Alles dicht!

Ich bin ein Meister im Aufschieben von Dingen. Dinge, die ich nicht gerne erledige. Das war schon in der Schule oder an der Hochschule so. Auch am Arbeitsplatz habe ich so manche unangenehme Tätigkeit immer wieder vor mir hergeschoben, bis ich sie dann doch abschließen musste. Die Ergebnisse waren nicht einmal schlecht. Auch die letzte Inspektion des Motors habe ich wochenlang vor mir hergeschoben. Danach hat der Motor uns niemals im Stich gelassen.

Relingstütze. Nun auch richtig wasserdicht.

Statt dessen erledigen sich die übrigen Arbeiten, die an Bord noch zu tun sind, eine nach der anderen wie von selbst. Plötzlich finde ich Spaß daran, die leckende Relingstütze richtig abzudichten. Michael hilft mir wieder mit dem Schraubendreher, so kann ich von unten die 13er Muttern ordentlich auf die zugehörigen Bolzen schrauben. Die 13er Nuss liegt jetzt dort, wo sie hingehört. Wieder ein Haken auf der Checkliste.

Die Deckenverkleidung in der Vorschiffskoje ist wieder an Ort und Stelle.

Ein Geduldsmensch der gerne Puzzles zusammensetzt war ich nie. Doch irgendwie muss diese blöde Deckenverkleidung wieder an ihren Platz zurück. Stück für Stück arbeite ich mich vor. Die Fotos, die ich vor Monaten aufgenommen habe, bringen mich wirklich weiter. Ich brauche aber dennoch einen ganzen Tag, bis die Verkleidung wieder so sitzt, wie sie sitzen soll. Zuletzt muss ich die zuerst angebrachten Teile wieder entfernen, weil der Fensterrahmen der Dachluke nicht richtig passt. Dann aber kann ich feiern, die erste Koje ist komplett fertig. Nur mit dem Motor bin ich keinen Schritt weiter.

Der kleine Samuel nach dem Frühstück.

Arbeiten aufschieben kann ich auch im Tierheim. Weiterhin bin ich zwei Tage in der Woche dort und kümmere mich um die Katzen. Es wird mir sehr schwer fallen, ohne Katze Aruba zu verlassen. Selbst wenn die Katze kein Problem mit dem Leben an Bord hätte, wären die Formalitäten bei der Reise von Land zu Land in meinen Augen zu problematisch. Ich kann mir nächstes Jahr in Deutschland auch eine Katze aus dem Tierheim holen, die sind alle voll mit Corona-Katzen. Katzen, die sich die Menschen im vergangenen Jahr angeschafft haben und die nach dem Ende der Anti-Corona-Maßnahmen dann im Tierheim abgegeben wurden.

Chamito entspannt sich auf dem Boden. Er sieht mich kommen und steht sofort auf. Ich habe Karotten.

Auch bei den Eseln kann ich Arbeiten aufschieben. Dabei macht es mir eine große Freude, dem kleinen Chamito beizubringen, dass Karotten eine leckere Sache sind. Ich schneide sie ganz klein und verteidige sie gegen seine Mutter Woods. Für Woods habe ich sogar noch eine Extra-Karotte, damit sie ihren Sohn in Ruhe kauen lässt. Anneke „beschwert“ sich bei mir, dass der Kleine meine Karotten nimmt und ihre verschmäht. Das Geheimnis ist, die Karotten so klein zu schneiden, dass sie auch in der heimischen Küche Verwendung finden können. Sind die Stücke zu groß, kann er sie nicht mehr kauen. Sie fallen dann aus seinem Maul und seine Mutter schnappt sie sich vom Boden.

Chamito bettelt um mehr Karotten. Er ist ein richtiger Esel geworden.

In der Vergangenheit war es immer problematisch, dem kleinen Chamito nahe zu kommen. Immer wieder wurde er mit der Flasche gefüttert. Dazu musste er eingefangen werden und das hat ihm nicht gefallen. Deswegen war er immer auf Abstand zu den Menschen. Die Karotten ändern das Spiel. Seit ihm ihm beigebracht habe, dass Karotten eine leckere Sache sind, kommt er und bettelt um mehr Karotten. Inzwischen lasse ich die Besucher die Karotten in ganz kleine Stücke schneiden und bringe sie dann zum Baby. So gelingt es mir, die eine oder andere Adoption zu verkaufen. Das ist immer gutes Geld für das Donkey Sanctuary. Außerdem ist es die Hoffnung auf mehr Geld, denn nach einem Jahr werden die Adoptiveltern eine Email vom Donkey Sanctuary bekommen mit der Frage, ob sie die Adoption verlängern wollen.

Wir haben einen kleinen Esel in Aruba adoptiert.

Es sind nur noch sieben Tage, bis mein Neffe Eike nach Aruba kommt. Das Aufschieben von Arbeiten ist inzwischen keine Option mehr. An jedem Tag muss ich etwas für das Vorankommen erledigen. Noch sind genug Arbeiten da, die unbedingt getan werden müssen. Deswegen kann ich immer noch mit einigermaßen gutem Gewissen die Motorinspektion verschieben. Wenn ich einen Abend im Jazz Cafe verbringe, mache ich mir keinen Kopf darum, dass ich nicht fertig werden könnte.

Und damit wäre ich bei der wesentlichen Mitteilung in diesem Beitrag. Ich habe euch, meinen Leser:innen, einen ordentlichen Mist erzählt. Fake News. Vor mehr als einen Jahr hat mich Lel über die Insel gefahren. Alles war wegen Coronba geschlossen, wir haben aber die Street Art in San Nicolas bewundern können. Zu dem einen oder anderen Bild hat mir Lel ein paar Fakten erzählt, die ich dann ungeprüft in meinem Blog niedergeschrieben habe.

Ein in Aruba sehr bekannter Künstler…

Als Widerstandskämpfer, der ungerechtfertigt im Gefängnis gesessen hat, wurde mir dieser Mann verkauft. Vielleicht hat er im Gefängnis angefangen zu malen, seine Finger sind mit Farben beschmiert. Wie es der Zufall will, treffe ich diesen Menschen persönlich im Jazz Cafe. Bei guter Musik unterhalten wir uns, der Mann war nie im Gefängnis. Er war auch kein Widerstandskämpfer, sondern er ist lediglich ein bekannter Künstler aus Aruba. Warum mir Lel diese Blödsinn erzählt hat ist mir schleierhaft. Auf jeden Fall ist der Künstler ein sehr netter Mensch, wir haben ein Foto aufgenommen.

Das Portrait in San Nicolas würde ich als ausgesprochen gelungen bezeichnen, wenn ich es mit dem Gesicht vergleiche, das portraitiert worden ist.

Damit ich die Motorwartung wieder einmal verschieben kann, vereinbare ich mit der Samai eine Jeep Tour am Montag. Das ist der Tag mir der günstigsten Jeep Miete. Wir wollen nach Conchi, dem natürlichen Pool im Nationalpark.

Dann wäre da noch Gerd. Der kam am Tag vor seiner Abreise zu Sissi und drückte mir 50 US Dollar in die Hand. Für Edward. Auf keinen Fall würde er damit den Schaden am Auto anerkennen, es sei nur eine kleine Aufmerksamkeit als Hilfe für Edward. Egal war ich darüber denke, Edward kann es gebrauchen.