Biskaya – Tag 2

Nach einer sternenklaren Nacht mit Sternschnuppen zeigt sich uns ein vollkommen kitschiger Sonnenaufgang mit viel Rosa. Uns? Jens! Jens hatte die Wache und durfte den Sonnenaufgang begrüßen, während Christoph und ich noch geschlafen haben.
Der Tag ist sonnig, der Wind weht mit Windstärke 3 aus nordöstlicher Richtung, der Parasailor steht wie eine Eins. Gegen 10 Uhr notieren wir das erste Etmal von 130 Meilen. Das ist etwas mehr, als wir erwarteten. So weit werden wir in den kommenden 24 Stunden nicht fahren, denn Sissi hat auf nur noch 4 Knoten verlangsamt. Mehr ist bei dem Wind einfach nicht drin.

Eine Aufgabe für diesen Tag ist, endlich die Windfahnensteuerung in Betrieb zu nehmen. Dafür sind die Bedingungen fast ideal. Der Wind ist nicht zu stark und kommt stetig aus einer Richtung. Zwei Stunden sind wir damit beschäftigt, die Funktionsweise zu erlernen und kleine Tuningmaßnehmen am Boot vorzunehmen. So war etwa das Drahtseil am Ruderquadranten zu fest gezogen, das Ruder war zu schwergängig für den Windpiloten. Das ist nun alles Geschichte, der Stromverbrauch von Sissi hat sich halbiert und das quälende Quietschen des elektrischen Autopiloten ist verstummt.

Wir sind weiterhin auf Kurs in Richtung Spanien und freuen uns auf Paella und Tapas. Bordroutine hat sich eingestellt. Wir schlafen abwechselnd, essen jedoch eine gemeinsame warme Mahlzeit. Nach dem Abendessen sehen wir bei 4000 Meter Wassertiefe mehrere Wale. Sie lassen sich mit unserer Geschwindigkeit treiben und kommen öfter mal hoch und blasen.

Unser erster Wal

Gegen Mitternacht muss der Parasailor runter, die Genua wird gesetzt. Der Wind hat zu unseren Ungunsten gedreht und wird noch weiter drehen. Trotzdem hoffen wir, dass wir am Sonntag in Spanien ankommen. Es sind nur noch 190 Meilen vor uns, die Hälfte ist fast geschafft.

Biskaya – Tag 1

Au revoir la France. Tag 1 unserer Überfahrt über die Biskaya. Wir haben 354 Meilen vor uns, dann erreeichen wir Spanien. Gegen 10 Uhr starten wir den Motor und verlassen Camaret-sur-Mer. Zunächst einmal ändert sich daran nichts, denn der Wind glänzt durch Abwesenheit. Wir vertrauen aber der Wettervorhersage und motoren zunächst durch die vielen Fischerboote und an den Felsen vor der Küste vorbei.

Das Meer ist ruhig. Eine lange und weiche Dünung lässt Sissi einige Meter rauf und runter fahren. Das merkt man jedoch nur, wenn man im Cockpit sitzt und auf die See schaut, unten im Salon ist das gar nicht spürbar.

Gestern Abend haben wir noch eine deutsche Familie getroffen, die ebenfalls über die Biskaya fahren möchte. Sie fahren mit der Roede Orm, einer 11 Meter Yacht aus Kiel. Fast bis Mitternacht haben wir zusammen gesessen und über die Wettervorhersage, schöne Buchten in Spanien und den weiteren Weg bis zu den Kanaren diskutiert. Sie wollen noch ein paar Tage in Camaret bleiben und am Sonntag losfahren.

Der Parasailor ist klar zum Setzen, wir brauchen nur noch ein wenig Wind. Der schwächelt und kommt mit lediglich 4 kn aus der vorhergesagten, nördlichen Richtung. Wenn sich der Wind diesmal an die Vorhersage hält, werden wir gegen 15 Uhr den Motor abstellen können.

Gegen 17 Uhr können wir endlich den Parasailor öffnen und den Motor abstellen. Jetzt haben wir genug Wind. Ruhe kehrt ein im Schiff, wir genießen die Stille. Sanft wiegt uns Sissi in den Wellen. Wir sind alle topfit und genießen das Abendessen.

Um Mitternacht zeigt der Kartenplotter dann eine Entfernung von nur noch 290 Meilen bis Spanien. Der direkte Kurs liegt an. Die Sterne funkeln am Himmel und ein paar Delphine springen immer wieder mal neben Sissi aus dem Wasser. Die Nächte auf See sind toll. Der erste Tag ist gut gelaufen.