Wir entscheiden uns für Pizza zum Abendessen. Der Ofen will sowieso geheizt werden, weil wir ein frisches Brot brauchen. Wenn er so richtig heiß ist, geht die Pizza anschließend schnell durch. Ich knete fix den Teig und dann ist Warten angesagt. Derweil findet der Eimer wieder seinen Platz im Cockpit.
Mário kämpft mit der Windfahnensteuerung. Er hat nicht die nötige Geduld, einfach den Wind seinen Job machen zu lassen. Die Windvorhersage empfiehlt einen Kurs von 45°, also Nordost. Mit den Böen pendelt unser Kurs zwischen 30° und 60°, das ist mir gut genug. Im Durchschnitt kommen wir bei 45° heraus, das zeigt auch unsere Aufzeichnung am Bordcomputer. Mário versucht, das Pendeln zwischen den Extremen zu verhindern. Das wird jedoch durch die Windböen verursacht und kann nicht eliminiert werden. Hauptsache er ist beschäftigt, das hilft gegen die Seekrankheit.
Das Brot kommt in den Ofen, leckerer Duft weht durch den Salon. Ich schnibbele die Zutaten für die Pizza. Normalerweise braucht das Brot etwas mehr als eine Stunde, doch schon nach 45 Minuten riecht es verbrannt. Verdammt, ich habe das Backblech herausgenommen, das normalerweise für eine bessere Hitzeverteilung im Ofen sorgt. Das Weißbrot ist jetzt mehr ein Krustenbrot geworden. Dafür ist der Ofen bereit für die Pizza.
Bevor ich die Teigstücke ausrollen kann, muss ich erst einmal das Nudelholz von den Teigresten der letzten Pizza befreien. Wer hat die noch gleich gemacht? Jens! Er hat das Nudelholz zurück an seinen Platz gelegt, ohne es zu reinigen. Eieiei. Ich backe die dünnen Teigfladen kurz vor, dann werden sie belegt und in der erstaunlichen Zeit von nur 45 Minuten ziehe ich vier Pizzas durch den Ofen. Lecker! Pizza Atlantico. Mário kaut zufrieden. Ich auch.
Leider kommt immer, was sich nicht verhindern lässt. Mário bereitet das Abspülen vor und fällt kreidebleich auf die Couch. Die Seekrankheit tritt wieder einmal nach. Ich schicke ihn zu Bett und reduziere die Segelfläche. Dann fährt Sissi zwar ein wenig langsamer, das Boot ist insgesamt aber viel ruhiger.
Die Nacht verläuft ereignislos. Das wichtigste Ereignis ist, dass ich die Bordzeit eine Stunde vorwärts drehe. Nun sind wir nur noch eine Stunde in der deutschen Zeit (oder fünf Stunden vor Aruba). Sollten wir es noch nach Irland schaffen, ist das die Ortszeit. Das glaube ich aber nicht, die Windvorhersage spricht anders. Für Frankreich oder Spanien müssen wir dann die Uhr noch eine Stunde vor stellen.
Am Ende meiner Schicht wecke ich Mário, dessen Gesicht inzwischen wieder Farbe angenommen hat. Wir unterhalten uns noch kurz, er snackt seine zweite Pizza. Folgenlos. Das ist gut.
4. Etmal: 108 nm
Position: 40°43‘N 19°07‘W