Adieu Kätzchen

Mitten in der Nacht brüllt mich der externe Lautsprecher meines Funkgeräts aus dem Bett. Besser gesagt aus meinem Nachtlager im Cockpit. Dort ist die Luft viel frischer als unten und ich schlafe normalerweise wesentlich besser. Die dänische Segeljacht Comi ist vor der Einfahrt von Barcadera und fragt nach der Erlaubnis zum Einklarieren. Dafür, dass sie nur zwei oder drei Kilometer von meinem Standort entfernt sind, kommt ihr Signal nur sehr schlecht bei mir an. Aruport ist derselben Meinung. Das gefällt mir. Mit dem neuen Antennenkabel habe ich praktisch ein neues Funkgerät auf Sissi installiert.

Der externe Lautsprecher ist eingeschaltet. Gut sichtbar am RX-Lautsprecher Symbol

Was mir nicht gefällt ist, dass der externe Lautsprecher mich geweckt hat, habe ich doch vor dem zu Bett gehen die Lautstärke auf Null gedreht. Ich nehme mir für die nächsten Tage vor, dem Problem genauer auf den Grund zu gehen und schalte das Funkgerät komplett aus. Es muss nicht in der Nacht laufen.

Am folgenden Tag treffe ich Gustav im Donkey Sanctuary. Ich frage ihn, ob er das dänische Boot kennt. Natürlich kennt er das Boot, wenn auch nur einen Teil der Leute darauf. Es handelt sich um das gleiche Geschäftsmodell wie bei den anderen Dänen, man kann sich bewerben, um eine Kojencharter machen zu dürfen. Im Laufe des Sonntags werden die Esel immer mehr mit Karotten und Äpfeln beschenkt. Gleich zwei „Großspender“ kommen und der Tumult ist groß. Die Zeit reicht aus, um mit Diva und Gipsy ein Foto zu machen. Ich muss das für meine Mutter tun, sie hat sich das bestellt. Wenn auch ohne die Esel…

Von rechts nach links sind es Diva, Gipsy und ich

Ebenfalls erreicht mich im Donkey Sanctuary das Ergebnis des Fußballspiels unserer Eintracht in München. Als ich das erste Mal in den Liveticker schaue, steht es 1:0 für die Bayern. Das motiviert mich nicht, dem Verlauf des Spiels noch weiter zu folgen. Lieber sehe ich den Eseln zu, wie sie sich gegenseitig kicken und anbrüllen, weil sie um die Karotten kämpfen. Die große Überraschung kommt dann eine halbe Stunde nach dem Abpfiff. Es sind gerade keine Besucher da und das Ergebnis steht fest – 1:2 für unsere Eintracht. Ich jubele nicht nur innerlich, der erste Sieg in dieser Saison und dann in München. Yess.

Externer Lautsprecher auf Lautstärke Null. Dann sollte er doch stumm sein. Ist er aber nicht.

Es ist eine blöde Idee, mit der Handfunke den externen Lautsprecher testen zu wollen. Es ist jetzt eine blöde Idee, mit der Handfunke im Cockpit oder im Salon zu funken. Das führt mit den beiden Lautsprechern immer zu einer wunderschönen Rückkopplung. Besondere Dringlichkeit besteht auch nicht, also stelle ich zunächst einmal sicher, dass der Lautsprecher ausgeschaltet ist. Ich drehe die Lautstärke auf Null. Dann warte ich, irgendwann werden andere um mich herum funken. Das tun sie auch. Und der Ton wird trotz Lautstärkeregler auf Null weiterhin mit Wumms ins Cockpit transportiert. Ich schnappe mir zum wiederholten Mal das Handbuch.

Ein komisches Pfeifen holt mich aus der Lektüre. Ein Geräusch, das ich hier im Hafen noch nicht gehört habe. Ich gehe nach oben und sehe, wie der Katamaran rückwärts einparkt. Es hat so ein wenig von dem Piepsen, das manche Autos im Rückwärtsgang von sich geben, ändert allerdings immer wieder die Tonhöhe. Ich glaube, es handelt sich um ein Echolot mit Lautsprecher. Gibt es so ein Gerät, das mir die Wassertiefe als Tonsignal überträgt? Finde ich sehr spannend. Auf Sissi wird die Wassertiefe noch von einem Menschen angesagt. Gerade eben habe ich kurz die bekannte Suchmaschine mit G laufen lassen und bin nicht schlauer geworden. Nach diesem Feature lässt sich nicht vernünftig suchen. Wenn ich das selbst implementieren würde, würde ich ein Gerät die Daten zur Wassertiefe aus dem bordeigenen Datennetzwerk lesen und regelmäßig von einem kleinen Computer in menschlicher Sprache ausgeben lassen. Ich glaube, ich habe gerade eine Geschäftsidee, die mich reich machen wird.

Lautsprecher komplett aus. Hilft nichts, der läuft immer.

Ich schalte den externen Lautsprecher des Funkgeräts komplett aus. Spätestens jetzt erwarte ich, dass Stille herrscht. Eine halbe Stunde später kann ich deutlich hören, dass der Lautsprecher immer noch laut spricht. Wieder eine enttäuschte Erwartung.

Die beiden ganz kleinen Kätzchen müssen morgen gehen.

Seit Wochen schon versuchen wir, die beiden schwarz-weißen Kätzchen aufzupäppeln. Sie bekommen mit ihrer Amme einen Schonraum, damit die anderen ihnen nicht die ganze Milch weg trinken. Die Mutterkatze ist immer noch freundlich und alle Kleinen dürfen bei ihr trinken. Das hilft aber nichts, die beiden wollen einfach nicht zunehmen. Währenddessen wird die Mutter immer dünner und schwächer. Deswegen wurde heute die Entscheidung getroffen, dass die Kleinen morgen gehen müssen. Es war uns vorher klar, dass ihre Chancen nicht die besten sind, doch wir haben es versucht. Zum Abschied habe ich geheult.

Und da wäre noch die weltweite Störung von Facebook, WhatsApp und Instagram. Irgendwie scheint das Videoüberwachungs-System des Animal Shelter die Facebook-Infrastruktur zu nutzen. Während ich diese Zeilen schreibe, kommen bei mir die ganzen Alarme von gestern rein. Pling. Pling. Pling.