Am Sonntag war ich zum Zwecke der Kitschfotografie am Eagle Beach, einem der schönsten Strände auf der Insel. Ich habe mich am späten Nachmittag in den Bus gesetzt und wollte einen Divi Divi Baum vor dem Sonnenuntergang in Szene setzen. Nebenbei stellte ich dann innerlich fest, dass es so nie wieder an den Stränden aussehen wird. Deswegen machte ich quasi als Beifang noch ein paar Aufnahmen, wie es an einem Sonntagnachmittag ohne Touristen ist.
Ich war viel zu früh vor Ort, weil die Busse irgendwie wieder öfter fahren und nicht mehr ein großer Teil der Fahrten ausfällt. Also hatte ich viel Zeit, mir die Umgebung anzusehen.
Eine einsame Joggerin lief den Strand entlang. Es war nicht viel los. Nur wenige Sonnenschirme waren belegt.
Die Hotels gegenüber wirkten grotesk. Ohne Gäste und ohne Leben sieht es öde aus. Nächsten Monat werde ich wieder hierher kommen und Vergleichsfotos produzieren.
Viele Arubaner sind im Moment arbeitslos. Nicht alle sind ohne Geld, Edward etwa bekommt von seinem Arbeitgeber noch 60% des Gehalts und wartet darauf, dass die Hotels endlich wieder öffnen können. Schließlich macht er in einem großen Hotel so eine Art Hausmeisterjob. Deswegen haben die Leute viel Zeit und viel Strand für sich alleine.
Schon in den ersten Tagen auf der Insel sind mir die Motorräder mit der krassen Hinterradschwinge aufgefallen. Ich weiß nicht, wie man so was um enge Kurven bekommen könnte. Die gibt es aber nicht auf Aruba, zum Posen am Strand ist die Konstruktion jedenfalls bestens geeignet.
Als die Sonne sich langsam in Richtung Horizont bewegte, ging ich wieder zu „meinem“ Divi Divi Baum.
An dieser Stelle stehen zwei dieser wunderbaren Gewächse. Das obige Foto zeigt einen Frachter neben dem Baum. Dieser Frachter liegt dort schon länger vor Anker, als ich auf der Insel bin. Die arme Crew kann das Schiff seit mindestens drei Monaten nicht mehr verlassen. Insgesamt sind es sieben oder acht Schiffe, die vor Aruba auf neue Aufträge warten.
Nicht nur ich habe die Idee gehabt, einen dieser Bäume vor der untergehenden Sonne abzulichten. Diese Frau kam kurz nach mir, wir haben uns abgewechselt.
Ein paar Minuten später kam dann noch eine Sonnenuntergangsfotografin. Insgesamt scheint nicht nur bei mir der Bedarf an Kitsch zu bestehen. Manchmal braucht man diesen Kitsch einfach.
Als es vorbei war, schnappte ich mir den nächsten Bus zurück nach Oranjestad. Ich ärgerte mich wieder darüber, dass die Busgesellschaft im Augenblick nicht in der Lage ist, Chipkarten zu verkaufen. Wenn man mit Chipkarte bezahlt, kostet die Fahrt nur 2/3 des Fahrpreises. Man hat mich auf die Zeit nach der Grenzöffnung vertröstet, denn für frische Touristen werden auch wieder frische Chipkarten hergestellt.
Im Bus war die Klimaanlage so potent, dass die Scheiben von oben her zugefroren sind. Ich brauche für die nächste Busfahrt unbedingt einen Pulli, Mütze und Handschuhe. Warme Handschuhe.