Gestern hatten wir einen einheimischen Führer, der uns ein Auto mit Fahrer organisiert hat. So konnten wir manche Sehenswürdigkeit ansehen, die wir zu Fuß nicht so leicht erreichen können. Wir haben das Kastell über der Einfahrt in unsere Bucht besucht und dann noch in Santiago den Friedhof, auf dem sich das Grab von Fidel Castro befindet. Über das Kastell werde ich demnächst schreiben, heute schreibe ich über das Grab.
Flagge in riesengroß
An einer Fahnenstange vor dem Friedhof befindet sich die größte Flagge, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Man könnte Sissi einmal komplett darin einpacken. Neben dem Mast befindet sich ein kleines Haus, in dem die Wachsoldaten ihren Dienst tun. Alle dreißig Minuten findet eine Wachablösung statt.
Monument
Zunächst glauben wir, Fidels Grab würde sich in dem Monument befinden, vor dem die Soldaten paradieren. Ein Sicherheitsdienst sorgt dafür, dass die Wachsoldaten von den Touristen nicht behelligt werden, wenn sie stramm stehen und im Stechschritt marschieren.
José Martí
Im Monument wiederum ist eine Statue von José Martí, dem wohl wichtigsten kubanischen Schriftsteller, Poet und Nationalheld. Der mit einer Flagge bedeckte Sarg enthält die Asche eines der Mitkämpfer von Fidel Castro gegen Batista während der Revolution.
Vater aller Kubaner
Am Abend erfahre ich vom Hafenmeister, dass Fidels Grab sich gar nicht in diesem Monument befindet. Seine Asche ist ein einem Loch in diesem Stein hinter dem Schild mit seinem Namen. Er wollte nur ein ganz einfaches Grab haben.
Fidel Castros Grabstein
Einer der Kämpfer im Denkmal wird als Vater aller Kubaner bezeichnet, dann ist noch eine Kämpferin dort bestattet, die als Mutter aller Kubaner bezeichnet wird. Wenn ich nur ein besseres Namensgedächtnis hätte. Mit etwas Internet könnt ihr das aber herausfinden, für mich ist es im Moment zu teuer.
Nebenan ist die Gedenkstätte für die anderen Revolutionäre. Ein geschichtsträchtiger Ort, an den wir geführt worden sind.
Die anderen Revolutionäre
Von der Wachablösung konnte ich ein kleines Video drehen. Das ist bedauerlicherweise etwas verwackelt, weil ich kein Stativ zur Hand hatte. Sollte ich noch einmal die Gelegenheit haben, werde ich ein Stativ nehmen und wenn möglich bei besserem Licht, also am Vormittag, wiederkommen. Ich denke aber, es gibt den Eindruck ganz gut wieder.
Dieser Beitrag strotzt vor Bildern, die nicht zum Text passen. In den nächsten Tagen werden es noch mehr Bilder werden. So viele Farben, so viele Eindrücke.
Sonnenaufgang
Der Wecker klingelt um 5:20 Uhr. Ich stehe leise auf, damit Jens nicht geweckt wird. Er kann mich heute leider nicht begleiten, denn er hat sich den Fuß vertreten und muss ihn schonen. Nach wenigen Minuten sitze ich bei meinem Morgenkaffee und versuche, die Kanne innerhalb einer Stunde zu leeren. Das gelingt mir, während ich mir den Sonnenaufgang ansehe.
Uferpromenade
Die Fähre ist auf die Minute pünktlich und bringt mich in einer guten halben Stunde bis in die Innenstadt von Santiago de Cuba. Dort habe ich mir viel vorgenommen. Ich möchte frisches Gemüse einkaufen, vielleicht kann ich einen Metzger finden und eine SIM-Karte für das Internet suche ich auch. Die ersten Eindrücke überwältigen mich.
Taxikutsche
Die Pferdekutschen sind Taxis für den Hafenbereich, wo die Berge nicht so steil sind. Neben den Pferdekutschen gibt es auch noch Pferdekarren für Transporte, etwa hier für Bauschutt.
Lastenpferd
Da die Geschäfte erst um 9 Uhr öffnen, mache ich einen ausgedehnten Spaziergang. Das tut mir nach den Segeln und den Tagen der Quarantäne sehr gut.
Alter Schlitten
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass auf den Straßen in Santiago ausschließlich uralte Autos herumfahren, aber es macht keine Freude einen aktuellen Renault Berlingo oder einen Peugeot 405 zu fotografieren.
Motorradgang
Auf meinem Weg zum Bahnhof kommt mir eine Motorradgang entgegen. Jawohl, diese Motorradfahrer sind alle in einer Gruppe unterwegs. Jedes einzelne der Motorräder würde gegen unsere Lärmvorschriften verstoßen, außerdem hupen die Kerle noch wild.
Ferrocarriles de Cuba
In den Bahnhof selbst kann ich nicht hinein, dafür gelingt es mir aber, den Zug in der Abstellanlage abzulichten. Nur die Lok fehlt, keine Ahnung wo man die abgestellt hat. Endlich mal wieder Schienen vor dem Objektiv.
Abstellanlage
Santiago ist auf Hügeln gebaut, dementsprechend laufe ich viel bergauf und bergab. Das wäre Gift für Jens‘ Fuß gewesen. Am Montag wollen wir wieder in die Stadt, dann kann ich eine kleine Fremdenführung machen. Die ehemals hübschen Gebäude aus der Kolonialzeit sind heruntergekommen oder sehr heruntergekommen. Dennoch ist das Ambiente stimmig und gefällt mir sehr gut.
Steile Straßen, alter Schlitten
Im Gegensatz zu vielen anderen Orten fällt mir positiv auf, dass die Straßen wie sauber geleckt sind. Nirgendwo liegt Abfall auf der Straße herum. Die Maskentragequote liegt übrigens bei ca. 100%, in Kuba muss man nämlich überall in der Öffentlichkeit eine Maske aufsetzen. Bis ich das gelernt hatte, war die Quote etwas niedriger, denn es kam mir nicht in den Sinn, auf der Straße eine Maske zu tragen.
Ehemalige Schienen
Reste von Straßenbahngleisen finden sich an den unterschiedlichsten Orten. Anscheinend gab es in der Zeit vor der Revolution auch eine Straßenbahn in Santiago. Leider gibt es sie heute nicht mehr, sonst müsste ich mir nicht die Beine krumm laufen.
Alte Gebäude, junges Pferd
Ich finde das Verkaufsbüro von ETECSA, dem hiesigen Mobilfunkanbieter. Dort ist eine lange Schlange vor der Tür. Man ruft in die Menge „persona ultima“ und es meldet sich die Person, die aktuell das Ende der Schlange ist. Wenn der nächste potentielle Kunde kommt, wiederholt sich das Spiel. Gegenüber dem Verkaufsbüro ist ein Park, die Warteschlange ist nicht nur auf dem Gehweg, sondern auch im Park auf den Parkbänken.
Eine Katze an der Ladentheke
Als ich nach einer Dreiviertelstunde endlich an die Reihe komme, will mir die Angestellte Internetvouchers verkaufen, wie wir sie auch in der Marina kaufen können. Das lehne ich ab, ich will eine SIM-Karte mit richtigem Datenvolumen. Die verkauft sie mir nicht. Ich kapiere das nicht und verlasse den Laden.
Dieser Wagen ist ein Taxi
Ich finde den Fischmarkt und bewege mich durch die Verkaufsstände. Noch fast dreieinhalb Stunden bis zu meiner Fähre zurück, so lange will ich den Fisch nicht in der Sonne herumtragen. Dann ist er sicher nicht mehr frisch. Ich nehme mir vor, später wiederzukommen.
Verschiedene Supermärkte glänzen vor allem mit leeren Regalen und langen Schlangen vor der Tür. Die Einheimischen schauen durch das Schaufenster, was es gerade zu kaufen gibt. Wenn es interessant ist, reihen sie sich in die Schlange ein. Ich sehe kein frisches Gemüse, also gibt es für mich keinen Grund anzustehen.
Blick auf die Kathedrale
Sehr lange Schlangen gibt es vor allen Bäckereien, außer vor denen, denen das Brot ausgegangen ist. In dieser Hinsicht sind wir gut aufgestellt, denn wir haben unsere eigene Bäckerei an Bord und noch eine Unmenge Mehl, die wir verbacken können.
Positiv ist mir aufgefallen, dass ich als reicher Tourist nicht von den Einheimischen angesprochen werde. Wenn ich einen anspreche und frage, wo es denn zum ETESCA, zu einem Zigarrenladen oder zum Supermarkt geht, bekomme ich eine höfliche Antwort und die entsprechende Wegbeschreibung. Das habe ich auf anderen Inseln ganz anders erlebt.
Blick auf Santiago von der Fähre aus
Leider ist der Fischmarkt bei meinem zweiten Besuch ausverkauft. Ich habe gelernt, dass ich dann einkaufen muss, wenn etwas im Laden ist. Ich darf nicht damit rechnen, dass es die Ware zwei Stunden später noch gibt. Das ist okay, wir können noch wochenlang mit den Vorräten an Bord überleben. Das ist alles noch Zeug, das wir für die Überfahrt nach Australien gebunkert haben.
Auf der Fähre
Den ganzen Tag habe ich auf der Straße keinen einzigen Polizisten gesehen. Dafür fährt auf der Fähre ein Soldat mit. Die Fähre macht einen kleinen Umweg und fährt die Marina direkt an, wo der Soldat aussteigt. Der Kapitän, der Chefdesinfektor, der Maschinist und der Soldat guckten ziemlich dumm aus der Wäsche, als ich ebenfalls aussteigen möchte. Der Sicherheitsmann der Marina gibt die Erlaubnis und ich spare mir den Heimweg.
So viele Eindrücke muss ich erst einmal verarbeiten. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal in einer Großstadt gewesen bin.
Am frühen Nachmittag bringt uns Norbert die schriftliche Bestätigung des negativen Covid-Tests. Die müssen wir jetzt gemeinsam mit den Visa in unsere Pässe legen und immer mitführen, wenn wir auf der Insel unterwegs sind. Damit ist es offiziell – wir dürfen die Marina verlassen und Kuba besuchen.
Schisserkatze
In der Mittagssonne mache ich mich gleich auf und unternehme den ersten Spaziergang. Ich sehe mir den Fähranleger an, von dem wir morgen nach Santiago fahren wollen. Die Fähre geht um 6:20 Uhr, ich bin gespannt, ob wir rechtzeitig aus dem Bett kommen. Jens bleibt an Bord, er hat keine Lust in der Mittagssonne herumzulaufen. Ihm reicht das Wissen, dass er herumlaufen dürfte. Der Fähranleger ist ohne Fähre kaum als solcher zu erkennen. Lediglich ein kleines Dach, das Schatten gibt, weist auf das öffentliche Verkehrsmittel hin.
Raffinnerie
Ich laufe weiter, suche die Bushaltestelle in die Stadt. Ich kann sie nicht finden. Statt dessen finde ich einen Ort, von dem aus die Raffinnerie gut zu sehen ist, die uns seit Tagen mit ihren Abgasen beglückt.
Vollbesetzte 125er Suzuki
Auf der Straße sind praktisch keine Autos unterwegs. Der wenige Individualverkehr wird mit kleinen Motorrädern durchgeführt. Ich sehe eine MZ ETZ 250, ein Motorrad aus der DDR, das ich seit Jahren nicht gesehen habe. Sie sieht wunderschön in Schuss aus und bevor ich die Kamera heben kann, ist sie schon durch. Dafür kann ich eine kleine Suzuki ablichten, die voll besetzt einen Hügel erklimmt.
Dreirad aus einer Schwalbe mit getuntem Motor
Völlig dem Klischee entsprechend gibt es auch hier in Punta Gorda, dem Ort in dem sich die Marina befindet, eine ganze Plattenbausiedlung. Oder so ähnlich. Sozialistische Einheitsarchitektur. Auf dem Dach eines jeden Gebäudes befindet sich ein Wassertank, der für den Wasserdruck sorgt. Wir wissen aus der Marina, dass das Wasser aus der Wasserleitung nur tröpfelt.
Einheitsarchitektur mit Lada
Während meines Spaziergangs überholt mich ein alter Lada. Auch er ist sehr gut in Schuss, wenn die Kubaner einen PKW oder ein Motorrad besitzen, halten sie ihre Fahrzeuge tipptopp in Ordnung.
Der Lada sieht noch super aus
Das LKW-Wrack ist sicherlich nicht zum Verrosten hier abgestellt, es sieht eher so aus, als solle der Wagen wieder aufgebaut werden. Ein Fahrzeug wirft man auf Kuba nicht einfach so auf den Schrott.
Die andere Schisserkatze
Zwei kleine Katzen haben Angst vor mir. Kaum hebe ich die Kamera an, verschwinden sie in ihren Verstecken.
Kein Schrott
Im kleinen Laden finde ich eine Flasche Rum aus Santiago de Cuba, die will für nur 7 US$ unbedingt mit an Bord, ich tue ihr den Gefallen. Rum ist ein wirklich günstiges Getränk auf Kuba. Der Rum schmeckt sogar ziemlich gut, Jens und ich haben ihn gleich getestet.
Völlig anderer Blickwinkel
Aus der Höhe sieht der Blick auf Sissi und die Fähre ganz anders aus als in der Marina. Ich habe Freude daran, andere Blickwinkel zu sehen und den neuen Ausblick zu genießen.
Der Wermutstropfen an der ganzen Geschichte: Kaum habe ich die Marina verlassen und das Gittertor hinter mir geschlossen, steht sofort ein Einheimischer vor mir und fragt mich, ob ich Geld wechseln möchte. Er würde mir einen Kurs von 1:1,30 bieten. Der offizielle Kurs für den Umtausch von konvertiblen Pesos zu Dollars ist 1:1. Schwarzmarkt eben, an Dollars kommen sie hier auf Kuba nicht unbedingt heran. Er bietet mir auch einen Taxiservice nach Santiago an, der billiger wäre als der offizielle Taxipreis. Außerdem hätte seine Mutter eine Waschmaschine und deswegen könne er mir Wäschereidienste anbieten. Darauf werden wir auf jeden Fall noch zurückkommen.
Falls wir alte Handys, Computer oder sonstige Elektronik an Bord hätten bietet er mir einen guten Preis dafür an. Wir haben aber nur neue Handys, Computer und Elektronik an Bord. Merke: Wenn Du nach Kuba reist, nehme den ganzen Elektroschrott mit, der sonst in Deutschland in der Recyclingtonne landen würde. Das Zeug ist hier echt noch was wert.
Rum aus Santiago – gut und günstig
Während Jens und ich den Rum genießen kommt Norbert ans Boot. Leider können wir nicht über Weihnachten nach Havanna fahren, der Zug ist ausgebucht. Wir werden am 31.12. in den Zug nach Havanna steigen und bis zum 6. Januar dort bleiben, für diese Verbindung konnte Norbert uns noch eine Reservierung besorgen. Es gibt übrigens nur einen Zug. Der fährt alle vier Tage von Havanna nach Santiago und alle vier Tage von Santiago nach Havanna. Morgen werde ich zum Bahnhof gehen und mir den Zug anschauen, denn morgen ist eine Fahrt ab Santiago geplant. Ich bin gespannt.