Am heutigen 6. Mai dauert mein für wenige Tage geplanter Aufenthalt auf Aruba acht Wochen. Acht Wochen in denen auf der Welt ziemlich viel passiert ist. Ich habe erlebt, wie der normale Wahnsinn auf Aruba abgeht, wenn ein oder zwei Kreuzfahrer am Terminal liegen. Ich habe erlebt, wie Oranjestad austrocknete und verödete. Ausgangssperren und Hausarrest. Inzwischen werden die Maßnahmen gelockert, Geschäfte dürfen wieder öffnen. Das Leben fühlt sich wieder anders an.
11. März
Jens und ich landen auf Aruba. Wir erledigen unsere Einreiseformalitäten ganz normal im Hafen Barcadera und suchen uns anschließend einen innenstadtnahen Liegeplatz in einer von zwei Marinas. Ich will die Straßenbahn fotografieren, wir wollen ein paar Tage auf der Insel verbringen und uns alles ansehen.
13. März
Auf Aruba werden die ersten beiden Menschen positiv auf Covid-19 getestet. Wir bekommen davon gar nichts mit, das Leben läuft ganz normal. Ich mache eine Menge Fotos von der einzigen Straßenbahn in der Karibik. Jens auch. Die Chapo meldet sich bei uns. Sie wollen nach Aruba kommen, weil in vielen Ländern die Grenzen schon zu sind. Auf Aruba ist alles vollkommen normal.
15. März
Aruba schließt die Grenzen. Nur noch Arubaner dürfen in das Land reisen. Über die Honorarkonsulin erreichen wir eine Ausnahme für die Chapo. Das letzte Kreuzfahrtschiff hat die Stadt verlassen. Die Straßenbahn hat ihren vorerst letzten Betriebstag.
16. März
Aruba hat den dritten Fall von Covid-19. Noch sind Geschäfte, Restaurants und Bars geöffnet. Die Touristen fehlen, das Personal steht in leeren Läden. Die meisten Geschäfte reduzieren ihre Öffnungszeiten.
19. März
Der erste Covid-19 Patient wird als geheilt entlassen, die Gesamtzahl der Fälle liegt nun bei fünf. Die Regierung ruft zu Social Distancing auf. Öffnungszeiten der Läden werden bis 22 Uhr begrenzt. Es wird eine Ausgangssperre ab dem 21. März angekündigt. Außerdem schließt der Flughafen am 31. März seine Tore. Inzwischen rufen Jens und ich die entsprechenden Webseiten täglich auf. Die ersten Supermärkte beginnen mit der Aufstellung von Desinfektionsmittelspendern. Kassierer tragen Mundschutz. Plexiglaswände wachsen nach und nach an den Ladenkassen.
21. März
Jetzt ist die Zahl der Covid-19 Fälle bei acht. Zwischen 21 Uhr und 6 Uhr gilt ab sofort eine Ausgangssperre. Wer dagegen verstößt, verbringt die Nacht im Gefängnis und zahlt 560 US$ Strafe. Geschäfte, Restaurants und Bars dürfen nur noch bis 20 Uhr öffnen. Viele Läden haben sowieso geschlossen, weil kaum noch Touristen da sind. Wir erfahren von der Chapo, dass sie kurz vor Aruba ist.
22. März
Neun Covid-19 Fälle. Die Regierung gibt bekannt, dass die Strafe für Verstöße gegen die Ausgangssperre schon mehrfach verhängt wurde. Die Chapo erreicht Oranjestad.
23. März
Die Zahl der Covid-19 Fälle steigt auf 12. Bars und Frisörläden müssen schließen, Restaurants dürfen nur noch außer Haus verkaufen oder liefern.
27. März
Inzwischen gibt es auf Aruba 33 positive Fälle. Ab dem 29. März gilt für alle „shelter in place“, eine Art Hausarrest. Alle nicht notwendigen Geschäfte müssen schließen. Alle müssen zu Hause bleiben, außer zum Einkaufen oder in die Apotheke darf man nirgendwo hingehen. Wir interpretieren „zu Hause“ ziemlich großzügig und betrachten das komplette Hotelgelände als unser Zuhause. Das führt manchmal zu Diskussionen mit den Sicherheitsleuten des Hotels.
5. April
64 Personen wurden inzwischen positiv auf Covid-19 getestet. Jens fliegt mit einem Evakuierungsflug der Niederlande nach Amsterdam, danach geht es für ihn mit dem ICE nach Frankfurt. Wir rechnen uns nicht aus, dass wir vor der diesjährigen Hurrikansaison Aruba noch verlassen können. Derzeit haben alle umliegenden Länder ihre Grenzen geschlossen.
8. April
Die Gesamtzahl der Covid-19 Fälle ist auf 77 gestiegen, davon sind noch 63 aktiv. Die Regierung gibt Maßnahmen für das bevorstehende Osterwochenende bekannt. Alle Strände sind über Ostern gesperrt. Die Ausgangssperre wird noch verschärft. Auf Aruba ist es üblich, sich mit der ganzen Familie an Ostern am Strand zu treffen.
15. April
Eine 79-jährige Person stirbt an den Folgen ihrer Covid-19 Erkrankung. Die Gesamtzahl der Fälle liegt bei 93, aktiv sind noch 53 Fälle. Es gelten weiterhin die bekannten Regeln, Hausarrest und Ausgangssperre werden bis Ende des Monats verlängert. Bei der Obduktion eines 39-jährigen Toten wird entdeckt, dass dieser ebenfalls an Covid-19 verstorben ist. Damit gibt es zwei Tote auf Aruba.
19. April
Die Regierung gibt bekannt, dass der Flughafen bis mindestens zum 31. Mai für Passagiere geschlossen bleibt. Die Zahl der Fälle ist auf 97 gestiegen, von denen noch 46 krank sind. In den letzten Tagen übersteigt die Zahl der Geheilten die der Neuinfektionen.
22. April
Die Zahl der Covid-19 Fälle erreicht 100. Die meisten der Fälle sind aber schon geheilt, es sind nur noch 30 Menschen erkrankt. Es sieht aus, als hätte die Insel die Pandemie recht gut eingedämmt.
27. April
Die Regierung gibt bekannt, dass ab morgen neue Regeln gelten. Die Ausgangssperre gilt jetzt von 22 Uhr bis 5 Uhr, Geschäfte müssen nun um 21 Uhr schließen. Sonst kommt es zu keinen Änderungen. Der Hausarrest gilt weiterhin, es kümmert sich aber kaum noch einer darum. Inzwischen sind nur noch 25 Menschen erkrankt, neue Infektionen wurden nicht bekannt. Die Erwartungen an die Lockerung sind nicht nur bei mir enttäuscht worden.
28. April
Ab dem 4. Mai dürfen die meisten Geschäfte im Land wieder öffnen. In Zukunft möchte die Regierung alle zwei Wochen entscheiden, wie es mit den Lockerungen weitergeht. Dennoch bleibt es bei der verkürzten Ausgangssperre. Auch für die Restaurants gilt, dass sie lediglich bis 21 Uhr Essen zum Mitnehmen oder Lieferdienste anbieten dürfen. Es gibt keine Änderungen bei den Erkrankungen.
4. Mai
Seit dem 22.. April verharrt die Zahl der Covid-19 Infektionen bei 100, davon sind noch 17 aktive Fälle. Die Läden dürfen öffnen, wenn sie die Hygienevorschriften einhalten. Die Menschen müssen beim Warten Abstand halten, die Zahl der Kunden im Laden ist begrenzt. Eine Maulkorbpflicht gibt es nicht. In den Geschäften steht Händedesinfektion bereit. Ich mache beim Einkaufen tolle Schnäppchen. Ohne viel zu handeln wird mir in einem Laden angeboten, den Dollarpreis in Florin zu begleichen.
Viele tragen auf der Straße einen Mundschutz. Inzwischen sind die Menschen wieder entspannter. Im Supermarkt bekomme ich keinen Anschiss mehr, wenn ich aus Versehen anderen Kunden zu nahe komme. Jeder weiß, dass es nur noch ganz wenige Fälle auf Aruba gibt. So lange die Grenzen geschlossen sind, kann hier nichts mehr passieren.
5. Mai
Einen Tag nach der ersten merklichen Lockerung der Maßnahmen wird ein neuer Fall entdeckt. Der erste Covid-19 Fall seit dem 22. April bringt die Gesamtzahl auf 101. Ein Betroffener wird gesund, die Zahl der aktiven Fälle bleibt bei 17.
6. Mai
Seit acht Wochen bin ich jetzt auf Aruba. Seit vier Wochen bin ich alleine auf Aruba. Ich habe mir das Langfahrtsegeln anders vorgestellt, bin aber mit meiner Situation nicht so unzufrieden. In anderen Ländern wäre die Zeit härter gewesen. Ich lese Berichte von Seglern, die vor Anker liegen und ihr Boot nicht verlassen dürfen. Hier liegen Freunde im Hafen, die Arubaner sind alle sehr freundlich und sicher vor Hurrikanen ist es hier auch. Mit Kreuzfahrtschiffen rechnet hier niemand vor Mitte Juli, es wird eher länger dauern. Der Flugbetrieb soll angeblich Anfang Juni wieder aufgenommen werden. Es ist unklar, ob die Einreisesperre weiterhin bestehen bleibt.