Fünfundzwanzigster Januar

Wir schreiben den 25. Januar. Jens hat heute Geburtstag. Im vergangenen Jahr lagen wir am 25. Januar nach unserer Reise aus Kuba schon drei Tage fest in Aruba, von den Strapazen der Reise hatten wir uns erholt. Jens war glücklich, seinen Geburtstag in Aruba feiern zu können. Gefeiert haben wir nicht, denn wir haben am gleichen Tag die Nachricht über den plötzlichen Tod unseres guten Freundes Christoph erhalten.

Döner in Bonaire.

Eike bemerkt mir gegenüber seit Tagen, dass er den hiesigen Dönerladen testen möchte. Als eingefleischter Fast-Food-Junkie ist ihm das Essen an Bord von Sissi manchmal etwas zu gesund. Der drehende Grillspieß befindet sich nicht einmal zwei Kilometer vom Dinghidock entfernt, das ist ihm zu weit für einen Spaziergang. Also hat er Glück, dass wir beide sowieso auf unserem Motorroller sitzen und ich auch Hunger habe. Damit geht der Döner nämlich auf die Bordkasse. Eike erfragt die Produktpalette und entscheidet sich für ein klassisches Döner Sandwich. Ich auch. Ich bitte um Knoblauchsauce.

Aussehen tut es schon einmal wie ein Döner. Doch wird es auch schmecken? Stiftung Dönertest beginnt gleich mit der Arbeit. Nach der optischen Bewertung muss verkostet werden.

In einer vorbildlichen Papierverpackung werden die Brötchen geliefert. Der einfache Döner hat einen stolzen Preis von 9 US$, mit Extras kostet es noch etwas mehr. Auf dem Grillspieß dreht sich leider nur Hähnchenfleisch. Das sind Abstriche, die wir in der Karibik machen müssen. Den letzten Döner hatte ich auf Martinique. Nach dem Verlinken des Beitrags ist mir aufgefallen, dass der Döner vor Martinique in Spanien von mir verzehrt wurde – in Santiago de Compostela in Spanien. Damals war Christoph Gast an Bord der Sissi, er hatte mit uns die Biskaya überquert. Ich bin gespannt, wie sich dieser Döner schlägt.

Prof. Dr. Eike W. von der Drehgrillspießhochschule Wiesbaden beginnt mit der fachgerechten Verkostung des Testobjektes. Ein präzise in genormter Größe herausgebissenes Stück Döner wird mit rhythmischen Kaubewegungen einer vorgegebenen Frequenz bis zu der in den Dönergesetzen festgeschriebenen Breiigkeit zermalmt.

Ich finde im Salat eine bei uns unübliche Zutat, kann es aber nicht richtig herausschmecken. Eike kritisiert, dass das Brötchen nicht knusprig genug gebacken ist, dafür aber sofort in Brösel zerfällt. Ich finde die Knoblauchsauce nicht, der Döner ist ein wenig trocken. Insgesamt fehlt der Mahlzeit die Knusprigkeit. Man hätte das Fleisch knuspriger grillen und das Brötchen stärker backen sollen. Bei neun Dollar für einen Döner müsste dieser sehr, sehr gut sein. So wird es bei einem einmaligen Besuch von mir bleiben.

Heute Abend werde ich einen guten Whisky zum Gedenken an Christoph trinken. Anschließend einen guten Rum auf den Geburtstag von Jens. Alles Gute zum Geburtstag!

Endlich mobil!

Es ist Hochsaison in Bonaire. Deswegen sind die Mietwagen alle ausverkauft. Ich habe mit vielen Autovermietern telefoniert und nur Absagen bekommen, doch wir sind nun trotzdem mobil. Wir sind unterwegs auf zwei Rädern. Irgendwie erinnert mich das alles an die Vergangenheit. Vor knapp zwei Jahren war ich schon einmal in Bonaire und habe mir gemeinsam mit Jens die Insel mit einem Motorroller angesehen.

Eike hat keinen Führerschein. Deswegen haben sie uns nur einen Roller vermietet. Der Esel daneben ist jedoch führerscheinfrei. So ist Eike ebenfalls mobil auf Bonaire.

Überhaupt weckt der ganze Aufenthalt auf dieser Insel eine Menge Erinnerungen in mir. Als würde ich langsam in der Zeit zurück reisen. Wir sind damals von Bonaire nach Aruba, von dort nach Kuba und wieder nach Aruba gefahren. Jetzt bin ich wieder in Bonaire und habe wieder einen Motorroller.

Salzgewinnung in Bonaire. Im Süden befindet sich eine riesige Saline.

Nach der Abholung des Rollers morgens um 10 Uhr kosten wir gleich einmal unsere neue Mobilität aus. Wir fahren am Flughafen vorbei in den Süden der Insel. Dort befindet sich eine riesige Saline, außerdem stehen an verschiedenen Stellen niedrige Hütten, die für die Sklaven gebaut worden sind. Sie wurden in der Salzgewinnung eingesetzt.

Sklavenhütten. Die Hütten selbst sind mit Dach vielleicht eineinhalb Meter hoch, durch den Eingang muss man hinein kriechen.
Das sind die gelben Hütten. Der Meerblick ist ja ganz schön. Zu jener Zeit war das Leben jedenfalls kein Zuckerschlecken.
Erst um 1850 herum wurden die Hütten aufgestellt.

Natürlich habe ich für Eike keinen Esel besorgt, sondern einen zweiten Helm. Es ist wirklich schade, dass er keinen Führerschein hat. Mit zwei Rollern könnten wir uns unabhängig auf der Insel bewegen. Eike hat so viel Spaß am Fahren, er wird sicherlich bei seinem nächsten Karibikaufenthalt einen eigenen Roller mieten.

Modell stehen für ein Foto ist möglich.

Weiter und weiter fahren wir in den Süden. Ich erinnere mich daran, dass bei meinem letzten Aufenthalt in dieser Gegend tausende und abertausende Flamingos in den Salzwiesen standen. Leider können wir nur ganz am Horizont eine größere Gruppe sehen. Fast schon außer Reichweite unserer Kameras finden wir wenigstens ein paar der leuchtenden Vögel für eine verschwommene Aufnahme.

Drei noch einigermaßen fotografierbare Flamingos. Alle anderen sind nur als rosa Streifen am Horizont zu sehen.

Es ist Ehrensache, dass uns unsere erste Tour in Bonaire zum Donkey Sanctuary führt. Mein zweiter Besuch. Auf der Straße finden wir dann aber unseren ersten Esel in Freiheit lebend. Er läuft gemütlich die Straße entlang, begrüßt uns freundlich und bittet um Karotten. Die haben wir natürlich nicht gekauft. Wir hätten uns besser vorbereiten können. Das holen wir aber nach.

Lebt in Freiheit und spaziert die Straße entlang.

Ich kann mich gar nicht mehr an die 9$ Eintrittsgeld erinnern, die ich jedoch gerne zahle. Das Geld geht schließlich zu den Eseln. Natürlich bekommen wir kein Futter verkauft, weil wir mit dem Roller ins Donkey Sanctuary fahren. In ein paar Tagen nehme ich noch einmal 18$ in die Hand und schmuggele einen Rucksack voll Karotten rein. Mit meiner Erfahrung aus Aruba werde ich auch mit diesen Kandidaten keine Probleme haben.

Erinnert mich ein wenig an Gipsy. Nicht ganz so dunkel, aber die schöne helle Nase.

Es ist ein großer Unterschied, ob man die Esel persönlich kennt oder nicht. Zu den unbekannten Eseln müsste man erst eine Beziehung aufbauen. Das braucht Zeit und so oft werden wir nicht wieder hierher kommen. Vielleicht sehen wir noch mehr Esel auf der Straße, denen wir Karotten anbieten können. Doch auch zu diesen wird es keine Beziehung mehr geben. Ich bin endlich wieder unterwegs.

Dieser Esel war total nett zu unserem Roller. Er hat ihn nicht umgeworfen. Das weiß ich zu schätzen, auch wenn Eike von eben die Videokamera darauf gehalten hat in der Hoffnung, dass der Esel den Roller umwirft. So ist die Kaution für den Roller noch nicht angetastet.

Leben an der Boje

Heute vor einer Woche haben wir Aruba verlassen. Damit sind wir nun schon fast eine Woche an unserer Boje in Bonaire. Mir fällt gerade auf, dass ich noch gar kein Foto von Sissi an dieser Boje gemacht habe. Kommt noch. Und es kommen natürlich auch die nächsten Katastrophen.

Zerlegte Kaffeemühle

Die erste Katastrophe des Tages ereignet sich vor dem Morgenkaffee. Das ist der Moment des Tages, an dem ich besonders verwundbar bin. Ich will die Kaffeemühle starten und stelle fest, dass der Einschaltknopf irgendwie komisch sitzt. Drücken kann man ihn auch nicht. Das ist ungesund. Zum Glück habe ich noch eine zweite Kaffeemühle, die ist aber eher ein Häcksler. Sie bekommt die Bohnen natürlich klein. Während ich den Kaffee genieße, sehe ich mir ein Youtube-Video an, das die Reparatur der Mühle erklärt.

Der Schalter. Dieses kleine, fummelige Plastikteil ist abgebrochen. Der erste Versuch, es mit Sekundenkleber wieder zu richten, ist leider in die Hose gegangen. Vielleicht kann Jens das Ersatzteil aus Deutschland mitbringen. Das lasse ich mir nicht in die Karibik liefern.

Die Mühle war gar nicht so billig. Um so mehr ärgert es mich, dass Krups dort so ein billiges Teil eingebaut hat. Ansonsten ist die Mühle auch gar nicht reparaturfreundlich. Sie wurde gebaut, um im Falle eines Defekts weggeworfen zu werden.

Fast an jedem Tag paddeln mehr oder weniger fitte Menschen an Sissi vorbei.

Die nächste Katastrophe passiert, als ich den Motor starten möchte. Wir brauchen Trinkwasser und das müssen wir am Steg nachfüllen. Ich bekomme den Diesel über die Starterbatterie gar nicht gestartet, erst als ich auf die großen Hausbatterien umschaltet, kann ich ihn zur Zusammenarbeit bewegen. Ich messe die Batterie nach dem Laden und ein paar Stunden später. Die Batterie ist hinüber, eine neue muss her. Michael fährt mich zum Autoteile Händler. Vom Preis her kommt es mir vor, als sei diese Batterie nicht mit Blei sondern mit Platin gefüllt. Aber okay, Hauptsache ist, dass der Motor sich wieder starten lässt. Das Geld für den ausgefallenen zweiten Covid-Test wurde damit in eine Batterie investiert. Möglicherweise zieht der Motor auch Luft über die Dieselleitung, das kann ich noch nicht zu 100% ausschließen oder bestätigen. Der Motor und ich sind gerade keine besonders guten Freunde.

Unsere Nachbarn posten fleißig auf Instagram.

Unser Nachbarboot ist ein Seepferdchen. Darauf leben ein Paar, die ihr Geld mit Instagram verdienen. Jeden Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang, wenn das Licht am schönsten ist, wird Madame fotografiert und später im Internet in Szene gesetzt. Die Fotoshootings finde ich immer lustig. Wenn es dann veröffentlicht ist, ist alles irgendwie spontan passiert.