Wandertag Teil 3: Es geht runter in den Ort

Der Aufstieg steckt mir in den Beinen. Der Wanderweg herunter nach Sete Cidades ist steil, ich will ihn meinem Knie nicht zumuten. Also plane ich, die Straße entlang zu laufen. Jens möchte noch einen weiteren Aussichtspunkt erklimmen. Wir verabreden uns im Ort in einer Taverne.

Teil zwei meiner Wanderung. Jens geht noch zum Miradouro da Boca do Inferno

Doch vorher haben wir uns eine Stärkung verdient. Ich gönne mir ein frisch gezapftes Superbock an einem der Burgerläden. Dazu gibt es noch ein belegtes Brötchen. Jens inhaliert seine Nudeln mit Pesto, dabei wird er von einem Vögelchen quasi schon belästigt.

Superbock, frisch gezapft
Nudeln mit Pesto und Piepmatz

Anschließend laufen wir noch gemeinsam bis zur nächsten Wegkreuzung. Dann trennen sich unsere Wege.

Überall grüne Wiesen und Wälder, überall Kühe.
Lagoa do Santiago
Ich liebe diese Farben, dieses Grün. Die Azoren sind sehr, sehr schön.
Schon ein ganzes Stück tiefer der Blick auf Sete Cidadaes
Blauer und grüner See als Panorama
Die Pflanzen sind einfach saftig.
Der blaue und grüne See sind ja einfach nur ein einziger See, getrennt durch eine Brücke. Der Rest gehört der Legende.
Seebrücke
Diese Enten auf der Seebrücke sind nicht aus der Ruhe zu bringen. Selbst als ich nur einen halben Meter von ihnen weg bin, bleiben sie ruhig sitzen und sind entspannt. Die sind an Touristen gewöhnt.
Süße Katze im Restaurant am See

Direkt am See finde ich ein schön gelegenes Restaurant. Ich plane, hier eine Mahlzeit einzunehmen. Außerdem habe ich Lust auf ein Bier. Die Menschen am Tisch neben mir werden vom Kellner bedient. Auch der Tisch auf meiner anderen Seite ist besetzt, hier kann ich leckere Speisen auf dem Teller sehen. Doch ich sitze nun schon eine Viertelstunde hier, der Kellner kommt nicht an meinen Tisch. Ich spiele mit der Katze, besteche sie mit einigen Leckerlis.

Bestechung geht immer!

Dann nehme ich mir ein weiteres Brötchen aus dem Rucksack und belege es mit Wurst und Käse. Dazu trinke ich den Rest Wasser aus meiner Flasche. Das stillt immerhin Hunger und Durst, ist jedoch nicht mit einem frischen Bier und gegrilltem Fisch vergleichbar. Ich bin mit meiner Zwischenmahlzeit fertig, der Kellner wuselt derweil um alle anderen Tische herum. Nur nicht um meinen. Nicht, dass ich ihm keine Zeichen gegeben hätte. Es sollte ihm auch nicht verborgen geblieben sein, dass ich im Restaurant die selbst mitgebrachte Speise gegessen habe. Ich gehe. Ich gebe kein Trinkgeld.

Kirche in Sete Cidades

Gegenüber von der Kirche MUSS eine Taverne sein. Das ist der Bauplan eines normalen portugiesischen Dorfes. Oder der eines fränkischen Dorfes. Ich würde es als universelle Weisheit bezeichnen. Also schleppe ich mich auf meinen müden Beinen noch einen knappen Kilometer weiter. Den Weg hätte ich sowieso gehen müssen, denn hier befindet sich auch die Bushaltestelle.

Sao Nicolau. Schlicht und einfach gehalten.

Ich finde die Taberna Sao Nicolau. Hier ist alles ganz schlicht. Im Hof verkünden die Schilder, dass hier Selbstbedienung herrscht. Also gehe ich an den Tresen, hole mir mein Bier ab und setze mich unter den Sonnenschirm. Später esse ich noch eine Bifana, das ist ein Brötchen mit gegrilltem Schweinefleisch. Jens kommt irgendwann auch, er ist den Wanderweg vom Hotel aus „heruntergekullert“. Der ist wirklich sehr steil und wäre Gift für mein Knie gewesen.

Der 1-PS Milchtransport fährt ab.

Auch Jens isst eine Kleinigkeit, wir trinken noch ein Bier und dann ist es Zeit für den Bus. An der Bushaltestelle treffen wir die beiden Franzosen wieder, mit denen wir zusammen losgelaufen sind. Ich bin müde und schlafe im Bus ein, das passiert mir nicht oft. So kommt mir die Rückfahrt dann auch rasend schnell vor. Zum Abendessen unternehmen wir keine großen Anstrengungen, wir essen einen Döner.

Auf dem Heimweg nach Ponta Delgada

Dieser Blog entsteht drei Tage nach der Wanderung. Ich habe immer noch Muskelkater.

Wandertag Teil 2: Monte Palace

Einmal in meinem Leben habe ich mehrere Nächte in einem Fünf-Sterne-Hotel verbracht. Das war während eines Seminars, das ich für meine Firma besucht habe. Jetzt habe ich wieder die Gelegenheit ein solches Hotel zu besuchen. Das ist allerdings schon mehr als ein Vierteljahrhundert geschlossen.

Es ist viel los am Miradouro.

Der Name des Aussichtspunkts ist nach dem portugiesischen König Carlos I. benannt, der hier den königlichen Ausblick genießen durfte. Anfang der 1980er Jahre wurde an diesem Ort das Hotel geplant. Die Touristen sollten im einzigen Fünf-Sterne-Hotel der Azoren den Ausblick auf die beiden Seen und das Meer genießen.

Hotelruine des Monte Palace

Der dichte Nadelwald auf dem Vulkankrater spiegelt sich nur in dem einen See, dem Lagoa Verde (grüner See). Der andere See heißt Lagoa Azul, der blaue See. Es gibt aber auch eine Legende dazu. Das Märchen von einer Königstochter, die sich auf der Brücke heimlich mit ihrem Geliebten, einem Hirtenjungen, traf. Das konnte nicht gut gehen. Der König hat letztendlich einen Gemahl für sie bestimmt. Beim letzten Treffen des Liebespaares auf der Brücke gab es viele Tränen. Die Prinzessin weinte aus ihren blauen Augen so viele Tränen, genug um den Lagoa Azul zu füllen. Der Hirte hatte grüne Augen und weinte so lange, bis der Lagoa Verde voll war.

Eintritt verboten. Es ist gefährlich!

Der französische Stararchitekt Olivier-Clément Cacoub hat das Hotel entworfen. Es war jedoch nur knapp zwei Jahre in Betrieb, die Gäste blieben aus. Heute ist es sehr beliebt bei Touristen, der Eintritt ist frei. Ich habe meine Informationen aus einem älteren Artikel der Frankfurter Rundschau, den ich nicht abschreiben möchte, sondern hier verlinke. Die Lektüre lohnt sich!

Eingang. Niemand soll sagen, dass nicht auf die Gefahren hingewiesen wird.
Hotellobby
Treppenhaus
Parkplatz mit Grillbuden
Hotellobby aus dem dritten Stock fotografiert
Wanderparkplatz mit Souvenirshop
Die Roof-Top-Bar ist schon lange geschlossen.
Blick vom Dach auf den Doppelsee
Viele bunte Bilder gibt es aber
Zimmer mit Meerblick

Ein faszinierender Ort, der jetzt wahrscheinlich jeden Tag mehr Touristen anzieht, als sich die Erbauer hätten träumen können. Den Umsatz macht der Burgergrill auf der Straße. Ich bereue nicht, nach oben geklettert zu sein. So richtig gefährlich war es auch nicht, da haben die Schilder wesentlich mehr versprochen. Bald erscheint der dritte Teil des Wandertags, mein Weg nach unten.

Wandertag Teil 1: Der Grat

Es ist wieder einmal Sonntag. Diesen Sonntag haben wir uns gut vorbereitet, denn wir wollen wandern gehen. Jens hat gestern Abend Pasta als Beilage zum Thunfisch gekocht, von der genug übrig ist, dass sie ihn mit einem Glas Pesto über den Tag bringen kann. Für mich ist nichts übrig geblieben. Das ist mir egal, denn ich mag sowieso keine kalte Pasta mit Pesto. Wir wollen nach Sete Cidades fahren, ganz in der Nähe von Mosteiros im Westen der Insel. Diesen Ausflug habe wir für den Sonntag geplant, denn sonntags fährt der letzte Bus zurück nach Ponta Delgada am spätesten.

Übersicht: Ponta Delgada im Süden, Sete Cidades im Krater links oben.

Unser Bus fährt früh um 9 Uhr ab, der Supermarkt öffnet um 8:30 Uhr. Also stehen wir mitten in der Nacht um 7 Uhr auf. Eine unchristliche Zeit am christlichsten Tag der Woche. Pünktlich sind wir am Supermarkt, ich hole mir eine Hand voll Brötchen, sowie Wurst und Käse zum Belegen. Dann eilen wir an die Bushaltestelle, wo mir die Zeit reicht, das erste Brötchen des Tages zu verspeisen. Der Bus ist auch pünktlich und bringt uns in einer guten Stunde zum Miradouro da Lomba do Vasco, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Erster Teil unserer Wanderung.

Zur Stärkung esse ich gleich das zweite Brötchen, dann geht es los. Der Weg ist breit, steil und sehr gut begehbar. Außer uns sind noch ein US-Amerikaner und zwei Franzosen in diese Richtung unterwegs. Es ist sehr lustig, denn wir sind alle mehr oder minder im gleichen Tempo unterwegs. Mal bleibt das eine Grüppchen für ein Foto stehen, dann das andere Grüppchen und dann der Solist.

Blumen an der Bushaltestelle unterhalb von Sete Cidades

Jetzt bin ich schon an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr viel zu schreiben habe. Deswegen möchte ich die Bilder für sich sprechen lassen, sozusagen ist es diesmal ein Bilderblog.

Erster Blick in die Caldeira aus der Nähe der Bushaltestelle, an der wir ausgestiegen sind.
Französischer Teil der Wandergruppe. Die beiden leben auch auf einem Segelboot in Ponta Delgada.
Noch finde ich die vielen Hortensien nicht langweilig.
Ausblick in die andere Richtung, jeder Grat hat zwei Seiten. Hier blickt man schön auf das ruhige Meer.
Nicht nur Hortensien säumen den Wegesrand
Noch einmal der Meerblick mit einem bekannten historischen Leuchtturm im Hintergrund
Am Boden der Caldeira ist ein See, sogar ein Doppelsee. Davor liegt der Ort Sete Cidades. Dort müssen wir heute Abend um 18:00 Uhr sein, denn um 18:05 Uhr fährt der nächste und letzte Bus.
Zur Abwechslung mal wieder Hortensien, diesmal in einem Zaun.
Auch Jens fotografiert wie ein Weltmeister.
Der Hang ist steil und die Kühe käuen wieder. Hier kann man sehen, warum der Azorenkäse so lecker schmeckt. Der Käse auf diesen Inseln ist nämlich etwas ganz Besonderes.
Zu Abwechslung mal ein Wanderselfie
Der Wanderwegs verläuft immer den Grat entlang, der ist hier schön zu sehen. Wir könnten schneller unterwegs sein, wenn wir nicht so viele Fotos machen würden. Inzwischen haben uns die anderen Grüppchen abgehängt.
In der großen Caldeira befindet sich noch eine kleine Caldeira, die Caldeira Seco (trockene Caldeira).
Blick auf das Zwischenziel, die Hotelruine am Miradouro da Vista do Rei

Inzwischen kommen uns immer wieder Wanderer entgegen. Wir sind ein wenig verwundert, doch wir grüßen brav. Wenn wir Franzosen hören, grüßen wir mit „bonjour“. Hören wir Englisch, sagen wir freundlich „hello“. Portugiesen mit „bom dia“, nur Deutsche hören wir nicht. Es grüßt uns allerdings niemand zurück, das wundert mich insbesondere bei den Franzosen. Wenn man in Frankreich wandern geht, kommt man manchmal aus dem „bonjour“ überhaupt nicht mehr hinaus. Etwa eineinhalb Stunden haben wir gebraucht, bis wir die Hotelruine am Miradouro da Vista do Rei sehen. Das ist das Zwischenziel auf unserer Wanderung, es befindet sich mehr oder minder am höchsten Punkt.

Parkplatz am Miradouro. Praktischerweise mit Souvenirladen.

Der Parkplatz ist gut belegt, jetzt wird uns klar, wo die ganzen anderen Menschen herkommen. Ich nenne sie jetzt nicht mehr Wanderer, sondern Spaziergänger. Und Spaziergänger grüßen nicht – oder wie ist das?

So sieht es am Miradouro aus. Den französischen Teil unserer Wandergruppe treffen wir hier beim Picknick wieder. Die sind alle nicht hoch gelaufen, sondern mit dem Mietwagen oder gar einem Taxi gekommen. Von Ponta Delgada aus kann man einen Taxiausflug für 60€ hierher buchen, der dauert dann drei Stunden und der Taxifahrer macht den Fremdenführer.

Der Blick vom Miradouro herunter auf den Doppelsee und Sete Cidades ist jedenfalls den anstrengenden Aufstieg wert. Gut fünf Kilometer stecken uns jetzt schon in den Beinen. Doch eines ist klar. Die ganzen anderen schönen Aufnahmen, die wir während unseres Aufstiegs geschossen haben, fehlen den gehfaulen Ausflüglern. Ich bin sehr froh, hier hochgekommen zu sein. Demnächst erscheint Teil 2!

Das ist der Ausblick vom Miradouro aus, wenn man sich an den Zaun stellt.