Reparaturen und Reparaturbedarf

Und immer noch stimmt der Spruch, dass Fahrtensegeln bedeutet, sein Boot an den schönen Flecken der Erde zu reparieren. Heute sind der Watermaker und die Kaffeemühle an der Reihe, natürlich schön in der Reihenfolge der Priorität. Zuerst die Kaffeemühle. Ich besorge eine Tube Sekundenkleber in Gelform, damit es nicht vom Schalter herunterläuft. Anschließend schneide ich mir zwei schmale Streifen aus der Plastikverpackung des Klebers heraus.

Oben und unten aufgeklebte Plastikstreifen bringen Stabilität. Das Loch musste ich unter hohem Aufwand wieder in den ausgehärteten Kleber bohren.

Die Bruchstelle wird ringsherum mit dem Kleber bestrichen und der Plastikstreifen mit festem Druck angebracht. Hält. Nach kurzer Trockenzeit erfolgt die Aktion noch einmal mit der Rückseite. Nun ist der Schalter stabiler, als er es vor der Reparatur war. Es dauert nur noch wenige Minuten, dann ist die Kaffeemühle wieder zusammengesetzt. Das geht viel einfacher, als sie aufzuschrauben.

Und jeden Morgen grüßt das Geräusch der Kaffeemühle und verheißt frisch gemahlenen und gebrühten Kaffee.

Ich koche probehalber gleich einmal eine Kanne Kaffee, den Eike und ich genießen. Bei der Ersatzmühle war es immer ein Problem, den Mahlgrad richtig hinzubekommen. Hier kann er einfach eingestellt werden. Anschließend nehme ich den Watermaker wieder in Betrieb und mache uns erst einmal 100 Liter Wasser. Unser Trinkwasser schmeckt gleich viel besser, denn das Zeug hier vom Steg in Bonaire hat irgendwie einen penetranten Schlauchgeschmack.

Solche Werbeaufsteller sprechen mich an.
In Frankfurt einen Preis gewonnen.

Im Supermarkt falle ich beim Bierkauf auf einen Werbeaufsteller herein. Dieses Kraft-Bier ist in den Niederlanden für die Karibik gebraut worden. Eine Sorte hat sogar in Frankfurt einen goldenen Preis gewonnen. Ich lege vier Flaschen in den Einkaufswagen, denn sie haben einen stolzen Preis. Probieren will ich das Zeug aber trotzdem. Die preisgekrönte Sorte ist natürlich ausverkauft, aber ein Etikett wirbt damit, ideal für einen faulen Tag zu sein.

Für den perfekten faulen Tag

Ich bin bei der Verkostung begeistert. Sie haben einen ganz feinen Aromahopfen verwendet. Eine tolle Zitrusnote kommt hier durch. Es ist keinesfalls zu herb für die herrschenden Temperaturen, sondern für ein IPA echt noch gemäßigt. Sehr gut. Eike schmeckt es nicht.

Katastrophe am Morgen

Ein paar Tage später fällt mein morgendlicher Blick auf den Batteriemonitor. Wie jeden Morgen möchte ich nachsehen, was noch über Nacht in den Batterien übrig geblieben ist. Zwei Batterien alarmieren, eine sieht auf den ersten Blick gut gefüllt aus. Natürlich ist es anders. In der Batterie muss es einen Kurzschluss gegeben haben und sie hat über Nacht die beiden anderen leer gesaugt. Bis auf 35% Ladestand. Ich schalte die tote Batterie sofort aus dem System heraus. Bei den Preisen hier in Bonaire werde ich sie woanders ersetzen. Außerdem wiegt sie ziemlich viel, ich würde sie nur ungern mit dem Dinghi an Land schaffen wollen. Für eine solche Aktion müssen wir längsseits an einen Steg. Wenn alles repariert ist, warum muss dann immer wieder etwas kaputt gehen?

Der Batteriemonitor hat die tote Batterie jetzt als solche erkannt. Hoffentlich hat sie die anderen beiden nicht auch beschädigt. Alle drei zusammen wiegen etwa eine Vierteltonne.

Landschaft satt

Heute fahren wir in den Norden der Insel. Der Süden ist flach, eher karg bewachsen und flache Gewässer dominieren das Bild. Der Norden von Bonaire ist hügelig und mit Kakteen und Bäumen schön grün.

Panoramablick über das Gotomeer

Zunächst verlassen wir Kralendijk über die Küstenstraße. Nur dass wir einen großen Teil der Strecke nicht entlang der Küste, sondern 200 Meter im Hinterland entlang einer hohen Mauer fahren. Mehrfach öffnen sich Einfahrten in private, abgeschlossene Luxuswohnanlagen, dann endlich führt die Straße zurück an die Küste und bietet uns wunderschöne Ausblicke. Ab jetzt laufen uns regelmäßig Taucher mit ihren Flaschen vor den Motorroller.

Die wunderschöne Nordwestküste von Bonaire

Eike ist begeistert und ich genieße die Ruhe und die Weite. Wir machen einen Fotostopp an einem einsamen Ort mit schönem Ausblick. Niemand stört unseren Genuss.

Es ist immer schade, dass es vollkommen unmöglich ist, die ganze Schönheit der Landschaft in ein Foto zu pressen. Aber wir geben uns die größte Mühe.

Lautes Knattern nähert sich uns von hinten. Eine Gruppe von drei Golfkarts mit jeweils zwei Holländern kapert unseren Fotopunkt. Es ist Zeit, wieder auf den Roller zu steigen. Die Weiterfahrt gestaltet sich sehr lustig. Die Straße ist eng und steil. Wenn es steil bergauf geht, ist das kleine Motörchen überfordert und unsere Geschwindigkeit sinkt auf 15 km/h. Wenn es steil bergab geht, schwindet mein Vertrauen in die Bremsen. Manchmal ist die Straße einsichtig und wir können den Schwung mitnehmen.

Felsformation mit Kakteen

Im Rückspiegel taucht ein richtiges Motorrad auf. Der Fahrer kann uns nicht überholen, die Straße ist definitiv zu schmal. Die schöne Landschaft hilft dem Fremden beim Überholen, denn schon wieder sehen wir ein schönes Motiv, das einen Fotostopp erforderlich macht. Hoch oben sieht man, wo sich vor Urzeiten einmal der Wasserspiegel des Atlantik befunden hat.

Das Gotomeer. Man beachte, dass die Niederländer das Wort „Meer“ für Binnengewässer verwenden. Und die Programmierer verwenden das Goto eigentlich nicht meer. Vor zwei Jahren habe ich hier jede Menge Flamingos gesehen, diesmal sind es nur ein paar vereinzelte Vögel.

Am Gotomeer angekommen halten wir an einem Aussichtspunkt, machen eine Pause im Schatten und genießen die Ruhe. Wir sind alleine. Wir bleiben für eine Viertelstunde alleine, dann hören wir wieder das Geknatter. Aufbruch. Ich prügele den Roller die Steigungen in Richtung Rincon hinauf, den Gasgriff muss ich auswringen wie einen Lappen. Nach jeder Steigung kommt ein Gefälle, die kleine Maschine verausgabt sich. Endlich stehen wir vor der Kirche von Rincon. Hier finden wir auch wieder Schatten für eine kleine Pause.

Die Kirche von Rincon. Kommt der Pfarrer am Sonntag mit seiner Harley zum Gottesdienst?

Ab hier ist die Straße breit und unser Roller ist auf jeden Fall zu langsam. Ständig werden wir von Autos überholt. Obwohl es eine kleine Insel ist, haben es viele Menschen sehr, sehr eilig. Der Roller gibt alles.

Auch an der Ostküste ist es schön. Hier wo die Naturgewalten vom Atlantik her kommen, ist die Vegetation dünn. Das kennen wir aber auch schon von Aruba.

Wir kommen immer wieder an Warnschildern vorbei, die uns vor „overstekenden ezels“ warnen. Lustig ist, dass das letzte was wir sehen ein Esel ist. Zumeist tummeln sich Ziegen im Bereich des Straßenrands. Etikettenschwindel. Es sind nur noch wenige Minuten und wir fahren wieder durch Kralendijk. Dabei führt uns der Weg am Kentucky Fried Chicken vorbei, dem einzigen Fast Food Restaurant einer großen Kette. Ich kann es riechen, bevor ich es sehe. Der Fettgeruch ist penetrant. Es ist schon spannend, denn in Aruba ist jede nur denkbare Kette vertreten (Mc Donalds, Burger King, Wendys, Subway, Pizza Hut, Dominos, Kentucky Fried Chicken, Starbucks, ….). Wir entscheiden uns für den Besuch des Dönerladens.

Overstekende Ezels. Heute aber sehen wir nur die Schilder.

Ein Freudentag!

Kurz vor Weihnachten ist einer der Filterhalter unseres Watermakers explodiert. Die Bestellung des Ersatzteils habe ich in Aruba abgeschickt, doch meine Werft hatte Werksferien bis zum 4. Januar. Dann aber ging es fix, das Ersatzteil wurde in Italien bestellt und über Holland nach Bonaire versendet. Dort traf es am 16. Januar ein. Ich wartete auf eine Mitteilung von DHL, dass ich das Paket abholen kann. Doch bis zum angekündigten Liefertermin am 24. Januar kam keine Nachricht.

Und was passiert jetzt? Nach dem Eintreffen des Pakets in Bonaire warte ich zunächst darauf, dass das angekündigte Lieferdatum erreicht ist. Angeblich soll ich das Paket am 24. Januar erhalten.

Sandra von der Samai gibt mir den Tipp, es einfach einmal auf gut Glück bei DHL zu versuchen. Eigentlich ist das Paket an den Club Nautico adressiert, doch der tritt nicht in Vorlage bei den Zollgebühren. Eigentlich verständlich. Für den Montag kommt der Tipp zu spät, doch am Dienstagmorgen setze ich mich auf den Roller und fahre zu DHL.

Mein Mietrollerchen auf dem DHL Parkplatz. Es gibt praktisch keinen Ort in Kralendijk, von dem aus man den oder die Kreuzfahrer nicht sehen kann.

Bonaire ist schon eine verschlafene Insel. Ich bin der einzige Kunde auf dem Parkplatz. Das wird sich auch in der folgenden Stunde nicht ändern. Schnell ist der passende Schalter gefunden, das wohlbekannte Logo leuchtet weithin. Leider ist hinter der Glasscheibe nur ein verwaister Schreibtisch zu sehen. Eine Klingel gibt es nicht, mein Klopfen an die Scheibe verhallt ungehört. Nach knapp 15 Minuten erscheint eine junge Frau. Ich erkläre mein Anliegen, sie gibt die Tracking-Nummer ins System ein und schon läuft sie nach hinten und holt ihre Vorgesetzte. Der darf ich dann erklären, dass Sissi eine „Yacht in Transit“ ist und mit diesen Teilen Bonaire wieder verlassen wird. Glücklicherweise habe ich daran gedacht, die Bootspapiere mitzunehmen. Die Vorgesetzte verschwindet wieder im Hinterzimmer und ich darf wieder warten.

DHL wird in meinem Leben in Zukunft immer mit Warten assoziiert werden. Und mit dem Watermaker.

Nach etwa 20 Minuten kommt sie wieder ans Fenster. Sie erklärt mir, dass der Zoll das Paket noch freigeben muss. Es kostet 52 Dollar Gebühren. Wenn ich Glück habe und das Paket „grün“ ist, kann ich es sofort mitnehmen. Ist es „rot“, dauert es noch bis morgen. Ich möge bitte warten. Ich warte. Und warte. Und warte. Noch einmal warte ich geschlagene 20 Minuten. Dann öffnet sich das Fenster wieder und die junge Frau macht mir die Papiere fertig. Noch ein paar Stempel, eine Unterschrift und etwas Wechselgeld. Ich kann das Paket mitnehmen.

Die Beute. Ein Paket aus den Niederlanden.

Schnell springe ich mit dem Paket auf den Roller. In der Innenstadt ist wie immer Stau, ich muss mich mit gekonnten Schlangenlinien durch den Autoverkehr durchwinden. Doch für einen Roller ist immer Platz. Ich fahre im Schwarm mit den Einheimischen. Endlich erreiche ich das Dinghi.

Entspannter Transport auf der letzten Meile.

Ab hier entspannt sich die Transportsituation zusehends. Die letzten paar hundert Meter zu Sissi sind schnell zurückgelegt. Zügig wie selten landet das Paket im Salon. Ich bin gespannt. Ist es wirklich das passende Ersatzteil? Aufregender als die Bescherung an Weihnachten. Die Werft hat mir geschrieben, dass sie mir zwei verschiedene Filterhalter eingepackt hat. Einmal das alte Modell und einmal das vom Hersteller geänderte Design. Ich werde möglichst versuchen, das neue Modell einzubauen. Der Hersteller hat das Design sicherlich nicht ohne Grund geändert.

Unfallfrei im Salon angekommen.

Jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich das System beim Einbau dicht bekommen soll. Ich habe dem Werftarbeiter bei der Installation genau über die Schulter geschaut und er hat ein bestimmtes Abdichtband verwendet, das mir seit dem nie wieder über den Weg gelaufen ist. Ich werde schauen müssen, ob der hiesige Budget Marine einen adäquaten Ersatz anbietet.

Das sind die Filterhalter. Rechts das alte, links das neue Modell. Auf jeden Fall passen sie zum System.

Ende gut, alles gut. Jetzt muss der Filterhalter nur noch eingebaut werden. Auch diese Herausforderung werde ich meistern. Ich fasse es einmal zusammen. Für das neue Modell des Filterhalters habe ich 22€ bezahlt. Der Versand nach Bonaire kostete 90€. Dazu kamen noch 52$ Zollgebühren oben drauf. Ein teurer aber notwendiger Spaß. Doch meine Freude ist groß, ein Stein fällt mir vom Herzen. Und es ging vergleichsweise schnell. Ein paar Bojen weiter wartet die Samai auf ein Paket, das im Augenblick in Curacao liegt. Sie wartet schon länger.

Während ich diesen Beitrag schreibe, kommen nach und nach immer mehr Kommentare zum 25. Januar hinein. Danke.