Seit Vorgestern haben wir ein neues Crewmitglied. Diesmal ist es weder ein Teddybär noch eine Küchenmaschine, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Christoph ist auf Guernsey zu uns gestoßen, um mit uns gemeinsam die Biskaya zu überqueren.
Wir kennen uns schon seit knapp zwei Jahrzehnten, das hat alles mit dem Motorrad fahren angefangen und sich beim Segeln fortgesetzt. Gerade bei den Nachtfahrten wird ein dritter Mann an Bord eine große Hilfe sein, denn dann können wir alle mehr schlafen.
Leider sitzen wir alle gemeinsam noch auf Guernsey fest. Es gab für die letzten beiden Tage eine Starkwindvorhersage. Sogar die meisten Fährverbindungen wurden annulliert.
Wenn die Fähren nicht fahren, bleiben wir auch im Hafen. Noch haben wir die Möglichkeit. Gestern Nachmittag wurde der Hafen voller und voller, es haben viele Segler Unterschlupf gesucht. Entsprechend unangenehm wurde auch die Nacht. Sissi hat an den Leinen gezerrt, die geknarzt und gequietscht haben.
Heute war das Wetter wieder besser, doch konnten wir weiterhin nicht heraus fahren. Wir werden wohl bis am Montag warten müssen. Zwar wäre das Wetter morgen einigermaßen und wir können raus, doch hat die Tankstelle am Sonntag Nachmittag geschlossen. Uns fehlen noch 200 Liter Diesel, mit denen wir über die Biskaya fahren wollen. Der Diesel ist hier so günstig, dass es sich lohnt, eine weitere Übernachtung in der Marina zu bezahlen.
Es war lange geplant und lange war es unsicher, ob es zu diesem Treffen kommen würde. Unsere Schwester Christine ist mit ihrem Sohn Benedikt im Urlaub auf Guernsey. Da es lange nicht klar war, ob der Watermaker rechtzeitig in Wales eintrifft, war es für uns auch lange nicht sicher, dass wir die beiden noch auf Guernsey treffen können. Wir konnten.
Zuerst gab es ein Foto für das Familienalbum, dann machten wir einen kleinen Spaziergang um den Hafen und ließen uns erklären, wie das mit den Bussen hier auf der Insel läuft, wo es die besten Waffeln gibt und was wir uns alles ansehen sollten. Es kommt darauf an, wie lange wir hier festsitzen, dann können wir das alles vielleicht sogar sehen.
Sie hat für uns eine Menge Staubsaugerbeutel und einen Fleischwolf aus Frankfurt hierher geschleppt, dafür ein dickes Dankeschön. Wir haben am nächsten Tag erst einmal Fleisch beim Metzger gekauft, durch den eigenen Wolf gedreht und das in eine leckere Lasagne verwandelt. Nun müssen wir noch staubsaugen, der Salon ist wieder mal fällig.
Ein paar gemeinsame Tage haben wir noch. Wir werden sie nutzen, denn dann können wir die beiden für die nächsten Jahre nicht mehr sehen.
Der von uns ausgewählte Abfahrtstag (Sonntag, 16. Juni) war schon fast erreicht. Dennoch lagen wir weiterhin am Kran. Der Wind ermöglichte es am Mittwoch und Donnerstag nicht, den Mast zu legen und das Problem zu beseitigen. Erst am Freitag kam es nicht mehr zu Böen um Windstärke 8, so dass der Mast dann leicht gelegt werden konnte. Natürlich war das eigentliche Problem dann innerhalb von 10 Minuten beseitigt. Im Winter haben wir versucht, ein neues Antennenkabel in den Mast zu ziehen. Das ist aber gründlich schief gelaufen. In der Hektik des Maststellens nach dem Winterlager haben wir den Rest des Antennenkabels im Mast vergessen. Das hatte zur Folge, dass wir das Spifall nur mit allergrößtem Kraftaufwand bewegen konnten.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag bekamen wir außerdem Besuch von Burti, Jörg und Dirk – liebe Freunde, mit denen wir in der Vergangenheit viel Zeit auf Segelbooten verbracht haben. Sie kamen, um uns an der Hafenausfahrt zu verabschieden.
Der Mast stand wieder auf dem Deck, so konnten wir frohen Mutes in unsere Box zurück fahren und den Rest des Nachmittags ein wenig über alle Themen dieser Welt schwätzen. Für den nächsten Tag stand dann nur noch der Einkauf auf der Todo-Liste. In Stavoren ist der Supermarkt auf drei Seiten von Wasser umgeben, so kann man einfach das Segelboot vor dem Supermarkt parken.
Auf dem Weg zum Coop liegt die Tankstelle, dort haben wir gleich den Diesel bis zur Oberkante des Tanks eingefüllt. Dann parkten wir vor dem Supermarkt und schalteten den AIS-Sender aus. Einfach mal so. Nach dem Tanken roch es im Schiff leicht nach Diesel. Sorgen machten wir uns keine.
Auf dem Weg zurück in die Marina wurde der Dieselgeruch immer penetranter. Das war dann auch der Moment, in dem wir begannen, uns Sorgen zu machen. Nachdem Landemanöver in der eigenen Box öffneten wir den Motorraum und sahen die Katastrophe. Aus einem der fünf Zylinder läuft Diesel.
An der Stelle, wo die Einspritzdüse in den Motor geschraubt ist, läuft ziemlich viel Diesel aus, sogar wenn der Motor abgeschaltet ist. Wir mussten den Diesel-Haupthahn zudrehen, um den Fluss zu stoppen. Nach dem Abkühlen der Maschine wurde auch der Dieselgeruch weniger.
Ein Mechaniker ist natürlich am Samstagnachmittag nicht zu bekommen. Deswegen sitzen wir jetzt mindestens mal bis Montag fest. Um 7:30 Uhr öffnet die Werkstatt – ich werde pünktlich sein.
Das AIS haben wir inzwischen wieder eingeschaltet und den Frust haben wir auch verarbeitet. Am Samstag kam von unserer Crew dann noch Christoph dazu, Sissi war mit einem Mal richtig voll und das Cockpit fast zu eng. Für den Abend hatten wir einen Tisch im Cafe Max bestellt.
Ich mag das Cafe Max. Der Gastraum ist urig. Das Essen dort ist lecker, die Menschen freundlich und das Bier schmeckt auch. Ich kann auch den Nichtrauchern einen Besuch der Rookkamer empfehlen, dort hängt an der Wand eine alte Karte von der Zuiderzee und zeigt, wie das IJsselmeer vor dem Deichbau aussah. So feierten wir, als wäre es wirklich der letzte Abend in Stavoren gewesen.
Am heutigen Sonntag begleiteten Jens und ich die ganze Gang auf den Parkplatz und winkten bei der Abfahrt. Das hätte eigentlich anders herum sein sollen. Da kommt schon etwas Wehmut auf.