Bye bye Samai

Ich schreibe diesen Blog am Sonntagvormittag. Gerade habe ich von Anneke die Nachricht bekommen, dass Desiree im Donkey Sanctuary ist. So kann ich die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren lassen. Heute früh um 8:30 Uhr hat die Samai den Hafen verlassen und sich auf den Weg nach Bonaire gemacht. Am vergangenen Mittwoch war ich mit Michael noch einmal beim Music Bingo. In diesem Beitrag wird es so manches „zum letzten Mal“ geben.

Eine kleine Flasche Diplomatico Rum aus Venezuela, sehr lecker. Und eine Flasche Aquadiente aus Kolumbien. Das Zeug schmeckt ähnlich wie Ouzo oder Pastis.

Wir haben mächtig abgeräumt. Genauer gesagt hat unser Tisch abgeräumt. Okay, ich habe zwei von drei Runden gewonnen. Es ist natürlich ein Glücksspiel und die tollsten technischen Hilfsmittel wie Shazam nutzen nichts, wenn die gespielten Lieder nicht auf der eigenen Bingokarte sind. Natürlich haben wir die Beute geteilt, der Rum war für mich und das Aquadiente für Michael. Ihm schmeckt das Anisgetränk wenigstens.

Zwei kleine, ängstliche Kätzchen

Zum letzten Mal begleiten mich Sandra, Maila und Samuel zu den Katzen. Wir haben drei Neuzugänge. Alle drei sind unglaublich scheu. Sie haben so viel Angst, dass sie am Gitter ihres Käfigs hochklettern und uns anfauchen, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Ich nutze den Vormittag, um die dritte Videoüberwachungskamera auf dem Parkplatz in den Baum zu hängen, an dem immer wieder Hunde angebunden werden. Damit hoffen wir, noch mehr Nummernschilder lesen zu können. Derweil kümmern sich die drei um alle Katzen und Kätzchen. Ich glaube, dass es nicht lange dauert, bis sie nach ihrer Heimkehr in Berlin ein Tierheim aufsuchen und ihre Katze finden.

Die ängstlichen Kätzchen kleben an der Decke, während ich ihren Käfig putze.

Es ist mein vorletzter Freitag im Animal Shelter, eine gewisse Wehmut stellt sich ein. Die drei neuen Kätzchen sind kein bisschen zutraulicher geworden. Während ich ihren Käfig reinige, klettern sie so hoch wie möglich und zittern dabei wie Espenlaub. Das dritte Kätzchen hat sich eine Ecke gesucht und starrt mich mit ängstlichen Augen an.

Ich würde mich gerne noch tiefer in der Ecke verkriechen.

Mir ist schon klar, war mit diesen Kätzchen passieren wird, bevor Eva es ausspricht. Wenn sie sich nicht innerhalb weniger Tag an Menschen gewöhnen, bleiben sie für immer solche ängstlichen Katzen. Die sind natürlich nicht als Adoptivtiere vermittelbar und würden den Platz für gute Katzen blockieren. Also bekommen sie ihre Chance, doch die ist nicht unbegrenzt lang. Meine linke Hand jedenfalls ist komplett verkratzt. Beim Versuch eines der Kätzchen vom Gitter zu pflücken, erwische ich das Genick nicht richtig und meine Hand bekommt es mit 18 Krallen und vier Fangzähnen zu tun. Autsch. Das Desinfektionsmittel ist zum Glück nicht weit weg.

Baumfrüchte. Wie Extasy für Esel

Der Baum auf dem Parkplatz des Tierheims hat seine Früchte abgeworfen. Das ist super, ich sammle zwei große Säcke voll „Bohnen“ ein. Es sind ja keine Bohnen, sondern die Früchte des Fofoti Baums, der zur Familie der Johannisbrotgewächse gehört. Sie haben einen süßlichen Duft, der die Esel zu wahren Kämpfern macht. Mir gelingt es, die Säcke am Samstag relativ früh ins Donkey Sanctuary zu schaffen. Zu dieser Uhrzeit sind die Esel noch mit ihrem Frühstück beschäftigt, so dass ich das Besucherzentrum unbehelligt erreiche.

Die Hinterseite von Shrimp

Paul ist begeistert, als er die Reaktionen der Esel auf die „Bohnen“ sieht. Tim nimmt sich eine Frucht, schält sie und probiert. Er ist überrascht vom süßen Geschmack. Nun weiß er, warum die Esel verrückt werden, wenn sie die Chance auf die Bohnen haben. Es sammeln sich auch immer mehr Esel im Lee des Besucherzentrums. Sie werden vom Geruch angelockt.

Begehrter Snack

Normalerweise füttert Paul die Esel nicht. Er hat genau wie ich ein paar Lieblingsesel, die von ihm immer ihre Leckereien bekommen. Heute erfreut sich Paul so sehr an dem Geschubse und Gekicke, dass er einen kompletten Eimer verfüttert. Das habe ich von ihm so noch nie gesehen. Es gibt für alles ein erstes Mal.

Sonnenbad für einen kleinen Esel

Natürlich besuche ich auch Chamito und Woods. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Chamito mit den „Bohnen“ schon etwas anfangen kann, doch Woods bekommt immer ihre Leckerchen von mir. Also heute keine Karotten, heute leckere „Bohnen“. Von Michael erhalte ich die Nachricht, dass der geplante Besuch im Donkey Sanctuary ausfällt. Das kann ich verstehen, es ist ihr letzter Tag in Aruba und es ist ein Haufen Arbeit, ein Segelboot nach längerer Liegezeit wieder seetauglich zu machen. Das steht mir auch noch bevor. Ich entdecke das lange vermisste DNKY-T-Shirt in 2XL, das kaufe ich gleich für Michael. Die Größe war seit Wochen ausverkauft. Michael freut sich riesig.

Am Abend bin ich noch einmal zum Grillen auf der Samai eingeladen, zum letzten Mal in Aruba. Wir hoffen, dass wir uns auf den Azoren wiedersehen werden.

Samuel macht die Leinen los für die Fahrt nach Bonaire

Ich trinke meinen Morgenkaffee, während ich der Samai bei ihren Vorbereitungen zusehe. Das Boot sieht so aus, als wären sie in wenigen Minuten soweit. Zum Glück habe ich nicht verschlafen. Mein Email-Archiv verrät mir, dass Sandra mir die erste Mail am 18. September letzten Jahres geschrieben hat, während die Samai in Chile feststeckte. Im Laufe der Monate hat sich eine „Brieffreundschaft“ entwickelt. Später wurde klar, dass die Samai nach Aruba kommen wird. Aus der Brieffreundschaft wurde eine Freundschaft. Ich freue mich auf Horta (Azoren) und bin guter Dinge, dass wir wieder gemeinsam grillen werden. Gute Reise.

Gute Reise

Langsam aber stetig nimmt die Zahl der deutschen Boote in Aruba ab. Auch Sissi ist bald fällig. In drei Tagen kommt Eike aus Amsterdam geflogen. Noch geblieben ist die Pamina. Dort zeigen sich die Klebekräfte von Aruba gerade wieder einmal ganz besonders stark. Der defekte Generator muss noch ausgetauscht werden. Dafür muss man den neuen Generator aber erst einmal durch den Zoll bekommen. Immerhin ist er schon in Aruba. Ich könnte wetten, dass Sissi die Pamina beim Abreisetermin noch um ein paar Tage schlagen wird, denn die Pamina hat ein Weihnachtsproblem. Die kleine Lea hat an Weihnachten Geburtstag und deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie diesen Tag auf dem Wasser verbringen wollen. Mir ist das egal, ich habe schon ein Weihnachtsfest auf dem Ozean gefeiert.

Pamina. Es besteht noch Reparaturbedarf.

Jetzt warte ich auf die Nachricht aus dem Donkey Sanctuary, dass Desiree nach Hause geht. Es dauert hoffentlich nicht mehr lang. Es ist mein vorletzter Sonntag und der drittletzte Besuchstag überhaupt. Am kommenden Wochenende werde ich diese Rücksicht nicht mehr walten lassen. Wenn sie dann im Donkey Sanctuary ist, wird sie mit meiner Anwesenheit leben müssen.

Verschleiß

Am Montag fahre ich gemeinsam mit der Samai zum Autovermieter. Wir sind fast pünktlich um 8:30 Uhr zum vereinbarten Zeitpunkt vor dem leeren Büro. Niemand ist zu sehen, auch unser reservierter Jeep ist nicht da. Ich rufe die angegebene Telefonnummer an und erhalte die Nachricht, dass der Jeep in wenigen Augenblicken bereit sein wird. Okay, wir sind in Aruba und es ist sehr früh. Doch wir wollen nach Conchi. Je früher wir am natürlichen Pool sind, desto weniger werden wir von der Sonne gebraten.

Dieses Bild habe ich bei meinem ersten Besuch in Conchi aufgenommen. Die See war rau und die Gischt toste immer wieder über die Felsen. Damals war der Nationalpark geschlossen und kein Park Ranger konnte uns vom Baden oder Klettern abhalten. Die Zeiten sind heute anders. Heute wird bei diesem Seegang das Baden einfach verboten, weil es zu gefährlich ist. Ich habe mich im vergangenen Jahr nicht unsicher gefühlt. Ich denke, dass der Vorbeugung von Schadensersatzklagen irgendwelcher US-Amerikaner geht. Normalerweise ist man in Aruba sehr entspannt in dieser Hinsicht.

Michael übernimmt den Jeep, der Vermieter dokumentiert die Vorschäden akribisch. Wir wollen losfahren, doch es fehlt ein Gurtschloss. Michael hat einen Wagen für fünf Personen bestellt. Es sind auch fünf Sicherheitsgurte im Auto, sie passen jedoch nur in vier Gurtschlösser. Ärgerlich. Nach nur einer guten halben Stunde Wartezeit bekommen wir einen neuen Wagen. Der hat fünf funktionierende Sicherheitsgurte und die Fahrt kann losgehen.

Jeep Nummer 1. Nur vier Sicherheitsgurte funktionieren. Ansonsten hat der Wagen prima Reifen und macht einen sehr guten Eindruck auf mich.

Auf dem Weg zum Nationalpark fällt uns auf, dass am Armaturenbrett die Warnleuchte für den Motor leuchtet. Wahrscheinlich hat jemand vergessen, nach der Inspektion auch die Bordelektronik zurückzusetzen. Wir sind in Aruba. Dass der Wagen fast schlimmer schaukelt, als ein Schiff im Seegang, ignorieren wir geflissentlich. Es ist keine Option, den Wagen wieder zurück zu bringen. Dann wären wir noch später am natürlichen Pool. Im Gelände wird der Wagen mehr schaukeln. Angekommen in Conchi müssen wir leider erfahren, dass der Pool heute geschlossen ist. Wir können nicht ins Wasser. Die Gischt spritzt über die Felsen, wie bei meinem ersten Besuch mit Edward. Schade. Nach einem angemessenen Aufenthalt geht es zurück und wir wollen die Höhlen besuchen.

Jeep Nummer 2 auf dem Parkplatz vor der Fontein Cave. Bis hierher und keinen Meter weiter. Die Maschine ist heiß gelaufen, weil nicht genug Kühlwasser in den Kühler gefüllt wurde. Oder weil der Kühler seinen Geist aufgegeben hat.

Unser Jeep macht uns mehr und mehr Probleme. Die Nadel des Kühlwasserthermometers ist auf „eiskalt“. Das kann nicht sein, schließlich sind wir gerade über die Offroad-Piste von Conchi aus zur Durchfahrtsstraße gefahren. Der Motor geht einmal aus und lässt sich nur mühsam wieder zur Zusammenarbeit bewegen. Die Geräuschkulisse ist gigantisch. Wenn wir die Fenster öffnen, riecht es nach verbranntem Gummi. Auch die Abgasfahne stinkt merkwürdig und sieht ungesund aus. Da es hier mitten im Nationalpark kein Telefonnetz gibt, dränge ich darauf, so schnell wie möglich zur ersten Höhle zu fahren. Dort ist ein Park Ranger mit einem Funkgerät.

Arubanische Klapperschlange. Eingerollt.

Der freundliche Ranger ruft über sein Funkgerät das Besucherzentrum. Von dort aus wird der Autovermieter angerufen. Das alles verläuft erstaunlich unkompliziert. Wir hatten im Tierheim einmal Besucher, deren Jeep vor dem Tierheim zusammengebrochen ist. Die mussten drei Stunden bleiben, bis der Vermieter für Ersatz gesorgt hat. Ich bin einigermaßen skeptisch, als der Ranger uns mitteilt, dass der Ersatzwagen voraussichtlich in weniger als einer Stunde vor Ort sein wird.

Bevor wir die Höhle besuchen, führt uns der Ranger erst einmal zu einem Strauch. Darunter befindet sich eine der ausgesprochen seltenen Aruba-Klapperschlangen. Sie ist auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Selbst nach so langer Zeit in Aruba kann ich noch etwas Neues entdecken. Es ist die erste Klapperschlange, die ich in Aruba sehen kann.

Zisterne neben der Fontein Cave. Hier leben viele kleine Fische. Die winzige Schildkröte, die umher schwimmt, entgeht meinen Augen.
Michael amüsiert sich bei seinem Fisch-Peeling. Maila ist eher skeptisch, sie wird ihre Füße nicht ins Wasser stecken.
Samuel lässt sich ein Fisch-Peeling zukommen.

Die nächsten Touristengruppen kommen, wir verlassen den ruhigen Ort. Zurück am Parkplatz sind wir zunächst erstaunt, es steht ein zweiter Jeep unserer Autovermietung neben unserem. Es handelt sich aber nicht um unseren Ersatzwagen. Erstaunt erfahren wir von unserem Ranger, dass der Ersatzwagen schon an der Einfahrt beim Besucherzentrum ist. In der vergangenen halben Stunde hat sich die Klapperschlange bewegt. Sie hat sich aus der prallen Sonne in den Schatten des Baums geschlängelt.

Mit ca. bis zu 90 cm Länge ist die Aruba-Klapperschlange die kleinste Klapperschlange der Welt. Bei der Entstehung dieses Bildes kann ich die Schlange klappern hören. Ich ziehe mich sofort wieder zurück. Nur kein Unfall mit einer Schlange…

„Unser“ Ranger führt uns dann noch durch die Höhle. Obwohl ich nun schon mehr als ein halbes Dutzend Mal in dieser Höhle war, konnte ich wieder einmal etwas Neues sehen. Noch nie hat mich ein Führer auf die Wandmalereien von vor vielen hundert Jahren aufmerksam gemacht. Diesmal schon.

Wandmalereien aus einer Zeit, bevor Aruba von den Spaniern entdeckt wurde. Der Ranger meint, einige der Motive würden gerne für Tattoos verwendet. Sie symbolisieren Stärke.

Wir verlassen die Höhle und Jeep Nummer 3 steht auf dem Parkplatz. Bis jetzt ist unser Jeepverbrauch etwa bei einem Jeep pro Stunde. Dieses Exemplar ist schmutzig, der Tank ist nicht voll und er hat nur vier Sicherheitsgurte. Dafür läuft der Motor und die Zahl der leuchtenden Warnleuchten ist signifikant geringer. Lediglich der Reifendrucksensor an einem der vier Räder alarmiert. Unser Jeeplieferant erklärt, dass der Reifendrucksensor kaputt ist. Damit können wir leben.

Spiel von Licht und Schatten in der Quadirikiri Cave

Wir besuchen die zweite Höhle Quadirikiri Cave. Der Wagen fährt gut. Hoffentlich hält er länger durch als sein Vorgänger. Die beiden Höhlen haben einen komplett unterschiedlichen Charakter, auch wenn sie beide vor langer Zeit durch den Atlantik aus dem Fels gewaschen wurden. Hier gibt es keine alten Felszeichnungen zu sehen, statt dessen ein wunderschönes Spiel von Licht und Schatten. Die Höhle ist dicht unter der Erdoberfläche.

Aussichtsplattform vor der Quadirikiri Cave. Michael und ich gönnen uns ein kaltes Gerstengetränk.

Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum stoppen wir noch einmal an der Boca Prins. Ein schöner Strand, doch heute lädt der Wellengang nicht zum Baden ein. Der weiße Sand der berühmten Dünen leuchtet in der Sonne. Alles ist sauber und rein.

Boca Prins. Heute ist kein Badewetter.

Immer wieder tosen die Wellen in die enge Bucht. Wenn ich jetzt noch einmal die Bilder von vor eineinhalb Jahren mit denen von heute vergleiche, denke ich mir, dass der Ranger am Pool vielleicht nicht ganz unrecht hatte. Ich wäre trotzdem gerne Baden gegangen.

Die Wellen tosen in die Prinzenbucht

Wir verlassen den Nationalpark, der Jeep hält durch. Ich schlage vor, den Strand von Daimari zu besuchen. Nur wenige Touristen finden den Weg dorthin, denn man kann mit dem Auto nicht direkt an den Strand fahren. Wenn man es bis zum Parkplatz schafft, muss man noch eine Viertelstunde laufen. Wer kein Allradfahrzeug hat, läuft je nach Mut mindestens eine halbe Stunde. Den Weg dorthin habe ich noch gut in Erinnerung. Bei meinem ersten Besuch in Conchi ist Edwards Wagen dort steckengeblieben.

Die Wellen am einsamen Strand von Daimari. Natürlich ist heute auch hier kein Badewetter.

Im Prinzip liegen zwischen der Boca Prins (im Nationalpark) und dem Strand von Daimari nur wenige Kilometer. Sie liegen beide an der Ostküste von Aruba und sind den ständigen Wellen des Atlantik ausgesetzt. Daimari gerade so außerhalb des Nationalparks. Deswegen kümmern sich keine Park Ranger um den Strand. Die Boca Prins würde genauso aussehen, wenn im Park wäre der Müll täglich eingesammelt würde.

Jede Menge Müll und anderes Treibgut. Grüße vom Plastikmüll in den Ozeanen dieser Erde.

Jeep Nummer 3 hält schon mehr als eine Stunde durch. Vielleicht sind aller guten Dinge ja wirklich drei. Nichts hält uns auf unserem Weg in Richtung der Goldmine auf. Nur eine Ziege am Straßenrand, die gerade zwei kleine Zicklein säugt, lässt uns auf dieser Fahrt innehalten.

Getarnte Ziege im Kakteenwald

An der Goldmine beginnt dann eine weitere Fahrstunde für Samuel. Er hat in den vergangenen Tagen schon öfter mit dem Wagen von Edward üben dürfen. Zuerst fremdelt er ein wenig mit dem Automatikgetriebe, der andere Wagen hat Handschaltung. Dann fährt er uns gar nicht einmal so unsicher bis zu einer anderen, wunderschönen Bucht. Sie besticht durch ihre Brandung. Die Natur spielt für uns einen wunderschönen Film ab.

Wir halten inne, schauen wieder und wieder den Wellen zu, die sich an der Steilküste brechen. Die See ist rau. Am kommenden Wochenende soll es ruhiger sein, dann will die Samai Aruba verlassen. Samuel möchte weiterfahren. Kein Problem, auf diesem Weg gibt es kaum Verkehr. Am Abend bin ich auf der Samai zum Grillen eingeladen. Der Jeep hält durch. Als wir im Hafen ankommen frage ich Samuel, ob er noch eine Runde mit meinem Wagen drehen will. Was mag er wohl geantwortet haben…?

Alles dicht!

Ich bin ein Meister im Aufschieben von Dingen. Dinge, die ich nicht gerne erledige. Das war schon in der Schule oder an der Hochschule so. Auch am Arbeitsplatz habe ich so manche unangenehme Tätigkeit immer wieder vor mir hergeschoben, bis ich sie dann doch abschließen musste. Die Ergebnisse waren nicht einmal schlecht. Auch die letzte Inspektion des Motors habe ich wochenlang vor mir hergeschoben. Danach hat der Motor uns niemals im Stich gelassen.

Relingstütze. Nun auch richtig wasserdicht.

Statt dessen erledigen sich die übrigen Arbeiten, die an Bord noch zu tun sind, eine nach der anderen wie von selbst. Plötzlich finde ich Spaß daran, die leckende Relingstütze richtig abzudichten. Michael hilft mir wieder mit dem Schraubendreher, so kann ich von unten die 13er Muttern ordentlich auf die zugehörigen Bolzen schrauben. Die 13er Nuss liegt jetzt dort, wo sie hingehört. Wieder ein Haken auf der Checkliste.

Die Deckenverkleidung in der Vorschiffskoje ist wieder an Ort und Stelle.

Ein Geduldsmensch der gerne Puzzles zusammensetzt war ich nie. Doch irgendwie muss diese blöde Deckenverkleidung wieder an ihren Platz zurück. Stück für Stück arbeite ich mich vor. Die Fotos, die ich vor Monaten aufgenommen habe, bringen mich wirklich weiter. Ich brauche aber dennoch einen ganzen Tag, bis die Verkleidung wieder so sitzt, wie sie sitzen soll. Zuletzt muss ich die zuerst angebrachten Teile wieder entfernen, weil der Fensterrahmen der Dachluke nicht richtig passt. Dann aber kann ich feiern, die erste Koje ist komplett fertig. Nur mit dem Motor bin ich keinen Schritt weiter.

Der kleine Samuel nach dem Frühstück.

Arbeiten aufschieben kann ich auch im Tierheim. Weiterhin bin ich zwei Tage in der Woche dort und kümmere mich um die Katzen. Es wird mir sehr schwer fallen, ohne Katze Aruba zu verlassen. Selbst wenn die Katze kein Problem mit dem Leben an Bord hätte, wären die Formalitäten bei der Reise von Land zu Land in meinen Augen zu problematisch. Ich kann mir nächstes Jahr in Deutschland auch eine Katze aus dem Tierheim holen, die sind alle voll mit Corona-Katzen. Katzen, die sich die Menschen im vergangenen Jahr angeschafft haben und die nach dem Ende der Anti-Corona-Maßnahmen dann im Tierheim abgegeben wurden.

Chamito entspannt sich auf dem Boden. Er sieht mich kommen und steht sofort auf. Ich habe Karotten.

Auch bei den Eseln kann ich Arbeiten aufschieben. Dabei macht es mir eine große Freude, dem kleinen Chamito beizubringen, dass Karotten eine leckere Sache sind. Ich schneide sie ganz klein und verteidige sie gegen seine Mutter Woods. Für Woods habe ich sogar noch eine Extra-Karotte, damit sie ihren Sohn in Ruhe kauen lässt. Anneke „beschwert“ sich bei mir, dass der Kleine meine Karotten nimmt und ihre verschmäht. Das Geheimnis ist, die Karotten so klein zu schneiden, dass sie auch in der heimischen Küche Verwendung finden können. Sind die Stücke zu groß, kann er sie nicht mehr kauen. Sie fallen dann aus seinem Maul und seine Mutter schnappt sie sich vom Boden.

Chamito bettelt um mehr Karotten. Er ist ein richtiger Esel geworden.

In der Vergangenheit war es immer problematisch, dem kleinen Chamito nahe zu kommen. Immer wieder wurde er mit der Flasche gefüttert. Dazu musste er eingefangen werden und das hat ihm nicht gefallen. Deswegen war er immer auf Abstand zu den Menschen. Die Karotten ändern das Spiel. Seit ihm ihm beigebracht habe, dass Karotten eine leckere Sache sind, kommt er und bettelt um mehr Karotten. Inzwischen lasse ich die Besucher die Karotten in ganz kleine Stücke schneiden und bringe sie dann zum Baby. So gelingt es mir, die eine oder andere Adoption zu verkaufen. Das ist immer gutes Geld für das Donkey Sanctuary. Außerdem ist es die Hoffnung auf mehr Geld, denn nach einem Jahr werden die Adoptiveltern eine Email vom Donkey Sanctuary bekommen mit der Frage, ob sie die Adoption verlängern wollen.

Wir haben einen kleinen Esel in Aruba adoptiert.

Es sind nur noch sieben Tage, bis mein Neffe Eike nach Aruba kommt. Das Aufschieben von Arbeiten ist inzwischen keine Option mehr. An jedem Tag muss ich etwas für das Vorankommen erledigen. Noch sind genug Arbeiten da, die unbedingt getan werden müssen. Deswegen kann ich immer noch mit einigermaßen gutem Gewissen die Motorinspektion verschieben. Wenn ich einen Abend im Jazz Cafe verbringe, mache ich mir keinen Kopf darum, dass ich nicht fertig werden könnte.

Und damit wäre ich bei der wesentlichen Mitteilung in diesem Beitrag. Ich habe euch, meinen Leser:innen, einen ordentlichen Mist erzählt. Fake News. Vor mehr als einen Jahr hat mich Lel über die Insel gefahren. Alles war wegen Coronba geschlossen, wir haben aber die Street Art in San Nicolas bewundern können. Zu dem einen oder anderen Bild hat mir Lel ein paar Fakten erzählt, die ich dann ungeprüft in meinem Blog niedergeschrieben habe.

Ein in Aruba sehr bekannter Künstler…

Als Widerstandskämpfer, der ungerechtfertigt im Gefängnis gesessen hat, wurde mir dieser Mann verkauft. Vielleicht hat er im Gefängnis angefangen zu malen, seine Finger sind mit Farben beschmiert. Wie es der Zufall will, treffe ich diesen Menschen persönlich im Jazz Cafe. Bei guter Musik unterhalten wir uns, der Mann war nie im Gefängnis. Er war auch kein Widerstandskämpfer, sondern er ist lediglich ein bekannter Künstler aus Aruba. Warum mir Lel diese Blödsinn erzählt hat ist mir schleierhaft. Auf jeden Fall ist der Künstler ein sehr netter Mensch, wir haben ein Foto aufgenommen.

Das Portrait in San Nicolas würde ich als ausgesprochen gelungen bezeichnen, wenn ich es mit dem Gesicht vergleiche, das portraitiert worden ist.

Damit ich die Motorwartung wieder einmal verschieben kann, vereinbare ich mit der Samai eine Jeep Tour am Montag. Das ist der Tag mir der günstigsten Jeep Miete. Wir wollen nach Conchi, dem natürlichen Pool im Nationalpark.

Dann wäre da noch Gerd. Der kam am Tag vor seiner Abreise zu Sissi und drückte mir 50 US Dollar in die Hand. Für Edward. Auf keinen Fall würde er damit den Schaden am Auto anerkennen, es sei nur eine kleine Aufmerksamkeit als Hilfe für Edward. Egal war ich darüber denke, Edward kann es gebrauchen.