Es ist endlich da! Das letzte Paket, auf das wir hier in Lagos gewartet haben. Es war 11 Tage unterwegs von Frankfurt am Main, seit es unsere Eltern aufgegeben haben. Wir hatten es auch fast schon aufgegeben zu warten, Susanne hat uns angeboten, es uns zu den Kanaren nachzuschicken.
Der Inhalt wird uns einige Wochen weiter bringen, es ist voll mit leckerem Kaffee unserer Lieblingsrösterei. Vielen Dank an unsere Eltern für die leckeren Bohnen.
Laut Google Maps sind es von Frankfurt nach Lagos etwa 2500 Kilometer, die mit dem Auto in 24 Stunden zurückgelegt werden können. Der LKW von DHL fährt sicherlich etwas langsamer und so ein Paket möchte auch noch sortiert, gescannt und liegengelassen werden. Mit 10 Tagen rechnet es sich angenehmer. 2500 Kilometer in 240 Stunden sind immerhin fünfeinhalb Knoten Geschwindigkeit. Damit war das Paket mit Sissi-Reisegeschwindigkeit unterwegs durch Europa.
Wir seien in einer der schönsten Ecken Europas, hat mir mein ehemaliger Arbeitskollege Marco geschrieben. Irgendwie hat er damit recht. Hier an der Algarve ist die Küste wirklich wunderschön.
Wir genießen auch die tollen Farben, die etwa die untergehende Sonne an die Wolken malt. So stellt man sich das vor. Das ist die pure Entspannung, man kann die Seele baumeln lassen.
Meine persönliche Meinung ist aber, dass es hier zu viele Touristen gibt. Wenn wir durch die Straßen gehen, hören wir vor allen Dingen zwei Sprachen – Englisch und Deutsch. Wahrscheinlich sind etwa die Hälfte der Touristen aus Großbritannien, ein weiteres Drittel kommt aus Deutschland. Auch im Oktober bzw. November sind die Straßen hier gestopft, voll mit Touristen.
Auch in der Marina bleiben wir davon nicht verschont. Alle paar Minuten startet ein Boot mit Touristen, die dann die Steilküste entlang fahren und die Grotten besuchen. Hier geht es immer noch rund!
Wenn wir mit dem Segelboot die Küste entlang fahren, haben wir natürlich den umgekehrten Blick, den ein Tourist aus dem Hotelzimmer hat. Dann sehen wir, welche grauenhaften Auswirkungen der Massentourismus auf eine wunderschöne Landschaft haben kann.
So langsam werden wir Europa überdrüssig. Dort, wo das Wetter im allgemeinen warm und angenehm ist und die Landschaft eigentlich eine dramatische Schönheit haben könnte, waren die Betonmischer schon Jahrzehnte vor uns. Das war in Schottland anders, dort ist das Wetter selten so, dass es die Touristen in Scharen anzieht. Aber in Frankreich, Spanien und Portugal wurde die Küstenlinie gewaltig umgestaltet.
Es ist hier in der Ecke aber immer noch schöner, als es an vielen anderen Orten ist. Wer einen Ort sucht, an dem er dem deutschen Herbstwetter entfliehen kann, ist hier ganz gut aufgehoben.
Heute habe ich übrigens endlich mal die Seite zu Lagos aktualisiert. Dort findest du noch ein paar Bilder aus dem Ort.
Viele Restaurants säumen die Marina in Lagos, dabei ist alles auf die Bedürfnisse von Briten ausgerichtet. Man bekommt hier Bar Meals, wie es sie in Großbritannien gibt. Es gibt einen Chinesen, einen Inder und Pizza Hut. Die Algarve ist eine beliebte Urlaubsgegend der Briten und das schlägt sich voll im kulinarischen Angebot nieder. So waren Jens und ich einmal in einem der Restaurants essen – es gab dort einen Chicken Tikka Burger auf der Karte. Das ist doch eher etwas für die immer noch zur EU zugehörige Insel – diese Spitze kann ich mir nicht verkneifen, immerhin ist heute der erste November.
Unter den Bars hat sich optisch die Marina Bar hervor getan. Schon bei unserem ersten Aufenthalt in Lagos ist mir dieses Schild aufgefallen, ein Foto habe ich damals nicht gemacht. Jetzt, bei unserem zweiten Aufenthalt, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Wir haben einen Liegeplatz in der hintersten Ecke des Hafens bekommen und laufen auf dem Weg zur Dusche jedes Mal an diesem Schild vorbei:
Ansonsten haben wir auf der Sissi eine unangenehme Zeit beenden können. Seit Anfang Juli waren wir ohne Versicherung unterwegs. Das ist natürlich ziemlicher Mist, weil man mit Segelbooten problemlos einen großen Schaden anrichten kann. Einmal falsch im Hafen manövriert und ein Millionenschaden kann angerichtet sein. Leider fanden wir über die ganze Zeit keinen Versicherer, der unsere alte Dame für weltweite Fahrt versichern wollte. Ein Zertifikat, das nur bis zu den Kanaren gilt, wollten wir nicht haben.
David von der Cosa ist in Spanien ein paar Tage mit verplombtem Ruder festgesetzt worden, weil er die dort gesetzlich vorgeschriebene Versicherung nicht vorweisen konnte. Wir hatten Glück und mogelten uns mit den abgelaufenen Dokumenten irgendwie durch. Dieser Zustand ist jetzt zum Glück beendet. Der Versicherungsmakler, den uns Martin von der Fairytale genannt hat, konnte uns die begehrte Police besorgen. Jetzt können wir unbesorgt zu den Kanaren fahren und ich darf mich endlich trauen, Jens die Hafenmanöver fahren zu lassen. Puh!
Wir warten immer noch auf ein Paket aus Deutschland, das es inzwischen bis nach Lissabon geschafft hat. Zum Thema „DHL“ hatte ich ja schon ein paar Zeilen geschrieben.
Am Wochenende wird sich ein Wetterfenster für die Überfahrt auftun, das für über eine Woche anzuhalten scheint. Wir freuen uns und hoffen, dass unser Paket noch rechtzeitig hier eintrifft. Wobei mir unklar ist, ob am 1. November (Allerheiligen) oder am 2. November (Allerseelen) hier Pakete zugestellt werden. Das sind beides Feiertage in Portugal. Auch wenn das Paket am Montag hier eintrifft, können wir das Wetterfenster noch nutzen, das ist schön. Und Arbeiten am Schiff gibt es auch noch genug, die Arbeit geht einem auf einem Segelboot niemals aus. Niemals. Das ist sicher.