Basse-Terre

Basse-Terre ist der Name der Insel, er ist jedoch auch der Name des Hauptortes von Guadeloupe. Die Hauptstadt heißt ja bekanntermaßen Paris. Basseterre ist übrigens auch der Name der Hauptstadt von St. Kitts. Ich habe echt keine Ahnung, ob ich die Eisenbahn dort noch besuchen können werde oder nicht. Auf jeden Fall haben wir noch unseren Mietwagen und machen einen Ausflug nach Basse-Terre.

Denkmal für irgendwas Französisches. Irgendwie typisch französisch.

Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig, ich möchte keinen der Bezahlparkplätze nutzen. So finden wir dann etwas außerhalb an einem großen, weiten Platz mit passendem Denkmal kostenlose Parkplätze. Also können wir gemütlich in den Ort herunter laufen.

Alles ist steil in Basse-Terre

Der Ort ist schon ein verschlafenes Nest. Viele Sehenswürdigkeiten kann er nicht aufweisen. Die Einkaufsstraße ist wahrscheinlich die zweitbeste in Guadeloupe, der Ort ist mit gut 10000 Einwohnern immerhin der zweitgrößte Ort nach Pointe-a-Pitre.

Die Einkaufsstraße ist eben.
Hübsch gestaltete Boutique
Rathaus
Kirche Peter und Paul

Unseren kleinen Rundgang durch den Ort beenden wir damit, dass wir wieder zu unserem Auto den Berg hinaufklettern. Einzig die Einkaufsstraße folgt dem Verlauf des Meeresspiegels, die anderen Straßen sind echt steil. Ich will vorschlagen, dass wir noch zum alten Fort fahren, immerhin noch eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes. Eike kommt mir etwas zuvor und fragt, ob wir nicht noch einmal in den Dschungel fahren können. Da rennt er bei mir auch offene Türen ein.

Blick auf die Berge

Von Basse-Terre kann man günstig nach La Soufriere fahren. Die Straße dorthin ist dann auch so etwa das Maximum an Steilheit, das unser Auto bewältigen kann. Immer wieder muss ich in den ersten (!) Gang herunterschalten, weil das Auto sonst die Steigungen nicht bewältigt. Dann sind wir endlich im Dschungel, es ist toll. Wir fahren bis zum Ende der Straße auf den Parkplatz um zu sehen, was die Franzosen dort an Sehenswürdigkeiten aufgebaut haben. Hier ist es ein warmes Bad, das durch den Vulkan beheizt wird.

Natürlich sind wir nicht vorbereitet und haben keine Badesachen dabei.

Vielleicht können wir ja noch einmal wiederkommen, dann werden wir auch Badesachen dabei haben. So verlassen wir den Parkplatz wieder und machen unterwegs noch einen kleinen Stopp, um den Regenwald noch für ein paar Minuten zu genießen. Ich versuche, die Steilheit der Straße in einem Bild einzufangen. Es gelingt mir nur in Grenzen.

Steil, steiler, La Soufriere

Pointe-a-Pitre

Am Morgen gebe ich den Mietwagen zurück. Erwartungsgemäß zickt die Angestellte, als sie den Zustand des Wageninneren sieht. Ich hätte es vorher wissen müssen, um die Reinigungsgebühr kommt man nicht herum, wenn man den Wagen benutzt. Eigentlich war er kaum dreckig, nur ein paar Steinchen lagen auf und neben den Fußmatten. Ich kann den Autovermieter nicht weiterempfehlen, auf Aruba war niemals jemand so pienzig. Dann bin ich auf der Jagd nach Batterien. Anschließend sind wir beide der Meinung, dass wir die Umgebung der Werft am besten für ein paar Stunden verlassen. Wir nehmen den Bus nach Pointe-a-Pitre. Im Gegensatz zu meinen Erwartungen sind die Busverbindungen in Guadeloupe hervorragend, die meisten Linien werden alle 30 Minuten betrieben, oft gibt es auf einer Relation mehrere Linien, so dass ein Viertelstundentakt entsteht.

Kreyol Art Festival

Gleich hinter dem Busbahnhof stoßen wir auf die Spuren des Kreyol Art Festivals. Nicht nur in San Nicolas auf Aruba werden die Hauswände im Rahmen von Kunstaktionen in bunte Kunstwerke verwandelt.

Iguana

Anschließend kommen wir bald in die Innenstadt. Aus dem Hintergrund hören wir Trommeln und Gesang. Wir gehen in Richtung der guten Stimmung, dabei müssen wir an unzähligen Ständen mit Kunst und Nippes vorbei. Es ist nicht viel los. Liegt es daran, dass wir einen Samstagnachmittag haben? Sind alle Geschäfte schon geschlossen?

Kunst oder einfach nur Kitsch?

Nur wenige Schritte weiter sind wir dann mittendrin. Eine Musikgruppe hat sich auf der Straße niedergelassen und unterhält das Auditorium mit afrikanischen Rhythmen. Hier zeigt sich in seiner vollen Breite, wie die Bevölkerung der Insel durch die Kolonialmacht verändert wurde. Es fühlt sich alles nicht mehr nach Karibik an.

Musik in der Fußgängerzone

Die Musik hat die Menschen jedenfalls fest im Griff. Die Gruppe ist echt gut und nimmt jeden mit.

Auch wir werfen Euromünzen in den Korb, der seine Runden dreht. Dann gehen wir weiter und sehen uns den Rest der Altstadt an. Die ist gar nicht so alt, sie wurde hin und wieder von tropischen Stürmen heimgesucht.

Das zieht sich über mehrere hundert Meter hin.

Am Rande der Altstadt kommt dann erst einmal die obligatorische Hauptstraße, hinter der sich beste Wohnimmobilien befinden. Ich glaube, dass es keine französische Mittelstadt gibt, in der nicht wenigstens ein halbes Dutzend dieser Hochhäuser irgendwie hingeklotzt worden sind. Nicht einmal hier in der Karibik.

Französische Bausünden

Wir zickzacken durch die rasterförmig angelegten Straßen. Eigentlich haben wir alles gesehen. Viele kleine Läden, viel afrikanische Kunst und nur wenige international bekannte Markengeschäfte. Die meisten Läden sind wohl im Familienbesitz. Was können wir sonst noch in Pointe-a-Pitre ansehen? Plötzlich stehen wir vor einem Tätowierstudio. Eike denkt schon seit Aruba darüber nach, sich hier in der Karibik ein neues Bild unter die Haut stechen zu lassen. Er schaut sich die Arbeiten des Tätowierers an und ist der Meinung, dass er sein Studio gefunden hat.

Unterschenkel

Als er drei Stunden später als ich wieder auf Sissi eintrifft, hat er seine Urlaubssouveniers dabei. Unter der Haut. Sie glänzen noch, weil der Tätowierer zum Schutz Vaseline darüber geschmiert hat. Eike ist glücklich. Ich kann zwar mit Tattoos an und für sich nichts anfangen, aber ich kann mich mit ihm mit freuen.

Sklavenmarkt

Heute machen wir einen Ausflug auf die große Insel. Hier sind die Berge nicht so hoch, das Grün der Pflanzen ist nicht so intensiv und wir merken, dass es hier nicht so viel regnet, wie auf der Nachbarinsel.

Kilometerlanger Strand ganz im Osten von Grande Terre

Zunächst führt uns der Weg schnurstracks nach Osten. Wir wollen zum östlichsten Punkt. Ich habe keine Ahnung, warum es in der Natur des Menschen liegt, solche Punkte zu besuchen, wir machen es aber den anderen nach, folgen am Ende einem kilometerlangen Strand und stehen dann auf dem Parkplatz an der Ostspitze.

Gipfelkreuz am östlichsten Punkt

Wir schauen nach Osten und ich bemerke Eike gegenüber, dass es von hier bis Afrika kein Land mehr gibt. Lediglich die vorgelagerte Insel „La Désirade“ ist schemenhaft erkennbar.

La Desirade, im Osten vorgelagerte Insel, die ebenfalls zu Guadeloupe gehört.

Wie überall auf den karibischen Inseln gibt es eine Wetterseite und die Seite mit den Badestränden. Hier jedenfalls wäre Baden lebensgefährlich, die Wellen brechen sich, wir genießen das Schauspiel.

Keine Einladung zum Baden

Alsbald wird es uns zu warm, wir genießen die Klimaanlage im Auto und fahren die Küstenstraße entlang nach Norden. Küstenstraße ist zu viel versprochen. Nur wenige Ausblicke auf das Wasser sind uns vergönnt. Diese Ecke von Guadeloupe zeichnet sich durch unzählige Zuckerrohrplantagen aus, touristisch ist nicht viel los. Aber die kleinen Hafenstädte haben ihren eigenen Charme. Wenn das Wetter etwas kühler wäre, könnte man sich auch in die Bretagne versetzt fühlen – mit mehr Palmen halt.

La porte de l’enfer. Das Tor zur Hölle. Sieht von hier aus harmlos aus.

Ohne Ziel und ohne Navigationssystem, dafür aber mit einer IGN-Papierkarte und offenen Augen stechen mir auf einem Schild die Worte „Porte de l’enfer“ in die Augen. Das Tor zur Hölle. Das müssen wir sehen. Ich erkläre es Eike und er ist sofort teuflisch begeistert. Am Parkplatz des Höllentors finden wir eine kleine Bar, die an einer Bucht steht. Die Bucht selbst ist unspektakulär und ruhig. Aber man könnte hier baden, einer der wenigen Orte an der Ostküste. Nach kurzem Aufenthalt fahren wir weiter, das Auto klettert auf einen Berg und wir sehen den Eingang zur Unterwelt noch einmal von oben. Spannend.

Aus der ruhigen Bucht kommend mutet der Atlantik durchaus wie die Hölle an.

Ebenfalls auf den Straßenschildern werden wir auf den Sklavenmarkt hingewiesen. Im Westen von Grande Terre befindet sich der kleine Ort Petit Canal. Dort ist der Hafen, in welchem damals die Sklaven eingeschifft worden sind. Heute liegen dort kleine Fischerboote.

Hafen von Petit Canal. Heute für Fischerboote.

In einem Zelt am Parkplatz sitzen zwei Fremdenführer und warten auf Kundschaft. Leider können sie die Führung nicht auf Englisch anbieten. Ich habe keine Lust, Französisch zu übersetzen, deswegen machen wir die Tour lieber auf eigene Faust, starten mit dem Denkmal für den unbekannten Sklaven und der ewigen Flamme.

Denkmal für den unbekannten Sklaven
Gedenktafel

Die Franzosen haben bei der Kolonisierung der Insel Guadeloupe die vorher Einheimischen auf die Nachbarinsel Dominica verschleppt. Für die Arbeit in den Plantagen wiederum dann Menschen aus Afrika in die Karibik, die die harte Arbeit im Durchschnitt nur sieben Jahre überlebten (Quelle: Wikipedia).

Hinter den Bäumen ist das ehemalige Sklavengefängnis.

Neben dem Sklavenmarkt am Hafen ist nur wenige hundert Meter entfernt das ehemalige Gefängnis. Ein überdimensionaler Baum hat die Ruine übernommen. Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich um einen Bantambaum.

Eingang zum Gefängnis
Das Gitter ist in etwa 2,50 Metern Höhe.
Der Baum ist mächtiger als die Steine

Es sind leider keine Informationstafeln vorhanden, die uns sagen würden, wie viele Menschen in den kleinen Zellen untergebracht waren oder warum die Sklaven eingesperrt wurden. Unruhige Zeiten gab es in der Geschichte jedenfalls genug. Vielleicht hätten wir doch die geführte Tour machen sollen.

Blick in umgekehrter Richtung, in Richtung Freiheit.

Am 27. April 1848 wurde die Sklaverei in den französischen Kolonien für immer abgeschafft. Die ehemaligen Sklaven mochten nicht mehr auf den Plantagen arbeiten, so dass bis 1889 etwa 42000 Inder für diese Arbeit angeworben werden mussten. Wir steigen in unseren Wagen und fahren wieder zurück zu Sissi, die Tour hat sich länger als erwartet hingezogen. Im Wagen diskutieren wir noch über die Geschichte des Sklavenhandels in die Karibik.

Schon in den letzten Tagen ist mir eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen aufgefallen, die am frühen Abend immer wieder mit ihren Fahrrädern durch das Werftgelände fahren und die Schiffe genau inspizieren. Ich spreche sie an und erzähle ihnen von dem gestohlenen Fahrrad. Sie wissen erst einmal gar nichts. Ich lobe eine Belohnung für die Wiederbeschaffung aus. Einer der Jugendlichen meint, er würde den Dieb kennen. Ich erkläre, dass sie sich die Belohnung verdienen können, wenn das Rad wieder zu mir zurück kommt. Bei einem Neupreis von 1500€ kann ich es ja einmal versuchen. Eine halbe Stunde später verstaut Eike das Rad unter Deck, ich zähle die Geldscheine vor. Zwar bin ich mir sicher, direkt beim Dieb gekauft zu haben, doch der Preis war gut. Dafür verstirbt in der folgenden Nacht eine weitere Batterie. Nun besteht akuter Handlungsbedarf. Zum Glück sind die Batterien hier günstiger als in Aruba. Eine Batterie, die ich dort für ca. 850 US$ erwerben könnte, kostet hier „nur“ 430€.

Nun ist nur noch eine Batterie übrig geblieben.