Manx Electric Railway

Ist es eine Straßenbahn oder ist es eine Eisenbahn? So richtig entscheiden kann ich die Frage nicht. Auf dem großen Schild über dem Straßenbahndepot steht „Electric Railway“. Auf den Fahrzeugen steht sowohl „Railway“ als auch „Tramway“. Insgesamt sehen die Züge mehr wie Straßenbahnen als wie Eisenbahnen aus, sie fahren auch nicht auf Signale. Also werde ich ab sofort die Bezeichnung Straßenbahn benutzen.


VORSICHT!!! Dieser Artikel enthält nichts außer Schienenbahnen und ein paar Tieren. Weiterlesen geschieht auf eigene Gefahr.

Pferdestraßenbahn. Auch als solche bezeichnet.

Ich bin eine Woche auf den Schienen der Isle of Man unterwegs gewesen und muss feststellen, dass ich die Straßenbahnstrecke noch nicht einmal in einem Stück von Anfang bis zum Ende gefahren bin. Das hole ich nun am letzten Gültigkeitstag meiner Wochenkarte nach. Während der Wartezeit auf meinen Zug kann ich noch ein Bild von der Pferdebahn machen.

Der Fahrer fährt stehend. Das ist immer an den Orten der Fall, an denen erhöhte Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelligkeit gefragt sind.

Ich habe Glück und ergattere einen Sitzplatz in der ersten Reihe. Im Reisegepäck habe ich den Fahrplan (aus Gewohnheit, eigentlich kenne ich ihn schon auswendig), etwas Knabberkram und ein paar Dosen Fanta. Ich stehe immer noch voll auf den Geschmack von Fanta. Die gibt es in der Karibik nicht, früher habe ich mir auch nicht viel daraus gemacht. Im Moment komme ich ohne das Getränk nicht mehr aus.

Der Fahrer fährt sitzend. Der Hebel für die Geschwindigkeit steht auf „volle Fahrt voraus“. Es geht steil bergauf, es gibt keine Gefahrenstellen. Der Fahrer kann etwas entspannen.

Während der Elektromotor brüllt, die Räder in den engen Kurven quietschen und auf den verschraubten Schienen klackern, lasse ich die letzte Woche Revue passieren. Das Wetter war wieder einmal unglaublich. Kein Regentropfen ist gefallen, es war aber auch die gesamte Woche vollkommen windstill. Ich hätte keine Chance gehabt, unter Segeln weiterzukommen.

Bahnübergang. Die Straßenbahn hat natürlich Vorfahrt. Einen Kilometer vor dem Bahnübergang ist die Bushaltestelle.

So konnte ich mich fast die ganze Zeit mit dem beweglichen Industriedenkmal beschäftigen. Dabei bin ich die meiste Zeit mit dem parallel verkehrenden Bus unterwegs gewesen und habe zig Kilometer zu Fuß zurückgelegt, weil die Straße nicht immer direkt an der Bahnstrecke liegt oder sie wie auf dem Foto gar kreuzt.

Dieser Zug fährt von Laxey nach Douglas.

Oft musste ich aufgrund großer Busverspätungen recht schnell gehen, sonst hätte ich meine Motive verpasst. Wagen 1, 2, 32 und 33 finde ich besonders schön, weil sie nicht die eckige Front von Wagen 5 oder 9 haben. Man kann den Fahrer immer erkennen. Natürlich hätte ich oftmals langsamer gehen und einen anderen Zug eine halbe Stunde später aufnehmen können. Wenn ich mir aber ein bestimmtes Motiv in den Kopf gesetzt habe, will ich das auch so machen.

Wagen 32 bei der Anfahrt Baldrine in Richtung Laxey

Gelegentlich hat mich die MER aber auch reingelegt. Ich habe ein bestimmtes Fahrzeug erwartet und plötzlich wurde es gegen ein anderes Fahrzeug getauscht. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit der Ausbeute, weniger mit meinem Muskelkater in den Beinen.

Wagen 9 in Baldrine

Ein Problem sind bei der Straßenbahn wie bei der Eisenbahn die Hecken und Mauern an der Strecke. Es ist oft unmöglich, eine unverbaute Sicht auf die Schienenbahnen zu bekommen. In Deutschland würde ich in dieser Situation einfach die Gleise entlang laufen. Bei den gefahrenen Geschwindigkeiten und dem Lärm, den die Züge bei der Annäherung machen, wäre das vollkommen ungefährlich.

Wagen 2 zwischen Laxey und Dhunn Glen

Für die drei Aufnahmen zwischen Laxey und Dhunn Glen musste ich eine viel befahrene Straße entlang gehen. Eine viel befahrene Straße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Nicht nur in Deutschland gibt es unlimitierte Straßen, es gibt sie auf der Isle auf Man ebenfalls.

Wagen 33 zwischen Dhunn Glen und Laxey

Warum bin ich nicht auf den Schienen gewandert? Weil es teuer sein kann. In Deutschland hat mich zwei oder dreimal die Polizei ermahnt und von den Schienen auf die Straße geschickt. Es ist bei uns genauso verboten wie hier, doch hier drohen sie 5000 Pfund Strafe an. Für 5000 Pfund kann man ziemlich viele Fahrkarten kaufen. Ich habe keine Ahnung, wie die hiesige Polizei drauf ist, aber ich will es auch nicht darauf ankommen lassen.

Wagen 1 bei der Anfahrt Dhunn Glen

Ich war dann sehr erleichtert, als ich wohlbehalten Dhunn Glen erreicht habe. Wenn die Autofahrer einen Fußgänger sehen, dann machen sie durchaus einen großen Bogen um ihn. Das Problem sind jedoch die vielen uneinsichtigen Kurven, durch die die ortskundigen Fahrer ihre schnellen Wagen (Porsche, Ferrari und Konsorten sind keine seltenen Fahrzeuge auf Man) mit hoher Drehzahl prügeln müssen. Irgendwie ist immer TT.

Straßenbahnwagen 1 von innen

Es war mir sehr wichtig, mit Straßenbahnwagen Nr. 1 mitzufahren. Das Fahrzeug ist nämlich laut Guinness Buch der Rekorde der älteste sich in Betrieb befindliche Straßenbahnwagen auf der Welt. Sagen jedenfalls seine stolzen Betreiber.

Gebaut 1893

Entspannter als die Fotos an der Küste waren die Fotos in Rome’s Crossing. Dort gibt es praktisch keinen Autoverkehr. Es gibt auch keinen Busverkehr, ich musste von der Bushaltestelle knapp fünf Kilometer laufen. Dafür wurde ich dann von einigen neugierigen Schafen angestarrt.

Schafe in Rome’s Crossing

Das Foto ist dann wieder ein Beispiel dafür, dass spontan ein Straßenbahnfahrzeug gegen ein anders getauscht wurde. Eigentlich hätte ich Wagen 32 erwartet, geliefert wurde mir aber Wagen 5. Die Fernsicht an jenem Tag war gigantisch. Im Hintergrund des Fotos ist die Küste von England zu sehen. Die Berge gehören nicht mehr zur Isle of Man.

Wagen 5 in Rome’s Crossing

Im Ramsay an der Endhaltestelle habe ich dann eine halbe Stunde Pause, bis es zurück geht. Ich nehme mir die Zeit für einen Spaziergang zum Hafen und zurück. Ein paar Tage früher habe ich schon den Fahrer von Wagen 9 dabei fotografiert, wie er den Stromabnehmer des Fahrzeugs dreht. Das muss bei jeden Fahrtrichtungswechsel gemacht werden.

Stromabnehmer wird gedreht.

Der Zug kommt auf dem linken Gleis an. Dann wird der Stromabnehmer das erste Mal gedreht, der Motorwagen drückt den Anhänger rückwärts über die Weiche auf das andere Gleis. Dann wird der Anhänger abgekoppelt. Der Stromabnehmer wird ein weiteres Mal gedreht und der Motorwagen fährt zurück auf das Ankunftsgleis. Nun wird die Weiche gestellt, der Anhänger rollt mit Hilfe der Schwerkraft neben den Motorwagen. Dort wird der Stromabnehmer ein drittes Mal gedreht, der Motorwagen fährt jetzt auch über die Weiche auf das andere Gleis. Ein viertes Mal (auf dem Bild) wird der Stromabnehmer gedreht und der Anhänger wird wieder angekoppelt. Dann erfolgt noch eine fünfte Drehung des Stromabnehmers und der Zug ist abfahrbereit. Was eine Arbeit… Jetzt können Fahrer und Schaffner erst einmal Pause machen.

Wagen Nr. 2 in Laxey

Während ich mit zwei Dutzend anderen Fahrgästen darauf warte, dass das Personal aus der Pause zurück kommt und wir in den Zug einsteigen können, tut es plötzlich einen Schlag. Eine wartende Frau ist neben mir von der Sitzbank gefallen und mit ihrem Kopf auf den Betonfußboden aufgeschlagen. Zum Glück hat sie keine blutende Wunde. Sie besteht darauf, sich wieder auf die Bank zu setzen. Sie will mit der Straßenbahn nur 10 Minuten bis nach Hause fahren. Ein anderer Wartender gibt ihr Wasser zu trinken, sie scheint von der Hitze (ca. 25°C) völlig fertig zu sein und dehydriert. Einen zweiten Sturz auf den Fußboden kann ich abwenden. Wir setzen die Frau dann einfach auf den Boden und geben ihr weiterhin Wasser. Derweil sind Fahrer und Schaffner zurück. Sie verweigern der Frau die Beförderung. Wenn sie aus dem fahrenden Zug fällt, wird es nicht so glimpflich ausgehen. Die Stationsvorsteherin wird gerufen und bringt einen Rollstuhl. Sie hat schon einen Rettungswagen gerufen. Insgesamt waren die Menschen sehr hilfsbereit.

Wagen 2 passiert Wagen 9 in Laxey

Ich mache eine Pause in Laxey. Mit kühlem, frisch gezapften Bier arbeite ich gegen meine eigene Dehydrierung. Quatsch, ich habe genug getrunken. Wenn man aus der Karibik kommt, trinkt man eher zu viel als zu wenig. Aber das Bier ist lecker. Ich lerne einen Immobilienmakler von der Isle of Man kennen und einen Steuerberater, der aus Luxemburg nach Man ausgewandert ist. Er spricht Deutsch. Der Immobilienmakler nicht. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und verpassen die letzte Straßenbahn nach Douglas. Bevor ich mit dem Busfahrplan punkten kann, hat der Steuerberater schon ein Taxi bestellt. Ein schöner Ausklang eine schönen Tages. Sollte ich einmal ein Geschäft auf der Isle of Man eröffnen wollen, hätte ich schon einen Steuerberater.

Prost!

Cat Sanctuary

Bei der Jagd auf den Dampfzug komme ich regelmäßig an der Bushaltestelle „Cat Sanctuary“ vorbei. Das macht mich neugierig, ich will endlich wieder einmal Katzen streicheln. Im Internet finde ich die Öffnungszeiten heraus. Mittwochs und Sonntags kann man die Katzen besuchen.

An diesem Schild fahre ich öfter mit dem Bus vorbei

Das trifft sich sehr gut, denn für den Mittwoch habe ich wieder den Dampfzug eingeplant. Ich will in Ballasalla ein paar Aufnahmen machen. Inzwischen bin ich sogar stolzer Besitzer eines gedruckten Busfahrplans. Das macht mich etwas leichtsinnig. Ich plane meine Ankunft am Bahnhof in Ballasalla etwa 10 Minuten vor der planmäßigen Abfahrtszeit des Zugs. Das reicht mir normalerweise. Fotografieren an der offenen Strecke ist auf Man praktisch unmöglich, denn die Gleise sind von hohen Hecken, Baumreihen, Mauern oder Privatgrundstücken eingerahmt. Also verbleiben Fotos an Bahnübergängen und Bahnhöfen.

Dampfzug fährt in Santon durch. Das Foto habe ich schon vor ein paar Tagen gemacht.

Allerdings machte ich die Rechnung ohne den Bus. Der kommt nämlich eine Viertelstunde zu spät an der zentralen Bushaltestelle an. Jetzt müssen die wartenden Fahrgäste einer nach dem anderen einsteigen. Hierzulande muss jeder beim Einsteigen entweder eine Fahrkarte an das Lesegerät halten oder ein Ticket kaufen. Das braucht seine Zeit. Die Busse haben nur eine Tür, vorher müssen die Leute noch aussteigen. Das braucht ebenfalls Zeit und so kommt es, dass nach wenigen Minuten schon der nächste Bus dahinter wartet. Der Busfahrer nutzt seine Chance und verweist die letzten Wartenden auf den zweiten Bus. In Isle of Man TT Geschwindigkeit versucht er dann, die Zeit wieder gut zu machen. Als wir beim Cat Sanctuary vorbei düsen, bin ich fast gewillt aufzugeben und auszusteigen. Doch dann sehe ich den Zug in Santon, eine Station vor Ballasalla. Er hält an der Bedarfshaltestelle. Das ist gut für mich.

Dampfzug fährt in Ballasalla ab

Ich bin tatsächlich noch vor dem Zug in Ballasalla angekommen und kann die Aufnahme am Bahnsteig machen. Die Sonne steht genau richtig, so habe ich das Foto geplant. Am Bahnhof ist außerdem noch ein Bahnübergang, an dem ich auf den Gegenzug warte. Hier bin ich entspannt, denn auf der eingleisigen Strecke kann es keine Überraschungen geben. Einzig ein großer LKW, der mir die Sicht auf den Bahnübergang blockiert, wäre eine böse Überraschung. Ich habe Glück, in der ersten Reihe steht ein fetter Audi. Da komme ich noch drüber.

Bahnübergang am Bahnhof in Ballasalla

Jetzt ist es Zeit für die Katzen. Aber zunächst ist einmal mehr Wartezeit angesagt. An der Bushaltestelle wartet ein Mann. Der wartet schon, seit ich hier angekommen bin. Wir kommen ins Gespräch. Auch hier gibt es Gespräche bei unfreiwilligen Wartegemeinschaften. Allerdings weiß er im Gegensatz zu mir ganz genau, wo sich die Busse befinden. Es gibt nämlich eine App, die die Position jedes Busses, jeder Bahn und Straßenbahn anzeigt. Selbst die Position der Pferdebahn ist online verfügbar. Das ist wie in Ponta Delgada mit den Minibussen. Ich habe mich gegen die Installation der App entschieden, weil ich sie mangels Datenvolumen gar nicht nutzen kann.

Cat Sanctuary. Tag der offenen Türen.

Im Internet hat das Cat Sanctuary geschrieben, dass zweimal in der Woche die Türen geöffnet werden. Das ist wörtlich zu nehmen. Schon auf dem Parkplatz werde ich von den ersten Katzen begrüßt. Während das Animal Shelter in Aruba sehr gut verschlossen ist, leben die Katzen hier auf einem offenen Gelände und die Türen sind weit geöffnet.

Schmuse mich!

Auch diese Einrichtung finanziert sich zu 100% aus Spenden und wird von freiwilligen Helferinnen und Helfern betrieben. Im Gegensatz zu einem normalen Tierheim geht es aber nicht darum, die Katzen wieder zu vermitteln. Die Tiere haben hier ein Zuhause für den Rest ihres Lebens gefunden.

Entspannung im Schatten

Teilweise sind es misshandelte Tiere, die ihren Besitzern weggenommen wurden. Teilweise ist der Besitzer gestorben. Ein Raum ist voll mit Katzen aus der Ukraine, die gerade an ihr neues Heim gewöhnt werden. Diesen Raum kann ich leider nicht betreten, hinter den Glasscheiben schauen mit süße Kätzchen mit ihren großen Augen an.

Schmusen, streicheln und füttern ist angesagt

Ich habe die Restbestände Katzenleckerlis von Sissi mitgenommen. Die werden von den Spitzohren sehr gut angenommen. Aber die großflächige Bestechung ist gar nicht nötig. Obwohl ich nur schwarze Katzen auf den Arm nehme, habe ich nach wenigen Minuten einen Haufen weiße Katzenhaare auf meinem schwarzen T-Shirt. Es ist schön, dass die Tiere hier so einen tollen Ort haben.

Auch im Cat Shelter: Gänse, Schafe, Ziegen, Hühner, Pferde und ein Esel

Neben den Katzen bietet das Cat Shelter auch noch Gänsen, Hühnern, Schafen, Ziegen, mehreren Pferden und einem Esel ein Heim. Alle diese Tiere eint, dass sie eine bewegte Vergangenheit haben. Das Pfeifen des Dampfzugs hinter dem Gelände erinnert mich daran, dass ich gar nicht so lange bleiben wollte. Jetzt habe ich das letzte Foto des Tages weggestreichelt. Auch gut. Ich lasse noch ein paar Pfund in der Spendenbox, verabschiede mich und gehe zum Bus.

Ziele des Cat Sanctuary

Am Abend sehe ich mir im Pub das Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid an. Wenigstens geht die Eintracht nicht so unter wie gegen die blöden Bayern letzte Woche.

Überfluss und Mangel

Es ist immer wieder dasselbe mit mir. Wenn ich viel zu tun habe, schreibe ich wenig. Ich habe einfach keine Zeit dafür, denn die Zeit rast ja bekanntermaßen. In meinem Fall rast die Zeit, in der meine Wochenkarte gültig ist. Vier Tage sind schon herum, also kann ich noch drei Tage damit fahren. Auf der Isle of Man gibt es einen Überfluss an historischen Eisenbahnen und Straßenbahnen. Den genieße ich als erklärter Pufferküsser gerade in vollen Zügen. Es ist Freitag.

Dampfbahn abfahrbereit in Douglas

Da wäre zunächst die Dampfbahn. Sie fährt von Douglas nach Norden und ist immer gut besetzt. Die Dampfbahn ist DER Touristenmagnet schlechthin. Alle historischen Bahnen fahren von März bis Oktober, die Pferdebahn fährt montags nicht. Da ich sowieso gerade meine Wochenkarte gekauft habe, bin ich gleich in die bereitstehende Dampfbahn eingestiegen. Sie bringt mich nach Port Erin. Dort gehe ich dann zur Bushaltestelle, denn ich will noch ein paar Fotos der Dampfzüge machen. Ich kenne die Strecke noch von meinem letzten Aufenthalt und möchte mit dem Bus Zeit gut machen auf den Dampfzug.

Busfahrermangel

Gleich ins Auge springt mir der Aushang am Busfahrplan. Es gibt zu wenige Busfahrer, deswegen wird ein reduzierter Fahrplan gefahren. Leider gibt es wohl auch sonst zu wenig Personal, denn der reduzierte Fahrplan ist noch nicht im Schaukasten ausgehängt worden. Aber dafür kommt der Bus nicht, mit dem ich dem Zug davon fahren will. Pech. Am Abend spielt die Eintracht das Bundesliga-Eröffnungsspiel gegen die blöden Bayern.

Magners und Bulmers Cider

Ich habe eine gute Internetverbindung und den Äppler habe ich auch kalt gestellt. Genauer gesagt den Cider. In Irland habe ich Bulmers Irish Cider schätzen gelernt. Er ist nicht so brutal mit Zucker versetzt, wie die Englischen Cider Marken, man schmeckt deutlich die leckeren Äpfel heraus. Den Magners Cider habe ich in Douglas erworben. Die Dose ist ein wenig kleiner, ansonsten sieht sie aber genauso aus. Doch es handelt sich um Beschiss. Der Geschmack ist deutlich anders, mehr den britischen Gewohnheiten angepasst. Eine zuckersüße Plörre. Das sollte verboten werden. Sie sollten wenigstens andere Etiketten verwenden. Und nach der ersten Halbzeit schalte ich das Radio aus. Die Eintracht spielt wesentlich besser, wenn ich nicht zuhören kann.

Great Laxey Mine Railway

Am Samstag fahre ich nach Laxey. Dort war einst die größte Bleimine in Europa. Die Grubenbahn wurde von Enthusiasten restauriert und wird mit freiwilligen Helfern jeden Samstag angeheizt. Es handelt sich um die einzige Schienenbahn auf der Isle of Man, die ich bis dato noch nicht besucht habe. Jens und mein Aufenthalt vor drei Jahren hat keinen Samstag eingeschlossen, anders kann ich mir das nicht erklären.

Auf dem Weg zur Dampfbahn fällt mir auf, dass ich meine Fahrkarte nicht mehr habe. Eben im Bus habe ich sie noch benutzt. Wahrscheinlich ist sie mir dort aus der Tasche gefallen. Ich ärgere mich, es ist der zweite von sieben Gültigkeitstagen. Ich kehre zurück zur Bushaltestelle. Der Bus in die Gegenrichtung kommt, ich bitte den Fahrer, über Funk nachzufragen. Nach kurzer Zeit klärt sich das, die Fahrkarte wurde gefunden und abgegeben. Ist ja nicht Terceira hier. Der nächste Bus bringt mir die Fahrkarte zurück. Ich steige ein, der Busfahrer hält mein Ticket schon in der Hand. Dann zieht er die Hand zurück und fragt mich, ob ich Deutscher bin. Ob ich aus Frankfurt bin. Ob ich Eintracht Fan bin. Er sei Glasgow Rangers Fan. Upps, ich muss ein wenig besser auf meinen Dresscode achten. Jetzt wo ich Glasgow näher komme, sind die Eintracht-Klamotten vielleicht nicht mehr so angesagt.

Ist fast schon eine Märklin Eisenbahn

Die Grube ist natürlich zugeschüttet, der Verein hat 500 Meter des oberirdischen Teils der Bahn restauriert. Die Fahrt hat trotzdem Spaß gemacht. Da ich sowieso in Laxey bin und dort die Gebirgs-Straßebahn losfährt, bekommt diese auch noch einen Besuch von mir. Die Straßenbahn wurde in nur sieben Monaten errichtet. Ein Bautrupp hat sich aus dem Tal nach oben gearbeitet und ein weiterer Bautrupp vom Gipfel nach unten.

Snaefell Mountain Tramway

In der Mitte der Strecke wird der TT-Kurs gekreuzt. Ich warte dort auf meine rollenden Fotomotive und kann immer wieder Möchtegern-Motorrad-Rennfahrer beobachten. Einige haben es drauf, andere nicht. Ich bekomme Lust, mal wieder Motorrad zu fahren. Das hat aber noch Zeit. Eine verkehrliche Bedeutung hatte diese Straßenbahn nie, sie wurde einzig und allein als Ausflugsstraßenbahn gebaut. Die Ausflügler sollten leichter auf den Gipfel kommen. Das kommen sie auch in weitestgehend original erhaltenen Fahrzeugen, die lediglich vor ein paar Jahrzehnten mit neuer elektrischer Ausrüstung (aus Deutschland) versehen worden sind.

Bergstation

Am Sonntag gibt es dann schon wieder eine Dampfbahn für mich, die Groudle Glen Eisenbahn. Auch sie ist eine reine Spielzeugeisenbahn, die lediglich zur Belustigung des Volks errichtet wurde. Die Grubenbahn hatte ja wenigstens eine echte Bedeutung. Von der Straßenbahnstation muss ich erst einmal in das Groudle Glen herunter klettern. Dabei komme ich an diesem Wasserrad vorbei, an das ich mich gar nicht mehr erinnern konnte. Ich muss noch einmal in den alten Fotos von vor drei Jahren stöbern.

Frisch renoviert

Das Wasserrad sieht so frisch renoviert aus, möglicherweise wurde es vor drei Jahren gerade renoviert. Auch an der Dampfbahn arbeiten sie gerade kräftig und sind dabei, ein neues Empfangsgebäude zu errichten.

Auf drei Fuß Spurweite – die Groudle Glen Dampfeisenbahn

Aus dem Tal fährt mich die Eisenbahn an die Küste. Dort betreibt der Förderverein einen Tea Room. Der Tea Room mitsamt den zugehörigen Keksen interessiert mich nicht, ich spaziere die Strecke entlang zurück zum Ausgangspunkt. Damit habe ich alle wöchentlich verkehrenden Attraktionen sprichwörtlich erledigt. Für den Montag und die folgenden Tage ist damit die elektrische Straßenbahn bzw. elektrische Eisenbahn auf dem Programm. Sie ist für mich der Höhepunkt des Schienenverkehrs auf Man.

Taxizentrale. Auch hier gibt es zu wenig Personal

Am Montag stehe ich früh auf und spaziere zur zentralen Bushaltestelle. Dabei komme ich an der Taxizentrale vorbei und stelle fest, auch hier gibt es zu wenig Personal. Dafür habe ich den reduzierten Busfahrplan im Internet finden können und siehe da, der Bus fährt mich fahrplanmäßig zu meinem Ziel.

Elektrische Eisenbahn in Rome’s Crossing

Ich fange mit den Fotos am hinteren Ende an. Das Wetter ist spitzenmäßig, nur leider weht kein laues Lüftchen. Das Meer kräuselt sich kaum. Ein paar Segelboote sind unterwegs, alle mit dem Motor. Das Wetter soll die nächsten Tage nicht besser werden. Also kann ich weiterhin dem Schienenverkehr frönen.

In der Abendsonne

Ich arbeite mich von Fotopunkt zu Fotopunkt vor. Insbesondere das hintere Stück zwischen Laxey und Ramsey habe ich vor drei Jahren nicht genug gewürdigt. Irgendwann knurrt mein Magen. Ich erinnere mich daran, dass das Essen im Pub am Bahnhof von Laxey gar nicht so schlecht war.

The Mines

Leider laufe ich wieder in die Mangel-Falle. Nicht nur Busfahrer- und Taxifahrermangel herrschen auf der Insel. Es herrscht insgesamt Personalmangel, auch in den Pubs. Die Pizzeria am Hafen in Douglas hat ein Schild draußen, dass sie um Entschuldigung bitten, weil sie wegen des Personalmangels nicht mehr den gewohnten Service bieten können. Stimmt, ich habe eine Dreiviertelstunde auf eine Pizza gewartet. Im The Mines machen sie die Küche erst gar nicht auf. Sie haben kein Personal. Das ist übrigens inzwischen in den meisten Pubs der Fall. Früher konnte man immer ein Bar Meal bekommen. Heute nicht mehr. Ist das die Folge des Brexit? Ich weiß es nicht. Ich fahre mit knurrendem Magen nach Dougal und finde in der Trattoria Sissi eine Carbonara.

Kein Essen