Erinnerungen an Guernsey

Nach einem opulenten Abendessen hier auf der Sissi habe ich mich noch ein paar Minuten hingesetzt, um die Fotos der letzten Tage zu sichten und schönere Exemplare ins Blog zu stellen. Dabei habe ich die Tage in Guernsey bearbeitet, in denen wir darauf gewartet haben, dass der Wind ein wenig abflaut und die Reise nach Frankreich komfortabler wird.

Starker Wind lässt die Wellen an den Felsen brechen

Im Radio hören wir über eine wacklige WLAN-Verbindung die Übertragung des Spiels von unserer Eintracht gegen Vaduz (Rückspiel Qualifikation Euroleague). Es sind wieder einmal Tiefdruckgebiete über dem Atlantik unterwegs und wir hoffen, dass wir morgen zumindest ein Stück auf unserer geplanten Route zurück legen können.

In einer ähnlichen Wartephase haben wir auf Guernsey zwei tolle Ausflüge gemacht. Einmal an den Stausee der Insel, der der Trinkwasserversorgung dient, und einmal an den westlichsten Punkt der Insel mit einem kleinen Naturpark und tollen Klippen. Dabei ist auch das obige Photo entstanden.

Auf dem Sprung

Bienvenue en France. Wir sind wieder auf der anderen Seite des Englischen Kanals angekommen. Wir sind im Land des guten Essens, der zivilisierten Sprache und des leckeren Weins. Wir sind in Frankreich.

Genauer gesagt in der Bretagne, in Roscoff. Dieser Hafen wurde schon von vielen als Startpunkt für die Überquerung der Biskaya genutzt. Auch wir haben uns dafür entschieden, denn gegenüber den anderen Häfen in der Gegend hat der Port de Plaisance in Roscoff den Vorteil, 24 Stunden am Tag zugänglich zu sein. Bei unserem Start zur Überquerung der Biskaya müssen wir nur auf den Wind, die Vorhersage für die nächsten Tage und ein wenig auf die Tideströmung achten. Wir haben jedoch nicht die engen Zeitfenster bei Hochwasser, wie es etwa auf Guernsey oder in Douglas der Fall war.

Der alte Hafen in Roscoff

Es waren etwa 100 Meilen von Guernsey bis hierher, für die wir etwa 24 Stunden gebraucht haben. Die meiste Zeit war es tolles Segeln mit perfektem Wind, erst auf den letzten 13 Meilen mussten wir den Motor anwerfen.

Der Hafenmeister hat uns beim Einlaufen mit seinem Schlauchboot empfangen und ist wie ein Follow-me-Fahrzeug am Flughafen vor uns her gefahren, um uns den Liegeplatz zuzuweisen. Eine sehr freundliche Begrüßung komplettierte das alles. Ich erfreue mich daran, mein Französisch mal wieder etwas aufzupolieren. Die knapp zwei Monate in Großbritannien haben ihre Spuren hinterlassen. Gestern Abend waren wir in einem Fischrestaurant und haben ein hervorragendes Drei-Gänge-Menü genossen. Frankreich fühlt sich immer wieder gut an.

Jetzt sind wir auf dem Sprung, das nächste Land wird Spanien sein und auf dem Weg dort hin werden wir unseren Sprachkurs auf CDs auspacken. Nach derzeitiger Wettervorhersage werden wir am Freitag oder am Samstag starten können. Im Ort gibt es einen großen Supermarkt und einen kostenlosen Stadtbus, der im Juli und August alle 15 Minuten den Hafen mit dem Supermarkt verbindet. Wir werden also die Vorräte noch ein wenig aufstocken.

Willkommen an Bord, Christoph!

Seit Vorgestern haben wir ein neues Crewmitglied. Diesmal ist es weder ein Teddybär noch eine Küchenmaschine, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Christoph ist auf Guernsey zu uns gestoßen, um mit uns gemeinsam die Biskaya zu überqueren.

Christoph – hier mit seinem Smartphone beschäftigt

Wir kennen uns schon seit knapp zwei Jahrzehnten, das hat alles mit dem Motorrad fahren angefangen und sich beim Segeln fortgesetzt. Gerade bei den Nachtfahrten wird ein dritter Mann an Bord eine große Hilfe sein, denn dann können wir alle mehr schlafen.

Leider sitzen wir alle gemeinsam noch auf Guernsey fest. Es gab für die letzten beiden Tage eine Starkwindvorhersage. Sogar die meisten Fährverbindungen wurden annulliert.

Windvorhersage mit über 30 Knoten Wind

Wenn die Fähren nicht fahren, bleiben wir auch im Hafen. Noch haben wir die Möglichkeit. Gestern Nachmittag wurde der Hafen voller und voller, es haben viele Segler Unterschlupf gesucht. Entsprechend unangenehm wurde auch die Nacht. Sissi hat an den Leinen gezerrt, die geknarzt und gequietscht haben.

Heute war das Wetter wieder besser, doch konnten wir weiterhin nicht heraus fahren. Wir werden wohl bis am Montag warten müssen. Zwar wäre das Wetter morgen einigermaßen und wir können raus, doch hat die Tankstelle am Sonntag Nachmittag geschlossen. Uns fehlen noch 200 Liter Diesel, mit denen wir über die Biskaya fahren wollen. Der Diesel ist hier so günstig, dass es sich lohnt, eine weitere Übernachtung in der Marina zu bezahlen.