Einen Tag nach der Ankunft von Fire Ball komme ich zu meiner üblichen Schicht am Dienstagnachmittag. Ich bin früh dran, denn ich will noch ein paar Videos von Fire Ball aufnehmen. Dabei erfahre ich, dass Desiree schon wieder unterwegs ist, um einen verletzten Esel einzusammeln. Derweil kümmere ich mich um Fire Ball, der mit Kamino wohl noch die eine oder andere offene Rechnung hat. Einerseits sind die beiden so ähnlich, als seien sie Brüder. Diva ist heiß, Kamino kann sie nicht befriedigen und Fire Ball kann sie nicht erreichen. Spannend.
Telefonisch erfahren wir, dass nicht der verletzte Esel, sondern eine Eselmama mit ihrem Baby an Bord sind. Da die Esel im Donkey Sanctuary alle kastriert sind, gibt es dort nur Babys, wenn sie aus San Nicolas von der dortigen „frei“ lebenden Eselpopulation kommen. Wir warten gespannt.
Stimmen am Eingangstor machen dem Warten ein Ende. Anneke, Jutta und ich öffnen das Tor zum inneren Stall, Desiree lenkt das Gespann ans Ziel. Es wird spannend. Was erwartet uns im Inneren?
Während Anneke, Jutta und Desiree den Anhänger öffnen, filme ich das Geschehen mit der Kamera. Vicky und Finn sind gemeinsam mit den beiden Eseln mitgefahren.
Es ist ja nicht so, dass das Gaffen den Menschen vorbehalten ist. Ob es sich um einen Unfall auf der Autobahn oder einen Brand im Haus des Nachbarn handelt, immer werden sich neugierige Augen finden. Wenn ein neuer Esel mit dem roten Anhänger kommt, findet sich auch eine neugierige, gaffende Meute. Der einzige Unterschied ist, dass Esel keine Smartphones besitzen. Sonst würden sie filmen.
Mit viel Gefühl motiviert Vicky die Mutter, den Anhänger zu verlassen. Dabei schubst die Mutter wiederum ihre kleine Tochter vor sich her. Alles geschieht ohne Hast. Die Mutter will ihr Baby beschützen und hat gleichzeitig eine gehörige Portion Angst.
Während die erwachsenen Esel bei der Fütterung versuchen, den Besuchern ein möglichst süßes Gesicht zu zeigen, hat das ca. zwei Monate alte Eselbaby das noch nicht gelernt. Sie ist von Natur aus süß, wie kleine Kätzchen oder niedliche Hundewelpen.
Ich muss noch mehr über die Umstände herausfinden, unter denen die beiden eingefangen wurden. Ich tippe auf einen Bezug zu einem Golfplatz. Der Esel von der Feuerwache heißt schließlich Fire Ball. Kamino wurde auf der Straße gefunden, Kamino bedeutet Straße auf Spanisch. Die Namen werden nach den Umständen des Funds ausgewählt. Mit den Namen Tiger und Woods für die beiden Esel kann ich mir nichts anderes vorstellen.
Wir haben einen auch für kleine Esel ausbruchssicheren Stall frei gemacht und nach kurzer Motivation mit einer Mohrrübe laufen Tiger und Woods in ihr vorläufiges Heim.
Zwei Wochen wird es wohl dauern, bis das Kennenlernen mit den anderen Eseln abgeschlossen ist. So wurde es mir für Fire Ball erklärt, das wird wohl mit Woods nicht anders sein. Die kleine Tiger hat eine Verletzung, die eigentlich behandelt werden müsste. Wir können aber nicht an sie heran kommen, die Mutter vertraut uns verständlicherweise noch nicht. Da können wir noch so viele Karotten haben.
Am späten Nachmittag konnte ich noch ein kleines Video aufnehmen, wie Tiger von ihrer Mutter gesäugt wird. Schreibt man das eigentlich so? Zusammen mit den anderen Videoschnipseln der Ankunft habe ich das auch in bewegten Bildern zusammengeschnitten.
Nach der Aufregung um die Ankunft kommt noch eine weitere Aufregung. Ein paar Arubaner sind gekommen, um sich aufzuregen. Der gestern eingesammelte Fire Ball und Kontrahent von Kamino ist ein Esel aus Privatbesitz. Die Eigentümer wollen ihn wieder haben. Damit hat Desiree überhaupt kein Problem. Sie werden ihn in etwa vier Wochen zurück bekommen. In zwei Wochen wird er kastriert, danach besteht keine Gefahr mehr, dass er von seinen Eigentümern zu Zuchtzwecken benutzt wird.