Ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen mit dem Bus nach Muxía zu fahren und dann entlang des Rias nach Camarinas zurück zu wandern. Das sind etwa 25 Kilometer. Die Sonne brannte vom Himmel und ich bin wie so oft erst spät aus dem Bett gekommen. Also verwarf ich diesen Plan und entschied mich eine Radtour zu machen. Unsere Stegnachbarn von der Milena Bonetti hatten sich Mountainbikes geliehen und erzählten begeistert von den schönen Radrouten. Warum also nicht. Jörg meinte ich könne ja das Bordfahrrad, ein Brompton Klapprad, nehmen. Muß ich nicht zu dem Verleih latschen. Wie sich später herausstellte war das eine richtig gute Idee.
Das Rad war schnell aufgeklappt und die Reifen aufgepumpt. Ich hatte zwei kalte Dosen Cola und eine Flasche Wasser im Rucksack, die Sonnenbrille saß auf der Nase und die Sicherheitssandalen an den Füssen. Mein Ziel war der Leuchtturm “Faro de cabo Vilán” an der Costa da Morte. Ich fuhr los.
Die Straße ging gleich hinter der Marina steil bergauf. Ein kleiner Vorgeschmack auf das was mich erwarten würde. Hinter der ersten Kurve endete der Asphalt. Es ging auf einem Waldweg weiter. Zeit wieder etwas Luft zu holen, denn es wurde wieder flacher und wegen der vielen Steine und Schlaglöcher konnte ich nur sehr langsam fahren. An einer Gabelung bog ich links ab um, bei einem anderen kleineren Leuchtturm, eine Pause zu machen.
Kurz ausgeruht ging es weiter. Im Schneckentempo kroch das Brompton über Stock und Stein. Würde ich Joggen, wäre ich schneller. Wanderer sahen mich und mein Gefährt verwundert an. Bei einem Strand angekommen mußte ich absteigen und ein Stück schieben. Die winzigen Räder blieben in der sandigen Piste einfach stecken.
Von hier an ging es nur noch Bergauf. Mir kam in den Sinn das ich diese Räder vorher nur in der U-Bahn oder im Zug gesehen habe. Vor den E-Rollern war das eine beliebte Wahl von Pendlern die letzten Hundert Meter von der Haltestelle zum Büro zu überwinden. Im Taunus, auf den Singletrails, fährt niemand mit dem Klapprad. Warum eigentlich nicht? Sport soll doch anstengend sein. Mit einem Moutainbike und 300 Gängen macht man es sich viel zu leicht. Ich fuhr im ersten Gang. Von den drei Gängen schien mir das der Passende. Nach Kilometern der Qual führte mich der Weg wieder auf eine asphaltierte Straße. Eine kleine Erleichterung. Meine Oberschenkel und die Lungen brannten. Ich ruhte mich einen Moment am Straßenrand aus und bekam einen ersten Blick auf den Leuchtturm.
Mir ist jetzt klar warum Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen so aussichtslos war. Die Dinger stehen hier an jeder Ecke entlang der Küste. Nur drehen tun sie sich nicht. Ich hätte mir ein wenig kühlenden Wind gewünscht. Beflügelt von dem Gedanken das ich nun fast am Ziel bin fuhr ich weiter. Meine Anstrengung sollte mit einem tollen Ausblick auf die Costa da Morte belohnt werden.
Der Rückweg war ein Fest. Nach kurzer Zeit bog ich in ein Waldstück ab und die Straße ging bergab. Ich schaltete in den zweiten Gang. Der kühle Fahrtwind gab mir neue Energie. Dritter Gang. Das Brompton schoss über die Straße. Im Drift malten die Reifen schwarze Streifen auf den Asphalt. Schlaglöcher waren keine Gefahr mehr. Ich flog einfach darüber hinweg. So ähnlich habe ich das jedenfalls in Erinnerung. Erschöpft kehrte ich an diesem Nachmittag zurück und nahm erstmal eine kalte Dusche.