Yaiza

Ich habe auf Lanzarote noch keinen Ort gesehen, der in seiner Authentizität Yaiza überbieten könnte. Auf dem Rückweg von Timanfaya kamen wir erstmals durch Yainza hindurch.

Yaiza

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass die vielen weißen Häuser mitnichten alle irgendwelche Touristenresorts sind, sondern dass praktisch alle Häuser auf Lanzarote in dieser Farbe gestrichen sind.

Wir wollten während unseres Aufenthalts einen Ort finden, in dem die Einheimischen die Kirche und die Kneipe besuchen. Einen Ort, in dem nicht die Hotels und Ferienanlagen das Ambiente dominieren. Einen Ort, in dem das Restaurant keine deutsche Speisekarte hat.

Tapas Bar in Yaiza

Wir glauben, diesen Ort in Yaiza gefunden zu haben, und werden im Laufe unseres Aufenthalts auf dieser Insel auch noch genau diese Tapas Bar besuchen. Der berühmteste Mensch aus diesem Ort ist sicherlich der Pfarrer, der über den Vulkanausbruch im heutigen Nationalpark TImanfaya einen Augenzeugenbericht angefertigt hat.

Radfahrer auf dem Weg durch Yaiza

Ähnlich wie diese Radfahrer sind wir bei unserer ersten Durchfahrt aus Süden durch den Ort gefahren und haben uns sofort vorgenommen, hier noch einmal die Kameras kreisen zu lassen.

Hauptstraße

Auffällig ist, dass hier im Gegensatz zu vielen anderen Orten, durch die wir gefahren sind, wirklich Leben auf der Straße ist. Otto-Normaltourist wird diesen Ort niemals sehen, denn es wurde eine Umgehungsstraße gebaut und auf der Straßenkarte von Lanzarote sind hier keine Sehenswürdigkeiten verzeichnet.

Weinreben im Garten

Dafür findet man aber abseits der Hauptstraße schön gepflegte Häuser und Gärten, zum Beispiel auf dem obigen Bild Weinreben, die akkurat mit kleinen Mäuerchen eingezäunt und individuell bewässert werden. Wasser ist bekanntermaßen knapp auf dieser Insel.

Violett…
…Orange…
…Rot…
…oder Gelb. Es gibt hier andere Farben als Schwarz, Braun und Grau.

Die Gemeinde hat auf den öffentlichen Flächen viele verschieden farbig blühende Pflanzen aufgestellt, die wir hier noch Mitte November in ihrer ganzen Pracht bewundern durften. Eine Wohltat für das Auge und mal wieder ganz andere Farben. Toll.

Kirche

Vor der Kirche sehen wir gerade ein Paar, das sich entschlossen hat, doch nicht den Gottesdienst zu besuchen. Wir waren in der Kirche und hätten sogar Fotos vom Inneren machen können, haben aber davon abgesehen, weil just zum Zeitpunkt unseres Besuchs der Pfarrer den Gottesdienst begonnen hat. Da wollten wir dann aus Respekt nicht mit den Kameras hantieren. Aber wir kommen wieder, wir wollen ja die Tapas Bar noch besuchen. Vielleicht hat die Kirche dann auch geöffnet.

Kirche und Tapas Bar

Gleich hinter der Kirche ist die Bar. Das ist doch wie in Bayern, dachte ich mir. In der Bar sitzen die Männer und trinken, in der Kirche sitzen die Frauen und beten. Das Rollenbild ist alt hergebracht.

Zentraler Punkt im Ort – die Bar

Endlich wieder mal ein Ort mit echtem Leben. Auch wenn es nur spärlich zu sehen ist, wie die bunten Pflanzen in ihren Farben. Endlich keine dicken, blank gezogenen Bäuche am Strand, sondern ganz normale Menschen. Dieser Ort ist erfrischend anders. Zum Glück hat dieses Blog nicht die nötigen Zugriffszahlen, die so etwas verändern könnten. Ich werde Jens davon abhalten, das auf Instagram zu veröffentlichen.

Jens in Yaiza

Yaiza. Ein Ort, den man eigentlich nicht findet. Hauptstadt der Gemeinde und doch in keinem Touristenführer verzeichnet. Mit dem Auto fährt man automatisch daran vorbei. Es gibt so gut wie keine Hotels, kein Schwimmbad, keine Diskothek. Dafür nimmt der Geldautomat im Ort keine Extragebühren und die örtliche Bar ist nicht von Briten, Deutschen oder anderen Touristen bevölkert. Der Traum eines Individualtouristen. Jens und ich werden dort noch Tapas essen und stilecht mit dem Linienbus anreisen.

Anfang und Ende dieses Beitrags: Die Tapas Bar

Mächtige Komfortverbesserung

Auf der Überfahrt zu den Kanaren ist uns aufgefallen, dass wir unsere Getränkedosen immer sehr schnell austrinken müssen. Entweder setzen wir uns ins Cockpit, dort gibt es Getränkedosenhalter. Oder wir trinken die Dosen unten im Salon leer, dort gibt es keine. Die Lösung des Problems war so einfach wie günstig:

Fahrrad-Getränkehalter

Wir haben einen kurzen Stopp im Decathlon gemacht und zwei Fahrrad-Getränkehalter erstanden. Kostenpunkt: 2,99€ pro Stück. Die sind jetzt mit Kabelbindern an unserer Maststütze festgezurrt und jetzt haben die Dosen auf dem Ozean keine Chance mehr, durch den Salon zu fliegen. Nun müssen wir sie nicht mehr in einem Zug leeren.

Goldene Hochzeit

Heute ist der 50. Hochzeitstag unserer Eltern. Wir Heuchler sind deswegen von Lanzarote nach Frankfurt geflogen. Damit wir nicht wie zwei zerzauste Segler dort ankommen, waren wir schon vor ein paar Tagen beim Friseur.

Jens sitzt auf dem Stuhl

Warum Heuchler? Weil wir einerseits mit dem Segelboot so abgasarm wie möglich um die Welt fahren wollen, keinen Dreck produzieren möchten wie die Kreuzfahrer und die Flugtouristen und andererseits dann von Lanzarote für eine Woche nach Frankfurt und zurück fliegen.

Heutzutage ist der Begriff „Flugscham“ bekannt, Greta segelt gerade wieder zurück über den Atlantik unter Wetterbedingungen, bei denen wir Sissi lieber im Hafen anbinden.

Ich habe über Jahre gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens protestiert und mich geweigert, eines dieser Fluggeräte zu betreten und wenn, wollte ich einen anderen Flughafen benutzen. Einen, bei dem die Anwohner nicht so viel unter dem Lärm leiden oder den Lärm gar möchten, weil sie die Arbeitsplätze der Ruhe vorziehen.

Bescheuertes Selfie mit Friseurladen im Hintergrund

Frankfurt Hahn wäre eine Alternative gewesen, der Flughafen ist auch aus Lanzarote direkt zu erreichen. Wir fliegen aber direkt nach Frankfurt am Main, weil es für uns am bequemsten ist. Wenn schon schmutzig, dann richtig schmutzig.

Schlecht fühle ich mich nicht dabei. Ich schreibe diese Zeilen nieder und weiß, dass ich zur Veröffentlichung dieses Beitrags schon ein paar Tage in Frankfurt gewesen sein werde. Darauf freue ich mich.

Heute bin ich sehr darauf gespannt, wie unsere Eltern aus der Wäsche gucken, wenn wir am Dienstagabend vor der Tür stehen und klingeln. Nur ganz wenige Menschen wissen, dass wir uns auf den Weg machen, keiner aus unserer Verwandtschaft gehört dazu. Die Überraschung muss perfekt sein. Rasieren muss ich mich auch noch, dann sieht das optisch schon einmal gut aus.

Jens packt seine warmen Klamotten ein….

Wir haben die Wettervorhersage aus Frankfurt gehört, das Internet hier in der Marina ist sehr gut. Der Radiostream vom Hessischen Rundfunk ist stabil und verrät, dass wir mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt rechnen können. Auf jeden Fall einstellig. Das kennen wir seit Monaten nur aus dem Inneren unseres Kühlschranks. Also suchen wir verzweifelt nach unseren warmen Klamotten. Nur – wo sind die eigentlich? Die meisten haben wir in Frankfurt gelassen. Warum sollten wir die mitnehmen auf einen Segeltörn über die Barfußroute.

…auch ich sammle ein, was irgendwie Wärme in der Kälte Deutschlands verspricht.

Dazu kommt, dass wir am Samstag ins Waldstadion wollen, also müssen die Klamotten auch noch einigermaßen in das Ambiente passen. Und warm müssen sie sein.

Soll ich die dicken Wollsocken einpacken? Ich habe mich immer über die Schotten gewundert, die bei mehr als 16°C plötzlich in T-Shirt und kurzen Hosen herumlaufen. Und ich habe mich über die Portugiesen gewundert, die bei 20°C plötzlich die Winterjacke und den Schal auspacken. Wie wird es uns ergehen? Abgehärtet wie die Schotten sind wir nicht (mehr). Werden wir zittern und frieren? Ich befürchte es.

Flughafen Lanzarote

Und so warten wir nun auf den Abflug. In knapp fünf Stunden werden wir wieder dort sein, wo wir vor fünf Monaten losgefahren sind.

Der Flug ist so angenehm, wie Flüge es sein können. Keine Turbulenzen, überpünktlich und das Personal war total freundlich.

Trotzdem macht es keinen Spaß. Es ist warm, stickig und die Luft ist extrem trocken. Es ist laut und eng. Lieber fünf Tage auf See als fünf Stunden in der Luft.

Flug

Die Frankfurter S-Bahn begrüßt und mit der üblichen Verspätung. Es ist schön, wieder daheim zu sein.