Sissi ist seeklar!

Ich kann es kaum glauben. Den letzten Beitrag habe ich an Ostern geschrieben. Das ist ja schon weit mehr als eine Woche her. Jetzt verstehe ich, warum Soraida mir eine Nachricht geschickt hat. Nach einer arbeitsreichen Zeit in den letzten Tagen habe ich jetzt zum ersten Mal wieder etwas Luft und Muße zum Schreiben. Sissi ist seeklar und Jens sitzt im Augenblick im Flugzeug, mitten über dem Atlantik. Der letzte Beitrag endete mit dem Nachbarn, der mir von der Seenotrettung gebracht wurde.

Totalschaden am Boot

Eine schönen Nachmittags treffe ich meinen ehemaligen Nachbarn. Ich frage ihn, wie lange die Reparatur dauern wird. Aus früheren Gesprächen weiß ich, dass er genau wie ich in Kürze über den Atlantik fahren möchte. Daraus wird aber nichts. Sein Boot hat einen Totalschaden. Aufgrund einer vor über 20 Jahren erfolgten aber verpfuschten Reparatur hat sich das Boot vor dem Kiel großflächig delaminiert. Es wäre nötig, den kompletten Innenausbau herauszunehmen und das Laminat von Grund auf neu aufzubauen. Das lohnt sich für ihn nicht, er will mit dem Segeln aufhören. Das Boot bleibt in Guadeloupe und er glaubt, schon einen Käufer gefunden zu haben, der es ausschlachten will.

Langsam aber sicher wird es fertig.

Seit Eikes Abreise arbeite ich daran, dem Cockpit noch einmal einen neuen Anstrich zu verpassen. Der letzte Anstrich war praktisch nicht mehr vorhanden bzw. blätterte ab. Insgesamt haben sich die Arbeiten länger hingezogen und mehr Nerven gekostet, als ich es erwartet hätte. Immer wieder hat mich Fred versetzt, so dass ich teilweise wunderschöne Tage habe verstreichen lassen. Andere Tage waren so regnerisch, dass der Einsatz von Pinsel und Farbrolle sich verboten hat. Dann wieder war das Holz so feucht, dass ich nicht guten Gewissens eine wasserdichte Farbe hätte darüber streichen wollen.

Frisch gestrichen!

Ende gut, alles gut. Die Farbe ist drauf und die Farbe ist trocken. Jetzt bin ich gespannt, wie lange dieser Anstrich halten wird. Tendenziell länger, denn Sissi fährt ja wieder nach Europa zurück. Die karibische Sonne ist brutal zu UV-beständigen Farben und Lacken.

Komplett fertig mit Kartenplotter bzw. Radarbildschirm.

Während der Arbeiten ist mir aufgefallen, dass der Regen durch das Cockpitdach tropft. Oben drauf sind vier Solarpaneele, deren Anschlusskabel durch das Dach gehen. Abgedichtet habe ich sie in Holland bei der Montage, allerdings nicht mit salzwasserbeständiger Dichtmasse, sondern mit Zeug aus dem Baumarkt. Inzwischen weiß ich, wo ich den Baumarktkram am Boot einsetzen kann und wo nicht. Damals war mir das nicht klar. Jetzt ist es wieder dicht.

Das Dach ist wieder wasserdicht.

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich noch eine Stunde Zeit habe, bis ich zum Bus muss. Also schreibe ich noch ein paar Zeilen, ich habe lange nicht geschrieben, ich habe heute früh noch Wäsche gewaschen. Ich gehe immer lieber in Waschautomatensalons als die Wäsche an Bord von Hand zu waschen. Ich nehme auch immer das volle Programm mit Wäschetrockner. Hier in der Werft wäre es ziemlich doof, die frisch gewaschene Wäsche auf die Leine zu hängen, wenn nebenan ein Arbeiter Boote abschleift.

Keine 100 Meter von Sissi entfernt.

Auch die Preise sind gut. Der Laden hat drei Größen von Waschmaschinen (7 kg für 5€, 9 kg für 6€ oder 20kg für 11€) und ist innen ordentlich sauber. Einfach die Wäsche in die Maschine stopfen, bezahlen und starten, 50 Minuten später muss dann in den Trockner umgeladen werden, der für 10 Minuten 1,50€ kostet und von der Größe her wohl auch den Inhalt der 20 kg Maschine nimmt.

Trockner

Am Bezahlautomaten gibt es alle Möglichkeiten, kontaktlos per Karte, mit Scheinen oder Münzen. Gefällt mir gut. Die Alternative wären die Waschmaschinen und Trockner, die es in der Marina ebenfalls gibt. Die größte Maschine hat hier 7 kg. Die Kilopreise liegen definitiv über denen der Konkurrenz vor der Tür. Außerdem ist es maximal umständlich. Der Bezahlautomat nimmt nur Münzen und ist defekt. Also muss man im Marinabüro den gewünschten Betrag auf den Codeschlüssel für die Eingangstüren buchen lassen, denn das Lesegerät für den Codeschlüssel funktioniert. Ich weigere mich.

Bezahlautomat

Die Klamotten, die ich beim Streichen getragen habe, stecke ich nicht mehr in die Waschmaschine. Manchmal muss Kleidung in die Mülltonne. Ich glaube auch nicht, dass die wasserfeste Farbe aus der Kleidung heraus gewaschen werden könnte.

Nicht nur die Arbeitshandschuhe, alle benutzten Klamotten sind voll weißer Farbe

Okay, was fehlt noch? Ich habe frische Kleidung, Bettzeug und Handtücher für mehrere Wochen. Sissi ist von oben wasserdicht, im Cockpit frisch gestrichen und der Motor startet auf Anforderung. Holger hat mir einen Tipp zur Schmierung der Einspritzdüsen gegeben: Einfach 2% bis 4% 2-Takt-Motoröl in den Tank geben. Dann riechen die Abgase zwar ein wenig, dafür werden die Düsen aber schön geschmeidig. Habe ich gemacht. Das geht bei den alten Dieselmotoren. Für einen aktuellen Motor mit Direkteinspritzung darf man den Diesel natürlich nicht so behandeln, das würde zu einem Motorschaden führen. Sagt Holger. Motor ist klar. Am Freitag habe ich einen Krantermin, um Sissi während der Mittagspause aus dem Wasser zu ziehen. Dann wird von unten noch einmal ordentlich geschrubbt. Dann müssen wir noch die Vorräte ergänzen und tanken. Von der Wettervorhersage sieht es Anfang Mai vielversprechend aus.

Nachteil der frischen Farbe: Man sieht jeden Dreck!

Frohe Ostern

Jetzt setze ich meine Geschichte an der Stelle fort, wo ich am Donnerstag aufgehört habe. Fred hat Sissi nach der Probefahrt verlassen und gemeint, dass der Motor jetzt erst einmal abkühlen muss, bevor er wieder an der Einstellschraube drehen kann. Mir fällt ein, dass ich den Watermaker schon ein paar Tage nicht mehr benutzt habe. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar ist das Wasser hier nicht so richtig klar, doch auch das Leitungswasser ist aufgrund seines hohen Chlorgehalts keine Alternative. Vor Chlor im Wasser warnt die Bedienungsanleitung ausdrücklich, da es die Membran zerstört. Also lasse ich das Gerät im Hafen laufen, die Filter muss ich entsprechend öfter wechseln bzw. reinigen.

Bedienpanel. Jetzt gerade läuft das Gerät.

Also drücke ich den Einschalter und es passiert exakt nichts. Normalerweise quittiert das Gerät den Tastendruck mit einem Piepston, bevor die Hochdruckpumpe mit ihrer Arbeit beginnt. Was ist los? Das auf der Rückseite eingesteckte Kabel ziehe ich erst einmal heraus, mache alle Kontakte sauber und probiere es aus. Nichts. Die Sicherung des Geräts ist einwandfrei in Ordnung. Der Schalter steht in der Position „On“. Aber es passiert nichts. Das ist natürlich super. Jetzt läuft der Motor wieder und wir können kein Wasser machen. Das alles passiert natürlich am Gründonnerstag. Meinen Händler kann ich erst wieder am Dienstag erreichen. Nach eingehender Untersuchung des rückseitigen Steckers fällt mir auf, dass von den vier Leitungen nur drei verbunden sind, die vierte ist abgebrochen. Damit kann ich arbeiten.

Vier Kabel, davon nur noch zwei funktionsfähig. Das dritte ist beim Ausbauen abgebrochen.

Der verwendete Stecker ist sehr schön, ich kann ohne großen Aufwand die Kabel entfernen. Ich schneide ein Stück des mehrere Meter langen Steuerkabels ab, dann werden die Enden neu verzinnt (ich hasse Löten, Lötkolben, den Geruch von Lötzinn) und anschließend wieder in die Klemmen gesteckt. Dann kommt der Stecker wieder in die Steuereinheit und in froher Erwartung drücke ich die On/Off Taste. Es passiert nichts. Kein Piep. Ist die Sicherung eingeschaltet? Ja. Nach kurzer Suche finde ich eine Feinsicherung auf der Platine des Geräts. Die ist durchgebrannt. Natürlich! Ich Esel! Ich habe beim Löten bzw. dem Einstecken der einzelnen Kabel vermutlich einen Kurzschluss verursacht. Mmmpf. Es ist Gründonnerstag, die Geschäfte haben noch etwa zwei Stunden auf. Jetzt habe ich erst einmal ein anderes dringendes Problem, die Eintracht spielt in Barcelona.

Rückseite des Bedienpanels

Ich starte die Radioübertragung auf hr Inforadio und nach wenigen Sekunden hallt schon mein Torjubel über die Werft. Es steht 1:0 für die Eintracht. Ich stelle das Radio ein wenig lauter, dann kommt es besser gegen die Schleifmaschinen an. Fred kommt wieder an Bord. Er ist von der Radioübertragung fasziniert. Ich höre praktisch keinen Unterschied zwischen der Fankulisse im Waldstadion in der vergangenen Woche und den Frankfurter Fans in Barcelona. Fred bemerkt irgendwann, dass er das Spiel auch ohne Kenntnisse der deutschen Sprache verfolgt. Beim 2:0 erklärt er, dass er nach dem Abpfiff wiederkommt für eine weitere Probefahrt. Ich will diese Probefahrt sofort, vielleicht habe ich auch einen Lauf. Außerdem kann man das Radio einfach noch etwas lauter stellen, dann brüllt der Kommentator gegen den Motorenlärm. Beim 3:0 bin ich ein glücklicher Mensch. Wir sind auf dem Weg zurück zum Liegeplatz. Der Motor dreht jetzt anständig hoch. Was nun noch an Geschwindigkeit fehlt, ist sicherlich dem Bewuchs unter der Wasserlinie geschuldet. Da mache ich mir keine Illusionen. Es steht noch 3:0, als wir Sissi wieder vertäuen. Kurz nach dem Abpfiff verlässt Fred das Boot. Er ist sichtlich zufrieden mit sich. Es war eine lange Zeit.

Nur die SGE

Am Freitag wache ich gegen Mittag auf. Tolles Spiel. Ich denke darüber nach, jetzt endlich mit den Malerarbeiten loszulegen. Viel mehr passiert ist jedoch nicht, so ein Spiel steckt einem ganz schön in den Knochen. Holger freut sich für mich, dass der Motor wieder läuft. Er fragt mich, ob ich am Samstag nicht Lust habe, mit ihm Essen zu gehen und eine Tour über die Insel zu machen. Natürlich habe ich Lust. Holger hat viel erlebt in seinem Leben und kann gut erzählen. Selbstverständlich habe ich auch genug Seemannsgarn im Gepäck. Ich habe Basse-Terre immer für die spektakulärere Insel gehalten, doch Holger hat mich eines Besseren gelehrt. Natürlich sind die Berge nicht so hoch, dafür aber sind die Löcher viel tiefer. Ein großer Bereich von Grande-Terre liegt unterhalb des Meeresspiegels.

Lila Nachbar. Ich finde den Anstrich durchaus gewagt.

So sitze ich mal wieder im Salon und beginne mit der Vorbereitung dieses Beitrags. Ich sammle die wenigen Fotos ein, die ich habe. Ich mache noch schnell die Bilder vom Watermaker, weil ich sie noch nicht gemacht habe. Plötzlich höre ich von draußen laute Schreie „Sissi, ist jemand an Bord“. Dann sehe ich schon, wie der Hafenmeister an meiner Windfahne hochklettert und an Deck steigt. Er entschuldigt sich dafür, mir wieder einen Nachbarn zu bringen, doch er hätte keine Wahl. Kein anderer Platz ist frei. Diese Nachbarn abzulehnen wäre mir auch sehr schwer gefallen. Noch vor wenigen Tagen stand das Boot in der Werft an Land. Jetzt wird es mit dem Seenotrettungskreuzer reingebracht. Dann wandert eine riesige Wasserpumpe vom Segelboot zurück auf das Rettungsboot. Damit ist klar, dass dieses Boot vor dem Sinken bewahrt werden musste.

Fast abgesoffen. Der neue Nachbar.

Meine neuen Nachbarn haben sicherlich allen Grund frohe Ostern zu feiern. Ich auch. Nur fünf Sekunden Vorglühen, dann etwa 0,3 Sekunden den Anlasser betätigen und sofort grollt es im Keller von Sissi. Der Watermaker hat noch einen Filterwechsel erfahren, welcher mehr als überfällig war. Und ich kann nicht mit dem Streichen anfangen. Trotz intensiver Suche finde ich kein Klebeband zum Abkleben. Wie oft war ich in den letzten Wochen im Baumarkt? Warum habe ich nicht geprüft, ob noch Klebeband an Bord ist. Doch leider ist es das nicht. Am Dienstag machen die Geschäfte wieder auf.

Frohe Ostern!

Lapwent

Die Ohren bzw. das Gehirn können einem schon so manchen Streich spielen, insbesondere wenn man in einer Fremdsprache unterwegs ist. Wenn sich gar beide Gesprächspartner in einer Fremdsprache unterhalten, kann es noch witziger sein. In Schottland unterhielt ich mich vor ein paar Jahren in einem Pub mit einem Einheimischen. Der lobte dann nach ein paar Minuten mein Englisch. Das Lob gab ich ihm sofort zurück, denn sein Englisch war auch sehr gut verständlich – keine Selbstverständlichkeit in Schottland. Dann lachten wir beide, seine Muttersprache war nämlich Gälisch, Englisch war für ihn ebenfalls eine Fremdsprache. Hier in Guadeloupe ist die Muttersprache dann Kreol, die erste Fremdsprache Französisch.

Ortseingangsschild in zwei Sprachen

Es ist erst ein paar Tage her. Auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit nach Pointe-à-Pitre laufe ich über das Werftgelände und spreche ein paar Autobesitzer an. Es sind heute keine Busse unterwegs, ich habe keine Ahnung warum. Vermutlich ist es ein Streik, in dieser Disziplin sind die Franzosen schließlich ganz groß. Auf die Frage nach meinem Ziel antworte ich natürlich mit „Pointe-à-Pitre“ und nach kurzem Nachdenken antwortet mein Gegenüber mit etwas das klingt wie „à Pointe“. Nein, da hat mich mein Ohr getäuscht. Ich lerne später, dass es „Lapwent“ ist. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können, so steht es schließlich auf dem Ortseingangsschild. Mitgenommen hat er mich trotzdem. Auch der Rückweg per Anhalter war einfach, hier muss man nicht lange auf eine Mitfahrt warten.

Auch ein Lotsenboot will ab und zu gereinigt werden.

Die Tage schleppen sich ein wenig dahin. Meine Pumpe ist bei Bosch. Wie so oft steige ich am Montagmorgen in den Bus, um die Pumpe zu besuchen. Ich möchte von Mr. Michel jetzt Antworten. Eigentlich bin ich geduldig wie ein Esel. Ich bin auch ein sehr höflicher Mensch, deswegen muss ich ein paar explizite Vokabeln zunächst nachschlagen. Ich bin ein ruhiger Mensch, der das Warten wirklich gelernt hat. Doch diese Eigenschaften sind nicht endlos dehnbar. Auch ein Esel verliert einmal die Geduld, spätestens wenn er Hunger hat. Ich habe Hunger.

Die Leihpumpe ist wieder ausgebaut.

Ich treffe Mr. Michel auf der Straße, er erkennt mich nicht sofort. Im Halbdunkel seiner Werkstatt dann schon. Als nächstes entschuldigt er sich dafür, dass er vergessen hat, Fred anzurufen und ihm zu sagen, dass er die Pumpe abholen. Was kann ich da noch machen. Er verspricht mir, dass er Fred sofort anruft. Okay. Hoffentlich hat er diesmal seine Arbeit gut gemacht. Soll ich ihm noch ein paar klare Worte mit in den Tag geben? Ich lasse es, es würde mir keine Vorteile bringen. Ich habe das Gefühl, dass er meinen Hunger durchaus spüren kann, als er von mir erfährt, dass ich mit dem Bus gekommen bin. Später am Tag bekomme ich von Fred die Nachricht, dass er im Laufe des Dienstagvormittags die Pumpen wieder austauschen wird. Fein. Wäre ich nicht hingefahren, hätte ich wohl noch ewig warten können.

Ankerplatz vor der Marina

Gegen Mittag kommt dann von Fred die Nachricht, dass er zwischen 13:30 und 14 Uhr kommen wird. Um 15 Uhr ist er dann da. Es ist allerdings nicht Dienstag, es ist Mittwoch. Diese Unzuverlässigkeit geht mir auf den Geist. Ich habe da noch ein paar Malerarbeiten auf der Liste, die ich nicht beginnen kann, wenn gleich jemand an Bord kommt. Selbst bei den hiesigen Temperaturen ist die Farbe nicht in fünf Minuten trocken. Das Warten auf Fred und die unsagbare Unzuverlässigkeit haben diese Arbeiten um Tage zurückgeworfen. Wenigstens ist Fred jetzt geübt in der Demontage und Montage einer Bosch-Einspritzpumpe an einem Mercedes Benz Dieselmotor. Inzwischen ist er fast schon Formel-1 tauglich. Der Motor springt schnell an und klingt nun auch viel schöner. Das Problem mit der Drehzahl, die unvermittelt ins Unermessliche steigt, scheint mir behoben bzw. es tritt erst so spät auf, dass es mir komplett egal ist. Wir vereinbaren eine Probefahrt für den nächsten Tag.

Containerhafen von Lapwent

Ich mache Sissi abfahrbereit, auch Fred ist da. Nur können wir zunächst nicht los, einige Motorboote blockieren den Wendekreis. Ausparken im Rückwärtsgang ist keine Alternative. Sissi fährt aus dem Stand nicht gut rückwärts. Mit einigem Kraftaufwand verholen wir Sissi rückwärts an das Nachbarboot, das können wir wie eine Startrampe benutzen. Endlich draußen. Der Motor klingt hervorragend. Die Beschleunigung ist normal. Ich probiere Vollgas. Die Drehzahl geht nicht über 1900 Umdrehungen. Das ist viel zu wenig. Mehr brauche ich zwar nicht unterwegs bei Motorfahrt, doch bei Hafenmanövern und wenn ich den Anker einfahre, will ich einfach die komplette Motorleistung abrufen können. Einen Anker mit 2500 Umdrehungen einfahren ist besser, als es mit 1900 zu machen. Fred fragt mich, ob alles in Ordnung ist. Ist es nicht.

Kalter Motor

Auf der Rückfahrt an den Liegeplatz demonstriere ich Fred, dass wir nun rückwärts gegen den Wind gar keine Fahrt mehr in die gewünschte Richtung aufnehmen können. Auch das Wendemanöver auf engstem Raum (Bootsführerscheinbesitzer wissen, was ich meine) gelingt fast nicht. Da fehlen wirklich 500 Umdrehungen. Ich schreibe nun diesen Beitrag, während Fred sich mit der anderen Einspritzpumpe auseinander setzt und wahrscheinlich auch Mr. Michel noch einmal anruft. Mr. Michel hat getrickst und einen harten Anschlag eingebaut hat um zu verhindern, dass der Motor so hoch dreht, wie ich nebenbei von Fred erfahre. Damit verhindert er leider beides, ungewollte und gewollte Drehzahlen über 1900. Das geht gar nicht. Warum können die Leute hier nicht einfach ihre Arbeit ordentlich machen, anstatt Abkürzungen zu suchen, die ihnen das Leben leichter machen?

Ostern steht vor der Tür

Nun steht Ostern vor der Tür und das Ende der Fastenzeit naht. Die Fastenzeit beginnt ja bekanntlich nach dem Karneval und dauert so ziemlich genau 40 Tage. Über Karneval war die Einspritzpumpe das erste Mal in Reparatur.