Bei der Jagd auf den Dampfzug komme ich regelmäßig an der Bushaltestelle „Cat Sanctuary“ vorbei. Das macht mich neugierig, ich will endlich wieder einmal Katzen streicheln. Im Internet finde ich die Öffnungszeiten heraus. Mittwochs und Sonntags kann man die Katzen besuchen.
Das trifft sich sehr gut, denn für den Mittwoch habe ich wieder den Dampfzug eingeplant. Ich will in Ballasalla ein paar Aufnahmen machen. Inzwischen bin ich sogar stolzer Besitzer eines gedruckten Busfahrplans. Das macht mich etwas leichtsinnig. Ich plane meine Ankunft am Bahnhof in Ballasalla etwa 10 Minuten vor der planmäßigen Abfahrtszeit des Zugs. Das reicht mir normalerweise. Fotografieren an der offenen Strecke ist auf Man praktisch unmöglich, denn die Gleise sind von hohen Hecken, Baumreihen, Mauern oder Privatgrundstücken eingerahmt. Also verbleiben Fotos an Bahnübergängen und Bahnhöfen.
Allerdings machte ich die Rechnung ohne den Bus. Der kommt nämlich eine Viertelstunde zu spät an der zentralen Bushaltestelle an. Jetzt müssen die wartenden Fahrgäste einer nach dem anderen einsteigen. Hierzulande muss jeder beim Einsteigen entweder eine Fahrkarte an das Lesegerät halten oder ein Ticket kaufen. Das braucht seine Zeit. Die Busse haben nur eine Tür, vorher müssen die Leute noch aussteigen. Das braucht ebenfalls Zeit und so kommt es, dass nach wenigen Minuten schon der nächste Bus dahinter wartet. Der Busfahrer nutzt seine Chance und verweist die letzten Wartenden auf den zweiten Bus. In Isle of Man TT Geschwindigkeit versucht er dann, die Zeit wieder gut zu machen. Als wir beim Cat Sanctuary vorbei düsen, bin ich fast gewillt aufzugeben und auszusteigen. Doch dann sehe ich den Zug in Santon, eine Station vor Ballasalla. Er hält an der Bedarfshaltestelle. Das ist gut für mich.
Ich bin tatsächlich noch vor dem Zug in Ballasalla angekommen und kann die Aufnahme am Bahnsteig machen. Die Sonne steht genau richtig, so habe ich das Foto geplant. Am Bahnhof ist außerdem noch ein Bahnübergang, an dem ich auf den Gegenzug warte. Hier bin ich entspannt, denn auf der eingleisigen Strecke kann es keine Überraschungen geben. Einzig ein großer LKW, der mir die Sicht auf den Bahnübergang blockiert, wäre eine böse Überraschung. Ich habe Glück, in der ersten Reihe steht ein fetter Audi. Da komme ich noch drüber.
Jetzt ist es Zeit für die Katzen. Aber zunächst ist einmal mehr Wartezeit angesagt. An der Bushaltestelle wartet ein Mann. Der wartet schon, seit ich hier angekommen bin. Wir kommen ins Gespräch. Auch hier gibt es Gespräche bei unfreiwilligen Wartegemeinschaften. Allerdings weiß er im Gegensatz zu mir ganz genau, wo sich die Busse befinden. Es gibt nämlich eine App, die die Position jedes Busses, jeder Bahn und Straßenbahn anzeigt. Selbst die Position der Pferdebahn ist online verfügbar. Das ist wie in Ponta Delgada mit den Minibussen. Ich habe mich gegen die Installation der App entschieden, weil ich sie mangels Datenvolumen gar nicht nutzen kann.
Im Internet hat das Cat Sanctuary geschrieben, dass zweimal in der Woche die Türen geöffnet werden. Das ist wörtlich zu nehmen. Schon auf dem Parkplatz werde ich von den ersten Katzen begrüßt. Während das Animal Shelter in Aruba sehr gut verschlossen ist, leben die Katzen hier auf einem offenen Gelände und die Türen sind weit geöffnet.
Auch diese Einrichtung finanziert sich zu 100% aus Spenden und wird von freiwilligen Helferinnen und Helfern betrieben. Im Gegensatz zu einem normalen Tierheim geht es aber nicht darum, die Katzen wieder zu vermitteln. Die Tiere haben hier ein Zuhause für den Rest ihres Lebens gefunden.
Teilweise sind es misshandelte Tiere, die ihren Besitzern weggenommen wurden. Teilweise ist der Besitzer gestorben. Ein Raum ist voll mit Katzen aus der Ukraine, die gerade an ihr neues Heim gewöhnt werden. Diesen Raum kann ich leider nicht betreten, hinter den Glasscheiben schauen mit süße Kätzchen mit ihren großen Augen an.
Ich habe die Restbestände Katzenleckerlis von Sissi mitgenommen. Die werden von den Spitzohren sehr gut angenommen. Aber die großflächige Bestechung ist gar nicht nötig. Obwohl ich nur schwarze Katzen auf den Arm nehme, habe ich nach wenigen Minuten einen Haufen weiße Katzenhaare auf meinem schwarzen T-Shirt. Es ist schön, dass die Tiere hier so einen tollen Ort haben.
Neben den Katzen bietet das Cat Shelter auch noch Gänsen, Hühnern, Schafen, Ziegen, mehreren Pferden und einem Esel ein Heim. Alle diese Tiere eint, dass sie eine bewegte Vergangenheit haben. Das Pfeifen des Dampfzugs hinter dem Gelände erinnert mich daran, dass ich gar nicht so lange bleiben wollte. Jetzt habe ich das letzte Foto des Tages weggestreichelt. Auch gut. Ich lasse noch ein paar Pfund in der Spendenbox, verabschiede mich und gehe zum Bus.
Am Abend sehe ich mir im Pub das Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid an. Wenigstens geht die Eintracht nicht so unter wie gegen die blöden Bayern letzte Woche.