Endlich ist es so weit. Die Windvorhersage ist stabil und wir werden Porto am morgigen Tag verlassen. Wir wollen gleich nach Lissabon durchfahren, weil nach dem Wind gleich wieder ein mehrtägiges Flautenloch kommt. Irgendwie kommt hier der Wind entweder aus der Gegenrichtung oder er glänzt durch Abwesenheit. Doch morgen wird es gut, wir haben gute Chancen auf Wind bis Lissabon.
Vorher machen wir noch einen Spaziergang durch Palmeira, den Ortsteil an der Marina. Wir wollen schauen, ob wir noch eine Katze finden können.
Ein paar scheue Straßenkatzen können wir sehen. Sie huschen nach einem Foto gleich wieder davon. Für die eine oder andere Katze sind wir zu langsam. Doch ein paar Katzen bekommen wir vor die Objektive.
Eine einzige Katze lässt sich streicheln. Sie sitzt vor einem Kircheneingang und genießt die Streicheleinheiten für ein paar Minuten. Dann wird es ihr zu viel und sie verschwindet in die Kirche. Deswegen können wir kein gescheites Foto von ihr machen, wir waren viel zu sehr mit dem Streicheln beschäftigt.
Argwöhnisch beobachtet werden wir dabei von dieser Katze auf der Mauer, der das alles nicht geheuer ist und die sich sofort bei unserer Ankunft in die sichere Höhe begeben hat.
Da es Glück bringt, wenn man am Tag vor der Abfahrt noch eine Katze streicheln kann, haben wir nun alles, was wir für die Überfahrt nach Lissabon brauchen.
Gestern kam hier in Leixoes eine deutsche Segeljacht in den Hafen, darauf der Skipper und fünf Chartergäste. Sie sind heute wieder abgefahren und auf dem Weg nach Mallorca und zu den Kanaren. Zumindest das Boot wird auf die Kanaren fahren. Gestartet ist der Törn vor eineinhalb Wochen in Amsterdam. Es gab einen Zwischenhalt in A Coruna und dann war die Gruppe schon hier. Nach einer Nacht Aufenthalt in Porto geht es nun weiter nach Mallorca. Nur zum Einordnen: Wir sind schon seit gut zweieinhalb Wochen in Leixoes, da waren die anderen noch gar nicht in Amsterdam auf ihrem Schiff.
Ich werde seit ein paar Tagen immer wieder gefragt, ob bei uns noch einmal was passiert, ob wir weiter fahren und wann. Bei uns passiert jede Menge, allerdings machen wir uns keinen Stress. Und weiter fahren wir, wenn der Wind einigermaßen passt. Es sah so aus, als könnte es heute so weit sein, heute sieht es aber nach einem einigermaßen stabilen Wetterfenster für morgen und übermorgen aus. So werden wir wohl morgen weiter fahren können.
Für mich ist diese Auszeit in Porto entspannend. In den letzten Monaten war es ein geflügeltes Wort an Bord, dass wir über die Biskaya rüber müssen und dann aus dem Zeitstress raus sind. Was haben wir nach der Biskaya gemacht? Wir sind natürlich weiter, weiter und weitergefahren. Als hätten wir die weite Bucht noch vor uns und die Stoppuhr im Nacken. Das ist aber nicht so. Wir wollen spätestens Ende Oktober auf der Kanaren sein. Es sind ca. 10 Segeltage bis zu den Kanaren. Also haben wir noch ca. 30 Hafentage. So haben wir den Luxus Zeit, die Muße, auf den richtigen Wind warten zu können.
Als wir hier vor drei Wochen angekommen sind, habe ich Witze über das Auswärtsspiel der Eintracht in Guimaraes gerissen, das am 2. Oktober hier ganz in der Nähe stattfinden wird. Heute habe ich tatsächlich mal nach den Eintrittskarten geschaut (sind noch welche verfügbar) und nach den Preisen (200 € für Gäste, ziemlich happig). Das motiviert uns nicht, noch eine weitere Woche hier dran zu hängen.
Sind wir zu langsam? Ich weiß es nicht. Die anderen sind schneller. Die Roede Orm ist schon am südlichen Ende der Algarve. Die Milena Bonatti hat Anlauf genommen, Portugal verlassen und ist auf hoher See in Richtung Kanaren unterwegs. Die Fairytale ist in Nazeré. Die Zora in Sintra. Dafür sind wir tief in die Stadt Porto eingedrungen, haben viel am Schiff gemacht und uns entspannt. Urlaub vom Segeln.
Denke ich wieder an die Kojencharter-Crew und ihren ambitionierten Zeitplan, schüttelt es mich kalt durch und ich überlege, eventuell doch die Karten für das Auswärtsspiel zu kaufen. Auch die Ruhe, die Entspannung im Hafen und das Nichtstun müssen wir lernen. Wir wurden über die Jahrzehnte so sozialisiert, dass die Arbeit das Maß der Dinge und der Müßiggang der Anfang aller Laster ist. Das lässt sich auch nach knapp vier Monaten auf Sissi nur schwer abwerfen. Ich bekomme manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn wir uns einen Tag lang auf die faule Haut gelegt haben und ich nicht einmal einen Beitrag für das Blog geschrieben habe.
Es kann doch nicht verkehrt sein, die Katze da vorne an der Straßenecke zu streicheln. Es darf nicht falsch sein, den Diesel im Tank zu lassen und auf den passenden Wind zu warten. Das Klima ist hier um diese Jahreszeit jedenfalls sehr angenehm.
Nach fast drei Wochen geht mir dieser Ort allerdings ein wenig auf den Keks. Es ist eine örtliche Veränderung angesagt. Die Windvorhersage für morgen ist ganz okay.
Wir hätten nicht in die Statistiken über die Nutzung unseres Blogs schauen dürfen. Was haben wir uns auch dabei gedacht? Da schneidet sich einer in Vigo die Rastalocken ab und das Video davon geht viral? Wir haben doch gar keine Ahnung von Selbstvermarktung in den rauen Gefilden des Internet.
In Inverness haben wir jedenfalls eine Expertin für Klicks im Internet kennen gelernt. Dann sind wir monatelang in unterschiedlichen Gegenden herum gesegelt und jetzt haben wir diese Expertin in Leixoes wieder gesehen. Karma.
Karma von der SY Fairytale war bei uns zu Besuch und hat ihrem Personal (Lena und Martin) erlaubt, mit uns gemeinsam zu grillen. Während ihres Besuchs durften wir einige Aufnahmen von ihr anfertigen.
Karma ist unglaublich plüschig und weich. Sie ist total süß. Und sie hat uns erlaubt, dieses Bild von ihr in unserem Blog zu benutzen. Da das Internet den süßen Kätzchen gehört, werden wir in Kürze in neue Server investieren müssen.
Großzügig ist Karma auch. Während sie uns Tipps für bessere Eigendarstellung (mehr Katzenbilder) unseres Blogs im Internet gab, erlaubte sie Martin, für uns alle Zaubertrank aus dem Apfelweinfässchen zu zapfen. Und selbst wollte sie nur ein paar Schlucke vom Bordwasser trinken. Selbst das großzügige Käseangebot von mir hat sie selbstlos ausgeschlagen.
Karma hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, unsere Maststütze auf Standsicherheit zu kontrollieren.
Nachdem jetzt ca. 100% der Besucher Witze über unsere Maststütze gemacht und diese einen Kratzbaum genannt haben, hatten wir nun eine Besucherin, die keine Witze gerissen hat, sondern den sogenannten Kratzbaum unbürokratisch auf seine Tauglichkeit untersuchte. Ab sofort darf jeder Besucher die Maststütze “Kratzbaum” nennen, jetzt ist sie ein Kratzbaum.
Was Karma überhaupt nicht so recht verstanden hat, war die Begeisterung der Dosenöffner, als sie an der Maststütze turnte. Sie hat dann den Salon in Richtung Cockpit verlassen und die Beratung erst einmal eingestellt. Dachten wir zunächst.
Dann wurde uns aber schnell klar, was sie uns zeigen wollte. Sie verlangte von ihrer Dosenöffnerin Lena plötzlich Leckerlis.
Zuerst bewunderten wir ihre Geduld, als Lena das noch nicht richtig gemacht hat und Karma auf ihren Snack warten musste. Sie erklärte ihr die richtige Handhabung mit wenigen Gesten ihres plüschigen Schwanzes. Dann sahen wir die Anmut und Schönheit in der Haltung der Katze und es wurde uns klar, dass das wieder 200000 Klicks mehr auf die süße Katze werden. Die Katzen regieren das Internet.
Wir hoffen, dass wir diese liebe, plüschige, süße, niedliche, weiche, kuschelige, flauschige, winzige, hübsche, stolze, anmutige, vierbeinige Pelzträgerin noch einmal in Portugal wieder sehen, bevor sich spätestens an der Algarve unsere Wege trennen. Wir hoffen aber auch, dass Karma bis dahin ihr Winterfell endgültig abgeworfen hat. Es ist erstaunlich, an welchen Stellen man plötzlich Katzenhaare findet – selbst in Räumen, die die Katze nie betreten hat. Das können Katzen!
Hoffentlich bricht der Webserver nicht zusammen. Sonst können wir keine neuen Katzenbilder mehr hochladen. Karma.
Danke für den Besuch und dafür, dass du Lena und Martin mitgebracht hast.