an, das Aruba Animal Shelter. Die Esel sind ja schon ziemlich niedlich, die Katzen sind es aber auch. Nicht nur der kleine Jip wird es ins Blog schaffen.

Ach ja, da ist ja noch die Wahl. Am Freitag findet in Aruba die Parlamentswahl statt. Der Wahlkampf läuft immer noch sehr laut und ist auf der Straße präsent. Heute kam im Radio ein Beitrag zum Thema, denn am Donnerstag und Freitag darf wegen der Wahlen auf der Insel kein Alkohol verkauft werden. Weder in Supermärkten noch in den Bars und Restaurants, welche von den Einheimischen besucht werden. Lediglich die Hotels dürfen aus ausländische Touristen ausschenken, denn schließlich soll diesen der Urlaub nicht vermiest werden.

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