Wandertag Teil 1: Der Grat

Es ist wieder einmal Sonntag. Diesen Sonntag haben wir uns gut vorbereitet, denn wir wollen wandern gehen. Jens hat gestern Abend Pasta als Beilage zum Thunfisch gekocht, von der genug übrig ist, dass sie ihn mit einem Glas Pesto über den Tag bringen kann. Für mich ist nichts übrig geblieben. Das ist mir egal, denn ich mag sowieso keine kalte Pasta mit Pesto. Wir wollen nach Sete Cidades fahren, ganz in der Nähe von Mosteiros im Westen der Insel. Diesen Ausflug habe wir für den Sonntag geplant, denn sonntags fährt der letzte Bus zurück nach Ponta Delgada am spätesten.

Übersicht: Ponta Delgada im Süden, Sete Cidades im Krater links oben.

Unser Bus fährt früh um 9 Uhr ab, der Supermarkt öffnet um 8:30 Uhr. Also stehen wir mitten in der Nacht um 7 Uhr auf. Eine unchristliche Zeit am christlichsten Tag der Woche. Pünktlich sind wir am Supermarkt, ich hole mir eine Hand voll Brötchen, sowie Wurst und Käse zum Belegen. Dann eilen wir an die Bushaltestelle, wo mir die Zeit reicht, das erste Brötchen des Tages zu verspeisen. Der Bus ist auch pünktlich und bringt uns in einer guten Stunde zum Miradouro da Lomba do Vasco, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Erster Teil unserer Wanderung.

Zur Stärkung esse ich gleich das zweite Brötchen, dann geht es los. Der Weg ist breit, steil und sehr gut begehbar. Außer uns sind noch ein US-Amerikaner und zwei Franzosen in diese Richtung unterwegs. Es ist sehr lustig, denn wir sind alle mehr oder minder im gleichen Tempo unterwegs. Mal bleibt das eine Grüppchen für ein Foto stehen, dann das andere Grüppchen und dann der Solist.

Blumen an der Bushaltestelle unterhalb von Sete Cidades

Jetzt bin ich schon an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr viel zu schreiben habe. Deswegen möchte ich die Bilder für sich sprechen lassen, sozusagen ist es diesmal ein Bilderblog.

Erster Blick in die Caldeira aus der Nähe der Bushaltestelle, an der wir ausgestiegen sind.
Französischer Teil der Wandergruppe. Die beiden leben auch auf einem Segelboot in Ponta Delgada.
Noch finde ich die vielen Hortensien nicht langweilig.
Ausblick in die andere Richtung, jeder Grat hat zwei Seiten. Hier blickt man schön auf das ruhige Meer.
Nicht nur Hortensien säumen den Wegesrand
Noch einmal der Meerblick mit einem bekannten historischen Leuchtturm im Hintergrund
Am Boden der Caldeira ist ein See, sogar ein Doppelsee. Davor liegt der Ort Sete Cidades. Dort müssen wir heute Abend um 18:00 Uhr sein, denn um 18:05 Uhr fährt der nächste und letzte Bus.
Zur Abwechslung mal wieder Hortensien, diesmal in einem Zaun.
Auch Jens fotografiert wie ein Weltmeister.
Der Hang ist steil und die Kühe käuen wieder. Hier kann man sehen, warum der Azorenkäse so lecker schmeckt. Der Käse auf diesen Inseln ist nämlich etwas ganz Besonderes.
Zu Abwechslung mal ein Wanderselfie
Der Wanderwegs verläuft immer den Grat entlang, der ist hier schön zu sehen. Wir könnten schneller unterwegs sein, wenn wir nicht so viele Fotos machen würden. Inzwischen haben uns die anderen Grüppchen abgehängt.
In der großen Caldeira befindet sich noch eine kleine Caldeira, die Caldeira Seco (trockene Caldeira).
Blick auf das Zwischenziel, die Hotelruine am Miradouro da Vista do Rei

Inzwischen kommen uns immer wieder Wanderer entgegen. Wir sind ein wenig verwundert, doch wir grüßen brav. Wenn wir Franzosen hören, grüßen wir mit „bonjour“. Hören wir Englisch, sagen wir freundlich „hello“. Portugiesen mit „bom dia“, nur Deutsche hören wir nicht. Es grüßt uns allerdings niemand zurück, das wundert mich insbesondere bei den Franzosen. Wenn man in Frankreich wandern geht, kommt man manchmal aus dem „bonjour“ überhaupt nicht mehr hinaus. Etwa eineinhalb Stunden haben wir gebraucht, bis wir die Hotelruine am Miradouro da Vista do Rei sehen. Das ist das Zwischenziel auf unserer Wanderung, es befindet sich mehr oder minder am höchsten Punkt.

Parkplatz am Miradouro. Praktischerweise mit Souvenirladen.

Der Parkplatz ist gut belegt, jetzt wird uns klar, wo die ganzen anderen Menschen herkommen. Ich nenne sie jetzt nicht mehr Wanderer, sondern Spaziergänger. Und Spaziergänger grüßen nicht – oder wie ist das?

So sieht es am Miradouro aus. Den französischen Teil unserer Wandergruppe treffen wir hier beim Picknick wieder. Die sind alle nicht hoch gelaufen, sondern mit dem Mietwagen oder gar einem Taxi gekommen. Von Ponta Delgada aus kann man einen Taxiausflug für 60€ hierher buchen, der dauert dann drei Stunden und der Taxifahrer macht den Fremdenführer.

Der Blick vom Miradouro herunter auf den Doppelsee und Sete Cidades ist jedenfalls den anstrengenden Aufstieg wert. Gut fünf Kilometer stecken uns jetzt schon in den Beinen. Doch eines ist klar. Die ganzen anderen schönen Aufnahmen, die wir während unseres Aufstiegs geschossen haben, fehlen den gehfaulen Ausflüglern. Ich bin sehr froh, hier hochgekommen zu sein. Demnächst erscheint Teil 2!

Das ist der Ausblick vom Miradouro aus, wenn man sich an den Zaun stellt.

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