Anlegemanöver Tipps und Tricks

Ich finde es faszinierend, dass ich nun einen Fachbeitrag zum Thema „Anlegen“ schreiben möchte. Dabei ist die Zahl der von mir in den letzten Monaten durchgeführten Manöver durchaus überschaubar. Wie fange ich an? Mit einer Katze an der Bushaltestelle. Sie entspannt hinter dem Zaun, als ich sie entdecke. Kaum ist das Foto im Kasten, schon springt sie auf und läuft davon. Eine streichelbare Katze habe ich in Guadeloupe jedenfalls noch nicht getroffen.

Warum störst Du meine Siesta?

Ich habe immer wieder Nachbarn, die bei Sissi in zweiter Reihe parken. Also werde ich Zeuge einiger Anlegemanöver. Meistens bin ich auch Teil der Manöver, jedenfalls wenn ich an Bord bin. Das Problem ist wahrscheinlich, dass die Einheimischen hier so gut wie nie längsseits anlegen müssen. In Holland ist es praktisch Bestandteil eines jeden Törns, wenn durch eine Schleuse gefahren werden muss. Das muss man dort so gut wie immer. Schleusen gibt es natürlich in Guadeloupe nicht, nicht einmal eine funktionierende Dreh- oder Klappbrücke.

Endspurt. Hier sind die Arbeiten fast beendet. Die Grundierung ist auf dem Unterwasserschiff.

Nur so kann ich mir erklären, dass gefühlt 95% der Skipper unfähig sind, ordentlich längsseits anzulegen. Dabei ist es so einfach, besonders wenn kein oder nur wenig Wind weht. Exemplarisch zeige ich den Skipper des roten Bootes beim Anlegen. Er hat sich in den letzten Tagen sehr ins Zeug gelegt, um mit seinen Arbeiten zu einem Ende zu kommen.

Das rote Boot erhält den letzten Feinschliff.

Deswegen habe ich mich gar nicht gewundert, dass er gestern so weit war, wieder ins Wasser gehen zu können. Er hat jeden Tag von früh bis spät geschuftet. Ich glaube, seine Frau ist nun sehr froh, dass das Boot wieder vernünftig funktioniert. Sie hat immer im Schatten unter dem Boot ihr Geschirr gespült und sich um den Säugling gekümmert.

Fertig, das Boot sieht super aus!

Gelangweilt beobachte ich den Kran, während das rote Boot ins Wasser gelassen wird. Es sieht nicht nach Abfahrt aus, die Skipperin beobachtet den Vorgang mit dem Kinderwagen im Schatten stehend. Das Boot schwimmt und der Skipper hängt ein paar Fender heraus. Dann dreht er langsam in Richtung von Sissi. Will er etwa bei mir längsseits gehen? Zwei Erwachsene, ein Säugling und ein Hund? Da habe ich keine Lust drauf. Doch er fährt langsam zu meinem Nachbarn.

Schritt 1: Die Bugleine wird festgemacht.

Ein Helfer klettert an Bord des Nachbarn. Das freut mich für den Skipper, denn alleine ist es mit dem Anlegen nicht einfacher. Dann springt er plötzlich an den Bug und übergibt dem Helfer die Bugleine, die dieser auch sofort vertäut. Nun ist das Anlegemanöver schiefgelaufen. Es weht zwar praktisch kein Wind, doch der wenige Wind genügt dafür, dass das Boot wie eine Fahne im Wind weggedreht wird. Das geschieht ein paar Mal, bis die beiden eine zweite Leine installieren können.

Schritt 2: Das Boot mit Hilfe einer Leine unter viel Kraftaufwand an den Nachbarn ziehen.

Jetzt geht es ganz leicht: Unter viel Kraftaufwand wird das Boot an der neu installierten Leine wieder in die gewünschte Position gezogen. Das klappt mit der Leine in der Mitte zuerst nicht, doch unser Skipper weiß um die Kraft eine Hebels und bringt die Leine schlussendlich an das Heck seines Boots. Jetzt kann er endlich das Boot parallel ziehen und schön vertäuen. Solange diese Art Hafenkino nicht bei Sissi aufgeführt wird, kann ich mich darüber amüsieren.

Endlich ist es geschafft!

Jetzt kommt der Praxistipp: Immer zuerst die Heckleine festmachen. Dann den Vorwärtsgang reinlegen und das Boot wird wie von selbst parallel zum Nachbarn ankommen. Das ist so einfach.

Gestern Abend habe ich mir nach langer Zeit mal wieder einen leckeren Single Malt Whisky gegönnt. Die musikalische Untermalung passte perfekt. Die drei Dudelsäcke kommen aus der Auvergne und waren auf Tour in Guadeloupe. Nächste Woche fliegen sie wieder nach Frankreich. Sie haben schon öfter hier in der Marina gespielt, diesmal habe ich sie erwischt.

Mein Käferproblem wird sich an diesem Liegeplatz nicht lösen lassen können. Ich saß gestern Abend im Cockpit und wurde Zeuge einer Landung. Nach der Landung ist das Krabbeltier dann mit maximaler Geschwindigkeit nach unten gelaufen. Hoffentlich direkt in eine der Fallen. Locken etwa die Fallen noch Käfer von Land an Bord? Oder ist es einfach nur ein blöder Zufall.

Karu’lis

Meiner Einspritzpumpe geht es gut, sie ist wieder beim Bosch Dienst in Jarry. Fred war der Ansicht, dass es mir klar ist, dass wir jetzt die Probefahrt mit der anderen Pumpe machen. Er hätte sich wohl unklar ausgedrückt. Ich weiß schon, was ich gehört habe. Mr. Michel glaubt, jetzt eine Lösung für das Problem zu haben. Die Pumpe soll bis morgen Nachmittag einsatzbereit sein. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.

Improvisierte Lötstation

Ich baue mal wieder meine improvisierte Lötstation auf. Jedes Mal, wenn ich zum Lötkolben greifen muss, ärgere ich mich darüber, dass ich keine sogenannte dritte Hand an Bord habe. Die Lösung mit der Kombizange funktioniert allerdings auch sehr gut. Holger hat mir ja ein Spezialwerkzeug von Mercedes besorgt, das ich benutzen darf, das ich dafür aber auch reparieren muss. Nach meiner ersten Reparatur hatte Fred es 15 Sekunden in der Hand und es war wieder kaputt. Jetzt baue ich alles etwas stabiler. Nach dem Anlöten der Kabel schütze ich die Lötstellen mit Hilfe von Kabelbindern. Sieht vielleicht etwas komisch aus, schützt aber das Werkzeug.

Der erste Schritt ist gemacht, das erste Kabel hält.

Ich löte nicht gerne, nicht oft und nicht gut. Für ein paar einfache Kabel reicht es aber doch meistens. Mit der UKW-Antenne hat es ja auch super funktioniert. Diesmal schaffe ich es sogar, nicht den heißen Teil des Lötkolbens mit meinen Fingern anzufassen. Sonst füge ich mir beim Löten gerne mal Brandverletzungen zu. Die beiden Kabel mit ihren Stiften kommen jetzt an Ort und Stelle, werden fixiert und zusätzlich mit Kabelbindern geschützt. Dann kommen noch Kabelschuhe an das andere Ende des Werkzeugs und ich bin fertig. Ein Test an einer der Bordbatterien zeigt, dass das Werkzeug einsatzbereit ist.

Werkzeug ist wieder einsatzbereit. Die Klemme links oben kommt an den Pluspol der Batterie. Den Schraubeinsatz rechts oben schraubt man in das zugehörige Loch der Einspritzpumpe.

Jetzt bin ich neugierig. Ich öffne das Motorgehäuse und baue das Werkzeug an entsprechender Stelle in die Einspritzpumpe ein. Dann suche ich mir eine 27er Nuss und fange an, den Motor zu drehen. Aufgrund des untergründigen Motorgeräuschs bei der Probefahrt glaube ich nicht, dass die Pumpe korrekt eingebaut ist. Und tatsächlich hat Fred beim Einbau ziemlich geschlampt. Die Pumpe ist nicht auf 14° eingebaut worden, wie es der Hersteller im Wartungshandbuch sagt, sondern ich komme bei 18° heraus. Kein Wunder, dass der Motor nicht so klingt, wie er klingen soll.

Auf der Riemenscheibe klar erkennbar: 18°

Okay. Einmal muss Fred noch die Einspritzpumpe tauschen. Diesmal werde ich ihm wirklich bei jedem Schritt auf die Finger schauen. Und damit es alles auch gut anfängt, werde ich den Motor vorher auf 14° drehen. Wenn er die Pumpe dann ausbaut, steht wenigstens der Motor schon einmal in der richtigen Position. Ich habe mir nie gerne die Finger an Motoren schmutzig gemacht. Dafür darf ich nun bluten. Dafür weiß ich allerdings inzwischen auch, wie alle diese Arbeitsschritte aussehen. Die nächste Pumpe tausche ich dann selbst.

Bushaltestelle mit dynamischem Fahrplan. Defekt.

In Deutschland habe ich Erfahrung mit den Apps der Deutschen Bahn (DB) und des Rhein Main Verkehrsverbundes (RMV) gesammelt. Deswegen fand ich meine Idee gut, die App des hiesigen Anbieters Karu’lis zu installieren. Nie mehr Probleme mit dem Kleingeld, nie mehr mit dem Busfahrer über die Gültigkeit meiner Fahrkarte diskutieren. Und gleichzeitig ist auch der Fahrplan integriert, das wertet die Nützlichkeit noch auf. Ich hatte immer wieder Diskussionen über das Umsteigen.

Hier lese ich ganz deutlich, dass man seine Fahrkarte bis zum Ende der Reise aufbewahren soll, weil sie das Recht auf einen Umstieg beinhaltet. Egal, ich kaufe ja keine Fahrkarten mehr beim Fahrer.

Nach meiner Entscheidung, die App zu installieren, wollte ich sie zunächst nur als Auskunftssystem benutzen. Die Diskussionen über das Umsteigen waren es letztendlich, die mich dazu bewogen haben, auch mit der App zu bezahlen. Nicht zuletzt weil bei 10€ Aufladebetrag 12€ gutgeschrieben werden. Die einzelne Fahrt ist also billiger. Also los, ich lege einen Kundenlogin an. Karu’lis bekommt von mir eine separate Mailadresse, die ich wieder lösche, wenn ich Guadeloupe verlasse. Endlich ist es soweit, ich kann zum Aufladen gehen.

Kein Buskredit mehr vorhanden.
Wieder 12€ Buskredit!

Zunächst gebe ich den Aufladebetrag ein. 10€. Dann darf ich auswählen, wie ich bezahlen möchte. Es gibt nur eine Auswahlmöglichkeit, die Kreditkarte. Wenige Sekunden später lande ich bei meiner Bank. Ich darf die 2-Faktor-Authentifizierung machen, also suche ich den TAN-Generator und die zugehörige Karte. Schon habe ich meine 12€ Buskredit. Ist zwar umständlich aber durchaus sicher. Gerne hätte ich die Option Paypal gehabt. Nun kann ich von meinem Kredit Fahrkarten kaufen.

Erforderlich sind Eingabe von Start- und Endhaltestelle, dann sucht die App die nächsten Verbindungen heraus. Und siehe da: Manche Verbindungen sind Umsteigeverbindungen und kosten trotzdem nur 1,20€. Das wollten mir die Busfahrer oft nicht gönnen.

Zwei Tickets verfügbar. Eines davon ist aktiviert.
QR-Code

Ich kaufe eine Fahrkarte zum Einkaufszentrum und eine Fahrkarte für den Weg zurück. Beim Fahrkartenkauf muss man angeben, für wie viele Personen die Fahrkarte gelten soll. Ich gebe natürlich eine Person ein, schließlich fahre ich alleine. Vor dem Einsteigen muss die Fahrkarte noch aktiviert werden. Das dauert ein paar Sekunden. In der Praxis mache ich es zumeist schon dann, wenn ich an der Haltestelle angekommen bin. Beim Aktivieren der Fahrkarte wird der QR-Code generiert. Dabei fragt die App noch einmal, für wie viele Personen die Fahrkarte gültig sein soll. Bescheuert.

Auf dieser Seite landet man gerne, wenn man das Handy vor den Scanner hält.
Jetzt dauert es wieder ca. 15 Sekunden, bis der QR-Code wieder aufgerufen werden kann.

Der Bus kommt, ich muss nun schnell das Handy entsperren und den QR-Code anzeigen. Dann steige ich ein. Es gibt zwei verschiedene Lesegeräte, eines für die normalen Mehrfahrtenkarten, die wohl mit RFID-Technik arbeiten. Daneben den Scanner für die App-Fahrkarten. Schaut noch einmal auf den Screenshot mit dem QR-Code. Dort ist ein kleiner Button beschriftet mit „MAP“. Eine ganz fiese Falle. Wenn man den versehentlich berührt, während man das Telefon umdreht und vor den Scanner hält, ruft er eine Seite mit dem Linienweg auf. Ich verstehe den Zweck der Funktion nicht. Gehe ich dann mit dem Pfeil wieder zurück, lande ich bei meinen Tickets. Den QR-Code dann noch einmal anzuzeigen dauert etwa 15 Sekunden. Allerdings sind die Leute sehr entspannt. Es beschwert sich keiner der Wartenden in der Einsteigeschlange. An der Benutzerfreundlichkeit kann man echt noch viel arbeiten.

Entspannt warten.

Es ist wirklich nicht so wie bei uns. Wenn bei uns der Bus kommt, stürmen alle zur Tür und wollen möglichst schnell hinein. Nach und nach schlendern hier die Wartenden zur Einstiegstür. Der Busfahrer will schon fast losfahren, als sich noch zwei Wartende zur Tür bemühen. Dann fährt er los, die dritte Wartende winkt und steigt dann auch noch ein. Es kann endlich losgehen.

Geschafft, ich sitze im Bus. Hier gilt noch die Maskenpflicht in den Bussen, aber nicht mehr in den Einkaufszentren.

Die DB App und die RMV App sind meiner Meinung nach Goldstandard. Was sie am meisten von der Karu’lis App unterscheidet ist, dass man sie ohne Internetverbindung nutzen kann. Ohne Internetverbindung sagt die Karu’lis App, dass sie keine Verbindung zum Server bekommt. Sonst nichts. Auch eine Fahrkarte, deren QR-Code man schon längst generiert hat, kann man nicht anzeigen. Das finde ich sehr ärgerlich. Einmal ist mir unterwegs das Datenvolumen ausgegangen. In der Folge habe ich mir die Fahrkarte mit Bargeld noch einmal gekauft.

Der Bus fährt auf die Klappbrücke, die die Inseln Basse-Terre und Grande-Terre miteinander verbindet.

Zuerst habe ich mich aufgeregt über die Unmöglichkeit, die bezahlte Fahrkarte zu benutzen. Zwei Tage später habe ich das Fahrgeld für die unbenutzte Fahrkarte zurückerstattet bekommen. Wenn man einen QR-Code nicht scannt, wird das Geld wieder dem Buskredit gutgeschrieben. Manchmal ist der Scanner im Bus kaputt. Wenn einen der Busfahrer dann trotzdem durchwinkt, hat man eine kostenlose Fahrt gewonnen. Manchmal besteht der Fahrer in diesem Fall allerdings auf Barzahlung.

Haltestelle am Einkaufszentrum um die Mittagszeit

Vorteil der ganzen Online-Geschichte ist natürlich, dass man auf den Fahrkarten die echten Abfahrtszeiten der Busse sehen kann und nicht nur die fahrplanmäßigen. Die Busse sind ja auch ständig online. Kurz nach dem Scannen der Fahrkarte zeigt mir die App auch an, dass die Fahrkarte gescannt wurde. Meines Erachtens überwiegen allerdings die Nachteile. Saublöd ist, dass man eine Fahrkarte für eine bestimmte Buslinie kauft. Wenn ich von der Marina in den großen Mr. Bricolage Baumarkt fahren möchte, habe ich zwei Buslinien zur Auswahl. Dann kaufe ich meist für beide Linien Fahrkarten, ich kann sie mir ja automatisch zurückerstatten lassen.

Ankunft an der Marina

So, jetzt bin ich am Ende meiner heutigen Fahrt zum Einkaufszentrum und wieder an der Marina. Weil ich ein Sammelsurium aus Motoröl, Farbverdünner und Lebensmitteln gekauft habe, hat sich die Fahrt auf jeden Fall gelohnt. Außerdem habe ich mir Farben für die Holzteile angesehen. Der Baumarkt ist gut sortiert.

Ein wenig trauere ich dem Bezahlen mit Bargeld nach. Geld auf den Zahlteller. Fahrkarte entgegen nehmen. Fertig. Dauert nur fünf Sekunden, wenn man das Geld schon abgezählt in der Hand hat. Das interessiert hier aber keinen. Es dauert so lange wie es dauert. Und wenn Monsieur zunächst noch sein Telefonat beenden möchte, bevor er seine Fahrkarte scannt, dann macht er das halt so. Und wenn Madame das Portemonnaie irgendwo in den Katakomben ihrer riesigen Einkaufstasche vergraben hat, dann ist das halt so. Und wenn bei mir die App abstürzt, während der Code gescannt wird, dann ist es allen egal, dass sie warten müssen, bis ich die App wieder neu gestartet und den Code aufgerufen habe. Das sind die angenehmeren Seiten der karibischen Lebenseinstellung.

Partyzone

Es gibt Dinge… im letzten Blog habe ich berichtet, dass der Nachbar sich über seine Abreise freut. Einer der wenigen Bewohner der Werft, der noch länger hier liegt als ich. Fred baut die Einspritzpumpe ein, ich bekomme einen neuen Nachbarn längsseits und dann fallen meine Blicke auf den Steg gegenüber. Er ist wieder da!

Er ist wieder zurück gekommen!

Natürlich bin ich nun neugierig. Warum ist er wieder da? Er ist unter großem Getöse und Gehupe ausgelaufen, ich hielt die Abfahrt für endgültig. War es womöglich einfach nur eine Probefahrt? Nein. Es ist ganz profan. Nach einem schönen Segeltag wollte er den Anker werfen, die Ankerwinde hat aber die Zusammenarbeit verweigert. Während ich mich mit ihm unterhalte, bearbeitet ein Werftarbeiter im Untergeschoss den Garantiefall. Jetzt endlich bekomme ich auch die ganze Geschichte. Er war unterwegs von Martinique (wo er wohnt) nach St. Martin und hat unterwegs einen verlorenen Container getroffen. Die Folge waren verschiedene Schäden am Rumpf. Die Seenotretter wiederum, die ihn aus seiner Lage befreiten, haben bei der Rettungsaktion dann auch noch das Rigg und den Mast beschädigt, weil das alles irgendwie im Container verheddert war. Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit winzig, mit einem Container zu kollidieren.

Neuer Nachbar: Save The Ocean Project

Die Bemalung meines neuen Nachbarn gefällt mir, auch die Idee hinter dem Projekt. Und mir gefällt, wie sich die beiden benehmen. Sie ziehen immer die Schuhe aus, bevor sie über Sissi klettern. Sie haben vorher gefragt, ob sie längsseits kommen dürfen. Das machen nicht viele. Und sie versprechen mir hoch und heilig, dass sie mir den Liegeplatz freihalten, wenn ich zusammen mit Fred eine Probefahrt mache. Das ist gut, denn immer noch kommen die Leute jeden Morgen bei mir vorbei und stellen mir Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Wann fährst Du hier weg?

Insektenhotel

Für meine nächtlichen Partygänger habe ich Wohnungen angeschafft. Mehrere Insektenhotels in Fertigbauweise stehen ihnen nun in der Nähe ihrer Partyzone zur Verfügung. Gerade in den ersten Nächten wurden sie wirklich hervorragend angenommen. Es gab in keiner Nacht Leerstand. Also musste ich zu Anfang wirklich an jedem Abend einen neuen Satz von Wohnraum auf Lebenszeit aufstellen. Wer bei mir ungefragt Partys feiert, wird mit lebenslanger Haft bestraft.

Zimmer frei! Noch ist genug Platz, wir können noch Bewohner aufnehmen.

Inzwischen hat der Andrang ein wenig nachgelassen. Diese Box steht nun schon seit zwei Wochen in der Ecke und hat bislang nur vier Fans gefunden. Mich erstaunt die Zähigkeit dieser Insekten. Noch nach zwei Wochen zappeln sie mit ihren langen Fühlern. Noch nach zwei Wochen versuchen sie zu flüchten, wenn ich die Box bei Tageslicht öffne. Ich werde das weiter beobachten, eine Wahl habe ich sowieso nicht.

Noch einmal mit Maßstab. Über Nacht ist ein Gast hinzugekommen

Während ich den heutigen Blog formuliere fällt mir auf, dass ich keinen Maßstab zu den Käfern dazu gehalten habe. Also nehme ich mir gerade noch einmal die Box, die ich gestern fotografiert habe, und öffne sie. Wieder setzt eine zähe Fluchtbewegung ein, die sich vor allem in zappelnden Fühlern zeigt. Ich freue mich über einen neuen Bewohner, der über Nacht noch meine Gastfreundschaft angenommen hat. Langsam wird es bei mir an Bord wieder einsamer. So fühlt es sich jedenfalls an. Das ist gut so. Auch die Boxen, die ich im Salon unter den Fußbodenbrettern verteilt habe, werden kaum noch angenommen.

Vorräte einer Chartercrew

Einer der wenigen Vorteile meines Liegeplatzes ist die Aussicht. In der Nähe sammeln sich immer wieder die Chartercrews, die mit ihrem Gepäck auf den Transport zum Charterboot warten. Die kommen dann immer mit Vorräten aus dem Supermarkt, die wie für eine Pazifiküberquerung gemacht sind. Irgendwie scheint die Karibik vor allem für junge Menschen attraktiv zu sein, jedenfalls warten in diesen Gruppen oft ausgesprochen hübsche Frauen. Na ja, ich warte ja auch. Fred hat mir nach dem Einbau der Pumpe für Samstag oder Sonntag eine Probefahrt annonciert. Deswegen habe ich trotz geeigneten Wetters die Schleifarbeiten nicht fortgesetzt. Statt dessen habe ich praktisch den gesamten Sonntag vertelefoniert – mit der ganzen Familie und dann noch drei Stunden mit Barbara und Volker. So schnell kann ein Tag vergehen.

Sissi bereit zur Probefahrt

Am Montag kommt dann die Nachricht von Fred. Probefahrt um 10 Uhr. Also gut, dann kann ich heute also auch nicht weiter schleifen. Ich verspreche mir sowieso nicht allzu viel davon, hat die Pumpe doch schon im Hafen bewiesen, dass sie nicht so funktioniert, wie sie funktionieren soll. Ich freue mich jedenfalls darauf, mal für ein paar Minuten unterwegs zu sein. Schon um 11 Uhr geht es los, wir fahren eine Runde nach Pointe-à-Pitre und zurück. Insbesondere ein Verhalten des Motors ist neu: Stelle ich die Drehzahl auf 1400 Umdrehungen, saust er entweder auf 1600 nach oben oder er fällt kurz danach auf 1200 herunter. Dieses Verhalten ist komplett neu. Die 1400 Umdrehungen sind jedenfalls unsere wirtschaftlichste Reisegeschwindigkeit. Damit schafft Sissi die meisten Meilen pro Tankfüllung. Gefällt mir nicht.

Die Einspritzpumpe wurde getauscht. Deutlich erkennbar an der anderen Plakette.

Während ich am Abendessen bin, klingelt plötzlich mein Telefon. Holger ist am Apparat. Er war aus anderen Gründen bei Electro Diesel Service und hat mit Mr. Michel gesprochen. Dabei hat er erfahren, dass Fred mir eine ganz andere Pumpe eingebaut hat. Ich beruhige Holger. Fred hat mir erzählt, dass er noch eine andere Pumpe in seiner Werkstatt liegen hat. Eine Pumpe, die Mr. Michel ihm zum Ausprobieren gegeben hat. Aha. Das kann ich leicht überprüfen. Ich will heute sowieso den Motor reinigen. Das geht jetzt endlich, da er geschlossen ist. Also nehme ich die Verkleidung ab und schaue auf die Einspritzpumpe. Ich brauche gar nicht die Nummern vergleichen, die Plakette auf der Pumpe hat eine ganz andere Farbe. Holger hatte Recht.

Extra für meine Mutter: Ein bescheuertes Selfie

Ich fühle mich hintergangen. Das kann vielleicht daran liegen, dass ich tatsächlich hintergangen worden bin. Warum hat er es mir nicht gesagt? Warum hat er mir gesagt, dass er noch eine zweite Pumpe in der Werkstatt liegen hat? Ich wäre doch zu allem bereit gewesen. Natürlich kann man es mal mit einer anderen Pumpe versuchen. Fehlerquellen ausschließen ist niemals verkehrt. Aber dabei möchte ich bitte eine gewisse Transparenz.