Chamito

Heute erreicht mich nach dem Frühstück eine Nachricht von Anneke. Chamito ist heute Nacht gestorben. Damit ist er nur knapp vier Monate alt geworden. Gestern ist er noch durch sein Gehege gesprungen und hat sich seines Lebens gefreut. Heute früh wurde er dann gefunden.

Chamito im Alter von vier Tagen

Ich wünsche dem Donkey Sanctuary und allen Helfern dort, dass es in nächster Zeit möglich sein wird, ein paar Esel von Bonaire nach Aruba zu schaffen und gesunde Babys zu zeugen.

Marinebedarf, rostfrei und salzwasserfest

So stimmungsvoll und ausgelassen wir den Weihnachtsabend verbracht haben, unsere kleine Feierlichkeit war nicht ohne eine ordentliche Enttäuschung. Eike fragt mich, ob er mit dem Dinghi im Hafen herumfahren darf. Weihnachtswünsche sollen in Erfüllung gehen. Außer uns ist kein anderes Boot im Hafen bewohnt. Selbst Hafenmeister Paul verbringt den Abend woanders.

Am 24.12. haben wir alles versucht, dieses Schloss wieder gängig zu machen. Die Klassiker „WD40“ und „On and off“ versagen auf ganzer Linie. Der Schlüssel lässt sich nicht in das Schloss stecken, geschweige denn drehen.

Ich hole den Schlüssel und eine Leine, an der der Motor später zum Dinghi heruntergelassen werden soll. Eike bläst das Dinghi auf. Wir verholen das Dinghi nach Achtern. Ich versuche, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, doch eine Mischung aus Rost und Salz verbietet mir das. Das im Marinebedarf erworbene, salzwasserfeste Schloss ist nicht so rostfrei, wie ich mir das vorgestellt habe. Mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht klug gewesen wäre, das Schloss nur dann anzubringen, wenn es auch benötigt wird. Vielleicht wäre es ebenso klug gewesen, das Schloss nach jedem Segeln wieder mit Süßwasser zu reinigen. Es ist jedoch der Heilige Abend, ich kann heute wirklich niemanden fragen. Der Trennschleifer, der sich an Bord befindet, ist unbenutzbar. Ich kaufe mir nie wieder akkubetriebene Geräte. Wenn man sie braucht, ist der Akku kaputt. Nach der kurzen Enttäuschung gönnen wir uns einen kleinen Schluck Rum und erfreuen uns weiter an der Musik.

Bumms. Eine wichtige Lektion für Eike.

Bislang waren Eike und ich fast jeden Tag mit dem Auto unterwegs. Fahrstunden. Inzwischen hat er sich auch mit der Kupplung angefreundet. Mit meinem Auto habe ich an der Tankstelle den Tank immer randvoll machen lassen. Bei diesem Wagen traue ich mich nicht, so viel Geld zu investieren. Er könnte jederzeit zusammenbrechen. Also tanke ich nur für 25 Florin, wie es die Einheimischen auch machen. Deswegen sind wir in letzter Zeit oft an der Tankstelle zu Gast. Ich halte als letzter in der kurzen Schlange und stelle den Motor aus. Die Nadel ist sehr nahe an „leer“. Während wir warten und uns unterhalten, kommt ein anderer Wagen im Rückwärtsgang auf uns zugefahren. Er stoppt nicht, sondern schlägt vorne links im Kotflügel ein. Es ist eine wichtige Lektion für Eike, denn er kann sehen, dass man wirklich seine Augen überall haben muss. Am Steuer des Fahrzeugs sitzt ein Arbeiter der Marina. Wir einigen uns schnell, dass wir nicht auf die Polizei warten müssen. Wir klären das im Hafen.

Blick über die Ruinen der Goldmühle und Spanish Lagoon

Während wir darauf warten, dass die Weihnachtsfeiertage endlich vorbei sind, nehmen wir uns noch etwas Zeit für die touristischen Ziele. Spanish Lagoon mit den Ruinen der Goldmühle ist eines davon. Ich nehme die Treppe nach oben und nutze den perfekten Sonnenstand für ein schönes Foto. Dann wundere ich mich nicht, dass ich Eike gerade gar nicht sehen kann. Ich kann ihn hören. Er nimmt nicht die Treppe, sondern den direkten Weg nach oben. Kann man so machen.

Auch am Sonntag hat die Werft geschlossen. Also machen wir den obligatorischen Ausflug zu den Eseln. Wir haben keine Karotten dabei. Allerdings ist eine große Tüte mit den leckeren gelben Bohnen da. Ich stibitze mir ein paar dieser Leckereien und gebe sie meinen Lieblingseseln. Natürlich ist es nicht genug.

Lady Taco, Gipsy und Diva, nachdem sie ihre Bohnen bekommen haben. Sie wollen alle immer mehr.

Ich frage mich, ob diese Bohnen auf die Esel die gleichen Auswirkungen haben wie Bier in uns Menschen. Es sieht fast so aus. Ich kenne absolut keine Leckerei für Esel, die diese mehr durchdrehen lässt. Auch Kamino bekommt seine Bohne. So schlau diese Tiere auch sind, man kann sie mit den Bohnen locken und auf den Arm nehmen. Die Bohnen sind nämlich für Queenie gedacht, der es wirklich nicht gut geht.

Ich bin ja wirklich begeistert über die Qualität der Brote, die Eike in unserer Bordküche zaubert. Eike ist begeistert über das Klima in Aruba, das den Teig zu einer perfekten Reife bringt. Wir sind beide nicht begeistert über das Klima in Aruba, denn die schönste Kruste auf dem Brot wird schon nach wenigen Stunden weich, egal wie gut es gebacken worden ist. Am Abend fertigt Eike immer einen Vorteig an, der dann über Nacht im Kühlschrank geht und am nächsten Tag vollendet wird. Nur nicht am Heiligen Abend. In der Folge fehlt uns am nächsten Tag ein Brot. Eike möchte sich Mittagessen machen und ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich etwas zu kochen. Zu Hause holt er sich immer das Essen irgendwo. Hier stellt er erstaunt fest, mit wie wenig Aufwand sich eine echt italienische Carbonara herstellen lässt.

Wer das Backen vergisst muss kochen lernen.

Am Montag endlich sind die Arbeiter der Werft wieder am Arbeiten. Ich spaziere zu Richie und frage ihn, ob ich einen Bolzenschneider ausleihen kann. Ein paar Minuten später mühen Eike und ich uns mit dem Bolzenschneider am Schloss. Ich muss gestehen, dass ich da wirklich gute Qualität gekauft habe. Am Schloss sind keinerlei Spuren zu sehen und der Bolzenschneider ist leicht beschädigt. Da ich sowieso einen Trennschleifer kaufen wollte, fahren wir in den Baumarkt. Anschließend dauert es nur noch fünf Minuten und der Dinghimotor ist einsatzbereit. Eike möchte natürlich sofort los, doch es ist 12 Uhr und damit viel zu heiß. Nach 20 Minuten im Dinghi hätte er den Hautton eines frisch gekochten Hummers.

Mit dem richtigen Werkzeug geht es ganz leicht.

Am Abend erhalte ich eine Nachricht von Anneke. Die Regeln haben sich geändert. Ab sofort kann man den Booster auch schon drei Monate nach der zweiten Impfung bekommen. Ich beiße in ein Stück Teakholz.

Bye bye Samai

Ich schreibe diesen Blog am Sonntagvormittag. Gerade habe ich von Anneke die Nachricht bekommen, dass Desiree im Donkey Sanctuary ist. So kann ich die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren lassen. Heute früh um 8:30 Uhr hat die Samai den Hafen verlassen und sich auf den Weg nach Bonaire gemacht. Am vergangenen Mittwoch war ich mit Michael noch einmal beim Music Bingo. In diesem Beitrag wird es so manches „zum letzten Mal“ geben.

Eine kleine Flasche Diplomatico Rum aus Venezuela, sehr lecker. Und eine Flasche Aquadiente aus Kolumbien. Das Zeug schmeckt ähnlich wie Ouzo oder Pastis.

Wir haben mächtig abgeräumt. Genauer gesagt hat unser Tisch abgeräumt. Okay, ich habe zwei von drei Runden gewonnen. Es ist natürlich ein Glücksspiel und die tollsten technischen Hilfsmittel wie Shazam nutzen nichts, wenn die gespielten Lieder nicht auf der eigenen Bingokarte sind. Natürlich haben wir die Beute geteilt, der Rum war für mich und das Aquadiente für Michael. Ihm schmeckt das Anisgetränk wenigstens.

Zwei kleine, ängstliche Kätzchen

Zum letzten Mal begleiten mich Sandra, Maila und Samuel zu den Katzen. Wir haben drei Neuzugänge. Alle drei sind unglaublich scheu. Sie haben so viel Angst, dass sie am Gitter ihres Käfigs hochklettern und uns anfauchen, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Ich nutze den Vormittag, um die dritte Videoüberwachungskamera auf dem Parkplatz in den Baum zu hängen, an dem immer wieder Hunde angebunden werden. Damit hoffen wir, noch mehr Nummernschilder lesen zu können. Derweil kümmern sich die drei um alle Katzen und Kätzchen. Ich glaube, dass es nicht lange dauert, bis sie nach ihrer Heimkehr in Berlin ein Tierheim aufsuchen und ihre Katze finden.

Die ängstlichen Kätzchen kleben an der Decke, während ich ihren Käfig putze.

Es ist mein vorletzter Freitag im Animal Shelter, eine gewisse Wehmut stellt sich ein. Die drei neuen Kätzchen sind kein bisschen zutraulicher geworden. Während ich ihren Käfig reinige, klettern sie so hoch wie möglich und zittern dabei wie Espenlaub. Das dritte Kätzchen hat sich eine Ecke gesucht und starrt mich mit ängstlichen Augen an.

Ich würde mich gerne noch tiefer in der Ecke verkriechen.

Mir ist schon klar, war mit diesen Kätzchen passieren wird, bevor Eva es ausspricht. Wenn sie sich nicht innerhalb weniger Tag an Menschen gewöhnen, bleiben sie für immer solche ängstlichen Katzen. Die sind natürlich nicht als Adoptivtiere vermittelbar und würden den Platz für gute Katzen blockieren. Also bekommen sie ihre Chance, doch die ist nicht unbegrenzt lang. Meine linke Hand jedenfalls ist komplett verkratzt. Beim Versuch eines der Kätzchen vom Gitter zu pflücken, erwische ich das Genick nicht richtig und meine Hand bekommt es mit 18 Krallen und vier Fangzähnen zu tun. Autsch. Das Desinfektionsmittel ist zum Glück nicht weit weg.

Baumfrüchte. Wie Extasy für Esel

Der Baum auf dem Parkplatz des Tierheims hat seine Früchte abgeworfen. Das ist super, ich sammle zwei große Säcke voll „Bohnen“ ein. Es sind ja keine Bohnen, sondern die Früchte des Fofoti Baums, der zur Familie der Johannisbrotgewächse gehört. Sie haben einen süßlichen Duft, der die Esel zu wahren Kämpfern macht. Mir gelingt es, die Säcke am Samstag relativ früh ins Donkey Sanctuary zu schaffen. Zu dieser Uhrzeit sind die Esel noch mit ihrem Frühstück beschäftigt, so dass ich das Besucherzentrum unbehelligt erreiche.

Die Hinterseite von Shrimp

Paul ist begeistert, als er die Reaktionen der Esel auf die „Bohnen“ sieht. Tim nimmt sich eine Frucht, schält sie und probiert. Er ist überrascht vom süßen Geschmack. Nun weiß er, warum die Esel verrückt werden, wenn sie die Chance auf die Bohnen haben. Es sammeln sich auch immer mehr Esel im Lee des Besucherzentrums. Sie werden vom Geruch angelockt.

Begehrter Snack

Normalerweise füttert Paul die Esel nicht. Er hat genau wie ich ein paar Lieblingsesel, die von ihm immer ihre Leckereien bekommen. Heute erfreut sich Paul so sehr an dem Geschubse und Gekicke, dass er einen kompletten Eimer verfüttert. Das habe ich von ihm so noch nie gesehen. Es gibt für alles ein erstes Mal.

Sonnenbad für einen kleinen Esel

Natürlich besuche ich auch Chamito und Woods. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Chamito mit den „Bohnen“ schon etwas anfangen kann, doch Woods bekommt immer ihre Leckerchen von mir. Also heute keine Karotten, heute leckere „Bohnen“. Von Michael erhalte ich die Nachricht, dass der geplante Besuch im Donkey Sanctuary ausfällt. Das kann ich verstehen, es ist ihr letzter Tag in Aruba und es ist ein Haufen Arbeit, ein Segelboot nach längerer Liegezeit wieder seetauglich zu machen. Das steht mir auch noch bevor. Ich entdecke das lange vermisste DNKY-T-Shirt in 2XL, das kaufe ich gleich für Michael. Die Größe war seit Wochen ausverkauft. Michael freut sich riesig.

Am Abend bin ich noch einmal zum Grillen auf der Samai eingeladen, zum letzten Mal in Aruba. Wir hoffen, dass wir uns auf den Azoren wiedersehen werden.

Samuel macht die Leinen los für die Fahrt nach Bonaire

Ich trinke meinen Morgenkaffee, während ich der Samai bei ihren Vorbereitungen zusehe. Das Boot sieht so aus, als wären sie in wenigen Minuten soweit. Zum Glück habe ich nicht verschlafen. Mein Email-Archiv verrät mir, dass Sandra mir die erste Mail am 18. September letzten Jahres geschrieben hat, während die Samai in Chile feststeckte. Im Laufe der Monate hat sich eine „Brieffreundschaft“ entwickelt. Später wurde klar, dass die Samai nach Aruba kommen wird. Aus der Brieffreundschaft wurde eine Freundschaft. Ich freue mich auf Horta (Azoren) und bin guter Dinge, dass wir wieder gemeinsam grillen werden. Gute Reise.

Gute Reise

Langsam aber stetig nimmt die Zahl der deutschen Boote in Aruba ab. Auch Sissi ist bald fällig. In drei Tagen kommt Eike aus Amsterdam geflogen. Noch geblieben ist die Pamina. Dort zeigen sich die Klebekräfte von Aruba gerade wieder einmal ganz besonders stark. Der defekte Generator muss noch ausgetauscht werden. Dafür muss man den neuen Generator aber erst einmal durch den Zoll bekommen. Immerhin ist er schon in Aruba. Ich könnte wetten, dass Sissi die Pamina beim Abreisetermin noch um ein paar Tage schlagen wird, denn die Pamina hat ein Weihnachtsproblem. Die kleine Lea hat an Weihnachten Geburtstag und deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie diesen Tag auf dem Wasser verbringen wollen. Mir ist das egal, ich habe schon ein Weihnachtsfest auf dem Ozean gefeiert.

Pamina. Es besteht noch Reparaturbedarf.

Jetzt warte ich auf die Nachricht aus dem Donkey Sanctuary, dass Desiree nach Hause geht. Es dauert hoffentlich nicht mehr lang. Es ist mein vorletzter Sonntag und der drittletzte Besuchstag überhaupt. Am kommenden Wochenende werde ich diese Rücksicht nicht mehr walten lassen. Wenn sie dann im Donkey Sanctuary ist, wird sie mit meiner Anwesenheit leben müssen.