Frohes neues Jahr 2022

Und es ist wieder soweit. Ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. Es ist nur ein Tag im Kalender, doch für die meisten Menschen ein sehr wichtiger Tag. Diesmal also Silvester in Aruba.

Zufahrtsstraße zum Altovista Wassertank

Am Nachmittag ist der Wind einigermaßen flau, wir können die Genua hochziehen. Leider frischt er schnell wieder auf, so dass das Großsegel noch warten muss.

Eike und ich verbringen die Abendstunden an Bord. Besonders weit können wir sowieso nicht weg, denn im Moment haben wir kein Auto. Für den Abend sind wir mit Edward verabredet, der mit uns zu einem der hochgelegenen Wassertanks fahren möchte.

Ich erzähle Eike meine Geschichte von der vorherigen Silvesternacht, in der ich mit Jens zusammen im Zug von Santiago de Cuba nach Havanna gesessen habe. Pünktlich im Mitternacht wurde das Licht eingeschaltet und der Zugchef ging durch den Wagen und wünschte jedem Reisenden ein frohes neues Jahr. Dann wurde das Licht wieder ausgeschaltet. Ich erzähle die Geschichte von unserem Segeltörn aus dem Jahr 2019 ins Jahr 2020. Diesen Jahreswechsel konnten wir sogar zweimal feiern, denn wir sind am Silvestertag von Mindelo (Kapverden) in Richtung Barbados gestartet. Da die Zeitzone der Kapverden weit in die nächste Zeitzone hineinragt, wechselten wir quasi direkt nach Verlassen der 12-Meilen-Zone in eine neue Zeit. Ich habe die Uhr zurückgestellt und die Crew nach einer Stunde noch einmal geweckt.

Der Andrang ist groß, die besten Plätze sind oben.

Für hiesige Verhältnisse pünktlich kommt Edward in die Marina. Im Auto sitzen noch Micheline, die Mutter zweier seiner Kinder, und der zweitjüngste Sohn. Es wundert mich nicht, dass Edward noch kleinere Erledigungen auf der Wegstrecke eingeplant hat. Trotzdem sind wir gegen 23:15 Uhr am Altovista-Wassertank. Edward nimmt ein paar Stühle aus dem Kofferraum, wir bauen unsere kleine Bar auf und genießen schon einmal den Ausblick auf die kommende Stunde. Derweil ballen sich die in einer endlosen Reihe ankommenden Autos zu großen Blechklumpen rund um den Tank. Ich will nicht wissen, in was für einem Chaos das enden wird. Nachher wollen alle zum gleichen Zeitpunkt wieder weg.

Ausblick. Leider ein wenig unscharf.

Es wird so viel Feuerwerk vor Mitternacht in die Luft gejagt, dass wir fast schon glauben, die Leute hätten nichts mehr übrig, wenn das neue Jahr gekommen ist. Die Autoschlange nimmt immer noch kein Ende. Ich bereite eine Runde kubanischen Rum vor, mit dem wir anstoßen wollen. Sekt ist bei diesen Temperaturen irgendwie keine Option. Pünktlich um Mitternacht verwandelt sich die Insel in ein flammendes Inferno. Es wird wieder einmal mehr als überdeutlich sichtbar, dass auf einer sehr kleinen Insel jede Menge Menschen leben.

Ich wünsche allen ein gutes Jahr 2022! Vielen Dank für die lieben Wünsche, die ihr mir geschickt habt. Im September will ich wieder in Deutschland sein. Ich weiß von Plänen und dass sie leicht zerplatzen, dieser Plan wird aber durchgezogen.

Happy New Year!

Die Fahrt nach unten ging dann vergleichsweise unkompliziert vonstatten. Man merkt wieder, dass sich die Leute in Aruba im Straßenverkehr gegenseitig helfen. Kein Vergleich zum Stadionparkplatz nach einem Eintracht-Spiel. Da will jeder der erste sein und keiner hilft. Wir besuchen noch ein paar Verwandte von Edward, sehen die beiden Töchter und bekommen Biere ausgegeben. Irgendwann gegen drei oder vier Uhr am Morgen landen wir wieder in der Marina und fallen ins Bett.

Countdown

Wir schreiben den 31.12.2021. Nur noch wenige Stunden trennen uns vom neuen Jahr. Nur noch wenige Tage, dann wollen wir die Insel verlassen.

Getreu dem Werbespruch einer großen Baumarktkette gibt es dafür auch bei uns immer noch einiges zu tun. Gestern zum Beispiel, den Tank von Sissi mit allerfeinstem Diesel zu füllen. Das wollte ich eigentlich an der Bootstankstelle in der Renaissance Marina machen, ich bin aber nicht bereit, irgendwelche Zuschläge zu zahlen, etwa für Kreditkartenzahlung oder dafür, dass ich kein Gast in der Marina bin. Da wir unser Auto noch haben, bietet sich die Straßentankstelle geradezu an. Außerdem brauchen wir noch ein paar Kanister. Von den in Spanien gekauften Dieselkanistern ist einer unterwegs zerbrochen und hat die Vorschiffskoje in unnachahmlich leckeren Dieseldunst gehüllt. Wir fahren schnell in den Baumarkt, holen die Kanister und eilen dann zur Tankstelle. Im Baumarkt erleben wir die Rückkehr längst vergessener Corona-Maßnahmen. Wir müssen jeder einen Einkaufswagen nehmen, sonst kommen wir nicht rein. Das gab es früher schon einmal.

Der Diesel muss in die Kanister.

Am Steigrohr lese ich den Pegel ab. Er ist ein wenig schwer zu erkennen, weil so viele Stromkabel hinzu gekommen sind. Noch 120 Liter im Tank, also müssen wir 160 Liter einfüllen, damit wir auf die vollen 280 Liter kommen. Okay, es sind drei Fahrten zur Tankstelle nötig. Mit der ersten Fahrt holen wir die vollen 100 Liter, auf der zweiten Fahrt noch einmal so viel und anschließend müssen wir noch drei Kanister füllen. So weit die überschlägige Kopfrechnung.

An der Tankstelle geht man normalerweise erst zur Kasse und bezahlt, dann schaltet die Kassiererin die Zapfsäule für die entsprechende Menge Sprit frei. Ich kaufe 100 Liter Diesel und bezahle sie mit US-Dollar in Bar. Ich habe nicht genug Florin. Beim zweiten Besuch kommen zu den 100 Litern Diesel (Bezahlung in US-Dollar mit Kreditkarte) noch ein paar Liter Superbenzin dazu, die ich in Bar mit Florin zahle. Beim dritten Besuch reichen die restlichen Florin aus für den Diesel. Die Kassiererin ist endgültig verwirrt, als ich ihr die bunten Scheine über den Tresen reiche. Sie hatte Dollars erwartet und mir den Betrag auch gleich umgerechnet.

Betankung per Schüttelschlauch

Auf dem Boot geht der Diesel dann per Schüttelschlauch in den Tank. Wer nicht weiß was das ist oder wie das geht, findet auf Youtube unzählige Videos. Der Inhalt der ersten sieben Kanister landet schnell im Tank. Am Steigrohr ist der Pegel nun bei ca. 250 Litern. Also passt der achte Kanister noch hinein. Doch nach wenigen Litern läuft der Tank über. Das passiert mir immer wieder, wenn ich an der Zapfsäule tanke. Genau das wollte ich mit den Kanistern vermeiden. Eine Küchenrolle geht dabei drauf, den übergelaufenen Diesel aufzunehmen. Und wir müssen das Cockpit durchwischen, der Geruch ist einfach zu penetrant.

Dinghi fahren, immer wieder ein Spaß

Das Dinghi muss weggepackt werden. Leider ist auf Sissi kein Platz, um es aufgeblasen an Deck zu transportieren. Auf vielen Segelbooten kann man das Dinghi zwischen dem Mast und dem Cockpit transportieren. Das Mittelcockpit von Sissi verbietet uns das. Vor dem Mast würden die Genuaschoten behindert werden. Hinter dem Cockpit würde es der Windfahne Windschatten geben, sie also funktionsunfähig machen. Also müssen wir es zusammenpacken und wegstauen. Vorher darf Eike noch eine Runde im und um den Hafen drehen. In Bonaire werden wir oft genug Dinghi fahren, dort liegen wir ja an einer Boje. Ich hoffe, die Boje neben der Samai bleibt frei.

Am Abend kommt Edward vorbei, um das Auto abzuholen. Eike trauert. Edward macht mit dem Wagen das Geschäft seines Lebens. Er hat die Schrottkarre für 300 Florin gekauft und in vielen Arbeitsstunden zum Laufen gebracht. Anschließend war der Wagen fast drei Monate lang für 220 Florin in der Woche an verschiedene deutsche Segler vermietet. Nun hat er einen Käufer, der ihm 1400 Florin für den Schrotthaufen ohne TÜV bezahlt. Der Motor ist in gutem Zustand, keine Frage. Auch die Bremsen sind sehr gut und die Klimaanlage funktioniert tadellos. Ansonsten braucht der Wagen lediglich eine neue Windschutzscheibe, neue Reifen, neue Stoßdämpfer, und ein paar Kleinigkeiten…

Eike trauert. Er möchte Edward seine in den letzten beiden Wochen erlernten Fahrkünste vorführen. Wir fahren noch eine Runde in die Nacht, es ist sowieso zu viel Benzin im Tank. In Aruba werden Autos nur verkauft, wenn die Tankanzeige auf „E“ steht. Edward lobt Eike. Er fühlt sich sicher. Und ja, Eike hat sich in den letzten beiden Wochen sehr gut entwickelt. Anstatt den Spaß in den Vordergrund zu stellen, bemüht er sich um eine ausgesprochen sichere Fahrweise. Das gefällt mir. Hier noch ein paar Eindrücke aus den ersten Tagen mit der Handschaltung. Ich entschuldige mich bei den Quietschboys und ACDC, den Song verwendet zu haben, doch kein Text passt besser. Zum Glück wurde die Tonspur nicht von Youtube gelöscht.

An dieser Stelle wünsche ich euch allen ein gesundes, schönes, erfolgreiches und perfektes Jahr 2022. Auf dass die Pest endlich endet! Prost Neujahr!!!

Klebrige Insel

Aruba hat es wieder einmal geschafft und mir von hinten in die Kniekehle getreten. Es ist Motortag. Endlich nehme ich die lange aufgeschobene Inspektion in Angriff. Ich hasse den Geruch von Diesel im Boot. Trotzdem wollen alle Filter gewechselt werden. Das gelingt mir sogar so erfolgreich, dass der übergelaufene Diesel in unzähligen Papiertüchern von der dicken Küchenrolle landet und das Öl ebenso. Leckeres schwarzes altes Öl. Nach zweieinhalb Stunden brummt der Motor wieder. Ein schönes Gefühl. Dafür läuft das Waschbecken im Badezimmer nicht mehr ab. Eike geht ins Wasser und entfernt jede Menge Bewuchs, bevor er überhaupt den Auslass findet. Nach etwas Kratzen und Schaben ist es soweit, gurgelnd läuft das Wasser wieder ab. So weit, so gut.


Nach der erfolgreich durchgeführten Motorinspektion will ich gleich noch den Watermaker wieder in Betrieb nehmen. Schritt für Schritt arbeite ich mich am Handbuch ab. Es kommt der Punkt, an dem steht, dass der Watermaker nun für drei Minuten gespült werden muss. Die Hochdruckpumpe fängt an zu arbeiten. Anfangs ist gut zu hören, wie die Luft aus dem System zischt. Das Pumpengeräusch wird vertrauter, kerniger und ich kann hören, wie das Wasser die Luft verdrängt. Ich stehe wieder am Navigationstisch und lese mir den nächsten Arbeitsschritt durch. Nun muss die Reinigungsflüssigkeit angemischt werden. Die benötigten Pülverchen waren bei Eike im Gepäck.

Ein Knall. Der Bereich vor dem Maschinenraum ist nass. Das Pumpengeräusch hat sich wieder verändert. Nun verteilt die Hochdruckpumpe das Spülwasser im Maschinenraum. Das Gehäuse des Feinfilters ist einfach geplatzt. Vielleicht hatte es einen Haarriss, vielleicht habe ich es zu fest zugemacht. Was auch immer die Ursache war, ich werde es nie erfahren. Wir wollen Sissi nach Bonaire segeln und dort an einer Boje festmachen. Trinkwasser per Dinghi an Bord schaffen? Ist nicht so mein Ding. Ein Platz in der kleinen Marina? Ist echt teuer. In Aruba auf das Ersatzteil warten…?

Filtergehäuse

Das Ersatzteil ist nach Bonaire bestellt. Ich habe meinem Händler geschrieben, dass ich bereit bin, Versandkosten in jeder Höhe zu zahlen. Hauptsache ist, dass das Teil schnell nach Bonaire gelangt. Wenn wir uns ein wenig einschränken, reichen die 500 Liter Wasser im Tank, bis das neue Gehäuse eingetroffen ist. Wir müssen nicht duschen, wir können uns auch am Waschbecken waschen. So leicht mache ich es dir nicht, Aruba!