Ankommen in Frankfurt

Ich sitze in meinem Hotelzimmer, einem kahlen, engen Raum. Die Sauberkeit ist gerade noch akzeptabel. Das Zimmer hat angeblich 13 m², doch es fühlt sich enger an, als die 12 m² Wohnfläche, die mir Sissi die letzten Jahre geboten hat. Ich bin sowieso kein Freund vom Leben im Hotel, doch im Moment fehlen mir die Alternativen.

Sissi in ihrem Hotelbett

Für die nächsten Tage muss ich mit diesem Zustand leben. Das Hotelzimmer war das billigste, was ich in Frankfurt finden konnte. Dafür habe ich aus dem Fenster Ausblick auf die Mainzer Landstraße, der wichtigsten Ausfallstraße in Richtung Westen. Es ist sehr laut. Direkt um die Ecke ist eine Eisenbahnbrücke, über die im Minutentakt S-Bahnzüge fahren. Außerdem fahren hier Regionalzüge und Fernzüge, über fehlende Eisenbahngeräusche kann ich mich auch nicht beklagen.

Klassenfahrt

Eigentlich ist das Hotel eher ein Hostel, in dem entweder Backpacker oder Schülergruppen in günstigen Mehrbettzimmern nächtigen. Darauf wollte ich mich nicht einlassen und habe ein Einzelzimmer gebucht. Frühstück habe ich nicht dazu gebucht, denn das Frühstücksbuffet schließt schon um 10 Uhr morgens. Es wäre verschwendetes Geld. Außerdem gehe ich lieber auswärts in ein Café frühstücken, denn ich mag dieses Hotel nicht.

Flaschensammler bei der Arbeit

Der Pfandflaschensammler vor dem Gebäude fällt mir auf, er kommt jeden Morgen fast nach Fahrplan vorbei, er fährt wohl täglich seine übliche Runde. Anderswo habe ich nicht so viele Flaschensammler gesehen, anderswo gibt es kein Einwegpfand. Hier sehe ich sie ständig, etwa beim Warten auf die Straßenbahn. An stark frequentierten Haltestellen kommen sie manchmal im Minutentakt vorbei, um die Mülleimer zu untersuchen. Früher habe ich sie auch schon gesehen, sie sind mir aber nicht in diesem Maße aufgefallen. Ich muss zum Friseur, meinen letzten Haarschnitt hatte ich auf den Azoren.

Friseur

Ich finde einen Friseur, der gerade nichts zu tun hat. Das kommt meinem Wunsch entgegen, möglichst wenig zu warten. Als ich auf dem Stuhl sitze, muss ich innerlich lachen. Der Friseur spricht nur ein paar Worte Deutsch. Damit wird eine Tradition fortgeschrieben, die besagt, dass ich mich mit dem Friseur nicht unterhalten kann bzw. muss. Irgendwo auf der Welt gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Friseure keine Fremdsprachen lernen dürfen. Und da ich kein Portugiesisch (Porto, Ponta Delgada), Spanisch (Lanzarote) und nur wenig Papiamento (Aruba) spreche, war die Konversation immer auf ein Minimum beschränkt. Das ist hier auch so. Lediglich in Guadeloupe musste ich mich mit der Friseurin unterhalten. In diesem Geschäft wäre Türkisch die Sprache der Wahl gewesen. Mit dem Haarschnitt bin ich zufrieden.

E-Scooter, hier einigermaßen ordentlich im Wartebereich der Straßenbahn in den Weg gestellt.

Ich habe Zeit. Ich nehme mir diese Zeit auch, weiterhin die Stadt zu erkunden. Was hat sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren verändert? Natürlich gibt es viele kleine Veränderungen. Gebäude sind fertiggestellt, für die bei meiner Abreise noch nicht einmal die Baugrube ausgehoben wurde. Andere Gebäude wurden abgerissen, die Stadt ist in einem ständigen Wandel. Die auffälligste Veränderung im Stadtbild sind jedoch die Elektroroller, die wirklich überall in der Stadt zu finden sind. Sie stehen oder liegen im Weg herum. Oder sie werden von ihren FahrerInnen rücksichtslos im Slalom zwischen den Fußgängern hindurch getrieben. Kurz denke ich darüber nach, mir auch eine Roller-App zu installieren, dann verwerfe ich den Gedanken. Für die letzten Meter von der Straßenbahn zu meinem Ziel brauche ich die Dinger nicht.

Kreuzung Miquelallee/Eschersheimer Landstraße

An den Straßenverkehr und den damit verbundenen Lärm muss ich mich erst wieder gewöhnen. In einer Stadt der Größe von Frankfurt war ich nicht mehr, seit ich Frankfurt verlassen habe. Beim Überqueren von Straßen schaue ich manchmal noch in die falsche Richtung, ich war wohl doch zu lange im United Kingdom. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind genial gut. Sie verkehren rund um die Uhr und sind ziemlich sauber und auch einigermaßen pünktlich. Die Preise sind fair. Die Züge und Busse sind schnell unterwegs. Warum schreibe ich das jetzt? Weil ich das vor meiner Abreise niemals, niemals so geschrieben hätte. Damals kannte ich nur Frankfurt und hatte viel zu meckern. Meckern kann ich allerdings über die Ausstattung. Selbst in Aruba bieten die Busse ihren Fahrgästen kostenlosen Internetzugang. Es gibt Lademöglichkeiten für die Telefone. In Frankfurt gibt es nur in den Elektrobussen Lademöglichkeiten und nur die S-Bahn bietet den Kunden Internetzugang an. Das ist rückständig.

Plakat in der U-Bahnstation: Unser Oberbürgermeister soll abgewählt werden.

Demnächst darf ich mal wieder an die Wahlurne gehen. Im ganzen Stadtgebiet ist Werbung für die Abwahl des Oberbürgermeisters plakatiert. Der war schon bei meiner Abreise nicht der beliebteste Politiker in der Stadt, in den vergangenen beiden Jahren hat er sich jedoch ein wenig zu oft daneben benommen. Ich bin gespannt, meine Wahlbenachrichtigung habe ich schon.

Staustufe Griesheim

Ich kann mich nicht erinnern, dass es mich früher so oft und regelmäßig an den Main gezogen hat. Irgendwie brauche ich den Blick auf das Wasser wohl noch. Es ist lange her, dass ich mit der Gaby, dem Schiff auf dem ich meinen Sportbootführerschein gemacht habe, durch die Schleuse in Griesheim gefahren bin. Zu Fuß habe ich den Main hier vielleicht ein- oder zweimal in meinem Leben überquert. Hier am Main, nur wenige Kilometer außerhalb der Innenstadt, ist es ruhig und friedlich.

Main bei Griesheim

Die letzten Wälder, in denen ich gewandert bin, waren auf den Azoren bzw. Guadeloupe. Tropische Regenwälder im Gebirge der französischen Karibikinsel und saftig grüne Mischwälder an den Hängen der Vulkaninseln im Atlantik. Das hat Frankfurt nicht zu bieten, doch es zieht mich natürlich auch in den Stadtwald.

Im Frankfurter Stadtwald

Es ist Herbst. Diese Jahreszeit habe ich seit 2018 nicht mehr gesehen. In der Karibik herrscht der ewige Sommer und auf den Azoren der ständige Frühling. Kaum habe ich die Straßenbahn verlassen, fliegt dröhnend ein Flugzeug in Richtung Flughafen über meinen Kopf. Ich spaziere von der Oberschweinstiege an den Goetheturm. Ich nehme all mein Gemecker über den Ankerplatz auf Terceira zurück. Dort gibt es keinen nervigen Fluglärm. Hier dröhnen die Flieger im Minutentakt.

Goetheturm. Wieder aufgebaut in meiner Abwesenheit.

Kurz vor meiner Abreise ist der Goetheturm abgebrannt. Inzwischen wurde er wieder aufgebaut. Ich stehe ein paar Minuten am Fuße des Turms und ringe mit mir. Soll ich die Treppenstufen erklimmen? Ich entscheide mich dagegen, meine innere Faulheit siegt. Ich trinke lieber einen Kaffee in der Gaststätte und warte einen kleinen Regenschauer ab. Die Rekonstruktion des Turms gefällt mir, sie sieht fast aus wie das Original.


An den Abenden treffe ich mich mit Freunden und Bekannten, die ich lange nicht gesehen habe. Ich freue mich darüber, die Menschen wieder zu sehen. Ich freue mich über jeden Abend, den ich nicht in meinem Hotelzimmer verbringen muss. Ich freue mich darüber, dass ich bei einem dieser Treffen eine Karte für das nächste Heimspiel der Eintracht gegen Leverkusen zugesagt bekomme.

Wieder im Waldstadion auf dem Stammplatz. Die Eintracht führt gerade einen Freistoß aus. Noch steht es 0:0 gegen Leverkusen.

Am Spieltag wird es für mich recht hektisch. Bis um 10 Uhr muss ich das Hotelzimmer räumen, dann kommt mein Gepäck erst einmal in ein Schließfach. Anschließend kann ich mich in der Stadt herum treiben lassen. Nach dem Spiel werde ich mein neues Apartment beziehen können. Voll bepackt mit zwei Rucksäcken und einem Jutebeutel mit meiner Kaffee-Ausrüstung starte ich bei leichtem Nieselregen in den Tag. Anschließend trinke ich in Ruhe erst einmal Kaffee. Ab morgen wird das Kaffee-Nomadentum beendet sein.

Mit dem Halbzeitpfiff fällt der Führungstreffer unserer Eintracht

Ich erreiche den üblichen Treffpunkt am Oberforsthaus sehr früh, doch die ersten Mitglieder unseres Fanclubs sind schon anwesend. Sie begrüßen mich mit großem Hallo und Freibier. Das elektronische Zugangssystem zum Waldstadion möchte mich erst einmal nicht hereinlassen. Der Vorsitzende des Fanclubs Bruno muss deswegen zweimal zum Kassenhäuschen und so verpassen wir den Anpfiff. Anschließend sehen wir ein munteres Spiel unserer Eintracht gegen eine eher lahme Leverkusener Mannschaft.

Endstand 5:1. Die Stimmung ist großartig!

Kurz vor der Halbzeit bekommt die Eintracht einen Elfmeter und verschießt diesen prompt. Doch der Videoschiedsrichter ist auf Zack. Der Torwart hat sich zu früh bewegt und so dürfen wir noch einen Versuch machen. Der Schiri pfeift den Elfmeter an, Kamada schießt den Ball ins Tor und es ist Halbzeitpause. Herrlich! In unserem Block ist die Stimmung auf einem ersten Höhepunkt. Später gibt der Schiri einen Elfmeter nicht, auch das sieht der Videoschiedsrichter genau wie zigtausende Eintracht-Fans vor Ort. Manchmal finde ich diesen Videoassistenten richtig gut. Der Jubel nach dem Abpfiff ist ohrenbetäubend.

Ein sensationelles Spiel ist gewonnen

Nach dem Spiel warten wir noch am Oberforsthaus, bis der größte Teil der Zuschauer abgefahren ist. Es gibt schließlich genug zu feiern. Bruno verspricht mir eine Eintrittskarte für das Champions League Spiel gegen Marseille. Alles hier fühlt sich so vertraut an. Bin ich wieder in Frankfurt angekommen? Als die Straßenbahnen wieder einigermaßen leer sind, bringt mich die Linie 21 umsteigefrei zu meinem neuen Apartment.

Die Mannschaft kommt und bedankt sich bei der Fankurve für die Unterstützung. Auch Adler Attila ist dabei.

Der Empfangstresen des Gebäudes ist verwaist. Der Concierge Service ist nur von Montag bis Freitag im Dienst. Um das Türschloss zu öffnen, musste ich eine App auf meinem Telefon installieren, einen Haufen Daten eingeben und bekam dafür meinen elektronischen Schlüssel. Nach ein paar Versuchen öffnet sich nach einem lauten Piep die Hauseingangstür für mich. Das System ist fucking shit und von fucking assholes entwickelt worden. Ich stehe vor der Apartmenttür und hantiere ein zweites Mal mit dem Gerät. Jetzt gibt das Türschloss keinen Ton von sich. Nach drei oder vier fruchtlosen Versuchen drücke ich die Türklinke und kann die Tür öffnen. Ich blicke auf eine Couch, in der eine Frau liegt. Upps. Ich entschuldige mich und schließe die Tür wieder. Ein zweiter Blick auf die Apartmentnummer zeigt mir, dass ich mich um eine Etage vertan habe. Auf der richtigen Etage öffnet sich am richtigen Apartment das Türschloss wieder mit einem Piep. Ich muss darauf achten, dass die Tür immer ordentlich ins Schloss gefallen ist. Das wird die junge Frau im fünften Stock wohl ab sofort auch machen.

Blick aus dem Eingangsbereich ins Zimmer. Es gibt eine Mikrowelle aber keinen Backofen.
Küchenzeile und riesige Schränke zum Verstauen meiner wenigen Sachen.

Die bis zur Decke reichenden Einbauschränke bieten Raum für alle Sachen, die ich habe. Außerdem kann ich dort wirklich alles unterbringen, was im Moment bei meinen Eltern im Keller gestapelt ist. Das Apartment ist sehr gut konstruiert. Ich gehe zum Schließfach und hole meine Sachen. Für das fucking Türschloss brauche ich auch beim zweiten Mal mehrere Versuche. Wenn am Montag der Concierge wieder arbeitet, werde ich mir einen physischen Schlüssel geben lassen. So lange darf der Akku meines Telefons nicht leer werden.

Endlich wieder ordentlichen Kaffee am Morgen

In meiner ersten Nacht schlafe ich sehr gut. Die Matratze meines neuen Bettes ist hervorragend. Am Morgen genieße ich es, mir endlich wieder meinen Kaffee selbst machen zu können. Dafür habe ich den Jutebeutel mit der Kaffee-Ausrüstung von Sissi bis nach Frankfurt geschleppt. Ich denke, ich bin jetzt endlich zu Hause angekommen. Jetzt muss ich nur noch einziehen.

Frankfurter Skyline bei Nacht

Frankfurt am Main

Das Heimweh war groß, der Durst war es auch. Außerdem jährte sich der Hochzeitstag meiner Eltern überraschenderweise zum fünfzigsten Male. Ich durfte in diesem Jahr schließlich meinen 49. Geburtstag feiern. Wir haben hin und her überlegt. Sollen wir in diesen Flieger steigen? Sollen wir so viel Lärm und Dreck produzieren? Wir haben uns für den Lärm, für den Dreck und für den Besuch in Frankfurt entschieden. Eine Woche musste reichen.

Ankunft
Der Flieger war überpünktlich und landete sanft auf der Südbahn, also der Landebahn, auf der man in Frankfurt den wenigsten Lärm abbekommt. Landungen auf der Südbahn verlärmen eher Offenbach, das ist aber nicht schlimm.

Nachdem wir unser Gepäck abgeholt hatten, machten wir uns auf den langen Weg zur S-Bahn. Die fuhr aufgrund von Bauarbeiten im Fernbahnhof ab, das ist ein ordentlicher Fußmarsch. Alsdann begrüßte uns die automatische Ansage, die S-Bahn wurde mit 10 Minuten Verspätung angekündigt. Das genügte uns, um im örtlichen Rewe erst mal frisches Bier und frischen Äppler zu holen. Lecker. Wir fühlten uns sofort wieder zu Hause. Wenn die S-Bahn spät ist und der Äppler frisch, dann ist man in Frankfurt.

Eine knappe Stunde später nach der Benutzung einer weiteren S-Bahn, die ebenfalls ihrem Fahrplan hinterher fuhr, erreichten wir gegen 23 Uhr das Haus unserer Eltern. Ich wollte an der Tür klingeln, doch das Gartentor war verschlossen. Also griff ich zum Telefon und rief an. Meine Mutter fragte, ob bei uns alles in Ordnung sei. Ich entgegnete, dass ein Notfall eingetreten ist und dass sie uns unbedingt die Haustür aufmachen muss – wir würden sonst erfrieren. Für uns war es etwas kalt in Deutschland. Unseren Vater überraschten wir beim Länderspiel Deutschland gegen wen eigentlich? Das Ergebnis wurde nachrangig.

Zwei Stunden später gingen wir dann endlich ins Bett, die Freude war auf allen Seiten riesengroß.

Herbststimmung am Mainufer

Ballermann am Main
Was macht der Deutsche, wenn er in den Urlaub fährt? Er macht einen drauf. Das ist bei Jens und mir nicht anders. Wir sind ja weitestgehend unangekündigt in Frankfurt gelandet, also konnten wir noch Freunde überraschen und einfach mal an den verschiedensten Orten in der Stadt überraschend auftauchen.

Ich wollte einfach nur kurz bei den ehemaligen Arbeitskollegen reinschneien und gemeinsam zum Mittagessen gehen. Der Plan hat nur teilweise funktioniert. Das mit dem Besuch und dem Mittagessen klappte problemlos, dafür wurde es mit dem Kurzbesuch nichts. Nach vier Stunden hatte ich etwa die Hälfte durch, dann wurde es mir zu viel. Die andere Hälfte der KollegInnen, die ich nicht besuchen konnte, möchte ich aus dem Blog grüßen, ich habe einfach nicht mehr geschafft.

Bescheuertes Selfie mit einigen ehemaligen Team-Kollegen

Ich habe euch gesagt, dass ich das Bild ins Blog bringen werde. Dass ich darauf so bescheuert aussehe, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen.

Anstrengender als der Kollegenbesuch war der Rhein-Main-Stammtisch des Whiskyforums. Das ging dann von der Alkoholmenge schon mehr in Richtung Ballermann. Da die Stadtbusse streikbedingt nicht fuhren, habe ich einen schönen Spaziergang vom Konstablerwachemarkt nach Sachsenhausen gewonnen und konnte ein schönes Bild von der nächtlichen Skyline aufnehmen.

Frankfurter Skyline bei Nacht

Eine völlig überraschende Art, Frankfurt neu zu erleben, ist der Besuch als Kurzzeit-Tourist. In der einen Woche habe ich mitgenommen, was mitzunehmen war. Und eben auch das Whiskytasting. Von dieser Stelle aus geht mein Dank an Thomas, der mich eingeladen und den Mund darüber gehalten hat. Und an Gregor, der mir einen Glenturret nach dem anderen ins Glas gefüllt hat. Und an alle anderen, mit denen ich tolle Gespräche hatte. Wenn man sich lange nicht sieht, kommen schon einige Themen zusammen.

Bescheuertes Selfie mit Thomas beim Whiskystammtisch

Waldstadion
Eine weitere Veranstaltung, die etwas anstrengender wurde, war der Besuch des Fußballspiels unserer Eintracht im Waldstadion. Praktischerweise war in jener Woche ein Heimspiel gegen einen unterklassigen Verein aus Niedersachsen. Es war nicht ganz einfach, an die Eintrittskarten zu kommen, denn das Waldstadion ist bei fast jedem Gegner gut gefüllt.

Beim Stand von 0:0 war die Welt noch in Ordnung

Möglicherweise lag es daran, dass wir den Schal an Bord gelassen haben. Möglicherweise haben wir uns zu wenig auf das Spiel konzentriert. Möglicherweise haben wir zu wenig gelärmt, zu wenig gesungen und sind zu wenig gehüpft. Möglicherweise lag es auch gar nicht an uns, dass wir gleich zwei Gegentore kassiert haben. Naja. Auch wenn das Ergebnis suboptimal war, hatten wir doch eine gute Stimmung.

Bescheuertes Selfie mit Floh im Waldstadion

Der Besuch hat sich auch hier gelohnt, nach dem Spiel konnten wir noch viel schwätzen. Das nächste Spiel wird besser – garantiert!

Familie
Und dann wäre da noch der Familienbesuch. Ich habe die Chronologie des Frankfurt-Aufenthalts ein wenig gedreht, denn das Beste soll ja bekanntermaßen zum Schluss kommen. Neben unseren Eltern Annemie und Manfred gibt es da noch den Hund Siena und die Katzen Luna und Maja.

Siena

Siena ist vom Typ Labrador und schon 12 Jahre alt. Sie braucht deswegen ihren Schlaf. Ansonsten kuschelt sie immer gerne mit einer der Katzen.

Maja

Maja ist scheu wie ein Reh. Man kann diese Katze weder fangen noch streicheln. Das ist schade, denn sie sieht mit ihren großen Augen so süß aus. Was auch immer sie in ihrem früheren Leben von Menschen erfahren hat, hat diese Katze dermaßen geprägt, dass sie immer so scheu bleiben wird.

Luna

Luna ist frech! Auf diesem Foto fordert sie von mir die sofortige Lieferung frischen Katzenfutters. Ganz besonders gut hat mir gefallen, dass sie einige Nächte bei mir im Bett verbracht hat. Endlich wieder mal mit einer Katze zusammen schlafen und ihr beim Schnurren zuhören.

Feiern
Gefeiert haben wir mit jeder Menge Verwandtschaft. Ich bin ja nicht so der Typ, der Familienfeiern gerne besucht. Diesmal war es anders, diesmal wollten wir schließlich an der Feier teilnehmen. Es war schön, dem stundenlangen Geschwätz zuzuhören und dabei Spaß zu haben.

Sissitorte

Unsere Schwester Christine war ein klein wenig angefressen. Sie hat sich so viel Mühe gemacht, eine Sissitorte zu backen und uns ins Cockpit gesetzt. Auf ein Bild hat sie die Worte drucken lassen „Goldene Hochzeit – nicht ohne uns“. Natürlich konnte sie nicht wissen, wie wahr diese Worte sein würden.

Die Sissitorte kommt gut an

Viel mehr will ich nicht über die Familienfeier schreiben, schließlich war es eine Familienfeier. Schon die Veröffentlichung des Fotos von unserer Mutter mit der Sissitorte wird mir ein wenig Ärger bescheren.

Kulinarische Höhepunkte
Rippsche mit Kraut. Da gibt es fast nichts mehr dazu zu sagen, außer, dass wir unseren Eltern den Apfelwein schon recht schnell weggetrunken haben. Die haben einfach nicht genug bestellt. Warum eigentlich, wir kommen doch zu Besuch. Also gab es Wein aus Trauben, der auch lecker geschmeckt hat.

Rippsche mit Kraut

Ich werde nicht anfangen, meine Mahlzeiten zu fotografieren. Aber für dieses leckere Mahl mache ich eine Ausnahme.

Auf dem Preungesheimer Markt hatte ich nur Zeit für ein einziges Glas Bier, dann musste ich zur Familienfeier. Ich bekam aber ein leckeres Fässchen zum Mitnehmen, das ich höchstselbst nach Lanzarote geschleppt habe.

Bier aus dem Dorfbräuhaus

Abschied
Nach nur einer Woche kam dann der Punkt, der immer auf einer Urlaubsreise kommt. Nach einer Woche hieß es Abschied nehmen.

Wir haben versucht, diesen Abschied so kurz und schmerzlos zu machen, wie es irgendwie geht. Es geht nicht kurz und es geht nicht schmerzlos.

Mit vielen Umarmungen, guten Wünschen und Tränen haben wir uns von unseren Eltern und ihrem Zoo getrennt, sind zur S-Bahn gelaufen und bekamen von der Deutschen Bahn noch einmal 10 Minuten Extrazeit geschenkt, 10 Minuten S-Bahn-Verspätung und 10 Minuten gemeinsames Warten mit unserem Vater und Siena. Es ist ja nur ein Abschied auf Zeit, wir werden wieder kommen und in unser Elternhaus einfallen. Das nächste Mal sagen wir aber vorher Bescheid.

Flieger nach Lanzarote

Frankfurt verabschiedet uns mit trübem Novemberwetter. Die Wolkendecke über Europa war während unseres Flugs immer komplett geschlossen. Erst südlich von Spanien gab es erste Löcher und beim Landeanflug auf Lanzarote schien die Sonne.

Landeanflug, auf dem Bild ist Sissi zu sehen.

Etwas schmunzeln mussten wir, als der Flugkapitän allen Passagieren einen schönen Urlaub gewünscht hat. Unser Urlaub war vorbei.

Zum Schluss jetzt noch einmal Luna bei ihrer drittliebsten Beschäftigung (nach Schlafen und Fressen). Luna googelt. Sie macht es gerne, mal schnell, mal langsam. Aber immer mit Schwung.

Wahnsinn!!!

Ich kann es kaum glauben. Es ist so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. Wann haben wir das letzte Mal gegen die Bayern…? Das ist lange her.

Eine Dose für das 1:0

Auf freundliche Nachfrage bekamen wir unser Wunschprogramm in der Hafenbar eingeschaltet – Frankfurt gegen die Bayern. Dann saßen wir in unserer Ecke und starrten gebannt auf die Glotze, als Boateng vom Platz geschickt wurde.

Glotze in der Hafenbar

Wir haben mit unserem Torjubel beim 1:0 die komplette Hafenbar aufgemischt und die Bedienung hat fast ein Tablett mit Speisen auf den Boden geworfen. Ist halt blöd, wenn nur zwei Personen dem Fußballspiel wirklich aktiv folgen. Beim 2:0 waren wir auch noch laut, danach haben wir uns ein wenig zurück gehalten.

Konstablerwachemarkt in Frankfurt (Bild von Gregor D. aus Frankfurt)

Beim 3:0 liefen langsam die Messenger warm und wir haben die Bedienung umarmt. In der Hafenbar gibt es zwar keinen Apfelwein, dafür haben sie immerhin Magners Cider, relativ guten Stoff aus Irland.

Beim 4:0 standen wir beinahe auf den Tischen. Beim 5:0 waren wir am Singen. Es gibt selten solche Tage. Wir haben selten Gelegenheit, so zu feiern gegen die Bayern. Wer ist – Stand jetzt – eigentlich Trainer der Bayern?

5:0 Endstand – Bild des Videowürfels (Foto im Waldstadion aufgenommen von Floh W.)

Jetzt haben wir eine echte Aufgabe. Für jedes Tor unserer Eintracht haben wir einen Apfelwein in den Kühlschrank gelegt. Der will heute noch getrunken werden. Ole ole ole, forza SGE!!!

Heimsieg!