Berg und Tal

Für zwei Tage haben wir unseren Mietwagen, also kommen zwei harte Tage auf uns zu. Wir müssen früh aufstehen, damit sich das Auto auch lohnt. Am ersten Tag sind wir schon früh um 11 Uhr auf der Straße. Im Supermarkt holen wir uns einen Snack, die Brötchenverkäuferin begrüßt mich mit Boa Tarde. Ich antworte mit Bom Dia und die Frau schaut ungläubig auf die Uhr. Das muss wohl daran liegen, dass sie mich noch nie vor 12 Uhr mittags gesehen hat. Dann fahren wir zur Caldeira.

Unser Mietwagen auf dem Parkplatz der Caldeira

Die Caldeira ist ein erloschener Vulkan, der keine Spitze mehr hat und durch eine Explosion einen Krater gebildet hat. Schon bei der Fahrt nach oben wird uns klar, dass wir nicht viel sehen werden. Das bestätigt sich. Unser Wagen ist der einzige auf dem Parkplatz.

Blick in die Caldeira

Es gibt nichts zu sehen. Also fahren wir wieder runter und hoffen auf den morgigen Tag. Es soll angeblich schöner werden. Jens muss fahren, wir haben nicht das Geld für einen zweiten Fahrer investiert. So ist es mir lieber, dann kann ich nämlich besser schauen, während Jens auf die Straße achten muss.

Gegenverkehr. Auf dem Jeep steht in großen Lettern „Whale watching“. Was will er dann im Gebirge?

Wenn ich ein mögliches Motiv sehe, rufe ich Jens das Wort „Fotohalt“ zu. Oder das Motiv ist direkt vor der Motorhaube, dann stoppt Jens ganz von selbst.

Sattes Grün im Nebel

Manchmal kommen wir zwischen zwei Fotos nur wenige hundert Meter weit. Das ist uns egal. Wir schießen aus allen Rohren.

Unter den Wolken öffnet sich der Blick bis aufs Meer

Irgendwann kommen wir aus den Wolken heraus. Dann öffnet sich der Blick wieder in die Ferne, hier sogar bis aufs Meer. Wir fahren an die Nordwestspitze von Faial, hier steht ein bekannter Leuchtturm.

Ehemaliger Leuchtturm

Für den horrenden Betrag von 1€ pro Person gönnen wir uns den Aufstieg auf den Turm. Ich merke wieder, dass ich nicht für große Höhen gemacht bin. Auf der Treppe wird es mir flau um Magen. Trotzdem schaffe ich es sogar, oben auf die Galerie heraus zu treten und ein paar Bilder zu machen.

Blick von oben auf den Atlantik

Aus der Richtung, in die ich das Bild aufgenommen habe, sind wir in der Nacht angekommen. Zuerst denke ich, dass ich diesen Leuchtturm habe leuchten gesehen, doch dem war nicht so. Dieser Leuchtturm leuchtet niemandem mehr, ein paar Lampen können noch zu Dekorationszwecken eingeschaltet werden.

Reine Dekoration

Wir spazieren noch ein wenig über das Gelände, unter der Erde hat man ein Museum eingerichtet. Das schenken wir uns jedoch, wir wollen lieber mehr von der Insel sehen. Einen Bauarbeiter, der garantiert bei der Arbeit nicht schwitzt, kann ich am Parkplatz noch fotografieren. Er bringt gemächlichen Schrittes eine Ladung Dreck von einer auf die andere Seite.

Eine Schubkarre voll Dreck

Wir fahren weiter. Immer an der Küste entlang. Dabei vermeiden wir so gut es geht die Hauptstraßen. Auf den Nebenstraßen gibt es einfach mehr zu sehen.

Es blüht an allen Ecken der Insel
Gelb und wunderschön

Wir genießen den Sonnenschein an der Küste und schauen hin und wieder in Richtung Caldera, vielleicht lichtet sich die Wolkendecke irgendwann. Bisher ist das nicht der Fall.

Erhöhte Fotoposition. So ein Pickup ist praktisch.

Immer wieder gibt es rund um die Insel kleine Häfen, so etwa den Porto do Varadouro, in dem ich den Angler fotografieren konnte. Die Häfen sind alle mit einer Slipanlage ausgerüstet und in vielen gibt es einen Kran. So können die Einheimischen ihre Boote direkt vor der Haustür ins Wasser bringen.

Porto do Varadouro

Fast wieder zurück in Horta kommen wir am Morro de Castelo Branco vorbei. Wir warten ein paar Minuten, dann ist die Fotowolke weiter gezogen und bekommen unser Motiv im schönsten Sonnenlicht. Die Wolke wird zur Dekoration.

Morro de Castelo Branco

Zuletzt finden wir hinter dem Flughafen noch ein öffentliches Schwimmbad. Man kann den kleinen Fehler auf dem Foto gut sehen, die Becken haben allesamt kein Wasser.

Das Schwimmbad ist trocken, die Frau springt also in den Atlantik

Es gibt auf Faial praktisch keine Badestrände. Doch immer wieder gibt es diese kleinen Häfen, an denen die Menschen auch baden gehen. Oder eben dieses Schwimmbad, bei dem auch eine Leiter ins Meer gebaut worden ist.

Eine von ganz vielen Kühen auf der Insel

Ich habe wirklich gehofft, dass mir irgendwann irgendwo ein Esel vor das Objektiv laufen wird. Esel gibt es in Faial offenbar nicht, doch wir sehen an jeder Ecke Kühe. Die sind nicht besonders an Menschen gewöhnt. Als ich diesem Exemplar die Stirn kraule, erschreckt sie sich, will zurückweichen und bleibt erst einmal mit den Hörnern in den Stangen hängen. Dann schüttelt sie routiniert ihren Kopf, parkt aus und betrachtet mich aus sicherer Entfernung.

Blick auf Horta, im Hintergrund sieht man die Nachbarinsel Pico

Noch einmal nehmen wir den Anstieg zur Caldera in Angriff. Wir hoffen, dass sich der Nebel inzwischen verzogen hat. Das ist nicht der Fall, also beenden wir unseren heutigen Ausflug und kehren zu Sissi zurück. Dabei erhaschen wir einen schönen Ausblick über den Hafen.

Hafen von Horta. Im Vordergrund der Fähranleger, hinten liegen die Jachten.

Für unser Abendessen besuchen wir noch einen Supermarkt. Dabei fällt uns eine Spezialität aus unserer Heimat auf: Frankfurter Würstchen. Enttäuschend ist der anschließende Blick auf das Etikett, denn sie sind in Portugal hergestellt. Da sollte sich die EU einmal drum kümmern, es kann doch nicht jeder seine Würstchen Frankfurter nennen.

Betrug am Kunden. Frankfurter aus Portugal.

Platt

Der Wind weht. Seit ein paar Tagen liegen wir im Dreierpäckchen mit der Samai außen, der Sissi in der Mitte und der Aventurine innen an der Betonpier. Insgesamt handelt es sich um 36 Tonnen Gewicht, die letztendlich alle auf der Aventurine liegen. Der Wind weht auflandig, also drückt er die Boote an die Pier. So manche Landratte stellt sich unter einem Fender eher eine Gitarre vor, doch die Boote werden durch die Fender vor Schäden geschützt.

Fender zwischen der Samai und der Sissi. Hier liegen die 12 Tonnen von der Samai drauf.

Die Geräusche im Bootsinneren sind fürchterlich. Die Boote schaukeln im Schwell auf und ab. Natürlich nicht gemeinsam, sondern immer brav gegeneinander. Dabei werden die Fender ein wenig eingequetscht und das Material quietscht auf den Rümpfen. In der Nacht schlafen glaube ich alle nicht besonders gut. Dazu ist es zu laut, die Boote bewegen sich außerdem fast mehr als auf dem Ozean. Unangenehm.

Fender zwischen Sissi und Aventurine. Hier liegen die 24 Tonnen von Samai und Sissi drauf.

Robert, der auf der Aventurine wohnt und sich vor einigen Tagen den Fuß angebrochen hat, wird in der Nacht durch einen Höllenlärm geweckt. Durch die Bootsbewegungen haben ihm die Fender seine Reling abgerissen, an der die Fender befestigt waren. Dabei hat er alle Fender verloren. Durch den kaputten Fuß war es ihm auch nicht möglich, in der Nacht großartig etwas zu tun. Der Rumpf der Aventurine wurde ziemlich verkratzt. Robert nimmt es jedoch gelassen, es ist schließlich nicht sein Boot. Der Hafenkapitän hat ihm neue, größere Fender besorgt.

Autoreifen taugen sehr gut als Ersatzfender.

Ich spaziere am nächsten Morgen den Steg entlang und schaue mir an, wie es den anderen Booten ergangen ist. Bei uns hat lediglich einer unserer acht Fender seine Luft verloren und möchte wieder aufgepumpt werden. Dummerweise kann ich gerade die Luftpumpe nicht finden. Die Aventurine hat alle verloren. Bei einem Nachbarn sind die Fender in der Nacht auf den Steg gehüpft, auch bei diesem schönen Boot wurde der Alurumpf ordentlich verkratzt. Einige Katamarane haben ebenfalls unschöne Kratzer erhalten. Was für ein Glück, dass wir nicht innen an der Mauer liegen. Ein Mann spaziert durch die Marina und spricht die Leute an, ob sie Autoreifen kaufen möchten. Er kann alle Reifen verkaufen. So werden alte Autoreifen noch einmal zu ordentlichem Geld.

Fährterminal

Wir verlassen das Boot. Sissi können wir getrost alleine vor sich hin quietschen lassen. Wir wollen uns ein Auto mieten und suchen nach einem Autovermieter, der am Sonntag geöffnet hat. Google schickt uns zum Fährterminal. Klar, natürlich haben die an der Fähre geöffnet, dort kommen schließlich die Leute von den Nachbarinseln an und brauchen ein Auto. Im Fährterminal herrscht gähnende Leere.

Autovermieter im leeren Fährterminal

Doch der Autovermieter hat geöffnet. Vor uns steht ein Pärchen am Schalter. Die beiden bekommen einen Autoschlüssel überreicht und der Angestellte bringt sie zu ihrem Wagen. Dann kommt er zurück und wir bekommen keinen Autoschlüssel. Dem Mann sind nämlich die Autos ausgegangen. Er macht uns keine Hoffnungen, dass wir in den kommenden beiden Wochen einen Wagen haben können und schickt uns zu einer Rollervermietung in der Nähe.

Briefkasten außer Betrieb. Wie geht denn das?

Auf dem Weg zu den Motorrollern muss ich noch den Horta-Schriftzug aufnehmen, der an den verschiedensten Stellen der Insel prangt. Zum Beispiel auch auf dem Marinabüro. Jeder Besucher, der mit der Fähre ankommt, muss an diesen Buchstaben vorbeilaufen.

Horta

Natürlich hat der laut Google am Sonntag geöffnete Rollervermieter nicht geöffnet. Immer wieder auf meiner Reise wurde ich schon darüber belehrt, dass Google nicht alles weiß, sondern oftmals nur vorgibt, alles zu wissen. Wir laufen die Straße weiter entlang und kommen an einer Autovermietung vorbei, die laut Google sonntags geschlossen ist.

Autovermietung

Ist sie aber nicht. Die junge Dame kann uns sogar für den nächsten Tag einen Wagen reservieren. Wir haben echt Glück, es ist der letzte. Ein Zweisitzer reicht für uns, es ist sogar ein Pickup-Truck mit Allradantrieb und er kostet nur 70€ pro Tag. Anschließend laufen wir noch zum Supermarkt und werden von einem laut hupenden Hochzeitskonvoi überholt. Den Wagen des Brautpaars sehen wir zwei Tage später im Hof unserer Autovermietung stehen.

Hochzeitskutsche

Carpe diem! Sonst wird es wieder regnen.

Das Wetter ist weiterhin die meiste Zeit trübe und regnerisch. In Guadeloupe habe ich über eine Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent gestöhnt, hier sind wir inzwischen oftmals über 80 Prozent. Im Boot ist alles klamm, als würden wir Anfang Mai auf einem Zeltplatz im Gebirge zelten.

Es ist trübe, regnet aber für ein paar Minuten nicht.

Ich sage zu Jens, dass ich vor dem Besuch im Supermarkt unserem Lieferanten für das neue Achterstag einen Besuch abstatten möchte. Ich erwarte nicht, dass unser Achterstag tatsächlich schon auf der Insel ist. Jens hat am Morgen einen Flieger aus Lissabon im Internet beobachtet. Der ist nicht in Horta gelandet, sondern auf der Nachbarinsel Pico. Eine urplötzliche Entscheidung des Piloten, der innerhalb kürzester Zeit von Reiseflughöhe auf dem Flughafen von Pico gelandet ist. Pech. Wieder eine Chance vertan. Bei Mid Atlantic Yacht Services finde ich jedoch ein paar Pakete, die aussehen, als würden sich Drahtrollen darin befinden. Der Inhaber bestätigt mir, dass die Lieferung heute gekommen ist und verspricht mir, dass unser Achterstag am Nachmittag zu uns an Bord kommen wird. Toll! Ich schicke eine Nachricht an Jens, damit er an Bord bleibt. Dann gehe ich zum Supermarkt und besorge unsere heutige Mahlzeit.

Es ist geliefert!

Kaum zu glauben. Die drei Drahtrollen sind vor mir auf Sissi angekommen. Das fühlt sich echt gut an. Die Einkäufe kommen in den Kühlschrank, heute gibt es lecker marinierte Leiterchen, Jens ist mit dem Kochen dran. Leider kann er nicht auf den Mast klettern, denn er hat sich den Fuß ein wenig vertreten. Ich frage Samuel von der Samai, ob er vielleicht an unsere Mastspitze klettern möchte. Darum lässt er sich nicht zweimal bitten, wenige Minuten später steht er mit Klettergurt an Bord von Sissi und ich erkläre ihm, was er machen soll. Den Draht ziehe ich ihm mit einem zusätzlichen Fall nach oben, dann muss er nur noch den Bolzen oben einsetzen und mit einem Splint sichern. Gar nicht so schwer, wenn man keine Höhenangst hat. Ich könnte es nur, wenn davon mein Leben abhinge. Ich bekomme schon Zustände, wenn ich nur bis auf die Höhe unseres Baums klettere oder die Schrauben des Windgenerators ersetze.

Samuel hilft!

Wir haben ein Riesenglück, deswegen auch der Titel „Carpe diem!“ für diesen Beitrag. Irgendwie erwischen wir die beiden sonnigen und windstillen Stunden der Woche. Sissi bewegt sich nicht allzu sehr, innerhalb kurzer Zeit sitzt der Bolzen an der Mastspitze und ich kann die unteren Enden an ihre Plätze bringen. Nun muss ich nur noch das Achterstag spannen und fertig ist die Arbeit. Danke Samuel! Ich drücke ihm den Kanister mit dem Dinghisprit in die Hand. Er wollte zum Zwecke der Vogelbeobachtung und Fotografie eine Runde durch den Hafen drehen, der Tank unseres Dinghis ist jedoch leer und das Dinghi von der Samai ist tot. Mausetot. Kurze Zeit später hören wir unseren luftgekühlten Honda Motor durch den Hafen knattern.

Ist das hier public viewing oder kann das auf den Müll?

Die sonnigen beiden Stunden sind um, der Regen kommt bald wieder und das in ungeahnter Intensität. Auch die Wettervorhersage lässt nichts Gutes erwarten. Jens und ich nutzen die Zeit, unter Deck verschiedene Tätigkeiten durchzuführen. Zum Beispiel sammeln wir die toten Kakerlaken ein, die wir seit Guadeloupe spazieren fahren. Der Inhalt unseres Küchenschaben-Schapps wird entleert, dabei fällt uns unsere Kuchenbude in die Hände. Ja, genau die brauchen wir hier. Auch darauf ist etwas Kakerlakenkacke, zwischenzeitlich brüllt immer wieder unser Handstaubsauger, um eine tote Schabe aufzusaugen. Zur Sicherheit verteilen wir noch etwas Gift, wir sind jedoch zuversichtlich. Lebende Küchenschaben haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen.

Sissi mit Kuchenbude und mit neuem Achterstag

Unter der Kuchenbude haben wir den Heizlüfter gefunden. Den schließen wir gleich an und schon bald verbreitet sich im Boot eine wohlige Wärme. Erst als Jens den Backofen für die Leiterchen anwirft, brauchen wir ihn nicht mehr. Es ist nun auch ohne die Zusatzheizung warm genug unter Deck.

Leckere Leiterchen, von Nichtfrankfurtern auch Rippchen genannt.

Das Abendessen ist lecker und Sissi ist wieder segelklar. Wir müssen nur noch das Großsegel wieder in seine Führung bringen. Das machen wir aber erst, wenn es das Wetter zulässt. Wir haben beide keine Lust, es im Regen und bei mehr oder minder starken Windböen zu machen. Außerdem ist es nicht dringend, in den nächsten Tagen ist der Wind nicht so, dass wir unser nächstes Ziel, die Insel Terceira, ansteuern können. Ich hoffe immer noch auf einen einigermaßen schönen Tag, einen Mietwagen und einen längeren Ausflug über Faial.

Fischrestaurant Genuino

Vor einigen Tagen waren wir im Fischrestaurant Genuino essen. Dort fällt neben der Eingangstür diese Karte auf, die zwei Weltumsegelungen beschreibt. In verschiedenen Bildern wird diese nacherzählt. Das Essen war sehr gut, doch für die örtlichen Verhältnisse war es maßlos überteuert. Eigentlich wollten wir in die Taverne gegenüber, die jedoch gerade an jenem Tag geschlossen hatte. Statt dessen hatten wir Plätze an einem Tisch mit zwei anderen Deutschen, die mich sofort auf den Eintracht Pulli angesprochen haben. Tolle Leistung, haben sie gesagt. Na ja, ich habe diese Leistung ja nicht erbracht. Die Wahrnehmung der Eintracht in der Öffentlichkeit hat sich jedenfalls seit jenem Sieg in Sevilla drastisch gewandelt. Als ich mit einem Eintracht-T-Shirt aus der Dusche komme, ist es schon zweimal passiert, dass mir Jugendliche das Wort „Eintraaaacht“ zugerufen haben. Das gab es früher nicht.

Genuino Madruga, der Weltumsegler von den Azoren. Auch er wurde mit einem Gemälde im Hafen verewigt. Das befindet sich direkt am Clube Naval.
Hemingway, das Weltumsegler-Boot.

Mit der Kuchenbude ist das Leben schöner geworden. Ich kann am Abend im Cockpit sitzen, unten im Salon brummt der Heizlüfter und oben habe ich keine kalten Füße. Dabei prasselt der Regen auf das Zeltdach. Es ist doch wie beim Camping im frühesten Frühsommer. Doch es ist etwas besser, denn beim Camping hatte ich nie eine Heizung.

Nachtstimmung in Horta. Es regnet.

Zwei Tage nach der Montag des Achterstags ist das Wetter wieder etwas schöner geworden und lädt zu einem Spaziergang durch den Ort ein. Unser Nachbar Robert hat mir einen anderen Supermarkt empfohlen, der nicht so überlaufen ist. Auf dem Weg dorthin wird mir klar, warum der Laden nicht so überlaufen ist, denn es geht einen Kilometer steil den Berg hinauf.

Es scheint die Sonne wieder, doch der Weg zum Supermarkt ist steil.

Dort angekommen stelle ich fest, dass das Sortiment mehr oder minder identisch ist. An den Kassen herrscht kein Gedränge, statt dessen warten zwei Kassiererinnen auf Kundschaft. Ich werde dort dennoch nicht mehr einkaufen gehen, denn mein linkes Knie verbietet es mir. So schlendere ich gemütlich wieder zurück und betrachte die Blumen am Straßenrand.

Blumen am Straßenrand, kleine Eidechsen verstecken sich in der Steinmauer.
Diese Blumen wachsen wild durch eine Brettertür, die schon lange niemand mehr geöffnet hat.

Am Hafen angekommen probiere ich noch, bei einem der Autovermieter einen Wagen zu bestellen. Doch sämtliche Büros sind geschlossen. Der Samstag ist hier doch eigentlich ein normaler Arbeitstag. Vielleicht probiere ich es am morgigen Sonntag noch einmal, falls das Wetter immer noch schön ist. Ansonsten können wir am Montag mit dem Bus eine Inselrundfahrt machen. Das geht ohne Vorbestellung und niemand von uns muss sich auf die Straße konzentrieren. Ich stehe vor der Kirche, deren Glocken wir immer im Hafen läuten hören. Die Tür ist offen, ich trete ein. Schon lange habe ich keine Kirche mehr von innen fotografiert.

Einsame Andacht, die ich nicht lange stören möchte.

Wenn der Glöckner zum Gottesdienst ruft, klingt es immer, als würde er vorher Aufputschmittel einwerfen. Heute ist es ruhig, ein Mann sitzt in stiller Andacht vor dem Altar. Im Seitenschiff steht Maria.

Im Seitenschiff der obligatorische Marienaltar.

Ich spaziere zu Sissi zurück, heute bin ich für die Küche zuständig. Es gibt ein Brathähnchen, das wir uns teilen werden. Derweil kann sich das Wetter wieder nicht entscheiden, ob es schön oder hässlich werden möchte. Bei Sonnenschein spritzen die Regentropfen. Ein paar Tage bleiben wir noch hier, am Mittwoch soll der Wind günstig für die Weiterfahrt sein. Mal sehen, wie oft sich das jetzt noch ändern wird.