Am Sonntag unterhalte ich mich mit Anneke über Woods. Die Eselin ist in den vergangenen Wochen zusehends runder geworden. Ich meine zu Anneke, dass die Veränderung so rapide war, dass es möglicherweise eine Schwangerschaft ist. Anneke ist der Meinung, dass man das ausschließen kann, weil Woods schon mehr als ein Jahr im Donkey Sanctuary lebt. Am folgenden Morgen erreicht mich eine Nachricht von Anneke. Sie hatte unrecht, ich hatte recht. Wir haben einen neuen Esel.
Ich muss den neuen Esel sehen und das noch heute. Wer weiß, vielleicht überlebt er die erste Woche gar nicht. Außerdem habe ich noch nie einen Esel am Tag seiner Geburt gesehen. Ich verabrede mich mit Juri und Gustav für 17 Uhr, wenn das Donkey Sanctuary schon geschlossen ist. Dann besteht keine Gefahr, dass ich Desiree zu Gesicht bekomme. Das ist mir alles zuwider, ich kann es aber nicht ändern.
Um kurz vor Fünf bin ich bei der Pamina. Sönke fliegt für ein paar Tage nach Deutschland, ich setze ihn am Flughafen ab. Rebecca und Lea begleiten mich ins Donkey Sanctuary. Wann hat man schon die Gelegenheit, einen Esel zu sehen, der keine 24 Stunden alt ist. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.
Juri lässt uns hinein. Er ist ganz bewegt vom heutigen Tag. Woods war in der großen Gruppe unterwegs und es war nicht leicht, sie und ihr Baby in den Stall zu schaffen. Zuletzt hat er, um das Baby vor den vielen anderen Eseln zu schützen, das Baby in den Stall getragen.
Bei unserer Ankunft liegt der kleine Chamito auf dem Boden und ruht sich aus. Seine Mutter Woods wiederum kaut noch ungeniert auf dem Heu herum, das vor eineinhalb Stunden verfüttert wurde. Sie verschwendet keinen Blick auf den Kleinen. Lea ist begeistert. Sie würde am liebsten den Stall stürmen. Wir haben aber vorher vereinbart, dass wir nur von außen schauen.
Eine ganz schlechte Mutter ist Woods nicht. Sie schaut schon gelegentlich nach ihrem Sohn. Ich komme nicht mehr heraus aus dem Fotografieren und Filmen. Der kleine Esel ist soooo süß. Rebecca und ich beginnen zu philosophieren. Wenn ein Menschenbaby zur Welt kommt, kann es erst einmal gar nichts. Ein Esel steht schon am ersten Tag auf seinen vier Beinen. Katzen haben für Tage die Augen geschlossen, sie müssen später alles von ihrer Mutter lernen, wie wir Menschen auch. Der kleine Esel ist schon so unglaublich komplett. Es ist immer wieder unglaublich, welch schöne Dinge die Natur für uns bereit hält.
Lea sieht Shrimp im Besucherzentrum sitzen und verliert das Interesse an Chamito. Diese Gelegenheit nutze ich und klettere in den Stall. Woods kennt mich, das ist kein Problem. Und tatsächlich verteidigt sie ihr Baby nicht. Sie tritt einen Schritt beiseite und ich kann Chamito zwischen den Ohren kraulen. Eine Siebenjährige hätte ich ihm nicht zumuten wollen. Chamito hat ein weiches Fell wie Socks, der Kater mit dem weichesten Fell im Donkey Sanctuary. Er bleibt liegen und entspannt, als wäre die Nähe zu den Menschen das Normalste von der Welt. Aber klar, den ganzen Tag hat er die Besucher und die Volunteers erlebt. Da muss ein Mensch doch nur normal für ihn sein.
Ein paar Minuten später steht er auf und läuft seiner Mutter hinterher. Er sieht hungrig aus und sucht die Milch abwechselnd an den Vorderbeinen und den Hinterbeinen. So ganz hundertprozentig hat er es noch nicht raus. Ich kann es nicht oft genug erwähnen, dass es sich um seinen Geburtstag handelt.
Nach einer knappen halben Stunde verabschieden wir uns von Chamito, Woods, Shrimp und Juri. Ich weiß mit Sicherheit, dass ich morgen nach Ladenschluss wiederkommen werde. Gustav und Juri haben mich zum Abendessen eingeladen. Der ganze Zirkus ist mir echt zuwider, Desiree hat einen an der Waffel. (Beim letzten Satz bin ich echt gespannt, was die automatische Google-Übersetzung daraus im Englischen machen wird.) Ich würde gerne einfach während der Öffnungszeiten hinfahren. Morgen nehme ich Maila und Samuel von der Samai mit.