Gibt es kein WLAN im Hafen, hat man entweder eine gute Sim-Karte im bordeigenen Router stecken oder eine dicke WLAN-Antenne. Das mit den Sim-Karten haben wir von Schottland aus über Irland, Wales, Guernsey, Frankreich und Spanien ausprobiert.
Es war immer wieder nervig, sich nach Überschreiten einer Grenze wieder eine neue Prepaid-Karte in den Router schieben zu müssen, denn trotz gegenteiliger Versicherung der Verkäufer ist es uns nur einmal gelungen, eine Sim-Karte nach Überschreiten einer Grenze wieder in Betrieb nehmen zu können. Auch das notwendige Aufladen der Sim-Karte nervt ein wenig, weil man die Notwendigkeit erst dann erkennt, wenn die Karte schon leer ist. Dann braucht man aber zum Aufladen eine Internet-Verbindung und damit beißt sich die Katze in den Schwanz.
Wir haben uns eine dicke WLAN-Antenne nach Porto bestellt und dort sofort benutzt, um das eigentlich recht schnelle Hafen-WLAN stabil auf das Boot zu bekommen. Das hat hervorragend funktioniert. In Peniche gibt es jedoch kein Hafen-WLAN, was also tun. Jens und ich sind durch den Ort spaziert und haben bei den Restaurants und Cafes in Sichtweite von Sissi die WLAN-Codes besorgt.
Dann haben wir die WLAN-Antenne auf das stärkste der verfügbaren Netze konfiguriert. Die Entfernung beträgt ca. 450 Meter. Wenige Minuten später hatten wir feinstes Internet. Der Upload von Bildern ist mir hier in Rekordzeit gelungen. Auch Videos über Youtube streamen wunderbar.
Zum Dank für das schöne Internet sind Jens und ich am Abend im Spenderrestaurant zum Essen gegangen. Schon am Mittag hatte ich festgestellt, dass es dort sehr gut aussieht und lecker riecht. Das konnten wir am Abend dann verifizieren.
Zuerst gab es für uns beide eine FIschsuppe, dann einen Hauptgang aus dem Meer. Sowohl die Dorade von Jens als auch mein Tintenfisch waren sehr lecker, die Beilagen reichlich, das Dessert hervorragend und die Flasche Wein günstig. Das alles zusammen gab es für nur 45 €, die Internet-Flatrate oben drauf. Schön. Mal sehen, wie sich die Antenne im Laufe der Zeit bewährt.
Der Hafen ist schrecklich. Es gibt dort ganz schlimmen Schwell von den Fischerbooten. So wurde es uns gesagt. Wir hatten es sowieso nicht vor, denn wir wollten ja nach Lissabon.
Abschied nach drei Wochen Also liefen wir gegen 15:30 Uhr in Porto aus und konnten gegen 17:30 Uhr die Genua ausrollen. Der Wind hat sich einigermaßen an die Vorhersage gehalten, nur die Windstärke war suboptimal. Es war fast schon zu wenig Wind, doch Sissi fuhr in der weiten Atlantikdünung immerhin mit vier Knoten.
Auf dem Weg durch die kurze Abenddämmerung erfreuten wir uns an einem der kitschigsten Sonnenuntergänge des gesamten Segeltörns. Weniger erfreulich war, dass unter den langen Atlantikwellen immer wieder in regelmäßigen Abständen so „Drecksäcke“ sind, die das Schiff komplett herum drehen und die Genua schlagen lassen, dass Sissi von vorne bis hinten durchgeschüttelt wird. Man kann diese Wellen irgendwie gar nicht kommen sehen, sie passieren einfach. Da hilft auch die Windsteuerung nichts, wahrscheinlich könnte der elektrische Autopilot früher dagegen steuern, weil er die Drehung des Schiffs schneller mitbekommen. Es liegt zum großen Teil aber auch daran, dass der Wind so schwach war.
Nächtlicher Segelgenuss In der Nacht wurde es besser, der Wind frischte auf und wir zogen teilweise mit fünfeinhalb Knoten das sprudelnde Kielwasser hinter uns her. Über uns war der perfekte Sternenhimmel. Es war absolut wolkenlos bei Neumond, einen so schönen Sternenhimmel sieht man nur selten. Ich habe in meiner Wache mal für ein paar Minuten die gesamte Beleuchtung ausgeschaltet, denn das Hecklicht überstrahlt doch so manchen Stern. Gigantisch.
Der folgende Fahrtag zog sich so dahin. Wir haben die Segelei genossen, es war auch am Tag eine angenehme, ruhige Fahrt. Der Wind blies uns aus dem Norden in die Genua und wir sahen Meile um Meile der Entfernung zum Ziel verschwinden. Das Etmal lag leider nur bei 93 Meilen, wir waren in den ersten Stunden einfach zu langsam.
Im Laufe des Nachmittags nahm das Schlagen der Genua allerdings wieder zu. Teilweise hatten wir nur noch sieben bis acht Knoten Wind. Damit steht die Genua kaum noch.
Hauptantrieb schwächelt Der Wind kam aber nach ein oder zwei Stunden wieder, wenn auch in nur geringer Stärke. Irgendwann waren wir wieder so nahe an der Küste, dass wir eine aktuelle Wettervorhersage herunterladen konnten. Der Wind sollte in ein paar Stunden endgültig einschlafen. Wir wollten den Rest der Strecke nach Lissabon nicht mit dem Motor zurücklegen.
So hielten wir in der Nacht dann Kurs auf Peniche und konnten bis fast vor die Hafeneinfahrt segeln. Innerhalb der nächsten beiden Stunden war der Wind dann auch völlig weg. Um 0:30 Uhr liefen wir in den Hafen ein, suchten die Marina in der Dunkelheit und sahen zunächst keine Parklücke am Gästesteg. Einige lagen schon im Päckchen, das wollten wir um diese Uhrzeit aber niemandem zumuten. Nur, wenn gar nichts frei ist.
Wir fanden aber einen freien Platz, machten fest und legten uns erst einmal aufs Ohr.
Portugiesische Bürokratie Nach dem Ausschlafen nahm ich mir den dicken Ordner, in dem sich die gesamten Unterlagen zum Schiff befinden, und ging zum Hafenmeisterbüro. Am Sonntag war dieses laut Aufschrift jedoch nur bis 10 Uhr geöffnet. Wer sich am Sonntag anmelden möchte, darf einen kleinen Spaziergang von eineinhalb Kilometern (einfacher Weg) machen.
Da ich schon einmal auf dem Weg war und die Anmeldeprozedur hinter mich bringen wollte, spazierte ich los. Hinterher habe ich mich ein wenig geärgert, nicht das Fahrrad genommen zu haben. Es lief beim Sicherheitsdienst erfreulich unbürokratisch und schnell, das hat mich erfreut. Unser Liegeplatz sei kein Problem, wir könnten da liegen bleiben. Die Marinagebühren könnte ich am folgenden Tag beim Hafenmeister bezahlen.
Ich bekam den Schlüssel für Toilette und Dusche. Leider gibt es in Peniche kein Hafen-WLAN (dazu später mehr) und die elektrische Tür am Eingang zur Marina ist defekt. Man muss fest dagegen drücken, dann bewegt sie sich ein kleines Stück und man kann um die Ecke greifen und den Knopf für den elektrischen Öffner drücken. Der Sicherheitsdienst-Mann am Eingang des Fischhafens beendete seine ausführlichen Hinweise danach mit den Worten „welcome to Peniche“.
An Bord der Sissi fand ich Jens noch schlafend und habe uns erst einmal einen schönen Morgenkaffee gemacht.
Im Laufe des Nachmittags haben wir uns von den umliegenden Restaurants Wifi-Codes besorgt und probierten diese an Bord aus. Irgendwie musste eine Verbindung zum Internet hergestellt werden. Wir waren so schrecklich offline.
Welcome to Peniche Dann hämmerte es plötzlich an die Bordwand. Ein Mann mit einer Kassierer-Umhängetasche stand auf dem Steg und erklärte uns, dass wir an einem privaten Steg liegen. Hä?
Wir hätten am Steg des Yachtclubs und nicht am Steg der Marina festgemacht. Jetzt sollen wir zahlen. Da ich uns schon in der Marina angemeldet hatte, wollte ich nicht Gefahr laufen, doppelt zahlen zu müssen. Also bot ich an, dass wir den Platz verlassen und uns aus dem Yachtclub in die Marina verlegen.
Es entspann sich eine skurrile Diskussion und letztendlich haben wir uns nicht bewegt, zwei Nächte im Yachtclub bezahlt (ist der gleiche Preis) und warten nun, was da noch passieren wird. Den Hafenmeister haben wir nie in seinem Büro gesehen. Welcome to Peniche.
Endlich ist es so weit. Die Windvorhersage ist stabil und wir werden Porto am morgigen Tag verlassen. Wir wollen gleich nach Lissabon durchfahren, weil nach dem Wind gleich wieder ein mehrtägiges Flautenloch kommt. Irgendwie kommt hier der Wind entweder aus der Gegenrichtung oder er glänzt durch Abwesenheit. Doch morgen wird es gut, wir haben gute Chancen auf Wind bis Lissabon.
Vorher machen wir noch einen Spaziergang durch Palmeira, den Ortsteil an der Marina. Wir wollen schauen, ob wir noch eine Katze finden können.
Ein paar scheue Straßenkatzen können wir sehen. Sie huschen nach einem Foto gleich wieder davon. Für die eine oder andere Katze sind wir zu langsam. Doch ein paar Katzen bekommen wir vor die Objektive.
Eine einzige Katze lässt sich streicheln. Sie sitzt vor einem Kircheneingang und genießt die Streicheleinheiten für ein paar Minuten. Dann wird es ihr zu viel und sie verschwindet in die Kirche. Deswegen können wir kein gescheites Foto von ihr machen, wir waren viel zu sehr mit dem Streicheln beschäftigt.
Argwöhnisch beobachtet werden wir dabei von dieser Katze auf der Mauer, der das alles nicht geheuer ist und die sich sofort bei unserer Ankunft in die sichere Höhe begeben hat.
Da es Glück bringt, wenn man am Tag vor der Abfahrt noch eine Katze streicheln kann, haben wir nun alles, was wir für die Überfahrt nach Lissabon brauchen.