Bevorratung

Immer wieder stellte man uns in den vergangenen Wochen die Frage, wie viele Vorräte wir mitnehmen und was. So richtig haben wir uns da noch keine Gedanken gemacht, aber manche Delikatesse aus der Heimat ist schon an Bord. So sind seit Wochen vier Paletten (bzw. 96 Dosen) „Bembel with care“ Apfelwein gebunkert, die nun streng rationiert sind. Nur, wenn wir uns beide einig sind, trinken wir einen Apfelwein.

Auch haben wir zwei Dutzend Packungen Nudeln vom Frankfurter Konstablerwachemarkt dabei. Die sind lecker und halten sich lange.

Wurstkonserven der Metzgerei Haase

Jahrelang habe ich morgens auf dem Weg zur Arbeit meine Brötchen bei der Metzgerei Haase in Bonames eingekauft. Bei Chartertörns durften die Haase-Dosen nie fehlen, sie waren immer beliebt bei der Crew. Deswegen haben wir 25 Dosen mitgenommen, die halten sich auch ewig und können nun nach und nach gegessen werden.

Als ich im Laden stand und die Dosen einpackte, kam der Chef (Jens Haase) zu mir. Den Leuten in der Metzgerei war mein Vorhaben „Weltumsegelung“ schon bekannt, da ich das Catering für meinen Ausstand in der Firma von dort habe liefern lassen. Und Jens meinte zu mir, dass ich einfach per Email bestellen soll, wenn ich noch mehr Dosen brauche. Er würde mir dann ein Paket senden. Dafür danke ich ihm schon einmal im Voraus – ich werde von dem Angebot Gebrauch machen. Und dann darf er mir noch ein paar Pfund von Wacker’s Kaffee dazu packen. Wir haben 20 Pfund Kaffee gebunkert, der ist aber auch irgendwann alle.

Ansonsten werden wir Sissi in den kommenden Tagen mal vor dem Coop in Stavoren parken und den Ladeninhalt auf das Schiff tragen.

Wir sind auf Sissi angekommen

Vorgestern hatten wir unseren letzten (halben) Tag in Frankfurt. Um 13:29 Uhr fuhr unser Zug pünktlich in Richtung Amsterdam. Vorher gab es noch einen zwar mit Tränen behafteten, aber dennoch einigermaßen schmerzlosen Abschied von unseren Eltern.

Der ICE mit dem Namen Würzburg bringt uns nach Holland

Auf dem Schiff angekommen, waren wir zunächst einfach nur platt. Platt von den Strapazen der letzten Tage. Trotzdem haben wir gleich am ersten Tag zweierlei Dinge erledigt: Einmal haben wir einen neuen Messshunt für unseren Batteriemonitor an den Windgenerator geklemmt, zum anderen haben wir das AIS installiert. Wir waren beide neugierig. Wieviel Ertrag wird unser Windgenerator bringen und wie sieht das mit dem AIS aus?

Der Batteriemonitor

Wir verbrauchen zum Zeitpunkt der Aufnahme ziemlich viel Strom, weil wir gerade den Watermaker testen. Und wir testen auch, ob die Anlage es schafft, trotz Watermaker noch ein paar Amperestunden in die Batterien zu pressen. Auf der Aufnahme sieht das sehr gut aus, aber die Sonne ist heute ein schlechter Verbündeter. Dafür bläst es in Stavoren ganz ordentlich.

Zum AIS: Hier haben wir uns für einen AIS-Transponder entschieden, der sowohl senden als auch empfangen kann. So werden wir für die großen Pötte auch sichtbar und wir können gleichzeitig Konflikte mit den „Großen“ vermeiden.

Der AIS-Transponder – man kann ihn auch abschalten.

Nur zwei Stunden nach dem Einbau und der Inbetriebnahme des Geräts sind wir auf marinetraffic.com sichtbar. Oben im Hauptmenü ist jetzt der Link, über den wir gestalkt werden können.

Für uns sieht das folgendermaßen aus. Die umliegenden Schiffe werden uns dargestellt, man sieht Entfernung, Richtung und Geschwindigkeit.

AIS Bildschirm

Natürlich ist diese Darstellung rudimentär. Außerdem sieht es mit den Häfen und den darin liegenden Schiffen unübersichtlich aus. Das wird sich schlagartig geben, wenn wir mitten auf der Nordsee sind.

In den kommenden Tagen werden wir unsere Restarbeiten durchführen. Dann fahren wir los.

XTC

Die gute Sissi ist jetzt auf Extasy. Oder Amphetamin. Oder sowas in der Richtung. Krass.

In vielen Büchern von Weltumseglern habe ich vom Parasailor gelesen. Das Segel wurde in den meisten Fällen in den Himmel gelobt. Und da bin ich dieses Jahr auf der Boot über den Stand des Herstellers gestolpert. Irgendwie hatte ich die Ausgaben nicht so recht im Blick und habe so ein Segel bestellt.

Einweisung in den Parasailor

Gesterm erfolgte die Lieferung. Ein Vertreter des Herstellers brachte das Segel und ein paar Blöcke mit, der Wind war ansprechend schwach. So ca. 8 bis 12 Knoten Wind aus Ost. Da kann man sch on mal von Stavoren wegkommen.

Nach wenigen Minuten waren wir auf dem Ijsselmeer, der Motor schwieg nach kurzer Zeit. Ein Blick auf die Logge erzeugte Unglauben: 6 Knoten Fahrt bei nur 10 Knoten Wind von achtern. Wow. Die alte Dame Sissi bewegte sich so schnell, als hätte sie Extasy geschluckt. Ich glaube, wir werden noch viel Spaß mit diesem Segel haben. Läuft sogar noch auf einem Halbwindkurs.

Das Segel steht

Jetzt sollen die anderen kommen. Wir fahren jedem davon. Eine Maxi auf XTC. Ein Pottwal auf Amphetamin.