Kaminos kickendes Karussell

Tag 7

Es ist Sonntag, mein Lieblingstag bei den Eseln. Gemeinsam mit fast der gesamten Samai-Crew fahre ich ins Donkey Sanctuary. Auf dem Parkplatz steht ein Pickup-Truck mit der gesamten Ladefläche voller ausgehöhlter Kürbisse. Wow, So viele Kürbisse. So viel Spaß damit für die Esel. Helloween ist doch erst heute Abend. Ich biete dem Spender an, die Kürbisse mit der Schubkarre zum Besucherzentrum zu transportieren. Das gelingt mir auch unfallfrei mit einem Dutzend Eseln im Schlepptau. Wir schaffen die Kürbisse gemeinsam außer Reichweite.

Ein Festmahl wartet darauf, verzehrt zu werden. Alle schauen gespannt.

Das Interesse der Hauptdarsteller ist geweckt. Jetzt lassen wir sie erst einmal eine Weile schmoren. Die Spender der Kürbisse finden den Weg ins Besucherzentrum nicht. Sie fahren gleich wieder davon und haben auch nicht vor, die Kürbisse zu verfüttern. Damit kann ich sehr, sehr gut leben, denn schließlich kann man mit Kürbissen und Eseln eine Menge Spaß haben. Doch zuerst gehe ich Chamito besuchen. Die Kürbisse haben Zeit. Die Esel übrigens nicht.

So ganz nebenbei finden Samuel und Maila einen Esel, der am rechten Auge blutet. Sie machen ein Foto und sowohl Anneke als auch ich sind der Meinung, dieser Esel muss gefangen werden. Wir finden ihn an der Futterstelle und haben Glück, es ist einer aus der Fraktion, die sich in ihr Schicksal ergeben, wenn das Halfter endlich auf dem Kopf sitzt.

Chamito liegt auf dem Boden. Fast den ganzen Tag.

Der kleine Chamito ist heute das wandelnde Elend. Oder besser gesagt das liegende Elend. Gestern und heute hat er fast nichts getrunken. Immer wenn er an die Zitzen gehen möchte, tritt Woods einfach einen Schritt zur Seite. Dann versucht er es wieder und sie tritt wieder einen Schritt zur Seite. Die Tierärztin kommt und untersucht Chamito. Er hat kein Fieber und wenige Minuten vor ihrem Besuch sogar gestanden und gepinkelt.

Die Tierärztin untersucht Chamito

Nach dem Abschluss der Untersuchung bekommt der Esel noch eine Infusion mit Kochsalzlösung, so wie man es bei einem dehydrierten Menschen auch machen würde. Die Tierärztin schlägt vor, die in den benachbarten Ställen stehenden Esel woanders unterzubringen, damit die Mutter weniger Stress hat und ihren Sohn öfter trinken lässt. In freier Wildbahn würden sich Mütter mit ihren Babys von der Gruppe absondern, damit sie ihre Ruhe haben. Hoffentlich wirkt diese Maßnahme, Chamito ist sehr sehr schwach. Auch das verletzte Auge des anderen Esels kann sich die Tierärztin noch ansehen.

Von einem schwachen zu einem starken Esel. Ich werfe einen Kürbis in die Menge, ganz in der Nähe von Kamino. Kamino beginnt sofort an mit der Arbeit und kaut an seinem (!) Kürbis herum. Selbstverständlich hat er den Kürbis nicht alleine für sich. Er gibt jedoch alles. Ich nehme das alles als Video auf und präsentiere es hier. Die Audiospur hat einen Schnittfehler, die Action bleibt. Die Besucher fragen mich immer wieder, ob sich der dreibeinige Esel gegen die anderen behaupten kann. Ich behaupte nun, dass ich ein feines Beweisvideo besitze. Yes he can!

Tag 8

Heute am Montag fahre ich nur zu einem Kurzbesuch. Natürlich würde ich gerne die ganze Zeit bei den Eseln verbringen, ich habe jedoch noch Verpflichtungen mir selbst gegenüber. Zum Beispiel das Boot in den nächsten sechs Wochen endgültig segelklar zu machen. Die Restarbeiten sind übersichtlich, vor ein paar Tagen konnte ich bei bedecktem Himmel die Decksdurchführungen für die Püttinge endlich abdichten. Ein Punkt weniger auf der Liste.

Chamito am achten Lebenstag

Immerhin ist der kleine Esel auf seinen vier Beinen, als ich ihn besuchen komme. Seine Mutter ist noch mit ihrem üppigen Frühstück beschäftigt, sie bekommt besonders viel. Auf diese Weise müssen schließlich zwei Esel satt werden, ein großer und ein kleiner. Die Maßnahme mit dem Abstand zu den anderen Eseln scheint gewirkt zu haben, wir Menschen sind nicht so das Problem für sie. Egal wo sie stehenbleibt, Chamito darf zur Milchbar und trinken. Das ist eine freudige Entwicklung.

Endlich darf er trinken, auch wenn seine Mutter frisst.

Wir alle hoffen, dass es sich auf diese Weise positiv weiterentwickelt. Dafür müssen die anderen Esel ein paar Wochen lang in viel zu kleinen Ställen ausharren. Noch ein kleines Beweisvideo, dass sie ihren Sohn endlich wieder trinken lässt. Ich bedanke mich hiermit offiziell bei Woods, weil sie Chamito auf ihre Steuerbordseite schubst.

Esel und Esel und Esel

Tag 4

Es ist lange her, dass ich so oft in der Woche ins Donkey Sanctuary gefahren bin. Seit Montag war ich jeden Tag dort. Ich brauche auch nicht viel Zeit, ich muss das Baby einfach nur sehen. Das glückt mir nach meinem Fehlversuch von Mittwoch am Donnerstag wieder.

Chamito schaut in die Kamera.

Chamito beobachtet mich dabei, wie ich ihn fotografiere. Seiner Mutter ist im Moment alles egal, denn sie hat gerade ihr Futter erhalten. Dem Futter widmet sie sich wesentlich gründlicher als ihrem Sohn.

Er sieht ein wenig zerbrechlich aus

Heute bleibe ich nicht lange. Ich kann sehen, dass der Kleine wirklich erschöpft ist. Normalerweise würde er auf seine manchmal noch wackeligen Beine springen, wenn ich ihm so nahe komme. Doch heute fallen ihm beinahe die Augen zu. Anscheinend war es ein sehr anstrengender Tag.

Jetzt sind die Äuglein geschlossen

Ich verabschiede mich von Tim, der über eine Stunde nach Ladenschluss noch die Esel versorgt. Er will zu einem anderen Job in Santa Cruz laufen. Wow, denke ich, das ist mindestens eine Stunde zu Fuß. Also biete ich ihm eine Mitfahrgelegenheit an.

Tag 5

Am nächsten Tag bin ich früher im Donkey Sanctuary. Desiree hat nun zwei Wochen Urlaub. Den verbringt sie zwar in Aruba, sie wird sicher nicht zur Arbeit kommen. Sie wird hoffentlich nicht zum Donkey Sanctuary kommen. Falls sie doch kommt, muss sie mit dem Risiko leben, dass sie mir begegnen könnte.

Eine Karotte für Woods

Ich habe ein paar Karotten für Woods im Gepäck. Der kleine Chamito kann noch nichts mit ihnen anfangen. Das wird aber nicht mehr lange dauern. Olivia kommt mit einer aufgezogenen Spritze. Darin befindet sich normalerweise Medizin, diesmal sind es aber wohl Vitamine für Chamito. Sie bittet mich, das Eselchen zu halten, während sie die Spritze in sein Maul entleert. Dabei verhält er sich schon ganz wie die Großen, er verweigert das Schlucken und will natürlich meiner Umarmung entgehen.

Woods isst. Chamito darf in der Zeit nicht trinken.

Dann bekommt Woods ihr Futter. Sie vergisst wie gestern, dass sie einen kleinen Sohn hat. Der versucht immer wieder, an die Milchbar zu kommen. Er ist unglücklich, die Milchbar geht jedes Mal einen Schritt zur Seite, wenn er es fast geschafft hat. Da muss er durch. Zum Glück wird nur zweimal am Tag gefüttert.

Und wieder nicht erfolgreich, die Milchbar tritt zur Seite

Auge in Auge mit Chamito mache ich die letzte Aufnahme des Tages. Es war nur ein kurzer Besuch für mich. Doch heute konnte ich den kleinen Flausch richtig kräftig umarmen. Toll!

Auge in Auge

Zu guter Letzt habe ich noch ein paar bewegte Bilder der jüngsten Attraktion angefertigt und hochgeladen. Chamito sucht immer wieder den Kontakt zu den Eseln hinter dem Zaun. Das ist schön. Irgendwann wird er in die große Gruppe können.

Tag 6

Der Samstag ist einer der Tage, an denen ich sowieso regelmäßig im Donkey Sanctuary aufgetaucht bin. Heute nehme ich Rebecca und Lea mit. Lea liebt alle Tiere und bei den Eseln kann sie auch problemlos alleine durch die Gegend laufen. Dort gibt es keine Gefahren wie den Ozean oder den Straßenverkehr. Viele Einheimische kommen am Wochenende mit ihren Kindern genau aus diesem Grund zu Besuch. Die Kinder können sich schön beschäftigen, während die Eltern im Schatten sitzen.

Chamito hat jetzt viel Platz

Die Esel wurden umsortiert. Nun haben Chamito und Woods den großen Außenbereich für sich alleine. Das ist für das Baby toll, denn es kann dort herumtoben und Bocksprünge machen. Lea begleitet mich zu Mutter und Sohn, sieht im hinteren Teil des Geheges einen Ball liegen und läuft hin. Die beiden Esel schauen interessiert zu und sind gespannt, was nun passieren wird.

Chamito und Woods schauen interessiert zu, was Lea da hinten mit ihrem Ball anstellt.

Es passiert nicht viel. Woods stellt fest, dass ich in der Taschen ein paar Karotten habe. Das ist viel interessanter, als dem Menschenkind beim Spielen zuzusehen. Sie kümmert sich bei der Nahrungsaufnahme ja auch nicht um ihr eigenes Kind.

Wo sind die Karotten?

Auf den Fotos von heute und gestern ist schön zu sehen, dass wir den zweiten bedeckten Tag in Folge haben. Zwei Tage, ohne die Sonne sehen zu müssen. Zwei Tage hintereinander mit ein wenig Regen. Es fühlt sich sehr angenehm an, ich kann ein paar Meter laufen, ohne dabei gleich ins Schwitzen zu kommen.

Chamito und Woods sind zärtlich zueinander

Eine ganz schlechte Mutter ist Woods dann auch nicht. Sie tauscht immer wieder Zärtlichkeiten mit ihrem Sohn aus. Das kann man im Video auch sehr schön sehen. Viel Spaß damit. Kurz bevor wir gehen wollen, möchte einer der Besucher mit Karte zahlen. Das Terminal verweigert den Dienst. Ich kenne die Ursache, das Ethernet-Kabel ist nicht eingesteckt. Während ich das Problem löse, erhält Tim eine WhatsApp von Desiree: „Was zur Hölle macht Jörg da gerade?“ Tims Antwort ist kurz und richtig: „Er hilft uns.“ Desiree schaut zu viel auf die Videokameras. Ihr Problem. Morgen komme ich wieder.

Wiedersehen mit Jip

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich Jip das erste Mal gesehen habe. Ein winziger Kater mit einer großen Klappe, der am Gitter in seinem Käfig immer unter kräftigem Maunzen ganz nach oben geklettert ist. Das war im Juli, ziemlich am Anfang meiner Zeit als Volunteer im Animal Shelter.

Wie es mit so freundlichen, aufgeweckten Katerchen so geht, wurde der kleine Jip schon Ende Juli gemeinsam mit einem anderen Kätzchen adoptiert. An seinem letzten Tag im Tierheim habe ich ihn noch einmal fotografiert.

Jip kurz vor seiner Adoption am 21. Juli 2021

Vor zwei oder drei Wochen ist mir aufgefallen, dass Jip zurück ist. Ich weiß noch nicht, warum er zurückgebracht wurde. Er ist jedenfalls ganz schön groß geworden, genauso frech wie früher ist er weiterhin. Und wenn man ihn auf den Arm nimmt, fängt er sofort an zu schnurren. Wenigstens wurde er nicht schlecht behandelt.

Jip am 28. Oktober 2021

Ich habe heute viel Zeit mit den Katzen. Maila, Samuel und Sandra sind mitgekommen und helfen mir nun bei der Reinigung der Katzenkäfige. So kann ich mir Zeit nehmen und die beiden scheuen Kater Max und Elvis für einige Minuten hinter den Ohren kraulen. Es ist ganz selten, dass die beiden so viel Zuwendung haben möchten, normalerweise verkriechen sie sich in einer Ecke. Außerdem mache ich die Aufnahme von Jip, der mir immer wieder davonlaufen möchte.

Direkt vor dem Katzenkäfig schlafen zwei Welpen

Wir haben sieben Hundewelpen hereinbekommen. Diese bekommen ihre offiziellen Aufnahmepapiere, werden gewogen und entwurmt. Heute muss man sehr aufpassen, wohin man im Hof seine Füße setzt. Überall liegen die süßen Hunde herum. Das lässt niemanden kalt. Selbst ich helfe am Ende beim Wiegen. Sandra trägt einen Welpen nach dem anderen durch die Gegend.

Sandra läuft ziemlich lange mit Welpen auf dem Arm herum.

Während die Welpen fröhlich kläffend miteinander spielen, ihre Streicheleinheiten genießen oder einfach etwas schlafen, ist eine Hündin einfach nur traurig. Sie kam mit ihren Welpen zu uns herein, die Welpen sind nun aber in einem anderen Tierheim. Bei uns sind alle Plätze restlos voll. Sie frisst nicht mehr und selbst als Sandy Leckerlis verteilt, hat sie gar kein Interesse. Wir nehmen an, dass sie um ihre Welpen trauert.

Traurige Hündin

So wie ich Samuel und Maila mit den Katzen spielen sehe, kommt es mir so vor, dass die Familie in Deutschland eine oder zwei Katzen adoptieren muss. Die Kinder haben sich in die kleinen Tiger verliebt. Sie verbringen Stunden in den Käfigen.

Zwei Katzen im Spiel vertieft

Nachher fahre ich noch einmal ins Donkey Sanctuary. Ich habe das Baby seit zwei Tagen nicht gesehen. Gestern konnte ich nicht hinfahren, Desiree hat Überstunden gemacht, weil sie später noch eine neue Bewohnerin der Apartments von Flughafen abholen musste. Also probiere ich es heute wieder. Aber ich habe Chamito vorgestern besucht, an seinem zweiten Lebenstag. Mir fehlen die Worte für seine Niedlichkeit.

Selbstverständlich gibt es auch noch drei Minuten bewegte Bilder vom Eselchen. Total süß ist die Stelle, an der er einen kleinen Zwischensprint macht. Leider habe ich seinen Bocksprung nicht vor die Linse gekommen, das wird aber sicher noch werden. Chamito ist sehr aktiv. Juri erzählt mir, dass der Tierarzt Mutter und Sohn untersucht hat. Woods hat Milch und Chamito ist soweit gesund.